Glas in Ägypten

pohjala

Neues Mitglied
Sehr Schonen Guten Tag,

Ich habe einige Bucher uber Glass im Altertume gelesen, aber die Lage im Agypten scheint mir etwa schwieriger zu verstehen; moglicherweise kennen Sie einige gute Bucher die die Gefunde im Agypten mehr beschreiben konnten? (Meistens studiere ich die Geschichte von Alexandrien, besonders die hellenistische Zeit, die Ptolemaische Zeit)

Pohjala
(ich schreibe mehr im glass-bowls-bible.mysite.orange.co.uk und im philogroup von yahoogroups auch!!)
 
Meiner Information nach, wurde das Glas von den Phöniziern erfunden. Es soll auch einen gewichtigen Anteil am phönizischen Handel gehabt haben.

Im Zusammenhang mit Ägypten, fällt mir eigentlich nur ein, daß ein großes Juwel, ein Skarabäus, aus den Schatz des Tut-Anch-Amun aus Wüstenglas bestanden haben soll, einem Glas, das sich bei dem Absturz von Meteoriten bildet, und nur dadurch entstehen kann.

Es gibt nur wenige Fundstücke aus Wüstenglas, aber es gibt offenbar immer noch die Möglichkeit Wüstenglas zu finden.

MfG Jürgen
 
Die ältesten Glasfunde stammen aus Mesopotamien, und ägyptische Quellen deuten für die Anfangsphase der Glasnutzung in Ägypten auf einen Import aus dem Osten hin. Die älteste textliche Erwähnung stammt aus Ugarit und wird auf etwa 1600 v.Chr. datiert. Als älteste Funde gelten die Nuzi-Perlen, und das erste Hohlglas stammt aus den Gräbern der 18. Dynastie im 15. Jh. v.Chr.
Glas wurde in Ägypten seit etwa 1400 v.Chr. zu Gefäßen verarbeitet, der Herstellungsort dieses frühesten Glases ist allerdings unbekannt. Die bekannteste Verarbeitungstechnik beruht auf dem Herstellen von Hohlgefäßen durch das Wickeln von erweichten Glasstäbchen um einen porösen Keramikkern, der anschließend herausgekratzt wurde. Die besten Funde hierzu liegen aus den Grabungen von Flinders Petrie aus Amarna vor. Die bislang einzige bekannte bronzezeitliche Glashütte in der Glas aus seinen Rohstoffen hergestellt wurde, datiert in die Ramessidenzeit und wurde Ende der 1990er Jahre bei Grabungen des Roemer- und Pelizaeus-Museums (Hildesheim) unter der Leitung von Edgar Pusch im östlichen Nil-Delta in Qantir-Piramesse gefunden. Untersuchungen gaben Aufschluss über das Schmelzverfahren. So wurde Quarzgestein zerkleinert, mit sodahaltiger Pflanzenasche vermengt, in einen Krug gefüllt und bei vielleicht 800 °C zu einer Fritte geschmolzen. Diese Fritte wurde nach dem Abkühlen vermutlich zerkleinert und in einer zweiten Schmelze in speziell hergestellten Tiegeln bei 900 bis 1100 °C zu einem 8 bis 10 cm hohen Barren mit 10 bis 14 cm Durchmesser geschmolzen. Das Glas wurde dabei durch Beimischen von Metall-Oxiden schwarz, violett, blau, grün, rot, gelb oder weiß gefärbt. Ein konkreter Zusammenhang von Glasherstellung und Metallgewinnung ist trotz der ähnlichen Temperaturen nicht nachzuweisen. Das gefärbte Rohglas wurde in Barrenform an die weiterverarbeitenden Werkstätten geliefert, die daraus monochrome und polychrome Objekte herstellten. Solche Glasbarren wurden im Schiffswrack von Uluburun nahe dem türkischen Bodrum gefunden, das auf das 14. Jh. v.Chr. datiert ist. Die erste bekannte Rezeptur ist aus der Bibliothek des assyrischen Königs Assurbanipal überliefert, die auf ca. 650 v.Chr. datiert wird: Nimm 60 Teile Sand, 180 Teile Asche aus Meerespflanzen und 5 Teile Kreide und du erhältst Glas. Zu dieser Zeit wurde schon wesentlich mehr Glas verarbeitet, und es entwickelte sich eine neue Glasschmelztechnik.
Glas: Infos zu Glas
auch interessant
http://kremer-pigmente.de/glas.htm
 
Hallo Jürgen,

wenn mich meine Erinnerung nicht ganz im Stich lässt ist der Skarabäus im Tut-Pektoral das einzige Stück, das man aus Wüstenglas in pharaonischer Zeit hergestellt hat bzw. von dem man weiß.
Carter hat das damals - fälschlicherweise, aber das kann man ihm gut verzeihen da er es nicht besser wusste - als Calzedon bzw. als Calzedonart beschrieben.
Ich sehe das jetzt nicht so, daß es so selten ist. Auf jeder guten Mineralienbörse kann man es sich noch erwerben, je nach Grösse steigt natürlich der Preis. ebay ist auch noch ein Kandidat fürs Einkaufen.
Ich hab auch ein Stück hier, weil ich unbedingt eins haben wollte. :rotwerd:
 
Glasbarren von Schiffswrack Uluburun

Nach Schuller, einem amerikanischen Glasforscher wurden kobaltblaue Glasflaschen und Perlen im mittleren und neuen Reich Ägyptens gefunden. Die frühesten Perlen sind wohl über die Hyksos (mesopotamischer Import)nach Ägypten gelangt. Dieses kobaltblaue Glas ist auch Bestandteil der Fracht des Wracks von Uluburun. Die isotopische Zusammensetzung der kobalt-haltigen Gläser ergeben nun einen einzig möglichen Fundort des Rohstoffes. Es handelt sich dabei nach Schuller um Schneeberg im Erzgebirge (Mitteldeutschland). Diese blaue Masse soll als Abfall bei der Silbererschmelzung entstehen und als begehrtes Handelsgut für Lapislazuli-Ersatz, dafür aber formbar, importiert worden sein. Weis jemand etwas über Ägyptologen, die diese Fragestellung nach dem Datum des Silberbergbaus Mitteldeutschlands im Zusammenhang mit Glasverarbeitung in Ägypten thematisiert hätten? Da nach Ansicht der Montanarchäologen das Erzgebirge im 2. Jht. v.Chr. nach Silber noch nicht durchsucht wurde, könnte es sein, daß die Hyksos erst Anfang des -1. Jht. in Ägypten aufgetaucht sind oder?
 
@Brahmenauer: Da nach Ansicht der Montanarchäologen das Erzgebirge im 2. Jht. v.Chr. nach Silber noch nicht durchsucht wurde, könnte es sein, daß die Hyksos erst Anfang des -1. Jht. in Ägypten aufgetaucht sind oder?

Wenn das alles so stimmt, sieh es doch mal umgekehrt. Der Silberbergbau im Erzgebirge ist älter als die Montanarchäologen vermuten, zumal damals die entsprechenden Adern noch unter dem Moos auskratzbar waren.
 
@Brahmenauer
Ähm. Es geht hier um Glas in Ägypten und nicht um einen Festungsbau in Jericho und auch nicht um ein verschwundenes Zeitalter.
 
Zuletzt bearbeitet:
Weis jemand etwas über Ägyptologen, die diese Fragestellung nach dem Datum des Silberbergbaus Mitteldeutschlands im Zusammenhang mit Glasverarbeitung in Ägypten thematisiert hätten? Da nach Ansicht der Montanarchäologen das Erzgebirge im 2. Jht. v.Chr. nach Silber noch nicht durchsucht wurde, könnte es sein, daß die Hyksos erst Anfang des -1. Jht. in Ägypten aufgetaucht sind oder?

Vor der Einführung von Visumspflicht und Reisepass wurden skandinavischer Bernstein und afrikanisches Elfenbein gegenseitig geliefert. oder: Eigentlich können sich die Menschen früher gar nicht getroffen haben, schon deswegen, weil wir heute davon nichts wissen.
 
Hallo Urvo,
ich bin eine italienische MA Studentin in Ägyptologie in LMU. Ich muss ein Referat halten über die Glasproduktion in Ägypten in dem neuen Reich. Ich würde mich sehr freuen wenn ich ihre Bibliographie haben könnte.
LG
Jessica
 
Hallo Jessica,

leider bin ich nicht mehr häufig in diesem Forum aus Zeitmangel. Für das Referat wohl zu spät,
meine Bücher bzw. Texte zum Thema sind:

Axel von Saldern: "Antikes Glas", Handbuch der Archäologie, C.H. Beck

E. Marianne Stern/Birgit Schlick-Nolte: "Frühes Glas der alten Welt", 1600 v.Chr. - 50 n. Chr., Sammlung Ernesto Wolf, ISBN 3-7757-0505-3

Heike Wilde: "Technologische Innovationen im Zweiten Jahrtausend vor Christus", Göttinger Orientforschung, IV. Reihe Ägypten 44

Rosemarie Lierke: Antike Glastöpferei - Ein vergessenes Kapitel der Glasgeschichte", Verlag Phillip v. Zabern

Thilo Rehren: "Der Handel mit Glas in der Spätbronzezeit" in "Das Schiff von Ulu Burun - Welthandel vor 3000 Jahren, 2006, Bochum (Begleitband der Sonderausstellung "Das Schiff von Ulu Burun" in Bochum)

Rupert Gebhard: "Ein anspruchsvoller Werkstoff", Archäologie in Deutschland, 1/1996

M. Linden/Ü. Yalcin/C. Pulak: "Vom Meeresgrund ins Rampenlicht", Archäologie in Deutschland, 1/2006
 
Hallo Urvo,
ich bin eine italienische MA Studentin in Ägyptologie in LMU. Ich muss ein Referat halten über die Glasproduktion in Ägypten in dem neuen Reich. Ich würde mich sehr freuen wenn ich ihre Bibliographie haben könnte.
LG
Jessica
Du findest gerade aus den letzten Jahren eine Menge internationaler Publikationen, die sich mit dem Thema befassen.
Als Start mit Suchfilter ab 2015: (zB die 2018er zu Lisht bietet eine breite Literaturliste) - vieles ist im open access verfügbar
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