Quelle gesucht!

Lexius

Mitglied
Hallo liebe Geschichtsfreunde,

ich beschäftige mich zwecks Unterrichtsvorbereitung derzeit intensiver mit den Kreuzzügen und mir fiel auf, dass die gängige Fachliteratur und übrigens auch die meisten Quellen die Funktion Urbans II und den von ihm propagierten heilsbringenden Krieg hervorheben. Dem ist nun nicht zu widersprechen, jedoch suche ich eine Quelle, die genau dies nun nicht hervorhebt, sondern die Rolle der weltlichen Fürsten bzw. säkulare Gründe für eine Teilnahme am 1. Kreuzzug unterstreicht. Wie in etwa die Würzburger Annalen
,,Die Kreuzfahrer waren von den verschiedensten Beweggründen beseelt. Leute mit unruhigem Charakter lockte es, fremde Länder zu sehen; andere, denen die Armut im Nacken saß, . . . zogen nicht bloß gegen die Feinde Christi, sondern auch gegen jeden Freund des Christentums, wenn sie sich nur mit ihrem Schwerte die Armut vom Leibe schaffen konnten; wieder andere, welche von der Last ihrer Schulden bedrückt wurden oder sich ihrem pflichtmäßigen Herrendienst entziehen wollten oder auch gerechte Strafen für ihre Verbrechen zu befürchten hatten, heuchelten auf einmal Eifer für die Ehre Gottes."
(E. Orthbandt/D. H. Teuffen, Ein Kreuz und tausend Wege. Friedrich Bahn Verlag, Konstanz 1962.8.325.)

Ich gehe der Fragestellung nach, ob und inwiefern der Papst als "Anführer der Kreuzfahrer" gilt und inwiefern dies zu relativieren ist. Ich bitte wenn möglich um Quellenangaben diesbezüglich. Ganz hervorragend wäre z.B. eine Quelle, die möglicherweise über einen "Kreuzzugszwang", ausgehend von einem Fürsten oder landsuchenden Adligen, berichtet.

Vielen Dank im Voraus!

Gruß

EDIT: Der Fokus liegt hierbei auf dem 1. Kreuzzug
 
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Wie zeitnah am Ersten Kreuzzug muss die Quelle liegen? Würdest du dich beispielsweise auch mit Wilhelm von Tyrus zufriedengeben, der nach dem zweiten Kreuzzug aber eben auch über den ersten schrieb?
 
Natürlich wäre ein Zeitgenosse Fulchers von Chartres ideal, aber so lange erkennbar ist, dass Tyrus sich auf den 1. Kreuzzug bezieht ist das auf jeden Fall brauchbar.
 
Ekkehard von Aura wird zu den Franken wie folgt zitiert:

Ekkehards Chronik

Zitiert zB hier:

"it was easy to persuade the western Franks to leave their farms. For Gaul had been afflicted for some years, sometimes by civil war, sometimes by famine, sometimes by an excessive death-rate. Finally a plague . . . had terrified the people to the point at which they despaired of life. . . . Of other nations or persons not covered by the papal edict, some confessed that they had been summoned to go to the Promised Land by certain prophets recently arisen among them or by signs in the heavens and revelations; others were compelled to take such vows by all kinds of personal disadvantages. In fact many of them were burdened on the journey with wives and children and all their domestic goods"
Aus: Riley-Smith: The motives of the earliest crusaders and the settlement of Latin Palestine, 1095—1100
EHR 1983, S. 721ff.

Der Aufsatz enthält auch weitere Bezüge, etwa (S. 723)

"There can be little doubt that a desire for earthly glory did motivate crusaders."
Quellen laut Fußnote:
"See Raymond of Aguilers, Liber, pp. ;8, 89; Guibert of Nogent, pp. 161, 193; Ralph of Caen, 'Gesta Tancredi in expeditione Hierosolymitana', KHC oc. iii. 603, 622, 668; Hugh of St Maria, 'Itineris Hierosolymitani compendium', KHC oc. v. 363; Orderic Vitalis, v. 6, 54, 268. For glory as a motivating force on the 1101 crusade, see Ordenc Vitalis, v. 322."
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielen Dank, besonders die Passage Ekkehard über die Westfranken ist sehr ergiebig. Sehr schön ist hier m.E zu sehen, dass auch der Investiturstreit seine Spuren beim Kreuzzugsaufruf hinterlässt.

Den Ostfranken dagegen, den Sachsen, Thüringern, Bayern und Alemannen drang diese Posaune [Urbans II.] kaum ins Ohr; es lag vor allem an dem Schisma zwischen der königlichen und der geistlichen Gewalt, das seit der Zeit Papst Alexanders bis heute uns den Römern und ebenso die Römer uns verhaßt und zu Feinden gemacht hat. Aber wenn unser Volk auch viel überheblicher ist als die übrigen, so beugte sich dennoch das deutsche Ungestüm, da Gottes Erbarmen verheißen war, dem Wort dieser Botschaft, von den vorüberziehenden Scharen über den Sachverhalt völlig belehrt.
Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters, Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, Band XV, herausgegeben von Rudolf Buchner, Darmstadt, 1972.

Die Tyrus Quelle habe ich mittlerweile auch ausmachen können, jedoch lediglich diese Passage gefunden:

" Denn da trennte sich der Mann von dem Weibe, und das Weib von dem Manne, der Vater vom Sohne, der Sohn vom Vater, es war kein Band der Liebe, das diesem Eifer hätte Nachteil bringen können, so daß viele Mönche aus ihrem Kloster kamen und viele, die sich freiwillig um des Herrn willen eingekerkert hatten, aus ihrem Verlies. Doch war nicht bei allen die Liebe zu Gott die Veranlassung ihres Entschlusses, und nicht alle trieb die Mutter aller Tugenden dazu, die weise Überlegung, viele schlossen sich den andern bloß an, um ihre Freunde nicht zu verlassen oder um nicht für träge zu gelten oder aus Leichtsinn oder um ihrer Gläubiger spotten zu können, denen sie schwer verschuldet waren. Verschieden waren also die Beweggründe, aber alles eilte herbei.
Wilhelm von Tyrus - Erstes Buch
 
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