Notar im 18.Jahrhundert

Florette

Neues Mitglied
Hallo zusammen,
hab da mal ein paar Fragen....
Was muss ich mir unter einem Notar im 18.Jahrhundert vorstellen, der Eheverträge aufsetzte? Wo war sein Arbeitsort? Was machte er noch?
Habe recherchiert, dass der Lazaristenorden (oder auch Vincentiner genannt) in Paris neben der Lazaruskirche einige Gebäulichkeiten hatte, unter anderem einen Gerichtshof. Arbeiteten dort auch Notare? Wenn ja, konnte man als Lazaristenmönch zugleich Notar sein, bzw. Eheverträge aufsetzen?
 
Definitiv konnte und kann ein Mönch Notar sein und Verträge aufzusetzen sollte zu seinen Aufgaben gehören.

Zu Paris kann ich nichts sagen.
 
Habe recherchiert, dass der Lazaristenorden (oder auch Vincentiner genannt) in Paris neben der Lazaruskirche einige Gebäulichkeiten hatte, unter anderem einen Gerichtshof.

Wo hast Du das recherchiert?
Im Internet finde ich das hier:

Der Name "Lazaristes" bzw. Lazaristen stammt von einem großen Priorat in Paris, das damals schon fast verwaist war und das der heilige Vinzenz von Paul vom letzten Prior von St. Lazare, Adrien Le Bon, übertragen bekam. Dieses Priorat war nach Lazarus von Bethanien, den Jesus von den Toten auferweckt hat, benannt. Es scheint auf das 6. Jahrhundert zurück zu gehen und war vor den Lazaristen in Besitz der Kanoniker von St. Viktor. In dem weitreichenden Gebäudekomplex waren zeitweilig eine Leprosenanstalt, ein Gefängnis und ein Gerichtshof untergebracht.
Lazaristen: Wer sind die Lazaristen?

Die Leprosenanstalt befand sich in dem Gebäudekomplex, bevor der Lazaristenorden gegründet wurde.
Zur Zeit der Französischen Revolution wurden die Lazaristen vertrieben und in dem Gebäudekomplex ein Gefängnis eingerichtet.
 
Zu Frankreich kenne ich mich nicht aus. In Deutschland sind Notare einfach Anwälte, welche die Funktion des Notars von der Obrigkeit attestiert bekommen haben. Der Arbeitsort scheint mir meistens einfach seine Wohnung zu sein.
 
Danke für eure Antworten!
@ Riothamus: Danke, das hilft mir sehr weiter!

@ Sepiola: hab ich auch so gemeint. Im Priorat hatte es ja auch eine Kirche. Im 17./18. Jahrhundert wurden die Vincentiner daher auch Lazaristen genannt, obwohl der Orden selber eigentlich "Congregatio missionis" hiess. Bei meinen Recherchen hatte ich den Eindruck, dass es heute noch einen anderen Orden gibt, der sich "Lazaristen" nennt, aber nicht auf Vincent de Paul zurückgeht. Da ich mich aber auf das 17./18. Jahrhundert konzentrieren wollte, habe ich das nicht genauer verfolgt.

@ Brissotin: Zu Deutschland habe ich gefunden, dass früher Notare einfach Leute waren, die schreiben und lesen konnten und so jeglichen Papierkram von Leuten erledigt haben. Unter anderem haben sie auch Urkunden ausgestellt.
Ich stelle mir vor, dass an einem Gerichtshof auch viele urkundliche Papiere ausgestellt worden sind (Verurteilungen / Verfügungen), daher denke ich, dass dort auch Leute arbeiteten, die einen Trauschein ausstellen konnten. Aber eben, ich weiss es nicht.
Zum Arbeitsort: Ein Intendant hatte jedenfalls ein Büro ( naja, der war wahrscheinlich auch sehr viel höher im Rang) und auf Gemälden kommt der Notar einfach ins Haus... brauchten wahrscheinlich ausser Papier und Schreibzeug auch nicht viel.
 
Was ein Notar war, war von Rechtsraum zu Rechtsraum unterschiedlich, wie es sogar noch heute von Bundesland zu Bundesland Unterschiede dabei gibt, wenn auch nicht mehr so große. Und Frankreich war kein einheitlicher Rechtsraum. Notare wurden -in der Regel in Westfalen; wie es in Frankreich war, keine Ahnung- da tätig, wo sie gebraucht wurden. Von der Amtsstube über privatem Büro bis zu einem unbedeutenden Punkt irgendwo in der Feldflur. Ein Tagelöhner wird den Notar aufgesucht haben, ein Fürst hat ihn kommen lassen.

Die Ausstellung von Urkunden und Beglaubigungen sind der "klassische Bereich" und der "Kernbereich" jener Tätigkeit. "Einfacher Schreiber" ist der spätantike Ursprung, der aber schnell überwunden wurde. Der "einfache Papierkram", der nie so einfach war und auch heute für viele zu komplex ist, war einfach etwas, mit dem sich Geld verdienen lies. Und ein päpstlicher Notar war etwas anderes als ein Notar in einer Kleinstadt, wenn es denn dort einen gab.

Um die Frage zu beantworten musst du dich also mit der Rechtsgeschichte der Île de France und jenes Ordens beschäftigen. Denn im Einzelnen erlebt man immer wieder große Überraschungen und für einen Orden gab es schon mal Sonderregeln. (Für die Kirche sowieso.)
 
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