Spielfilme angesiedelt im 16.Jhd.

Hätte vielleicht Bock gehabt, den Film anzuschauen, aber schon im Trailer ist ja zu sehen, dass das gezeigte Schiff nicht zur dargestellten Epoche passt.
Ja, von daher war der Film wieder - leider, muss man sagen - recht typisch niederländisch wie bei dem Film über Ruyter mit dem Epochenmix bei der Ausstattung.
Wieso man Schiffen aus dem Goldenen Zeitalter der Niederlande als Seemacht den Vorzug gab, ist auch von daher nicht nachvollziehbar, weil das meiste eh PC-animiert war...
 
Soo. Habe den Film gerade gesehen. Die Ausstattung war sehr durchwachsen. So haben die meisten mittelalterliche Schwerter geschwungen und mehrere Söldner Strickkettenhauben aufgehabt. Andererseits aber auch Doublets (geschlossen! ) und Puffhosen.
Die Story war recht gut, wenn auch abweichend von der der "echten" Kenau. Hauptthema des Film ist halt die Frau, ohne all zu sehr feministisch/emanzipatorisch zu wirken.
Empfehlenswert
Ich hab jetzt auch mal "Kenau" gesehen. Das mit "300" ist offenbar ein typischer alberner Marketinggag. Kann mir nicht vorstellen, dass deswegen einer mehr ins Kino geht. In NL ist Kenau als Figur eh berühmt, da braucht man dafür nicht so ein Vehikel.

"Kenau" NL 2014 (Regie: Maarten Treurniet)

Handlung: Die Witwe Kenau (Monic Hendrickx) muss erleben wie ihre verblendete Tochter Gertruide (Lisa Smit) zusammen mit anderen Kalvinisten eine katholische Kirche demoliert und dafür verbrannt wird. Darum schlägt die Haltung der Katholikin Kenau völlig um und sie beginnt die Spanier zu hassen. Denen wurden von dem Haarlemer Bürger Cornelis Duyff (Jaap Spijkers) die Pläne der Befestigungen zugespielt. Als dessen Frau Magdalena (Sophie van Winden) Duyffs Verrat publik macht wird dieser gemeuchelt. Die Stadtbevölkerung steht schlagartig auf der Seite der Radikalen, die den Spaniern die Tore der Stadt verwehren wollen. In einer zermürbenden Belagerung gelingt es monatelang den Spaniern unter Don Fadrique (Paul Cólera) zu widerstehen. Vor allem Kenau spielt bei der Verteidigung eine wichtige Rolle, da ihre Frauen immer wieder Ausfälle unternehmen und beispielsweise das Pulverlager der Spanier in die Luft sprengen. Doch schließlich gelingt den Spaniern das Vertrümmern der Verteidigungsanlage durch eine Miene und nun dringen sie in die Stadt ein und schlachten die Verteidiger ab. Kenaus Tochter Kathelijne (Sallie Harmsen) und ihr Geliebter, der Söldner Dominique (Thomas Ryckewaert) schaffen die Flucht.

Für einen niederländischen Film war die Ausstattung ganz ordentlich. Einiges fand ich anachronistisch. Warum man die Steinschlosspistole, die der Ratsherr Ripperda einmal Kenau schenkt, dann auch noch volle Kanne in die Kamera halten muss, war mir ein Rätsel.
Die Handlung stellt die Verteidigung Haarlems als eine Art One-Man d.h. One-Woman-Show dar, wobei Kenau beinahe im Alleingang durch Zufall oder Geschick zahlreiche Pläne des Feindes vereitelt, während ihre hist. Rolle wenn überhaupt doch zumindest nur recht bescheiden war. Die Schauspielerin Monic Hendrickx schafft dieses Bild der verbitterten Werftbetreiberin und Kämpferin immerhin überzeugend rüber zu bringen und ansonsten ist der Cast auch durchaus brauchbar und bis in die kleineren Nebenrollen gut besetzt. Die Spanier sind durchweg Karikaturen, fies und gewissenlos.
Was mir gut gefiel ist, dass die Belagerung tatsächlich im Mittelpunkt der Handlung steht und nicht wie bei vielen Hollywood-Klassikern als zwar namensgebender Bestandteil nur am Ende. So ergab sich doch eine gewisse Spannung.
Die Rachestory am Anfang erinnerte doch stark an "Braveheart" bzw. "Mel Gibson - Der Patriot".
Schön war der Versuch die Stadt darzustellen.
Die Kämpfe hingegen waren teilweise schlecht gefilmt. Gerade die Artillerie hätte man besser darstellen können mit Tricktechnik Anno 2014. Teilweise wurde es auch komplett unsinnig, wenn bspw. die Artillerie immernoch in die Stadt schoss, als bereits die ersten Spanier die Mauern erstiegen hatten.
Immerhin ist der Film insgesamt unterhaltsam und funktioniert als Film.

7 von 10 Kanonenkugeln.
 
Einiges fand ich anachronistisch. Warum man die Steinschlosspistole, die der Ratsherr Ripperda einmal Kenau schenkt, dann auch noch volle Kanne in die Kamera halten muss, war mir ein Rätsel.
Weil es sich um einen Anachronismus handelt oder wieso?* Oder war dir das zu unnatürlich-ostentativ, also die Kamera, deren Existenz der Schauspieler ja im Normalfall leugnen sollte (abgesehen von Kunstgriffen, wo der Schauspieler aus der Handlung raustritt und mit dem Publikum spricht), zu sehr miteinbeziehend?

*Ich bin ja weder modisch noch waffentechnisch bewandert, aber passt das Steinschlossgerät nicht genau in die Zeit des 80jährigen Krieges?
 
Weil es sich um einen Anachronismus handelt oder wieso?* Oder war dir das zu unnatürlich-ostentativ, also die Kamera, deren Existenz der Schauspieler ja im Normalfall leugnen sollte (abgesehen von Kunstgriffen, wo der Schauspieler aus der Handlung raustritt und mit dem Publikum spricht), zu sehr miteinbeziehend?

*Ich bin ja weder modisch noch waffentechnisch bewandert, aber passt das Steinschlossgerät nicht genau in die Zeit des 80jährigen Krieges?
Dieses kleine Terzerol sah einfach nach einem Terzerol von etwa 1800 aus.
Es gab im 16.Jh. schon ein Spanischen Schnappschloss, das klassische Steinschloss des 18.Jh. kam erst im 17. Jh. auf und da traten auch noch lange daneben bis ca. 1700 Luntenschlossmusketen auf. Radschlosspistolen wären für die Zeit um 1600 noch typischer, aber galten als schwer zu bedienen und anfällig.
Schloss für die Zeit: Steinschloss – Wikipedia
Miquelet-Schloss (sehr passend, weil spanisch): Miquelet lock - Wikipedia
 
"Verrat in Venedig"/"Secret Passage" I, P, Luxemburg 2004 (Regie: Ademir Kenović)

Handlung: Spanien im späten 15. Jahrhundert. Eine jüdische Familie muss zum Katholizismus konvertieren. Um weiteren Verfolgungen zu entgehen flieht sie in die Spanischen Niederlande. Die Eltern schicken ihre Töchter voraus und sterben wohl. Isabel (Katherine Borowitz) soll auf ihre jüngere Schwester Clara (Tara Fitzgerald) aufpassen und bekommt nach dem Tod von Claras Gatten auch die Aufsicht über Claras Kind und ihr gesamtes Vermögen. Die beiden reichen Schwestern kommen 1518 nach Venedig. Eigentlich wollen sie nur nach Konstantinopel weiter, aber die Türken verlangen dafür eine Gegenleistung. Derweil setzt der venezianische Rat Foscari (Anton Rodgers) die beiden Schwestern unter Druck. Sie sollen ihren guten Willen demonstrieren indem sie 150.000 Gulden in 5 venezianischen Schiffen investieren. Erzwungenermaßen geht Isabel darauf ein, plant aber insgeheim einen venezianischen Glasmacher zu entführen, dessen Geheimnisse die Türken haben wollen. Clara lernt den angesehenen aber verschuldeten venezianischen Adligen Paolo Zane (John Turtorro) kennen, der seinen Sohn Andrea (Marc Picering) gern mit Claras Tochter Victoria (Hannah Taylor Gordon) vermählen möchte, auch um an Victorias Aussteuer zu kommen. In der Nacht von Andreas und Victorias Verlobungstag versuchen Isabels Vertraute Da Monte (Ronald Pickup) und Joseph (Richard Harrington), die bereits das Schleusen von zahlreichen Juden ins Osmanische Reich bewerkstelligt haben, den Glasmacher zu entführen. Doch wird Da Monte geschnappt. Zu allem Unglück verrät die von ihrer Schwester enttäuschte Clara, die eigentlich in Venedig bleiben wollte, ihre Schwester und ihr Geheimjudentum fliegt auf...

Der Film ist für die meisten Leute wahrscheinlich recht dröge. Vom Zeitgeschehen kommt nicht viel rüber. Aber das Thema ist ansonsten recht interessant. Die Vielschichtigkeit der verschiedenen Interessen kommt in meiner Inhaltsangabe nicht ganz rüber - z.B. Victorias insgeheime Neugier auf das Leben im Ghetto von Venedig.
Was äußerst verwirrend ist, ist dass die Kleidung von um 1492 bis 1518 immer die gleiche ist und überhaupt nicht in den Zeitschnitt passt, sondern eher nach 1560er-1580er ausschaut, weshalb die ganze Handlung schwer einzuordnen ist.
Die Schauspieler fand ich durchweg gut bis sehr gut. Tara Fitzgerald ist wieder wie in "Frenchman's Creek" die selbstbewusste, eigensinnige Dame, die sich wieder ein bisschen zwischen Familie und eigenem Herzen entscheiden muss und den etwas undurchsichtigen und zugleich emotionalen Charakter bekommt sie auch hier wieder gut hin.
Wovon der Film lebt ist, dass die Drehorte einfach sehr schön sind, ob nun die Paläste in die Handlungszeit passen oder nicht.
Anachronistisch in den Dialogen z.B. der Prinz Ruperts Tropfen (Prinz Rupert ist 100 Jahre nach der Handlungszeit geboren worden), dann die Bezeichnung Istanbul für Konstantinopel.

Dennoch etwa 6 Gondeln.
 
Mir fallen da noch Henry VIII Henry VIII (2003) – Wikipedia

Oder auch Elizabeth I mit Helen Mirren Elizabeth I – Wikipedia

und auch Maria Stuart gunpowder, treason & plot Maria Stuart – Blut, Terror und Verrat – Wikipedia ein.
Abgesehen von ein paar nicht ganz so korrekten historischen Fakten, sind sie allesamt sehenswert.

Wobei auch die Verfilmung von Maria Stuart mit Vanessa Redgrave und Timothy Dalton von 1971 sehenswert ist. Maria Stuart, Königin von Schottland (1971) – Wikipedia

Es gibt auch noch ein paar ältere Verfilmungen, bei denen allerdings auf die geschichtliche Tatsachen kaum bis gar kein Wert gelegt wurde. Hauptsache, die Darsteller hatten "große" Namen und die Handlung war denn auch dementsprechend.
Aber auch sie hatten ihren Reiz, wenn ich da an die alten Schinken mit Errol Flynn denke.

Gruß

Luca
 
"1526 - Der Medici-Krieger" (2001)

Ich habe jetzt mal "Der Medici Krieger" gesehen.
Das ist ja eher ein Kunstfilm, der aus laufenden Rückblenden aus der Perspektive der Hauptfigur Joanni de Medici (Christo Jivkov) besteht.
1956 hat es schonmal eine Verfilmung der letzten Tage des Giovanni de Medici gegeben. Der Streifen lief in Dtl. unter dem Titel:
"Die schwarzen Ritter von Borgoforte" (Regie: Sergio Grieco)

Handlung: Giovanni (Vittorio Gassmann) ist ein ehrgeiziger, ruhmsüchtiger Tyrann, der herzlos seine abgestumpften Söldner plündern lässt, denen er aber Disziplin einschärft, wenn es darum ihm zu folgen geht.
Die italienischen Fürsten der Liga wollen sich insgeheim Frankreich anschließen, da sie in dem deutschen Kaiser Karl eine größere Bedrohung sehen. Giovanni aber hat sich geschworen immer fort gegen die Franzosen zu kämpfen, um das Erbe seiner Mutter zurück zu erobern. Sein bester Freund wird durch den Verräter Gasparo (Gérard Landry) ermordet, der mit den Deutschen paktiert. Dies bringt den ohnehin misstrauischen Medici gegen die Fürsten der Liga auf. In einer Schlacht besiegt er die Franzosen. Gegen seinen Befehl wird das Örtchen Caravaggio von seinen Männern geplündert. Die Mutter und der Bruder seiner Geliebten (Constance Smith) werden dabei ermordet, so dass sie ihn verabscheut. Völlig abgelenkt entgleitet ihm die Führung seiner Truppe zusehends und so stimmt Gasparo einem Himmelfahrtskommando zu. Gasparo, der einen entscheidenden Pass mit einigen Reitern sichern soll, überzeugt diese mit ihm zu Frundsberg überzulaufen. Giovanni und seine Kompanie haben sodann, obwohl sie von der sterbenden Anna (Anna Maria Ferrero) gewarnt werden, keine Chance gegen die Landsknechte in einem ungleichen Kampf bei Borgoforte. Ehe er zusammenbricht tötet Giovanni de Medici noch den Überläufer Gasparo.

Die wenige Qualität des Streifens wird von einer haarsträubenden Synchronfassung noch verdorben.
Denn trotz der etwas seichten und naiven Handlung ist der Film sorgfältiger gemacht als zahlreiche Produktionen dieser Zeit, die als Billigimitate der US-Abenteuer- und Piratenfilmschwemme daher kamen. Hier ist an den Kostümen sogar ganz grob die Handlungszeit erkennbar, auch wenn die Lederpartien schon arg billig ausschauen. Besonders malerisch die deutschen Landsknechte. Entsprechend der Ästhetik der Sandalenfilme marschieren und greifen die Heere wie ein wild herum wuselnder Haufen an. Keine militärische Ordnung oder zeitgenössische Taktik erkennbar. Der Anführer der Bande Nere trägt sogar mal Rüstung mit Helm und herab gelassenem Visier!
Beachtlich die recht gute Kameraarbeit und sogar teilweise die Drehorte.
Die Darsteller schauspielern überwiegend ziemlich hölzern. Einige bekannte Gesichter aus zeitgen. Piratenfilmen wie "Küste der Piraten" mit Lex Barker ein paar Jahre später.

3 von 10 irreführenden Filmtiteln (Ritter kommen nämlich nicht oder fast nicht vor - die deutsche Reiterei sind auch ulkig aufs Pferd gesetzte Landsknechte statt Ritter - aua!)
 
Nun hatte ich die Gelegenheit den Ausstattungsfilm und die halb fiktive Biographie zu Veronica Franco zu sehen.

"Dangerous Beauty" USA 1998 (Regie: Marshall Herzkovitz)

Handlung: Veronica Franco (Catherine McCormack) verliebt sich bei dessen Rückkehr in den jungen Patrizierspross Marco Venier (Rufus Sewell). Doch dieser kann sie nicht heiraten, da sein Vater (Jeroen Krabbé) eine reiche Partie (Naomi Watts) benötigt, damit man weiterhin standesgemäß leben kann. Enttäuscht lässt sich Veronica von ihrer Mutter (Jacqueline Bisset) in die Kunst der Kurtisaninnen einführen. Sie erobert die Herzen und Geldbörsen der Herren der venezianischen Upperclass im Sturm. Veronica nutzt ihren Einfluss auch um ihre Gedichte zu veröffentlichen. Doch diese Zeit, die zweite Hälfte des 16. Jh., ist auch eine Epoche der massiven außenpolitischen Bedrohungen. Daher muss sich Veronica auch dem König Henri (Jake Weber) hingeben, obwohl sie eine Weile ausschließlich mit dem dadurch aufgebrachten Marco hingegeben hatte. Als dieser aus dem Krieg gegen die Osmanen zurückkehrt hat sich Venedig verändert. Die Pest wütete und die Stadt und vor allem die Inquisition vertreten durch einen ärmeren Venier, Maffio (Oliver Pratt), suchen nach den Schuldigen. Diese wurden schnell in den zahlreichen Kurtisaninnen gefunden. Doch hat Veronica auch mächtige Liebhaber, die hinter ihr stehen könnten in einem Prozess, den sie scheinbar nicht gewinnen kann...

Dieser Film floppte in den USA trotz eines für damalige Verhältnisse ausgesprochenen Starensembles. Ein Problem ist sicherlich, dass der Film weder Fisch noch Fleisch war. So gibt er zwar vor eine wahre Geschichte zu erzählen, weicht dann aber in entscheidenden Momenten vom wahren Leben der Veronica Franco ab, etwa wenn er die Ehe der Hauptfigur unter den Tisch fallen lässt - wohl auch weil das nicht in die Kernaussage des Films gepasst hätte, dass sie Kurtisane wurde, weil ihr verwehrt gewesen sei ein ehrenwertes Leben als Ehefrau zu führen. Auch ihre Kinder fallen komplett weg. Andererseits ist der Film dafür dass es um Kurtisaninnen gehen soll doch reichlich harmlos und es will keine Erotik oder auch nur ein Schimmer davon aufkommen, warum denn Veronica begehrter als all die anderen Frauen ihres Standes in Venedig gewesen sein soll. Ihre Rolle als Philosophin fällt ein wenig hinten runter. Man sieht sie nur im Schlagabtausch mit der Figur des Maffio Venier Vierzeiler nach dem Motto, reim Dich oder ich hau Dich, aufsagen. Von daher wird der Film der Hauptrolle nicht wirklich gerecht.
Bestechen vermag der Streifen mit schönen Aufnahmen der Lagunenstadt und opulenten Kostümen. Zu den Mängeln im Kostümbild wurde schon auf Frock Flicks etwas gesagt: https://www.frockflicks.com/snark-week-reconsidering-dangerous-beauty-1998/ Die offenbar bewusst gewählten angeblich eher sexy wirkenden Kostüme haben dem Film allerdings keinen größeren Erfolg beschert. Die einfallslose, ziemlich nervtötende Musik tat ihr übriges.

5 von 10 Tränchen.
 
Ich habe jetzt neulich in "Die Gräfin" reingeschaut und gemischte Eindrücke. Die Handlung spielt natürlich sowohl im 16. als auch im 17.Jh.. Der Film wurde auf Englisch gedreht und selbst der Titel ist Englisch obwohl er eine französisch-deutsche Koproduktion war.

"The Countess" F, D 2009 (Regie: Julie Delpy)

Handlung: Wir erleben die Kindheit und Jugend der Gräfin Báthory wie sie mehr oder minder zu dem wurde, was sie als Erwachsene war. In ihrer Ehe mit Franz Nádasdy (Charly Hübner) sind die Rollen klar verteilt. Er führt Krieg gegen die Osmanen und sie (Julie Delpy) verwaltet die gemeinsamen Besitzungen während seiner Abwesenheit. Da der ungarische König Matthias (Jesse Iman) seine Schulden bei der Báthory nach dem Tod ihres Gemahls nicht zurückzahlen kann, bleibt er in ihrer Schuld, was ihr ein Gefühl von Macht gibt. Derweil trifft sie den Sohn des Grafen Thurzó (William Hurt), den jungen Istvan Thurzó (Daniel Brühl) in den sie sich verliebt. Zwar wäre Graf Thurzó offenbar gewillt die Gräfin Báthory wegen ihres Geldes zu heiraten, aber für seinen Sohn bestehen andere Pläne. Auf ihrer Rückreise auf ihr Schloss wird ihr bewusst, dass sie altert und so berät sie sich mit der als Hexe verschrieenen Darvulia (Annamaria Marinca). Das Unheil nimmt damit seinen Lauf...

Der Film von Julie Delpy versucht über das Horrorfilmgenre hinaus auch ein wenig die historischen Hintergründe zu beleuchten, welche zu den Morden der Gräfin Báthory führten. Wie konnte sie so lange ungestraft handeln? Was sind die Ursachen ihres Verhaltens in ihrer Biographie? Es scheint ja, als wäre sie zu Grausamkeit oder zumindest Abstumpfung erzogen worden. Bei den internationalen Kritiken ist der Film nicht besonders gut weggekommen.
Was mir aufgefallen ist, das ist die Besetzung. Delpy spielt selbst recht intensiv diese zur Härte erzogene Gräfin. Charly Hübner tritt ja nur kurz auf am Anfang, scheint mir aber in seiner Figur als polternder, wenig empathischer Kriegsherr ausgesprochen glaubwürdig. Mit Daniel Brühl in einer Hauptrolle und Henriette Confurius und Anna Maria Mühe in Nebenrollen wurden junge Charakterschauspieler und -schauspielerinnen ausgewählt, welche damals berühmt wurden. Einzig Kaiser/damals "nur" König Matthias finde ich irgendwie ulkig besetzt, v.a. wenn man die Rolle aus dem Wallenstein-Klassiker kennt.
Die Kostüme sind so ein Mischmasch aus einem Versuch bisweilen historisch zu wirken, aber auch einen märchenhaften oder albtraummäßigen Charakter der Handlung zu unterstreichen. Die Drehorte sind eigentlich recht gut gewählt, auch wenn ich mich fragte, ob es in Ungarn Burgen gibt, die wie Burg Kriebstein aussehen. Immerhin passt die Burg gut in die Zeit und wirkt jetzt für spätes 16. Jh. auch nicht allzu archaisch oder gar zu modern.

Da ich mich im Horrorfilmgenre nicht auskenne und nicht genau weiß, ob es jetzt eher als Maßstab für den Zuschauer um möglichst viel Grausamkeit oder historische Tiefe geht, fällt mir eine Bewertung schwer. Vielleicht würde ich nach meinem Gusto, v.a. wenn ich mir vergangene Bewertungen von mir hier im Thread anschaue zu 5 von 10 Blutstropfen tendieren.
 
Ich hatte nun das zweifelhafte Vergnügen folgenden recht neuen Film zu sehen:

"Ignatius von Loyola" Spanien, Philippinen 2016 (Regie: Paolo Dy)

Handlung: Íñigo (Andreas Munoz), der als Kind Anfang des 16. Jh. [das vom Kostümbild nunmal wie Ende des 16. Jh. aussieht] eine Art Fantasyschwert verliehen bekommen hat, will sich als Soldat beweisen. Sein Bruder ist nämlich schon für Spanien gestorben. Idealerweise trifft er zufälligerweise Prinzessin Catalina (Tacura Casares), die ihn zu ihrem Ritter auserwählt [weil er angeblich gut tanzen kann]. Dummerweise wird er bei einem Angriff tausender [CGI-]Franzosen auf Pamplona nicht getötet, sondern "nur" schwer verwundet. Daraufhin betrachtet er sich als Krüppel und Last für die Familie der Loyolas. Nach einigem Hadern liest er Bücher über Heilige, die ihn dazu motivieren auf Pilgerreise auszuziehen. Wir erleben ihn nun auf verschiedenen Stationen seines Werdegangs [offenbar aus Kostengründen wird seine eigentliche Pilgerreise nach Jerusalem ausgespart]. Als er nach einer Arbeit im Spital anfängt zu predigen, auch wenn er es nur Gespräche nennt, wird er von der Inquisition verdächtigt ein Abweichler zu sein. Vor dem Inquisitionsgericht unter der Leitung des Inquisitors Frias (Gonzalo Trujillo) legen dann diverse Personen, die Ignatius auf dessen Weg begegnet sind Zeugnis über sein Handeln ab. Schließlich wird er frei gesprochen und macht sich auf nach Paris um dort zu studieren...

Wie oben angedeutet erfährt man die Handlungszeit eigentlich nur durch Beschriftungen im Film. Man würde sonst nie auf die ersten Jahrzehnte des 16. Jahrhunderts kommen. Überhaupt vermag der Film nie zu überzeugen. Selbst das Drehbuch scheint bis ins Detail von der dürftigen finanziellen Ausstattung beeinflusst zu sein. So wirken die Klonkrieger beim Kampf um Pamplona regelrecht albern animiert. Als Stilmittel um möglichst wenig Material drehen zu müssen gibt es manche Szenen sogar mehrfach [!] in Rückblenden zu sehen. Die Hauptfigur kämpft in ihren Träumen, die sich zäh hinziehen sogar gegen sich selbst. Für einen Seriendarsteller macht Andreas Munoz die Sache noch ganz passabel, was man allerdings leider nicht von allen Schauspielern sagen kann. Leider ist der Film weder schön gefilmt, noch spannend oder witzig. Man lernt nicht einmal irgendetwas dazu und die Charakterentwicklung, die theoretisch interessant wäre, erstirbt in hölzernen bis dummen Dialogen [wie bei der Lagebesprechung der Generäle in Pamplona]. Die ganze Handlung ist auch total holzschnittartig zusammen gezimmert. Am besten haben mir komischerweise sogar die Szenen gefallen, wenn Ignatius in Visionen mit dem kindlichen Jesus spricht. Die Kritiken sind auch überwiegend vernichtend.

2 von 10 eingeschlafenen Füßen.
 
Dieser Film entstand ein paar Jahre vor den beiden Serien der 2010er Jahre, gibt aber schon ein bisschen die Form der Serien vor, was Sex & Crime als Hauptfokus anbelangt.

"Die Borgias"
I, E 2006 (Regie: Antonio Hernandéz)


Handlung: Mit einigen historischen Ungenauigkeiten wird die Laufbahn der Familie Borgia nachgezeichnet. Am Anfang liegt der Hauptfokus auf der Unzufriedenheit Cesares (Sergio Peris-Menchetta) mit seiner Rolle als Kardinal, da sein Bruder Juan (Sergio Múñiz) bereits das Kommando über die Truppen von Papst Alexander (Lluís Homar) inne hat. Ihre Schwester Lukrezia (María Valverde) sieht es immer weniger ein für das angebliche Wohl der Borgias auf das persönliche Glück zu verzichten. Nicht nur ihr Geliebter sondern daraufhin auch ihr Gemahl Alfonso de Aragón (Giorgio Marchesi) werden rücksichtslos auf Geheiß ihres Bruders Cesare ermordet, der nach Juans Ermordung durch die Sforzas mehr und mehr die Macht an sich gerissen hat im Familienclan. In einer Nebenhandlung geht es vorrangig um den Machtkampf der Sforzas gegen die Borgias bei welchem die Borgias zusehends sich durchsetzen können. Cesare führt Feldzüge um die Romagnia unter seine Gewalt zu bekommen. Die Gräfin Caterina Sforza (Paz Vega) versucht den Papst zu ermorden und wird daraufhin vom nunmehr Oberkommandeur des Papstes, Cesare, entführt. Durch die verächtliche Behandlung des Hauses Aragón haben sich die Borgias leichtfertig Feinde gemacht, was sich dann rächt, als der Papst stirbt. Cesare wird zwar vom neuen Papst aus dem Hause Rovere (Eusebio Poncela) weiterhin als Feldherr in Diensten behalten, aber auf einer Mission für die Ermordung seines Vaters inhaftiert und sein Stern beginnt zu sinken, auch wenn ihn seine Schwester zu unterstützen versucht, da sie ihm scheinbar seine Verbrechen vergeben hat ....

Dieser Film versucht die ganze Geschichte der Borgias in 2 Stunden zu pressen. Daher sind zahlreiche Ungenauigkeiten vorprogrammiert. So wird Jofré Borgia als erboster gehörnter Ehemann der Sancha de Aragón präsentiert und fühlt sich wie ein Kind behandelt, was natürlich plausibel ist, wenn man bedenkt, dass der echte Jofré zum Zeitpunkt seiner Vermählung auch wirklich fast noch ein Kind war. Obwohl der Fokus stark auf Cesare gelenkt wird, fällt seine wichtige Vermählung mit Charlotte d'Albret vollkommen hinten runter inklusive seiner Kinder. Überhaupt wird die große internationale Politik außen vor gelassen. So fällt ja eigentlich auf, dass das Haus Aragón in der zweiten Hälfte des 15. Jh. eine viel bedeutendere Macht als die Sforzas oder gar die Borgias war und was verdeutlicht wie kurzsichtig die brutale Behandlung hier im Film durch die Borgias zeigt. Allerdings wird hier auch ein wohl belegter Schuss von Alfonso auf Cesare weggelassen. Der Schluss des Films lässt auch die Rolle Cesares nach seiner Flucht ziemlich ungenau dastehen. Er wurde während einer Belagerung getötet, was nicht vorkommt. Es scheint als habe man ihn durch einen Brief irgendwohin gelockt. Aber die ganze Szene wirkt unmotiviert. Schauspielerisch fand ich den Film ganz OK, aber nicht überragend. Interessanterweise hat man es ohne internationale Superstars versucht. Der Film hat auch keine irgendwie epischen Massenszenen, sondern beschränkt sich eher auf Gespräche zwischen den Protagonisten. Die Borgias bleiben eine machthungrige rücksichtslose Familie. Eine Art von Cleverness, die ich mir eher vorgestellt habe, war hier nicht erkennbar für mich.

5 von 10 Schwertern.

 
Der seltene Fall, dass ich einen Film vor Dir gesehen habe.
Wirklichen Eindruck hat er bei mir allerdings keinen hinterlassen.
 
Der seltene Fall, dass ich einen Film vor Dir gesehen habe.
Wirklichen Eindruck hat er bei mir allerdings keinen hinterlassen.
Ist halt irgendwie ein Film bei dem man mit keiner der Figuren mitfiebert, da vielleicht bis auf Lucrezia Borgia alle Figuren einem gleichgültig sind. Action gibt's auch nicht wirklich.
 
Dieses kleine Terzerol sah einfach nach einem Terzerol von etwa 1800 aus.
Es gab im 16.Jh. schon ein Spanischen Schnappschloss, das klassische Steinschloss des 18.Jh. kam erst im 17. Jh. auf und da traten auch noch lange daneben bis ca. 1700 Luntenschlossmusketen auf. Radschlosspistolen wären für die Zeit um 1600 noch typischer, aber galten als schwer zu bedienen und anfällig.
Schloss für die Zeit: Steinschloss – Wikipedia
Miquelet-Schloss (sehr passend, weil spanisch): Miquelet lock - Wikipedia


*Ich bin ja weder modisch noch waffentechnisch bewandert, aber passt das Steinschlossgerät nicht genau in die Zeit des 80jährigen Krieges?[/QUOTE]


Wilhelm "de Schweiger" von Oranien wurde mit einer Radschlosspistole erschossen, die der Attentäter unter der Kleidung trug.

Das Steinschloss oder französische Schloss etablierte sich erst im 17. Jahrhundert. Das Radschloss zündete recht zuverlässig, und wie der Fall von Wilhelm dem Schweiger zeigte, ließ sich eine Radschlosspistole für verdecktes Tragen verwenden. Es waren solche Pistolen aber recht schwer, und wenn mal etwas repariert werden musste, waren Dorfschmiede überfordert. Ein Steinschloss war leichter, die Zündung war recht zuverlässig, und es konnte eine solche Waffe viel eher vor Ort repariert werden.

Waffen mit Steinschloss eigneten sich besser, als Radschlosswaffen für verdecktes Tragen. Man könnte sagen, Steinschloss-Terzerole waren die ersten CCW (Concealed Carry Weapons)- Solche Waffen ließen sich in der Rock- oder Westentasche mit sich tragen.

Sie waren sozusagen Vorläufer der sogenannten Derringer, die als "Vestpocket", Sleeve gun, Muff-Gun sehr gerne von Spielern und Animiermädchen getragen wurden.

Mit einem solchen Derringer wurde Abe Lincoln erschossen. John Wilkes Booth verwendete einen einschüssigen Vorderlader-Derringer, einen sogenannten Philadelphia Derringer.

Legendär war der doppelläufige Remington-Derringer.

Derringer-Modelle werden heute noch gebaut, als Vorderlader von Pedersoli oder als Nachbau von Firmen wie Bond Arms. Die Feuerkraft ist etwas dünn. 1-2 Schuss sind doch arg wenig. Dafür haben Derringer ein großes Kaliber.
Ein (besser ein Paar) Philadelphia-Derringer geladen mit Schwarzpulver und einer 45er Kugel ist auf kurze Entfernung (doppelte Armlänge bis zehn Schritt absolut tödlich.

Für die Selbstverteidigung würde ich einen Philadelphia Derringer, geladen mit Schwarzpulver und einer Kugel Kaliber 45 jeder Gas- Signalpistole vorziehen.
 
Jahre lang habe ich mir gewünscht, dass mal afrikanische Geschichte im Historienfilm vorkommt, aber nun ist das 2021 in eine Art C-Film passiert, der doch rasch ernüchtert.

"Amina" Nigeria 2021 Regie: Izu Ojukwu

Handlung: Prinzessin Amina (Lucy Ameh) wächst als älteste Tochter der Sarki (Abu Chris Gbakann) auf, der ihr widerstrebend jeden Wunsch erfüllt, auch als sie eine Prinzessin aus einem angrenzenden Reich frei lässt und bei sich behält. Doch in Wahrheit hat der Madaki (Magaji Mijinyawa), eine Art Kanzler des Herrschers, die wahre Macht. Der Madaki plant schon seit Langem den Sturz des Sarki notfalls mit Hilfe des Regenten von Igala (Degri Emmanuel), der eigentlich dem eigenen Reich Zazzau tributpflichtig ist. Die vom Sarki vom Hofe verbannte Priesterin verleitet Amina dazu auf eine gefährliche Mission zu reisen. Auf dieser wird nicht nur ihre Schwester, sondern auch der beste Krieger und Erzieher Aminas und der Feldherr des Sarki in einem ulkigen Hin und Her durch Schergen des Madaki ermordet. Während Amina mit dem langjährigen Gefangenen Prinz Danjuma (Ali Nuhu) mit einem Heer gegen dessen eigenes Volk zieht, denn beide haben sich ineinander verliebt, wird der Sarki durch eine Geliebte des Madaki vergiftet. Amina muss sich rasch zur Rückkehr nach Zazzau entschließen, auch wenn sie vom Mord an Danjuma erschüttert ist. Ihr Heer hält noch loyal zu ihr. Aber auch der Madaki kann eine Armee gegen Amina entsenden und da tauchen die Truppen von Igala mitten in der Schlacht auf ...

Man darf sich durch meine Zusammenfassung in der von Heeren und Herrschern die Rede ist nicht die Vorstellung von einem gewaltigen Historienepos machen. Man sieht meistens in haarsträubenden Szenen eine Handvoll Darsteller im Bild und die "Schlachten" sind offenbar CGI generiert und wirken ebenso wie die zahlreichen Kampfszenen leider unfreiwillig komisch, da schlecht eingeübt oder choreographiert. Fast noch schwerer zu ertragen ist aber das laienhafte Schauspiel der meisten Darsteller, welches es schwer macht länger als 5 Minuten durchzuhalten. Das bewegt sich zwischen overacting, wenn eine Rolle spricht, bis hin zu kompletter Verweigerung. Obwohl es sich um eine Netflix-Produktion handelt, war offenbar weder für Bauten, noch sonst einem Aufwand Geld vorhanden, was über das mangelhafte Schauspiel und die Regie hätte hinwegtrösten können. Der scheinbare Mix aus Fantasy und Historie (etwa wenn ein Charakter kurz unverwundbar scheint) hilft auch nicht weiter. Es ist schade, dass ein so interessantes Thema so stiefmütterlich behandelt wird. So ist es nicht mehr als TV-Trash, der obendrein weder spannend noch anrührend ist.

1 von 10 verbogenen Schwertern.
 
Jahre lang habe ich mir gewünscht, dass mal afrikanische Geschichte im Historienfilm vorkommt,
Absolut!

Und was hatte Hollywood zu bieten?

Den revisionistischen Streifen 'The Woman King' sowie eine schwarze Kleopatra, laut Aussage der Serienmacherin dazu gedacht, die Ägypter stolz darauf zu machen, dass sie Afrikaner seien. (Was prompt zu Klagen und Boykotts führte.)

Das Sendungsbewusstsein der Filmindustrie wäre zum Lachen, wenn der beschränkte Horizont dieser Leute nicht so schmerzhaft offenbar wäre. Man stelle sich vor: ein Historienepos á la 'Gladiator', doch inszeniert im Malireich. Ein Drama über das Leben Königin Ranavalonas von Madagaskar. Einen Abenteuerfilm über die Reisen Ibn Battutas.

So viele starke Stoffe! So wenig Interesse seitens der Studiobosse.
 
Den revisionistischen Streifen 'The Woman King' sowie eine schwarze Kleopatra, laut Aussage der Serienmacherin dazu gedacht, die Ägypter stolz darauf zu machen, dass sie Afrikaner seien. (Was prompt zu Klagen und Boykotts führte.)
Ich habe das bis jetzt nicht verstanden, warum es so toll sein sollte, dass Kleopatra "schwarz" sein soll (also was das den Afrikanern für Stolz einhauchen sollte, egal ob jetzt aus welchem Teil Afrikas auch immer) und was an Kleopatra so toll war. Sie war eine Herrscherin. Ähnlich wie Anne de Bretagne steht sie am Ende der Unabhängigkeit ihres Landes und natürlich auch ein bisschen für das Problem ihrer Heimat. Ich habe den Eindruck gehabt, dass diese Sache mit Ägyptern und Afrikanern überhaupt so ein Missverständnis ist. Ägypten ist in der Geschichte ähnlich verbunden wie mit dem Kontinent auf dem das Land lag/liegt mit Asien und Europa - der Geschichte Persiens, Griechenlands, des Römischen Reiches etc.. Spannenderweise habe ich noch vor der Kleopatra-Serie erfahren wieviel mehr wirtschaftlich Rom aus Ägypten heraus holte als es die Ptolomäer vermochten - vielleicht auch weil sie Ägypten in ein größeres Netzwerk einbinden konnten.

Im Fall dieses Filmes "Amina" von Netflix gab es ja schon früh Kritik an mangelnder Authenzität - die ich nicht beurteilen kann, weshalb ich sie nicht in meine Betrachtungen einbezog - welche von der Regie damit abgetan wurden, dass man eh nicht genug Quellen dazu habe zu beurteilen wie das Leben von Amina wirklich gewesen ist. Von daher bot es sich vielleicht an eine Art Legende inklusive Zauberin=Priesterin zu drehen.

Es gibt ja auch diese Serie zu Nzinga in derselben Reihe von Netflix wie Kleopatra. Was ich da bisher von den Portugiesen gesehen habe und was ich an Zusammenfassungen hörte, klang auch nicht gerade viel versprechend. Wieder irgendwelche Spekulationen darüber wie sich eine Herrscherin vor hunderten von Jahren gefühlt haben mochte... Da ich keine Ahnung zu Ndongo habe, würde ich da wiederum keine Einschätzung wagen ebenso wie bei "Amina". Hast Du das schon gesehen?
Nzinga hat wirklich ein spannendes Leben mit wirklich haarsträubend brutalen Episoden, die sicher gut geeignet sind für die Kinoleinwand. Es gibt auch eine Serie über die ich noch nichts sagen kann - aus Angola und Portugal, was ja auch schonmal spannend klingt.
 
Und was hatte Hollywood zu bieten?
...
So viele starke Stoffe! So wenig Interesse seitens der Studiobosse.

Man sollte sich allerdings immer vergegenwärtigen das "Hollywood" und seine Filmschaffenden Bestandteil der US-amerikanischen Unterhaltungskultur sind, deren Priorität sicher nicht die ist, die Geschichte Afrikas, Asiens oder Europas erzählen zu müssen. Es ist nun mal die amerikanische Filmindustrie und ich frage mich immer, woher die Erwartung des weltweiten Publikums rührt, gerade von ihr zu erwarten, die Geschichte anderer Kulturkreise möglichst authentisch behandelt dargestellt zu sehen.

Ich denke, die Aufgabe europäische, afrikanische oder asiatische Geschichte zu thematisieren lieg in erster Linie in der Verantwortung deren Kunstschaffender und nicht in der von Amerikanern. Doch nun wird das nächste aufwendige Biopic von Napoleon wieder mal eine US-Produktion sein, inszeniert von dem der schon Historie-Fantasy wie "Gladiator" oder "Königreich der Himmel" gemacht hat. Und statt sich einmal in Europa Gedanken über eine eigene Produktion über Kleopatra zu machen, lässt man sich die Deutungshoheit über ihre Darstellung von Neftlix nehmen.

Einen Abenteuerfilm über die Reisen Ibn Battutas.

Ich bezweifle doch sehr, dass auch nur irgendein Mensch in Hollywood weis, wer Ibn Battuta überhaupt war.
 
Man sollte sich allerdings immer vergegenwärtigen das "Hollywood" und seine Filmschaffenden Bestandteil der US-amerikanischen Unterhaltungskultur sind, deren Priorität sicher nicht die ist, die Geschichte Afrikas, Asiens oder Europas erzählen zu müssen. Es ist nun mal die amerikanische Filmindustrie und ich frage mich immer, woher die Erwartung des weltweiten Publikums rührt, gerade von ihr zu erwarten, die Geschichte anderer Kulturkreise möglichst authentisch behandelt dargestellt zu sehen.
In früheren Jahrzehnten gab es diese Erwartungshaltung wohl gar nicht so sehr. Aber heute ist es Hollywood selbst, das "woke", "divers" und "kultursensibel" sein will. Das erzeugt eine entsprechende Erwartungshaltung. Das führt dann aber eben auch dazu, dass mitunter übers Ziel hinausgeschossen wird wie mit unpassenden Rollenbesetzungen.
 
@Joinville

Streng genommen muss die Filmindustrie nur eines tun: Geld verdienen. Mit den Filmen, die ihr Geld einbringen. Daran ist nichts zu beanstanden, und ich erwarte auch nicht von Hollywood irgendeine filmische Leistung, die andere nationale Filmindustrien nicht bieten können oder wollen. Ich erwarte nur, dass die Verantwortlichen ihren eigenen Maßstäben genügen, da sie ihrerseits das Publikum in Haftung nehmen.

Es wäre falsch, @Ravenik's Einwand als Polemik abzutun, weil es es ein fast wortgleiches, aber ernst gemeintes Zitat von Bob Iger gibt: Amerikas Kino sei zu "weiß" und müsse auch die Perspektiven anderer Kulturen und Ethnien abbilden. Die Comic-Verfilmung 'Black Panther' über eine fiktive afrikanische Supermacht bezeichnete er als "Meilenstein der schwarzen Repräsentation", und das ist halt schon ein Armutszeugnis.

Anstatt die unglaublich reichhaltige Kultur der unzähligen Völker Afrikas herzunehmen und Themen und Figuren zu verarbeiten, die die Welt zu sehen verdient (und ganz besonders Menschen afrikanischer Abstammung), bleibt es bei solchen Alibi-Veranstaltungen. Und wenn Kritik an der mangelnden Authentizität geäußert wird, wird sie als rassistisch motiviert abgekanzelt. Von kulturellen Analphabeten wie Tina Gharavi, die für ihre schwarze Kleopatra in Anspruch nahm, den Ägyptern den "Stolz auf ihre afrikanische Herkunft wiederzugeben", und dabei komplett übersah, dass die arabischen Ägypter von Schwarzafrika ethnisch und kulturell grundverschieden sind.

Das nervt mich einfach. Wir brauchen keine Nachhilfe in kultureller Vielfalt von einem Land, in dem selbst vier von zehn High School-Absolventen glauben, dass Afrika, Südamerika und Europa homogene Nationalstaaten seien. Hollywood macht zu 99,9% weiterhin just die Filme, die es immer schon gemacht hat, und hat offensichtlich nicht den Mut, den eigenen Ansprüchen entsprechend kulturelle Vielfalt darzustellen, will aber unbedingt als Vorreiterin im Kampf für soziale Gerechtigkeit wahrgenommen werden.
 
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