Alter Schrank im Fritzlarer Dom birgt Sensation aus dem 13. Jahrhundert

El Quijote

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Wer die „kleine Sensation“ sehen will, muss genau hinschauen. Nicht, weil sie winzig ist, sondern weil der Zahn der Zeit an ihr genagt hat. Das Holz ist abgesplittert, die Farben sind verblasst und Zeichnungen verkratzt. Trotzdem ist sich Fritzlars Stadtarchivar Clemens Lohmann sicher: Die Abbildung auf dem Schrank im Musikzimmer des Doms St. Peter zeigt eine Kampfszene, die sich im Jahr 1232 bei Fritzlar zugetragen hat.

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https://www.hna.de/lokales/fritzlar...rgt-sensation-aus-13-jahrhundert-8130404.html
 
Mit dem Kampf von 1232 die Auseinandersetzung zwischen Landgraf Konrad von Thüringen und dem Erzbistum Mainz gemeint. Die Thüringer belagerten das zu Mainz gehörende Fritzlar drei Monate lang und zerstörten anschließend die Stadt. Wenige Jahre später gehörte Fritzlar wieder zu Mainz - für Jahrhunderte.

Nichts liegt für die Fritzlarer im 15. Jahrhundert ferner, als diesen schmachvoll verlorenen Krieg auf einem Schrank abzubilden.

Warum soll das eine Kampfszene bei Fritzlar sein? Auf dem Schrank könnte genauso gut eine Kampfszene bei Jerusalem abgebildet sein.
Es fehlen aussagekräftige Details wie z.B. die Wappen von Thüringen und Mainz.

Auf jeden Fall sollte man die Klammern und das Fragezeichen in der Aussage des Bezirkskonservators von Drach beachten:
"zeigt die Belagerung einer Stadt (Fritzlar?)"

Wer diese unbegründete und vage Vermutung als "Sensation" feiert ...:pfeif:
Heimatforscher braucht nunmal Phantasie.
 
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Man sollte das Holz genauer untersuchen. Vielleicht ein Rest der Donareiche, die der Heilige Bonfatius 732 in Fritzlar fällte? Die erste Kirche St. Peter ließ er ja aus dem Holz errichten. Sicher war noch Holz übrig für diese Kiste. Zum 500jährigen Jubiläum 1232 ließ man diese Truhe fertigen und später bemalen. Keine brutalen Kampfszenen, eher eine Art „Modenschau“ diverser Kampfgattungen. Die Arkebuse wird es im 13. Jahrhundert ja noch nicht gegeben haben. Der dritte von links scheint sich mit einer Art Bumerang zu wehren. Erstaunlich für diese Zeit. Die Damen und Herren zwischen den Burgzinnen genießen das Ganze eher als davon erschrocken zu sein.
 
Man sollte das Holz genauer untersuchen. Vielleicht ein Rest der Donareiche, die der Heilige Bonfatius 732 in Fritzlar fällte?

In Gangflows Welt ist alles möglich.
Da kann man eine Eiche fällen und einen Schrank aus Tannenholz draus zimmern.

Oder Bonifatius hat aus Versehen den falschen Baum gefällt.
 
Die Damen und Herren zwischen den Burgzinnen genießen das Ganze eher als davon erschrocken zu sein.
Das aber ist kein Argument gegen eine Gewaltszene. Bekannterweise gehören Gefühlsausbrüche nicht zu den Motiven jener Zeit. Die hier mal nach oben und mal nach unten gebogenen Mundlinien repräsentieren bereits das Äußerste, was Darsteller des 13. Jhs. an Gemütszustand verewigten.

Die geringe Anzahl der sonst präzise dargestellten Angreifer, aber auch die offensichtlich unterschiedliche Gewänder legen eine zusätzliche Symbolik und die Andeutung von zusätzlichen Geschehnissen nahe. Bei der Darstellung des Mannes mit der Kutte bspw., der auf die holde Schönheit zwischen den Zinnen zielt, müsste mehr dahinterstecken als eine simple Belagerung. Sehr gut möglich, dass der Mönch als Sittenwächter dargestellt ist, während sich die Frau nur deshalb züchtig benimmt (anstatt mit »nackedem arsche uwer die cynnen« zu wandeln[1]), damit die Truhe nicht zum anstößigen Mobiliar wird. Möglich wäre auch, dass es sich beim angepikten Ritter in der Mitte um den Hochmeister des Deutschen Ritterordens höchstpersönlich handelt, verletzt, oder zumindest verhöhnt, was ihn ›verständlicherweise‹ zu Gräueltaten verleitete, wie dies die Truhe zu vermitteln scheint.

So halte ich Herr Lohmanns Annahme auf den ersten Blick für plausibel. (Gangflow hat aber recht damit, dass das Holz untersucht werden müsste, wonach darüber nachgedacht werden könnte, ob zur Entstehungszeit eine entschuldigende Propagandatruhe wirklich Sinn gemacht hätte.)

1. So der Frankenberger Chronist, laut: »Grauer Turm Fritzlar«, dt. Wikipedia.
 
Mit dem Kampf von 1232 die Auseinandersetzung zwischen Landgraf Konrad von Thüringen und dem Erzbistum Mainz gemeint. Die Thüringer belagerten das zu Mainz gehörende Fritzlar drei Monate lang und zerstörten anschließend die Stadt. Wenige Jahre später gehörte Fritzlar wieder zu Mainz - für Jahrhunderte.

Nichts liegt für die Fritzlarer im 15. Jahrhundert ferner, als diesen schmachvoll verlorenen Krieg auf einem Schrank abzubilden.

Konrad wurde nach der Einäscherung Fritzlars vom Papst mit dem Bann belegt. Konrad pilgerte nach Rom zum Papst, um den Bann zu lösen. 1238 war er wieder in Fritzlar, um öffentlich für sein Verhalten 6 Jahre vorher zu büßen. Mit landgräflichen und päpstlichen ("aus Ablässen") Geldern wurde der Wiederaufbau der Stadt in Angriff genommen. (sinngemäß aus wiki )

Im Endeffekt scheint die Zerstörung 1232 für Konrad sehr viel schmachvoller als für die Stadt Fritzlar gewesen zu sein. Daher kann ich nicht ausschließen, dass man diese Ereignis dort kunsthandwerklich verarbeitete.

Warum soll das eine Kampfszene bei Fritzlar sein? Auf dem Schrank könnte genauso gut eine Kampfszene bei Jerusalem abgebildet sein.
Es fehlen aussagekräftige Details wie z.B. die Wappen von Thüringen und Mainz.

Auf jeden Fall sollte man die Klammern und das Fragezeichen in der Aussage des Bezirkskonservators von Drach beachten:
"zeigt die Belagerung einer Stadt (Fritzlar?)"

Wer diese unbegründete und vage Vermutung als "Sensation" feiert ...:pfeif:
Heimatforscher braucht nunmal Phantasie.

Dass es sich bei der dargestellten Stadt tatsächlich um Fritzlar handelt, ist natürlich keinstenfalls erwiesen. Ich gebe dir recht, es könnte sich auch genauso gut um eine andere mittelalterliche Stadt oder um gar keine reale Stadt und Belagerung, sondern ein Fantasiekonstrukt der künstlerischen Freiheit handeln.

Mit einer dendrochonologischen Untersuchung könnte man zumindest schon mal das genaue Alter und Herkunft des Holzes bestimmen. Das sehe ich wie Mashenka und Gangflow.

"Sensation" ist gewiss ein Stadtmarketingbegriff. Man weiß ja eigentlich noch gar nichts.
 
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