Französische Revolution. Napleon eine Folge der Revolution ? Abitur !!!

Frzrevo

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Hey. Ich habe bald meine 5pk und mein Thema ist die französische Revolution/Napleon mit der leitfrage, ob Napleon eine Folge der Revolution war (?) ich habe meine Gliederung so gestaltet, sodass ich erstmal die Ziele der Revolution und Die Ziele von Napleon vergleiche. Dann erzähle ich etwas über die politische Lage vor Napleon. Da konzentriere ich mich auf die Zeit der Jakobiner und des Direktoriums. Von da an geht es weiter mit der machtergreifung Napleon, Staatsstreich & die Grundlagen seiner Herrschaft. Dann beantworte ich eigentlich auch schon die leitfrage. Wie findet ihr die Gliederung ? Verbesserungs Vorschläge ? Wie würdet ihr die Gliederung gestalten ? Kennt ihr vllt auch gute Bücher zur französischen Revolution und Napleon, die mir bei meinem Thema weiterhelfen könnten ?
 
Kennt ihr vllt auch gute Bücher zur französischen Revolution und Napleon, die mir bei meinem Thema weiterhelfen könnten ?

1. Das Thema ist deutlich zu umfangreich. Für die Schule kaum verständlich eine derartige Themenauswahl.
2. Die Fragestellung ist wenig sinnvoll. Napoleon kann kaum die Folge von etwas sein, das seinerseits hochgradig erklärungsbedürftig ist. Napoleon ist aus der Zeit zu erklären, aber nicht aus der FR. Auch wenn er eng zeitlich, personell und ereignismäßig mit ihr verbunden ist. Das ist eine methodische Frage einer "historischen Erklärung".
3. Welche Literatur hast Du denn bisher verwendet?
4. Hast Du die entsprechenden Threads hier im Forum - beispielsweise - bereits angesehen?
 
Napoleon ist aus der Zeit zu erklären, aber nicht aus der FR. Auch wenn er eng zeitlich, personell und ereignismäßig mit ihr verbunden ist. Das ist eine methodische Frage einer "historischen Erklärung".

Nun war "die Zeit" durch die FR ja in extremem Maße geprägt, insofern ist beides kaum so klar zu trennen, wie es aus deiner Formulierung spricht. Vielleicht kannst du aber genauer erklären, wie du das meinst.

Außerdem halte ich es für übertrieben zu sagen, dass die FR "hochgradig erklärungsbedürftig" sei. Im Gegenteil meine ich, dass kaum ein historisches Ereigniss so gut erklärbar ist wie sie, wobei ich - generell - das Konzept der "bedingten Wahrscheinlichkeit" dem rigiden Kausalitätskonzept vorziehe, schon aus dem Grund, weil nicht alle Faktoren bekannt sind und bekannt sein können, welche auf den Verlauf einer Entwicklung Einfluss nehmen:

Bedingte Wahrscheinlichkeit – Wikipedia
 
Ich hatte anfangs eigentlich die leitfrage, ob Napoleon der vollender Revolution war. Mein Lehrer lehnte dies aber ab & Korrigierte meine leitfrage zu meiner jetzigen leitfrage. Ich merke das ich mit der leitfrage nicht wirklich zurecht komme und wie du bereits erwähnt hast, ist das ganze sehr umfangreich. Ich habe in 3 Wochen meine Prüfung und komme kaum vorran :( Ich war in der Bibliothek und habe mir einmal von Susanne Lachenicht und von Axel Kuhn ein Buch ausgeliehen. Beide haben den Titel „Die Französische Revolution“ Außerdem habe ich noch eine Biographie von Roger Dufirasse über Napleon mit dem Titel „Revolutionär und Monarch“ Ich habe die Bücher nicht vollständig Gelsen, sondern nur kurz eingelesen. Das Problem ist einfach das ich mir unsicher bei der Gliederung bin. Ich brauch eine Gliederung die passend zu meinem Thema bzw zu meiner leitfrage ist. Allerdings ist meine leitfrage blöd. Deshalb komme ich nicht vorran.
 
Das Problem ist einfach(,) das(s) ich mir unsicher bei der Gliederung bin. Ich brauch(e) eine Gliederung(,) die passend zu meinem Thema bzw(.) zu meiner (L)eitfrage ist. Allerdings ist meine (L)eitfrage blöd. Deshalb komme ich nicht vor(r)an.

Thane kann dir dabei sicher helfen. Was ich dir im Moment rate, ist eine Verbesserung deiner Orthographie und Grammatik. Ich habe ein paar der vielen kritischen Stellen durch Klammern markiert. Und an einer Stelle hast du schon wieder "Napleon" geschrieben.
 
Okay, danke. Das ich Napoleon oft falsch schreibe, liegt an der Autokorrektur meines Handys. Ich hatte Napoleon einmal falsch geschrieben & seitdem schreibt mein Handy immer „Napleon“ hin
 
Hey. Ich habe bald meine 5pk und mein Thema ist die französische Revolution/Napleon mit der leitfrage, ob Napleon eine Folge der Revolution war (?) ich habe meine Gliederung so gestaltet, sodass ich erstmal die Ziele der Revolution und Die Ziele von Napleon vergleiche. Dann erzähle ich etwas über die politische Lage vor Napleon. Da konzentriere ich mich auf die Zeit der Jakobiner und des Direktoriums. Von da an geht es weiter mit der machtergreifung Napleon, Staatsstreich & die Grundlagen seiner Herrschaft. Dann beantworte ich eigentlich auch schon die leitfrage. Wie findet ihr die Gliederung ? Verbesserungs Vorschläge ? Wie würdet ihr die Gliederung gestalten ? Kennt ihr vllt auch gute Bücher zur französischen Revolution und Napleon, die mir bei meinem Thema weiterhelfen könnten ?

In dieser Zusammensetzung wenig sinnvoll und deutlich zu umfangreich, wie thanepower bereits anmerkte.
Wenn du dich auf Napoleon beziehen und ganz konkret mit dessen Aufstieg und den damaligen Umständen beschäfftigen möchtest, müsstest du die Revolutionskriege abarbeiten. Namentlich:

- Die sozialen Folgen der Revolution für die Armee (Weitgehendes Verschwinden des alten Offizierskorps und der Generalität des Ancien Régime, durch Entlassung, Quittieren des Dienstes oder in einigen Fällen gar durch Hinrichtung.
- Die außenpolitische Situation der französischen Republik ab dem 1. Koalitionskrieg (Andauernde, extrem kostspielige und bis dato mäßig erfolgreiche Aktionen in Frankreich, den österreischischen Niederlanden, am Rhein und in Norditalien.
- Die prekäre und instabile innenpolitische Situation Frankreich beginnend mit dem großen Terror und den Aufständen in Lyon und der Vendée, bis hin zum machtpolitischen Verfall des Direktoriums.
- Napoleons persönlichen Lebensweg, inklusive seiner Rolle bei der Belagerung des von den Briten besetzten Toulon und in Norditalien, wie auch Ägypten, bei zeitgleicher Betrachtung der parallelen Vorgänge in Frankreich.
- Betrachtung der Veränderung des Kriegswesens seit Beginn der Revolutionskriege, weg vom "Kabinetts-" hin zum "Volkskrieg" und die damit verbundenen Notwendigkeiten und Konsequenzen für Frankreich.

Das wäre im Bezug auf Napoleons Aufstieg so in etwa das abgespekte Minimalpaket. Bei sinnvoller Ausarbeitung kommst du bei einer oberflächlichen Betrachtung alleine damit in keinem Fall unter 10 Seiten weg.

Mit den ursprünglichen Ideen der französischern Revolution (wenn es denn sowas wie ursprüngliche Ideen gab, beim Großbürgertum sicherlich, bei den revoltierenden Massen nur bedingt) hat das relativ wenig zu tun, bzw. steht mindestens in keinem unmittelbaren Kausalzusammenhang.

Im Hinblick auf Literatur wäre es wichtig zu wissen in welche Richtung du konkrete Fragen hast. Zu dem Mann ist ähnlich viel geschrieben worden wie über Caesar oder Hitler, entsprechend breit ist das Spektrum an Literatur.

Im Allgemeinen würde ich sagen dass man im Bezug auf Napoleon, wenn es um Standartwerke geht mit den deutschen Ausgaben von Lefebvre und Tulard zumeist nicht daneben liegt, auch wenn die schon älter sind.
Solltest du eines davon zufällig in einer Bibliothek in der Umgebung finden, schau mal rein.
 
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Naja, man kann es schon so sehen, dass die Revolution (und die aus ihre resultierenden Koalitionskriege) Napoleons Chance für den Aufstieg war(en), er im Fortlauf die Revolution gewisserweise überwand und dennoch zumindest einen Teil ihrer Ideen weitertrug (z.B. im Code Civile).
 
Mit den ursprünglichen Ideen der französischern Revolution (wenn es denn sowas wie ursprüngliche Ideen gab, beim Großbürgertum sicherlich, bei den revoltierenden Massen nur bedingt) hat das relativ wenig zu tun, bzw. steht mindestens in keinem unmittelbaren Kausalzusammenhang.

Wobei die - allzu kausalistische - Fragestellung, ob Napoleon(s Aufstieg) eine "Folge der Revolution" war, sich kaum auf die "ursprünglichen Ideen" beziehen dürfte, sondern auf die Ereignisse im Ganzen. Zu berücksichtigen sind bei dieser Fragestellung aber so viele Details, dass eine Antwort nur sehr relativ und bedingt möglich ist.

Zum Beispiel wäre es zu Napoleons Aufstieg ohne Saint-Justs Hinrichtung wahrscheinlich nicht oder längst nicht im gegebenen Maße gekommen. Es kann also nicht um "die Revolution" gehen, sondern nur um die ganz spezifischen Umstände dieser Revolution. Bei etwas anders gelagerten Umständen wären die "Folgen" ganz andere gewesen - ich erinnere an den Butterfly-Effekt*. Diese Unterscheidung halte ich für wichtig.

* Man stelle sich nur einmal vor, Napoleons Eltern hätten sich nie kennengelernt (bei ihrer Heirat war Letitia Ramolino 13 Jahre alt und Carlo Buonaparte 17 Jahre). Wie anders sähe die Welt dann heute aus...
 
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Mein Lehrer meinte mir, ich müsse herausarbeiten wofür Napoleon steht & wofür die französische Revolution steht. Desweiteren soll ich herausfinden, ob es eine andere Möglichkeit gab Naploleon zu vermeiden oder ob Napoleon unabwendbar war. Hätte ich doch lieber darauf bestanden meine eigene leitfrage zu nehmen..
 
Ich hatte anfangs eigentlich die Leitfrage, ob Napoleon der Vollender der Revolution war.

Zur Einschätzung seiner Beziehung zur Revolution kann man sicherlich konsensusal sagen: "Napoleon was, as many agree, the child and heir of the Revolution. " (Jordan, Pos. 106).

"He was a military dictator whose only ideals were efficiency in government, glory in conquest, hierarchy and political and social conservatism." (Jordan, Pos.121)

Und in Bezug auf das Vermächtnis: "Napoleon saved the Revolution...", so Jordan (Pos. 135). aber damit meint er nicht, dass er das Programm der Revolution in ihrem zivilisatorischen, emanzipatorischen Kern fortgeführt hatte. "What he did do, ...., was spare the French Revolution the disasters of quarantine, dismemberment, and isolation ....." und kontrastiert es zu anderen Revolutionen, bei denen die betroffenen Staaten zu "Pharia-Staaten" wurden.

Es ist keine Frage, dass Napoleon im Kontext der Französischen Revolution zu interpretieren ist. Und wenn das richtig ist, in welchem Kontext erfolgt dann die Interpretation von Napoleon, wenn die Interpretation der Französischen Revolution einer rivalisierenden, teils konträren Deutung unterzogen wird. "Mehr noch als die Protagonisten der Revolution haben Historiker/innen in der historisierenden Rückbetrachtung die Französische Revolution zum Gegenstand kontroverser weltanschaulicher Ideen mit polarisierenden Interpretationsmustern gemacht." (Pelzer, S. 14)

Die eigentlichen Erklärungsansätze, die beanspruchen die Ursachen für das Ereignis gefunden zu haben, divergieren, von ökonomischen, kulturellen, sozialen oder politischen Erklärungsansätzen. Wobei selbst das Klima mit einbezogen wird, um die Agrarkrise zu erklären als ein Faktor.

Vor diesem Hintergrund ist es plausibel zu fragen, welche revolutionäres Programm Napoleon fortgesetzt haben soll, da dieses "revolutionäre Programm" nur plausibel durch die Ursachen wird.

Wie gesagt, ein viel zu anspruchsvolles Thema. Und für eine Abiturprüfung absurd komplex.

Jordan, David P. (2014): Napoleon and the revolution. Houndmills, New York: Palgrave Macmillan.
Pelzer, Erich (Hg.) (2004): Revolution und Klio. Die Hauptwerke zur Französischen Revolution. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
 
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Wie gesagt, ein viel zu anspruchsvolles Thema. Und für eine Abiturprüfung absurd komplex.

Ich kann mich zwar mit der Themenstellung nicht wirklich anfreunden, aber es gibt viele Darstellungsformen. Vom Forenbeitrag über die Abiturpräsentation und die Seminararbeit bis hin zur Diss gibt es viele Komplexitätsgrade. deshalb widerstrebt mir ein wenig, das Thema pauschal als zu komplex zu verwerfen. Nur weil es vielleicht auch für eine Doktorarbeit trüge, heißt das nicht, dass es nicht auch als Abiturpräsentation darstellbar wäre.
 
Wobei die - allzu kausalistische - Fragestellung, ob Napoleon(s Aufstieg) eine "Folge der Revolution" war, sich kaum auf die "ursprünglichen Ideen" beziehen dürfte, sondern auf die Ereignisse im Ganzen. Zu berücksichtigen sind bei dieser Fragestellung aber so viele Details, dass eine Antwort nur sehr relativ und bedingt möglich ist.
Das wäre allerdings äußerst ungeschickt, denn das liefe auf die einfachte Tautologie: "Alles ist das Produkt des ihm Vorrausgegangenen" hinaus.
Wenn man also Kausalitäten herausstellen möchte, wogegen für sich genomman ja überhaupt nichts einzuwenden ist, wenn man das argumentativ unterfüttern kann, wird man also schwerlich darum herum kommen, sich dabei auf bestimmte Kategorien festzulegen, an Hand derer man es festmachen kann.

Der eine klassische Vorschlag ist hier nun einmal eine ideengeschlichtliche Betrachtung, die sich schon von dem her anbietet, als dass bestimmte Vorstellungen bei der Ausformung des französischen Staates während der Revolution und danach ja durchaus eine Rolle spielten. Auch bietet es sich ja schon von dem Punkt her an, dass die Ideengeschichte der Aufklärung ja durchaus breites Thema im Lehrplan Geschichte der S2 ist.
Ansonsten müsste man dann eben stärker Napoleon selbst und die Ereignisse der postterroristischen Phase der Revolution näher beleuchten, aber das wird, wie gesagt thematisch zu weit und kann man sich auch kaum nebenher in ein paar Tagen unfangreich erarbeiten, sofern man (wovon bei einem Schüler auszugehen ist), nicht mal eben 2 Wochen frei nehmen und sich vollkommen darauf schmeißen kann.


Zum Beispiel wäre es zu Napoleons Aufstieg ohne Saint-Justs Hinrichtung wahrscheinlich nicht oder längst nicht im gegebenen Maße gekommen. Es kann also nicht um "die Revolution" gehen, sondern nur um die ganz spezifischen Umstände dieser Revolution. Bei etwas anders gelagerten Umständen wären die "Folgen" ganz andere gewesen - ich erinnere an den Butterfly-Effekt*. Diese Unterscheidung halte ich für wichtig.
Oder wo wäre Napoleon geendet, wäre nicht einige Tage vor Beendigung der Terrorherrschaft ein gewisser Alexandre de Beauharnais, seines Zeichens ehemaliger Befehlshaber der Rheinarmee unter dem Fallbeil geendet?
Eine gewisse Josephine de Beauharnais, samt ihrer Kontakte in das Umfeld des Dirketoriums bzw. direkt zu Barras, wäre dann nicht zu haben gewesen. Ob Bonaparte dann das Komando über die Italienarmee bekommen hätte?
Das Problem ist nur, dass diese ganzen Entwicklungen ja nicht monokausal sind und das Ende der Terrorherrschaft und der Sturz der radikalen Jakobiner zu Napoleons Aufstieg in entscheidender Weise beigetragen haben mögen. Allerdings kann man diesen Aufstig schwerlich darauf reduzieren und da beginnt dann das Dilemma. Wo fängt man an diese für die Person und ihren Werdegang wichtigen Nebenschauplätze aufzuarbeiten und wo hört man damit auf?

Deswegen würde ich das, wenn man Napoleon und die Revolutionszeit vergleichen will tunlichst die Ideengeschichte bemühen, aus dem einfachen Grund, dass sie reduzierbar und in den Formen des französischen Staates manifestiert konkret fassbar ist.
Tut man das, sind die republikanischen "Régicides" der Jakobiner und auch einiger Girondisten, die den Kopf Louis XVI. rollen sehen und keinen König mehr dulden wollten, schwerlich mit Napoleons Rückkerhr zur Monarchie zu vereinbaren.
Auf diese Weise kann man ganz gut einige Brüche und Gemeinsamkeiten feststellen.
 
Ich bin gerade echt überfordert und erkenne wie extrem komplex es ist. Ich habe morgen wieder ein Termin bei meinem Lehrer und habe keine Ahnung was ich ihm vorlegen soll, weil ich einfach nicht vorran komme. Nach dem was ihr alles geschrieben habt, ist ja meine Gliederung, die ich anfangs kurz beschrieben habe für den Müll.
 
So wie das Thema formuliert ist, gefällt es mir auch nicht. Aber zu komplex ist es - auf dem Niveau wie es die Oberstufe voraus setzt - nicht. Wir sollten hier im Forum etwas aufpassen, auf welchem Level wir antworten geben. Was für eine Magisterarbeit passt, ist für einen Schüler nicht brauchbar.

Ich würde beim Lehrer noch einmal nachfragen: Sollst Du darstellen, inwiefern die Revolution zum Aufstieg Napoleons führte? Wie Napoleon die Revolution und ihre Ideen nutzte, um seinen Aufstieg und seine Macht zu sichern? (schon das sind zwei leicht andere Fragestellungen)
Oder geht es hauptsächlich darum, inwiefern Napoleon die Revolution weiter getragen (oder pervertiert) hat?
 
Dann nochmal konstruktiv: Nicht, welche Linien über die FR zu Napoleon führen, sondern die Frage, welche Einflüsse insgesamt zentral waren und welche objektiv und subjektiv sein Weltbild geprägt haben, wäre die "richtige" Fragestellung

Es gibt drei Linien, in denen die historische Rolle von Napoleon eingebettet ist.

1. Die imperiale Politik Ludwig XIV.
Kein König zuvor aus Frankreich hatte so engagiert Krieg gegen seine Nachbarn geführt. Frankreich war zu diesem Zeitpunkt die stärkste Militärmacht seiner Zeit. Das Problem lag in der Finanzierung der Armee und der Feldzüge. Die Entwicklung dieser "historischen Konstanz" eines "hegemonialen" Anspruch`s Frankreich über Zentraleuropa und Teile der Neunen Welt von Ludwig zu Napoleon führt beispielsweise Black aus.

Diese Linie ist ein Teil der "Blaupause", die dem außenpolitischen Weltbild von Napoleon zugrunde liegt. Allerdings zusätzlich angereichert durch den ideologisch begründeten Anspruch, die gesellschaftliche Modernisierung auch in die an Frankreich angrenzenden Staaten zu bringen. Eine Sicht, die Napoleon von sich selber in Bezug auf das HRR hatte. Vielleicht aber auch nur eine Funktionalisierung der humanistischen Ziele der FR. Aber an diesem Punkt ein Strang, in dem die Ziele der FR eine Rolle gespielt haben.

2. Die Entwicklung zum steuerfinanzierten Zentralstaat
Im Kern zielte der Absolutismus in Frankreich darauf ab, einen steuerfinanzierten Zentralstaat zu schaffen, der in der Lage ist, die militärischen Ambitionen seiner Herrscher zu finanzieren (vgl. Glete). Dieses politische Programm wird auch ausführlich bei Mann beschrieben und ist eine generelle Entwicklung, die in der Frühen Neuzeit eingesetzt hat.

Diese Anforderung an die Leistungsfähigkeit einer nationalstaatlich organisierten Volkswirtschaft ist eines der Kernprobleme, die Napoleon als Erbe übernimmt und dynamisch in seinem Sinne vorantreibt. Die "Kontinentalsperre" kann man in diesem Kontext als einen Ausdruck der Stärkung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit von Frankreich als "Exportnation" interpretieren.

Vor diesem Hintergrund entspringt das Handeln von Napoleon einem allgemeinen Impuls zu Steigerung der Leistungsfähigkeit von Staaten als zentrale Akteure der Außenpolitik. Und kann somit auch als ein "Modernisierungsschub" verstanden werden, der den "sozialen Wandel" beschleunigt hatte.

Dieser wurde durch die bürgerliche Revolution im Rahmen der Französischen Revolution insgesamt deutlich beschleunigt. Und insofern ist es zutreffend, Napoleon als "Erben" der "Modernisierungsanstrengungen"zu interpretieren. Ein Kernanliegen der zentralen Akteure der FR, wie beispielsweise letztens für das Bildungssystem ausgeführt.

3. Das Menschenrecht, dass alle Menschen gleich sind und somit die Leistung über den Erfolg entscheidet.
Zentral für die Modernisierung sind zum einen die "neuen" Möglichkeiten der Bourgeoisie, sprich der "Industriellen" bzw. des Handels, die durch feudale Strukturen nicht mehr behindert werden.

Die formale Einebnung der sozialen Unterschiede, die Vorstellung dass alle Menschen gleich sind von Geburt an, ist da sicherlich ein zentrales Erbe für das napoleonische System der Herrschaftssicherung.

Im Kern steht die Vorstellung, dass ein Aufstieg durch Leistung begründet wird, also die Elite sich als "Meritokratie" formiert. Heute würden wir sie als "Leistungs-Elite" bezeichnen.

An diesem Punkt wirkt sich die kulturelle Veränderung der FR am deutlichsten aus auf das Herrschaftssystem von Napoleon. Viele seiner "Kampfgefährten" - spätere General etc. - kommen aus unteren Rängen der Armee.

In diesem Sinne sind die "historischen Wurzeln", die das Weltbild eines Napoleon geprägt haben, deutlich vielfältiger und sie sind sicherlich unter dem Gesichtspunkt zu interpretieren, ob die "Traditionsbestände" zur Sicherung seiner Herrschaft hilfreich waren oder nicht, wie bei Jordan (vgl. #12) schon ausgeführt.

Unter dieser Perspektive kann man ein angemesseneres Bild von Napoleon zeichnen, das den Vorteil hat, als Erklärung mit seinen Handlungen kompatibel zu sein.

[Literatur ist leider auf englisch, aber entsprechende Stichworte kann man übernehmen und gezielt bei Wiki danach suchen]
Black, Jeremy (1999): From Louis XIV to Napoleon. French foreign policy, 1661-1815. London: UCL Press.
Glete, Jan (2006): War and the state in early modern Europe. Spain, the Dutch Republic and Sweden as fiscal-military states, 1500-1660. London: Routledge
Mann, Michael (1993): The sources of social power. The rise of classes and nation-states, 1760-1914. 4 Bände. Cambridge: Cambridge University Press (2).
 
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Das wäre allerdings äußerst ungeschickt, denn das liefe auf die einfachte Tautologie: "Alles ist das Produkt des ihm Vorrausgegangenen" hinaus.
Wenn man also Kausalitäten herausstellen möchte, wogegen für sich genomman ja überhaupt nichts einzuwenden ist, wenn man das argumentativ unterfüttern kann, wird man also schwerlich darum herum kommen, sich dabei auf bestimmte Kategorien festzulegen, an Hand derer man es festmachen kann.

Nun habe gerade ich in diesem Thread mehrmals Zweifel am Kausalitätskonzept geäußert und alternativ auf den Begriff der "bedingten Wahrscheinlichkeit" hingewiesen, da kannst du mir also nicht vorhalten, ich wolle "Kausalitäten herausstellen", was ja das genaue Gegenteil meiner Intention ist, siehe:
wobei ich - generell - das Konzept der "bedingten Wahrscheinlichkeit" dem rigiden Kausalitätskonzept vorziehe, schon aus dem Grund, weil nicht alle Faktoren bekannt sind und bekannt sein können, welche auf den Verlauf einer Entwicklung Einfluss nehmen

Dass "alles das Produkt des Vorausgegangenen ist", würde ich schon aus willensphilosophischen Erwägungen nicht behaupten, weil das eine Festlegung auf den Determinismus wäre und damit eine Absage an das Konzept der Willensfreiheit. Die Frage, ob der Wille frei ist oder nicht, wird seit Jahrtausenden diskutiert, in der Antike war es z.B. Platon, der sich für, und Demokrit, der sich gegen die Existenz der Willensfreiheit aussprach. Das Gegenmodell ist der Determinismus, den vor allem die Materialisten, in der Antike eben Demokrit und in der Moderne z.B. der vorgestern von mir im Topographie-Thread thematisierte Baron d´Holbach (gespr. Dollbaak) vertreten haben. Anhänger der Willensfreiheit waren im 18. Jahrhundert Hume, Kant, Montesquieu und Rousseau.

Womit wir mit den beiden letzteren bei dem von dir angeregten Ansatz wären,
tunlichst die Ideengeschichte (zu) bemühen, aus dem einfachen Grund, dass sie reduzierbar und in den Formen des französischen Staates manifestiert konkret fassbar ist.

denn Montesquieus und Rousseaus Werke wurden vom jungen Napoleon bewundert und intensiv studiert. Nun habe auch ich in diesem Forum schon öfters auf die Bedeutung der aufklärerischen Philosophen für die FR hingewiesen, bei Napoleon scheint das aber nur bedingt Sinn zu machen, da ihm, z.B. von Stendhal, vorgeworfen wurde, Montesquieu entweder nicht adäquat verstanden oder seine Aussagen in "L´Esprit des Lois" bei einer Rede vor dem Senat bewusst in unpassenden Kontexten zitiert zu haben, um durch Montesquieus geistige Autorität politische Entscheidungen zu legitimieren, die ansonsten noch fragwürdiger gewirkt hätten, z.B. die Etablierung eines imperialen Regimes im Jahr 1804 und die damit einhergehende Etablierung einer neuen Aristokratie, bestehend aus Freunden und Verwandten des Kaisers. Der Urheber jener Aussagen wäre vom Anlass der Zitierungen und den Intentionen des Zitierers vermutlich nicht begeistert gewesen.

Was Rousseau betrifft, war Napoleon in jungen Jahren ein glühender Verehrer, hatte sich als Kaiser aber von ihm abgewandt und äußerte über den "Contrat Social", dass dieses Buch als Anleitung für die Führung seines Reiches völlig ungeeignet wäre, was natürlich zutrifft. Anlässlich eines Besuches von Rousseaus Grab hat Napoleon geäußert, es wäre für den Frieden Frankreichs besser gewesen, Rousseau hätte nie gelebt, weil er den Weg zur Revolution geebnet hat. Als ihn ein Begleiter darauf hinwies, dass gerade er, Napoleon, sich über die Revolution nicht beklagen sollte (siehe dazu auch nachfolgendes Zitat), meinte dieser, die Zukunft würde zeigen, ob es für den Frieden in der Welt nicht besser gewesen wäre, wenn Rousseau und er selbst nie gelebt hätten.
"Napoleon was, as many agree, the child and heir of the Revolution. " (Jordan, Pos. 106)

Doch so oder so - ein rein ideengeschichtlicher Erklärungsansatz wäre extrem reduktionistisch, und um das zu erkennen, muss man kein Marxist sein, der das Ideelle ausschließlich als Effekt oder Überbau materialistischer Verhältnisse und Interessen begreift. Die Wahrheit liegt vermutlich in der Mitte zwischen beiden Ansätzen, zu berücksichtigen wären bei einem historischen Erklärungsversuch (hier Napoleons Aufstieg im Kontext der FR) also beide Kategorien, d.h. die geistigen (Ideengeschichte) und die materialistischen (gesellschaftliche Verhältnisse) Faktoren, sowie - und dieser Aspekt ist hier bisher total untergegangen - die individualpsychologischen Faktoren, die das Individuum Napoleon geprägt haben.

Die bekannte Theorie vom Minderwertigkeitskomplex Napoleons aufgrund seiner angeblichen Körpergröße von 1,52 m beruht allerdings auf einem Verwechslung von englischen und französischen "Fuß", denn Napoleon maß den französischen Fuß entsprechend 1,68 m und war damit sogar etwas größer als der durchschnittliche französische Soldat jener Tage. Zum Vergleich: Lenin maß 1,64 m und Stalin 1,65 m.
 
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Nun habe gerade ich in diesem Thread mehrmals Zweifel am Kausalitätskonzept geäußert und alternativ auf den Begriff der "bedingten Wahrscheinlichkeit" hingewiesen, da kannst du mir also nicht vorhalten, ich wolle "Kausalitäten herausstellen", was ja das genaue Gegenteil meiner Intention ist, siehe:
Das habe ich schon verstanden. gegebenenfalls habe ich mich hier nicht verständlich genug ausgedrückt:

Mir geht es einfach darum, dass die Feststellung, dass alles seiende auf vorherigem in welcher Art auch immer basiert (und das kann rein materiell gemeint sein oder sich auf einen vorher vorhandenen Willen beziehen), vollständig überflüssig ist, denn worauf sollte es sonst basieren?
Die Frage worum genau es sich dabei handelt ist eine gänzlich andere. Die Problemstllung in diesem Fall ist eben, dass es notwendig ist das auf sehr engem Raum abzuarbeiten, sprich es vollkommen egal ist, wie viel der Vorraussetzungen ergründet werden können.
Entsprechend kann man also entweder simplifiziern, sprich bekannte Faktoren unter den Tisch fallen lassen und damit den Gehalt der ganzen Angelegenheit verfälschen oder es weitgehend unterlassen. Das ist dann eine Gradwanderung.
Es stellt von meiner Seite her mitnichten eine Kritik am Prinzip der Kausalität da, sondern zieht nur für diesen speziellen Fall, der sich erkenntnistheoretischen Ansätzen dadurch entzieht, dass er auf Grund seiner engen umschränkung nicht ein wirklich freier Prozess ist, den Sinn einer allzu großen Ausbreitung der Kausalitäten in Zweifel.

Denn wenn man es anders hielte, wäre man die gesamte Ausarbeitung damit beschäftigt, was individuell passieren musste, damit die Geschichte so ablaufen konnte, wie sie ablief. Das wäre sicherlich ein äußerst interessantes Panorama um einmal zu veranschaulichen, wie sehr völlig alltägliche Abläufe den Gang der Geschichte, wenn die Vorraussetzungen danach sind massiv affektieren können, aber eben in diesem Sinne kein sinnvolles Konzept für eine Arbeit.

Eine erkenntnistheoretische Diskussion Materialismus vs. Idealismus wollte ich hier eigentlich nicht losgetreten haben.


Womit wir mit den beiden letzteren bei dem von dir angeregten Ansatz wären,

denn Montesquieus und Rousseaus Werke wurden vom jungen Napoleon bewundert und intensiv studiert. Nun habe auch ich in diesem Forum schon öfters auf die Bedeutung der aufklärerischen Philosophen für die FR hingewiesen, bei Napoleon scheint das aber nur bedingt Sinn zu machen, da ihm, z.B. von Stendhal, vorgeworfen wurde, Montesquieu entweder nicht adäquat verstanden oder seine Aussagen in "L´Esprit des Lois" bei einer Rede vor dem Senat bewusst in unpassenden Kontexten zitiert zu haben, um durch Montesquieus geistige Autorität politische Entscheidungen zu legitimieren, die ansonsten noch fragwürdiger gewirkt hätten, z.B. die Etablierung eines imperialen Regimes im Jahr 1804 und die damit einhergehende Etablierung einer neuen Aristokratie, bestehend aus Freunden und Verwandten des Kaisers. Der Urheber jener Aussagen wäre vom Anlass der Zitierungen und den Intentionen des Zitierers vermutlich nicht begeistert gewesen.

Dazu müsste man sich erst einmal Montesquieu und Rousseau in Betracht auf ihre jeweiligen Zeitumstände genauer ansehen, denn beide wirken ja doch ein gutes Stück vorher. Inzwischen (im Besonderen bei Montesquieu, der ja noch ein Kind des 17. Jahrhunderts ist und der zeitlich von der französischen Revolution etwa so weit weg ist, wie vom 30-Jährigen Kreig) waren ja doch ein paar Dekaden vergangen und die Gesellschaft stand sozial auf einer deutlich modifizierten Grundlage.
Insofern ist die Frage, ob ein Bezug zu einer deutlich früher wirkenden Person sinnvoll möglich ist zweifelhaft, so lange diese ihrerzeit nicht festgestellt hat, welche ihrer Ansichten sie als zeitloses Ideal betrachtet und welches als materielle Notwendigkeit, denn letzteres kann sich mit veränderter Grundsituation ja durchaus inzwischen gewandelt haben.
Mit anderen Worten, so lange schwer zu übersehen ist an welcher Stelle sich bei welchem Bezugsautoren auch immer strategische und idealistische Ebene von einander Trennen, dürfte es schwierig sein festzustellen wo nun die genaue Intention desselben lag.

Dann würde sich auch die Frage stellen, ob ein Napoleon seiner Zeit dies als ein aus früherer Zeit stammendes Bild und als Anregung verstanden hat oder aber als tagespolitische, aus dem Kontext ihrer Entstehungszeit gerissene Diskussion.

Dementsprechend halte ich nicht den Bezug oder auch nur peripher gegebenen Bezug auf die französischen Aufklärer des 17. und frühen 18. Jahrhunderts, sondern demgegenüber vor allem den Bezug zu den unmittelbar vor ihm wirkenden Granden der Revolutionszeit, den Robespierres, Dantons, Demoulins, Mirabeaus, Lafayettes etc. für wesentlich interessanter.

Was Rousseau betrifft, war Napoleon in jungen Jahren ein glühender Verehrer, hatte sich als Kaiser aber von ihm abgewandt und äußerte über den "Contrat Social", dass dieses Buch als Anleitung für die Führung seines Reiches völlig ungeeignet wäre, was natürlich zutrifft. Anlässlich eines Besuches von Rousseaus Grab hat Napoleon geäußert, es wäre für den Frieden Frankreichs besser gewesen, Rousseau hätte nie gelebt, weil er den Weg zur Revolution geebnet hat. Als ihn ein Begleiter darauf hinwies, dass gerade er, Napoleon, sich über die Revolution nicht beklagen sollte (siehe dazu auch nachfolgendes Zitat), meinte dieser, die Zukunft würde zeigen, ob es für den Frieden in der Welt nicht besser gewesen wäre, wenn Rousseau und er selbst nie gelebt hätten.
Was allerdings eine mehr als einseitige Sicht ist. Bedenken wir die Situation der Bevölkerung Frankreichs im Revolutionsjahr, war der Zündfunke des Umsturzes wohl kaum ein, für die damalige Zeit, hochgestochenes philosophisches Werk, dass weiten Teilen der zu erheblichen Teilen noch immer analphabetischen Bevölkerung en Detail überhaupt nicht bekannt war, sondern die materielle Not.
Und dementsprechend würde man ihm wohl entgegnen können, dass würden König, Adel und Klerus zur stabilisierung der Situation zeitweise auf ihre Pfründe und Privilegien verzichtet haben, es wohl ebenfalls nicht zur Revolution in diesem Sinne gekommen wäre und hätte Rousseau noch 1.000 weitere Bände "Contract Social" hinzugefügt.



Doch so oder so - ein rein ideengeschichtlicher Erklärungsansatz wäre extrem reduktionistisch, und um das zu erkennen, muss man kein Marxist sein [...]
Richtig. Aber angesichts der Aufgabenstellung ist Reduktionismus in diesem Sinne eine Notwendigkeit. Wenn du eine Idee hast, wie eine sinnvolle, ausgeweitete Betrachtung Napoleons und der späten Revolutionszeit in den Rahmen einer schulischen Leistung passen soll, wird der Eröffner des Fadens dir sicherlich sehr dankbar darum sein, wenn du das zum Besten gibst.
Es geht hier ja nicht darum aus Prinzip über Gebühr reduktionistisch zu arbeiten, sondern darum einer bestimmten Aufgabenstellung zu entsprechen.
 
Kennt ihr vielleicht auch gute Bücher zur französischen Revolution und Napoleon, die mir bei meinem Thema weiterhelfen könnten ?

Das gängigste Buch zu Napoleon ist vermutlich die Biographie von Willms. Sachlich und kritisch ihrem Gegenstand gegenüber. Als hilfreiche und kompetente Ergänzung wäre beispielsweise Tulard zu nennen. Von Zamovski liegt ebenfalls eine aktuelle auf deutsch vor.

Das derzeitige Referenzwerk kommt wohl von Dwyer.

Folgt man Willms (vgl. entsprechend Tullard, S. 176ff), dann beschreibt er Napoleon ähnlich als machiavellistischen Machtmenschen wie Jordan. "Als Täter war Napoleon gewissenlos wie je ein Pragmatiker der Macht. Ihr allein, in unbedingter Identifikation mit seiner Person galt sein Sinnen und Trachten. Ideale Ziele, hehere Absichten, ..., hatten für ihn allenfalls tributäre ...schmückende Bedeutung." (S. 318)

Aber:
Napoleon: "Will man die Prinzipien, die mit der Revolution errungen wurden, auf Dauer bewahren, ist es notwendig die Nation zu organisieren." (zitiert in Willms, S. 319). Es waren vor allem die staatlichen Strukturen und die Modernisierung ihrer Organisationen, an denen sich Napoleon gemessen hatte. Und in diesem Kontext kam den "Tiefenstrukturen" eines Staates, die "masses du granit" wie Napoleon sie bezeichnet hatte, eine besondere Bedeutung zu.

Und in diesem Kontext sind alle die Institutionen gemeint, die die Integration einer Gesellschaft leisten. Im konkreten Fall, so Willms, zählen dazu zusätzlich zu den bestehenden Strukturen und Organisationen vor allem die napoleonischen Reformwerke in der Gestalt des Konkordat, die Schaffung der Ehrenlegion als Element der Meritokratie, die Reform des öffentlichen Erziehungswesens und nicht zuletzt das wichtige Reformwerk des Code civil. (ebd. S. 319).

Die Stabilität der Regierung und somit der Fortbestand der Revolution als Republik war dann auch das zentrale Argument, das angeführt wurde, das Konsulat auf Lebenszeit für Napoleon durch seine Unterstützer zu begründen. "The underlying argument was that they had to give the government stability and this could not be done by extension of another ten years." (Dwyer, Pos. 2472).

Dass diese Entwicklung eine Einschränkung der republikanische Verfassung bedeuten würde, war den meisten mehr als deutlich, aber es regte sich wenig Widerstand. Exponierte Republikaner, wie Theophile Berlier, sahen durchaus die negative Seite der Entwicklung, dennoch, so Dwyer, "that Bonaparte was the man sent by providence to consolidate our republican institutions and to make them respected by all of Europe." (Dwyer, Pos. 2472).

Und Dwyer fährt fort: "But just as importantly, for men like Berlier, Boulay de la Meurthe, Thibaudeau and others, Bonaparte was the best guarantee of the Revolution. The refrain - "The men of the Revolution have nothing to fear, I am the best guarantee" - was constantly repeated both by Bonaparte and by his supporters." (ebd. Pos. 2481)

An diesen Ausführungen sieht man sehr deutlich, dass sich das Erbe der Revolution im wesentlichen im Gebilde der Französischen Republik als Staatsform, gegen die Monarchie, vergegenständlichst hat. Und ihre Funktionsfähigkeit und ihre Modernisierung vor dem Hintergrund der teils realpolitischen teils symbolischen Berücksichtigung der zentralen Werte der Revolution, Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit wenigstens bis zur Krönung Napoleons ihn als "Mann der Revolution" erschienen ließ.

Und diese ideologische Maskerade wurde von Napoleon so lange aufrechterhalten, wie er die Unterstützung der überzeugten Republikaner noch gebraucht hatte.

Dwyer, Philip G. (2013): Citizen emperor. Napoleon in power 1799 - 1815. Vol. 2. 2 Bände. London: Bloomsbury.
Tulard, Jean (1978): Napoleon oder der Mythos des Retters. Eine Biographie. Tuebingen: Wunderlich.
Willms, Johannes (2005): Napoleon. Eine Biographie. München: Beck.
 
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