Im Christentum wurde die Feuerbestattung jahrhundertelang abgelehnt. Der Grund ist im Glauben an die leibliche Auferstehung der Toten zu suchen, zu der sich das Christentum im Glaubensbekenntnis bekennt.
Ne, das wird kaum der Grund für Ablehnung gewesen sein, denn das würde ja voraussetzen, dass etwa Opfer von Brandkatastrophen, ohne jedes eigene Verschulden genau so jenseits der Erlösung/Auferstehung gewesen wären.
Das aber hätte die Verbrennung als schlimmstmögliche Art der Bestrafung ad absurdum geführt.
Auch müsste das Christentum, wenn die Intakthaltung der Körper von Verstorbenen aus Gründen der Auferstehung von entscheidender Bedeutung gewesen wäre, en gros Konservierungspraktiken kennen, tut es aber nicht.
Da der Leib nach der Hinrichtung auf dem Rad verblieb und
Tierfraß und Verfall überlassen wurde, hatte diese Form der Bestrafung, ähnlich der antiken
Kreuzigung, eine sakrale Funktion über den Tod hinaus:
Nach damaligem Glauben stand die unterbliebene Bestattung einer Auferstehung entgegen.
Eine unterbliebene Bestattung nach den entsprechenden religiösen Riten ist aber ein gänzlich anderes Thema und steht einer Feuerbestattung eigentlich nicht im Weg.
Außerdem gibt es im Hinblick auf dieses Zitat noch ein anderes Problem und das sind Seebestattungen.
Denn auch dabei wurde der Leichnahm letztendlich der Tierwelt zum Ausschlachten überlassen (wesentlich plakativer als im Hinblick auf Erdbestattungen), allerdings sind mir keine christlichen Texte geläufig nach denen auf See Verstorbene und auf See Bestattete auf die Auferstehung verzichten müssten.
Da scheinst du meinem Empfinden nach entweder etwas gewaltig falsch zu verstehen oder dich ohne es näher zu überdenken auf den Grund ziemlich steiler Thesen zu stellen.
Bevor die Kirche die Ressourcen der Länder an sich gerissen, haben der Staat und die Privatleute die Künstler finanziert – danach fast ausschließlich die Kirche mit ihrer sakraler Kunst. Und jetzt feierst du diese Usurpation der Künste als gute und große Tat – wie verblendet bist du denn?
Ich bitte da um Entschuldigung, aber wann soll das gewesen sein, dass Kunst durch die Kirche monopolisiert worden sei?
Es gab zu keiner Zeit ein wirksames Verbot profane Kunst zu schaffen und es gab auch zu keiner Zeit ein kirchliches Monopol auf künstlerisches Mäzenatentum.
Im Gegenteil setzt sich ja sogar ein nicht unbedeutender Teil der Kirchenschätze des Mittelalters aus den Stiftungen und Schenkungen weltlicher Großer zusammen, die da letztenlich aus Auftraggeber fungierten.
Genau so wenig war in vorchristlicher Zeit die Kunst generell eine Profane, wenn man bedenkt wie viele Antike Kunstwerke vor allem auch der Ausgestaltung von Tempeln und anderen sakralen Heiligtümern etc. dienten, auch wenn sie im Verlauf der Zeit möglicherweise nicht in situ belassen wurden.
Und selbstverständlich wurde auch nicht wenig davon durch die religiösen Kulte selbst finanziert.
Auch überlappen sich in der vorchristlichen Antike die Sphären profaner und sakraler Kunst massiv.
Vor dem Hintergrund des römischen Kaiserkultes etwa und der Verehrung der Imperatoren als lebende Gottheiten kann etwa jede einzelne römische Kaiserstatue oder -Büste etc. durchaus als sakrale Kunst interpretiert werden.
Und auch bei diversen Mythengestalten der antiken Welt, bei denen sich göttliche oder transzendente Aspekte ausmachen lassen, könnte man dies wohl so vorbringen.
Auch die Vorstellung die Kirche habe "die Ressourcen der Länder an sich gerissen", ist so nicht tragbar. In der Regel hat sie die nicht an sich gerissen, sondern sie sind ihr freiwillig von der weltlichen Obrigkeit übertragen worden, in Form von Belehnungen mit weltlichen Territorien, Schenkung und Stiftung von Güterkomplexen etc.
Das aber hat es auch in der Antike immer wieder gegeben.
Der große sakrale Komplex von Delphi etwa ist nicht in dieser Form entstanden, weil die Pristerschaft machtlos oder genügsam oder besonders genügsam gewesen wäre und genau so oder noch mehr als im Christlichen Europa haben in der Antike sakrale Monumentalbauten die Landschaft der Metropolen geprägt und auch deren Errichtung war nebenbei i.d.R. nicht aus der Portokasse bezahlt worden.
Auch wäre mir jetzt keine Studie bekannt, die jemals belegt hätte, dass die kirchliche Obrigkeit die Bevölkerung nun schlimmer bedrückt und ausgepresst hätte, als die Weltliche.
Im Übrigen, wenn du einerseits ausbeuterische Praktiken der Kirche anprangerst, und dem mehr oder minder unkritisch das Mäzenatentum antiker Staatlichkeit oder antiker Privatleute gegenüberstellst, übergehst du in deiner moralischen Empörung so ein Bisschen das Faktum, dass ein Großteil der beeindruckenden Kunst der Antike nur durch Kriegsbeute und Sklavenarbeit finanziert oder geschaffen (Monumentalbauten) werden konnte.
Selbst wenn man mal die abenteuerlichsten und widerwertigsten Finanzierungspraktiken der Kirchen, wie bestimmte Formen des Ablasshandels oder Schwindeleien mit Reliquien zum Maßstab nimmt, waren die verglichen mit den antiken Praktiken ganze Sklavenheere für bestimmte Projekte sprichwörtlich zu verheizen recht human.
Ebenso die Praxis seine Einnahmen aus einer regulären Besteuerung und nicht aus immer neuen Feldzügen und anderen Willkürakten zu bestreiten.
Wenn ich mir diesen kleinen Exkurs in den theoretischen Marxismus erlauben darf, der es meiner Meinung nach gut auf den Punkt bringt, ist dass was du hier tust nichts anderes, als die Vorzüge einer Sklavenhaltergesellschaft gegenüber einer Feudalgesellschaft anzupreisen, bzw. die Feudalgesellschaft zu verdammen und die Probleme der Sklavenhaltergesellschaft darüber hinaus zu ignorieren.
Man könnte dieses Geschichtsbild um mal in den Kategorien zu argumentieren, die du kürzlich im Bezug auf das Wirken eines unlängst verstorbenen geistlichen Würdenträgers bemüht hast, durchaus als "reaktionär" beschreiben, oder wenn man wohlmeinender wäre, als jedenfalls extrem selektiv, denn mangelndes Wissen um die antike Sklaverei, ihre Praktiken etc. wird man dir kaum unterstellen können.
Vor diesem Hintergrund solltest du dir vielleicht einmal (neben grundsätzlichen Konventionen der Höflichkeit) überlegen ob es dir zukommt die Beiträge anderer Mitglieder mit Kommentaren zu bedenken, die ihnen angebliche Verblendung unterstellen, wie du das in #178 geleistet hast.