Aktuelle Geschichtsdokus

Vielleicht hätten sie sich ja auch einfach nur das Wrack selbst anschauen brauchen...

Ich guck mir die Doku mal an. Danke für den Hinweis!
Für eine neuere Doku verhältnismäßig gut gemacht. Die Behauptung, es habe sich um eine riesige Schlacht gehandelt, wobei ja nur 2 Schiffe versenkt wurden, ist natürlich typisch reißerisch. Dass die Verbündeten den Schweden schon am ersten Tag der Schlacht haushoch überlegen waren, bleibt unerwähnt. Dass der Krieg damit nicht beendet war ebenso. Wie immer bei Terra-X wird überwiegend das Oberflächliche vorgekehrt und die Infos verschwiegen. Z.B. die für die damalige Zeit vielleicht typische, aber heute etwas seltsam anmutende Vielzahl unterschiedlich kalibriger Geschütze, welche sicherlich den Einsatz des Schiffes nicht gerade leicht machten.
 
Für eine neuere Doku verhältnismäßig gut gemacht.
Es stimmt, dass es sich hier um eine der besseren Dokus handelt aber es gibt zahlreiche Aussagen, die so einfach nicht stimmen. So ist die Aussage, dass diese Schlacht das erste, nur mit Kanonen ausgetragene Seegefecht gewesen sei nicht richtig. Als erste Kanonenseeschlacht gilt die von Zonchio 1499, zwischen Venedig und dem osmanischen Reich. Auch hier flogen Großschiffe durch Feuer in der Pulverkammer in die Luft und verbrannten. Dass die Mars das erste Schiff mit mehreren Kanonendecks war, ist eine gewagte Aussage. Die" Henri grace a Dieu" 1514 -1553 trug über 130 Geschütze in zwei Decks und die portugiesische Karacke "Santa Catarina do Monte Sinai" 1520 verfügte über 140 Kanonen.
In dem lübecker Schlachtbericht wird davon berichtet, dass bereits am ersten Schlachttag die Mars einen Treffer auf ihr Ruder erhielt und dieses vollkommen zerstört wurde. Nun fanden die Taucher das Ruder vollkommen unversehrt vor, was ein Beweis für die Unwahrheit des Berichtes sein soll. Jedes große Schiff hatte Holz und Zimmerleute an Bord, die natürlich ein neues Ruder gezimmert hätten. Für die Form eines Ruders wurden häufig Schnittmuster aus Segeltuch mitgeführt. Oft wurden auch komplette Ersatzruder mitgeführt, die relativ schnell das alte kaputte Bauteil ersetzen konnten. Ohne diese Maßnahme wäre die Mars am zweiten Tag vollkommen manövrierunfähig gewesen, war sie aber nicht sondern griff, nach dem Schlachtbericht wieder an, trotz stürmischen Wetters. Daraus kann man schließen, dass das Schiff repariert war und nicht ,dass der Bericht lügt. Auch bei Phillips goßer Armada wurden auf hoher See, nach schweren Treffern, Schiffe repariert.
 
Sicher, dass das eine Doku ist und keine - äh - wie heißen nochmal diese Fake-Dokus?

Im Zeitalter von Fake-News ist das Zeigen solcher Formate schon mehr als gedankenlos. Wie vereinbaren die das eigentlich mit ihren gesetzlichen Vorgaben? Sie sind ja verpflichtet, Gefaketes nicht zu zeigen.

Und ja, ich bin momentan in einer düsteren Stimmung.
 
Gibt es eigentlich eine Widergabe der Sichtweise von Admiral Bagge? Er lebte ja noch nach seiner Gefangenschaft in Schweden. Irgendwas muss ihn veranlasst haben erneut anzugreifen oder ist diese Absicht der Mars eher eine Spekulation der Lübecker und Dänen? Bagge war ja scheinbar ein erfahrener Befehlshaber und warum soll er sich allein mit einem Schiff gegen eine solche Übermacht gewagt haben? Kann es nicht auch sein, dass er infolge des Sturms eher zufällig auf den Feind traf und halt kämpfte, da ihm eine Flucht nicht möglich schien?
 
@Brissotin, da ein Sturm in der Regel aus einer Richtung bläst, wären die Gegner in die gleiche Richtung getrieben worden. Ein großer Sturm war es wohl nicht, denn da hätten alle Seeleute auf beiden Seiten genug damit zu tun gehabt ihre Schiffe über Wasser zu halten. Ein Entermanöver wäre da auch überhaupt nicht möglich gewesen. Normalerweise kämpfte man nur bei geeignetem Wetter.
Es ist nicht unmöglich, dass ein erfahrener Kapitän, mit einem überlegenen Schiff eine Mehrheit angriff. Auf See sind nicht die Mehrheiten automatisch die Sieger gewesen. Gutes manövrieren und seemännisches Können waren wichtiger. Es kann aber auch der Mut der Verzweiflung gewesen sein, wenn Bagge sah, dass er umzingelt war und nicht fliehen konnte.
 
Napoleons Deutscher 007: Karl Ludwig Schulmeister
D 2017

Insbesondere für eine deutsche Produktion ganz ordentlich gemacht. Bis auf ein paar wenige Szenen mit Reenactors ist die Ausstattung der Statisten ziemlich unterirdisch, wohl ein Zusammenschnitt aus Sequenzen vom berüchtigten Napoleon-Vierteiler aus den frühen 2000ern mit Soldaten ohne Patronentaschen etc.. Zum Glück aber wird in den Spielszenen nicht gesprochen. Karten veranschaulichen teilweise - oh Wunder - das Geschehen. Und man höre und staune, es werden Porträts der Akteure von Schulmeister u. seinem Freund Savary gezeigt, daneben auch allerhand zeitgenössische Dokumente eingeblendet, wenngleich der Inhalt nicht vorgestellt wird. Schulmeisters Leben ist tatsächlich spannend genug, dass man nicht viel überdrehen brauchte. Das gefiel mir ebenfalls an der Doku.

Lief vor Kurzem auf Arte und ist noch auf der Arte-Mediathek zu sehen.
 
Der Dreißigjährige Krieg (Doku 2011)
Sehr informativ, wenn auch von den Spielszenen her bisweilen unfreiwillig komisch bis miserabel, fand ich den BR-Dreiteiler: "Der Dreißigjährige Krieg" (BR 2011)
1. "Von Feldherren, Söldnern und Karrieristen"
Es wird das Leben der beiden Feldherren Christian von Braunschweig, genannt der "Tolle Halberstädter", und Jan von Werths sowie des Söldners und Korporals Peter Hagendorf geschildert.
2. "Von Bankiers, Wirten und Publizisten"
Diesmal geht es um Wallensteins calvinistischen Geldgeber, einen Augsburger Wirt und Matthäus Merian, den berühmtesten Künstler des Krieges.
3. " Von Hexen, Nonnen und Ehefrauen"
Im Fokus steht das Leben und Überleben dreier völlig unterschiedlicher Frauen: einer Ratsherrngattin aus Bamberg, die auf dem Scheiterhaufen endete, einer Äbtissin, die den ganzen Krieg erlebte, und der Frau des bayerischen Gesandten in Münster, von Haslang.

Alle drei Folgen zeichnen sich durch eine gute Strukturierung aus. Selten genug für moderne Dokus werden auch tatsächlich zahlreiche Inhalte vermittelt.

Es werden teilweise auch originale Schriftstücke eingeblendet. Besonders spannend fand ich die Rechnungen aus Nürnberg mit den Preisen für Waffen oder auch die Verzeichnisse der Frau von Haslang - eine ausgesprochen schöne Handschrift!

Die Spielszenen sind durchwachsen. Bei den Hauptdarstellern hat man sich mehr Mühe gegeben. Hagendorf wirkt sehr glaubhaft und man sieht auch Details wie Feldzeichen. Andere Spielszenen leiden unter (Reenactors oder Spielmannszüge?) mit sagen wir es so, eher unwilliger Ausstattung, moderne Hemden, überwiegend feiste Burschen, Lederkoller aus seltsamen Material (Lederimitat?)...

Für einen Fan der Zeit neben der hervorragenden Doku von Peter Milger sicher lohnenswert.
 
Im Lauf der Zeit - Schlüsselmomente der Geschichte F 2017

Diese Arte-Eigenproduktion versucht überwiegend bis einzig illustriert mit schattenhaften PC-Animationen wie bei der Reihe zu den Mythen der Antike angebliche Wendepunkte der Geschichte darzustellen. Wir haben mal die Folgen zu Darwin und der Schlacht bei Bouvines angeschaut. Was auffiel war die offenbar große Unfähigkeit das Wesentliche herauszuarbeiten. Natürlich haben Schlachten Einfluss auf die Geschichte, aber Bouvines war weder der erste noch der letzte Zusammenstoß englischer und französischer Heere und markiert wohl einen Triumph der Franzosen, aber beendete eben nicht die Problematik der Ansprüche des englischen Königshauses auf Besitzungen in Frankreich. Auch kam es nicht wie hier suggeriert schlagartig zu einem französischen Nationalstaat. Man denke nur daran wie sich noch bis ins 16.Jh. das Ringen um die Bretagne hinzogen... Subtilität ist hier aber wohl fehl am Platz, wo gebetsmühlenartig immer wieder die selben Phrasen gedroschen werden und laufend die Originalität der Theorie von den Wendepunkten der Geschichte durch pseudo intellektuelles Geschwafel aufgewertet werden soll. Dabei werden nicht nur in Worten sondern auch optisch sinnfreie Parallelen zu anderen Jahrhunderten ja Jahrtausenden gezogen.
Sehr nervig fand ich bei Bouvines auch die Behauptung der Unschlagbarkeit der "Teutonischen Ritter". Eine typische Krankheit der modernen Dokus auf irgendwelchen eingebildeten "Elite"-Soldaten rumzureiten, die es in der Form v.a. in dem Zusammenhang garnicht gab.
Völlig überzogen war wohl der Gedanke, dass nur Darwin allein in der Lage sein konnte, einen friedlichen Übergang von einem religiös motivierten Bild der Entwicklung der Menschheit hin zur Evolutionstheorie als weitverbreitete Lehrmeinung zu meistern. Dass evtl. andere in ähnliche Richtung dachten, dass er ja nur dadurch mit seiner Theorie auf fruchtbaren Boden fallen konnte, muss bei einer reißerisch angelegten Doku hinten runter fallen.

Was im Falle der Mythen gut funktionierte, da es das Nebulöse, Ungesicherte an ihnen unterstrich, funktioniert nicht bei historischen Fakten, mögen sie auch noch so dürftig belegt sein wie beim Ablauf der Schlacht von Bouvines.

Mich würde interessieren, was Historiker von der Reihe halten?

Für mich eine der nervigsten und schlechtesten Dokureihen aus dem Hause Arte.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hatte jetzt einen Text auf der HP von Arte dazu gelesen: "Die Reihe für Kinder bietet einen originellen Blick auf die Geschichte."
Naja, für Kinder? Für Kinder finde ich die Animationen ja noch verstörender als für Erwachsene und gerade Kindern, sollte man nicht so ein Weltbild unterschieben. :mad:
 
Was mich generell bei den meisten deutschsprachigen Geschichtsdokumentationen regelrecht abstößt ist einmal dieser marktschreierische "größer-schneller-höher-weiter- Duktus, fast als hätte man dabei das Rad neu erfunden, als würde es sich um sensationell neue Erkenntnisse handeln. Dabei ist bei vielen, wenn nicht den meisten Dokumentationen die Quellen- und Literaturlage überschaubar. Oft werden dann durchaus namhafte Experten eingeladen, die durchaus historisch korrekte Fakten referieren. Oft habe ich schon erlebt, dass dann der Kommentator nur wenige Sätze später dem, was der Experte gesagt hat inhaltlich widerspricht. als unangenehm empfinde ich den exzessiven Gebrauch von meist unterdurchschnittlichen Spielszenen und für völlig unangemessen halte ich, dass dem Zuschauer oft in moralisierendem Unterton eine bestimmte, meist sehr konservative Geschichtsdeutung nahegelegt wird, als ob es überhaupt keine Kontroverse gäbe, als ob der Zuschauer dumm und nicht in der Lage ist, sich selbstständig eine eigene Meinung bilden zu können.

Peter Milgers ausgezeichnete Dokumentationen zu den Kreuzzügen und zum Dreißigjährigen Krieg kamen noch ohne diesen Schnickschnack, ohne Spielszenen aus und waren trotzdem sehr unterhaltsam und gleichzeitig informativ. Als positiv fiel mir bei Milger auf, dass er meistens auch seine Gewährsleute und die benutzen Quellen namentlich erwähnte, was bei den meisten Dokus aus dem Hause ARTE aber nicht nur bei denen sehr selten der Fall ist.

Ich frage mich wirklich oft, ob man den Zuschauer inzwischen wirklich für so dumm oder unkritisch hält, dass man ihm selbstständiges Denken nicht mehr zutraut oder schlimmer noch ihm gar nicht mehr zubilligt.
Vorbild ist anscheinend nicht BBC, sondern der historychannel. Für die Zwangsgebühren, die man den Zuschauern abknöpft, hätten sie wirklich Besseres verdient, als so einen Mist. Und das Schlimme ist, dabei habe ich mich selbst schon erwischt, es kommt soviel Quatsch, dass sich der Zuschauer schon damit zufriedengibt, wenn nicht allzu viel Unsinn verzapft wird. Das Programm wird aber naturgemäß niemals besser sein, als der Anspruch des Zuschauers.

Dass es auch anders geht, habe ich kürzlich bei zwei sehr ordentlich gemachten, informativen britischen Dokus gesehen, die sich mit dem britischen Sklavenhandel beschäftigten:

The House of Beckford und The old Corruption-Britains Slave Trade
 
The House of Beckford verfolgt über drei oder vier Generationen den Aufstieg der Familie Beckford, die es als Zuckerkönige zu immensem Reichtum und Einfluss auf Jamaika brachten und die schließlich wieder nach GB zurückkehrten mit dem Wunsch in die Kreise der landed Gentry und des britischen Hochadels aufgenommen zu werden. Während der Stammvater des Geschlechts als rauhbeiniger Selfmademan auf Jamaika ein Imperium aus dem Boden stampfte, betätigten sich seine Nachkommen als exzentrische Kunstsammler und Mäzene, die durch rauschende Feste Eindruck machten und schließlich Anschluss an die High Society fanden. Ein Enkel des Stammvaters hatte nach eigenen Angaben Klavierstunden bei Mozart, entfaltete ein umfangreiches Mäzenatentum, korrespondierte als Dandy mit namhaften Zeitgenossen und wurde schließlich zur Persona non grata in Großbritannien, allerdings nicht wegen der Geschäfte seiner Familie in der Zuckerindustrie, sondern wegen seiner mehr oder weniger offen gelebten Homosexualität.

The old Corruption-Britains Slave Trade
habe ich schon deshalb als wohltuend empfunden, weil es seit langem die erste Doku ist, die ich gesehen habe, die völlig ohne Spielszenen, Reenactorgruppen und Schießpulverdampf auskommt, dafür aber eine große Anzahl von Historikern, Nachfahren ehemaliger Sklaven und Sklavenhalter zu Wort kommen lässt, denen man sehr gut zuhören kann. Offensichtlich wurden eine Menge Archivalien für die Doku bearbeitet, die Kommentare sind sachlich und informativ, die Doku beleuchtet Geschichte aus verschiedenen Geschichtsperspektiven und der Zuschauer wird weder über- noch unterfordert und auch nicht mit der moralischen Keule erschlagen. sehr solide, sorgfältig recherchierte und informative Doku für alle Altersgruppen- es geht also auch anders!
 
"Hundert Meisterwerke und ihre Geheimnisse - Blick auf Warschau ... , 1773, Bernardo Bellotto" F (2017)

Wieder leider eine typische Arte-Doku. Ein bisschen wahres, die groben Eckdaten stimmen, aber auch viel Nonsense. Thematisiert wird eine der großen Stadtansichten Warschaus von der Hand des Malerfürsten Bellotto, der nachdem er v.a. in Dresden gewirkt hatte nach dem Siebenjährigen Krieg in polnische Dienste wechselte. In groben Zügen wird der Werdegang von Bellotto und dem polnischen König Stanislaw Poniatowski umrissen. Typisch für moderne Arte-Dokus ist die schlampige Übersetzung. So agieren auf einem Teil des Bildes "Steinhauer", gemeint sind natürlich Bildhauer. In einer anderen Folge der Reihe "Hunder Meisterwerke" ist von "Gravuren" statt Kupferstichen die Rede. Völlig willkürlich oder durch eine ähnliche Schlampigkeit bedingt, werden Gemälde durcheinander gebracht und dann einfach Bilder aus dem 19.Jh. eingeblendet; oftmals auch Personen verwechselt. Für/von Arte werden scheinbar Dokumentationen zu Geschichts- und Kunstthemen am Fließband produziert und die nötige Sorgsamkeit bleibt auf der Strecke. Nicht nur das, wo man keine Ahnung über den Künstler hat, reigen sich auch abstruse Spekulationen aneinander wie aus einem Dach mit einem zeittypischen Fenster ein Freimaurersymbol zu lesen. Aua! Statt sich auf solche greifbaren und fundiert nachweisbaren Fakten wie die Pinselführung, den Farbauftrag oder die auf dem Gemälde dargestellten Personen zu konzentrieren, ufert die Analyse aus; obendrein erzählt man nebenbei lieber die polnische Geschichte bis hin zu den zwei polnischen Teilungen, die nicht bloß nach der Entstehung des Werkes stattfanden, sondern auch nach dem Tod des Künstlers. Allerhand soll der arme Mann erahnt haben. Wenn man nun aber tatsächlich mit anderen Werken Bellottos vergleicht, auch mit anderen Veduten Warschaus und sich auch mal die zahlreiche moderne Fachliteratur anschaut, offenbart sich das, was hier vorgegaukelt wird, als das was es ist, unnötige Hirngespinste, um Sendezeit zu füllen und den Stoff reißerischer zu machen.
 
BBC Britain's Outlaws Highwaymen Pirates And Rogues (BBC 2015)

Der Historiker Dr. Sam Willis leitet durch die dreiteilige Doku. Ich habe mir mal die ersten zwei Folgen angeschaut.
Die erste Folge behandelt die Highwaymen. Überwiegend werden einfach Biographien berühmter englischer Highwaymen des 17. und 18. Jh. vorgestellt. Hind, Duval und Dick Turpin sind solche Charaktere. Dr. Willis schleicht aber auch selber durch die Landschaft und stellt typische Orte von Überfällen vor. Einmal singt er sogar zusammen mit einem Folkmusiker eine Ballade zu Dick Turpin, freilich um dann zu hinterfragen wie die Menschen über die Zeit zu der irrigen Meinung über Turpin kamen, die ihn eher als Helden charakterisierte.

Die zweite Folge wendet sich Piraten zu. Seltsamerweise beschränkt sich die Doku auf die Piraterie seit Every und Kidd. Sir Henry Morgan und Zeitgenossen werden also weggelassen ebenso wie frühere Piraten. Ein Grund wird nicht erwähnt.
Wie bei der anderen Doku geht es um herausstechende Figuren wie Kidd, Every und Blackbeard. Gerade Blackbeard fand ich als wenig spannend, da es schon genug Dokus über ihn gibt. Es raubten doch so viele britische Seeräuber in der Zeit, warum muss es denn immer wieder Blackbeard sein? In der Folge zeigt sich Dr. Willis als Seemann und steuert selber ein Segelschiff.

Ich fand die Doku über die Highwaymen immerhin ein bisschen interessanter als die andere. Eine Folge für so ein Thema ist aber offensichtlich zu wenig. Vieles wird nur angerissen. Es wird zwar kurz angesprochen wie ein Überfall mit 2 Räubern funktionierte, aber es wäre interessant mehr Beispiele konkreter Überfälle zu demonstrieren, visuell vorzustellen. Manchmal sah es aus, als ob Dr. Willis Spielzeugpistolen bei sich rumliegen hatte. Ein Paar Original wäre sich auch drin gewesen für die BBC.
Dr. Willis ist ja primär Marinehistoriker und -Archäologe und hatten schon zahlreiche Bücher zur Seekriegsführung publiziert. Da verwunderte mich die Auswahl der Bilder von denen viele garnicht zeitlich stimmig waren, ebenso wie in der Folge zu den Highwaymen. Das war dann auf die Dauer verwirrend, da man nicht genau wusste, ob die 19.-Jh. Illustration jetzt überhaupt etwas mit der Handlung zu tun haben sollte oder nicht. Gerade bei einen Fachmann wie Willis würde man mehr Akribie erwarten.

Schön fand ich das Vorstellen von originalen Schriftstücken und mancher Austausch mit Historikern.

Insgesamt eine dreiteilige Doku, die man sicherlich deutlich besser hätte machen können. Für BBC eher Durchschnitt.
 
BBC Britain's Outlaws Highwaymen Pirates And Rogues (BBC 2015)

Der Historiker Dr. Sam Willis leitet durch die dreiteilige Doku. Ich habe mir mal die ersten zwei Folgen angeschaut.
Die erste Folge behandelt die Highwaymen. Überwiegend werden einfach Biographien berühmter englischer Highwaymen des 17. und 18. Jh. vorgestellt. Hind, Duval und Dick Turpin sind solche Charaktere. Dr. Willis schleicht aber auch selber durch die Landschaft und stellt typische Orte von Überfällen vor. Einmal singt er sogar zusammen mit einem Folkmusiker eine Ballade zu Dick Turpin, freilich um dann zu hinterfragen wie die Menschen über die Zeit zu der irrigen Meinung über Turpin kamen, die ihn eher als Helden charakterisierte.

Die zweite Folge wendet sich Piraten zu. Seltsamerweise beschränkt sich die Doku auf die Piraterie seit Every und Kidd. Sir Henry Morgan und Zeitgenossen werden also weggelassen ebenso wie frühere Piraten. Ein Grund wird nicht erwähnt.
Wie bei der anderen Doku geht es um herausstechende Figuren wie Kidd, Every und Blackbeard. Gerade Blackbeard fand ich als wenig spannend, da es schon genug Dokus über ihn gibt. Es raubten doch so viele britische Seeräuber in der Zeit, warum muss es denn immer wieder Blackbeard sein? In der Folge zeigt sich Dr. Willis als Seemann und steuert selber ein Segelschiff.

Ich fand die Doku über die Highwaymen immerhin ein bisschen interessanter als die andere. Eine Folge für so ein Thema ist aber offensichtlich zu wenig. Vieles wird nur angerissen. Es wird zwar kurz angesprochen wie ein Überfall mit 2 Räubern funktionierte, aber es wäre interessant mehr Beispiele konkreter Überfälle zu demonstrieren, visuell vorzustellen. Manchmal sah es aus, als ob Dr. Willis Spielzeugpistolen bei sich rumliegen hatte. Ein Paar Original wäre sich auch drin gewesen für die BBC.
Dr. Willis ist ja primär Marinehistoriker und -Archäologe und hatten schon zahlreiche Bücher zur Seekriegsführung publiziert. Da verwunderte mich die Auswahl der Bilder von denen viele garnicht zeitlich stimmig waren, ebenso wie in der Folge zu den Highwaymen. Das war dann auf die Dauer verwirrend, da man nicht genau wusste, ob die 19.-Jh. Illustration jetzt überhaupt etwas mit der Handlung zu tun haben sollte oder nicht. Gerade bei einen Fachmann wie Willis würde man mehr Akribie erwarten.

Schön fand ich das Vorstellen von originalen Schriftstücken und mancher Austausch mit Historikern.

Insgesamt eine dreiteilige Doku, die man sicherlich deutlich besser hätte machen können. Für BBC eher Durchschnitt.

Nachdem ich deine Rezension gelesen habe, hab ich mir gestern diese Doku reingezogen. Ich fand auch erste die Folge über die Highwaymen am besten, zumal sie dann doch noch einige Informationen vermittelte, die mir nicht bekannt waren. Die zweite Folge war zwar recht unterhaltsam, inhaltlich dann aber doch etwas dürftig, da über William Kidd und Blackbeard kaum etwas Neues kam. Ein bisschen zu kurz kam für meinen Geschmack "Black Barty" da es über Roberts, oder besser gesagt gegen seine Crew doch ziemlich umfangreiche Archivalien existieren. Der Prozess gegen Roberts Crew an einer der aufwändigsten und umfangreichsten Piratenprozesse, und die britische Gerichtsbarkeit war, für die damalige Zeit eher ungewöhnlich, bemüht, die individuelle Schuld der Angeklagten zu erforschen, statt nach dem Motto "mitgefangen, mitgehangen zu verfahren. Roberts war, gemessen an der zahl der gekaperten Schiffe auch weit erfolgreicher, als William Kidd und Eduard Teach. Blackbeard sehe ich ähnlich wie Johann Bückler, genannt Schinderhannes, der ähnlich wie Teach theatralische Auftritte liebte und sehr populär war gemessen an den Coups, aber weit weniger Prisen und Coups machte, als Henry Morgan oder Roberts. Was mir ein wenig fehlte, war die Frage, was Teach in Gottesnamen wohl geritten hat, dass er Charleston blockierte. Blackbeard hat dabei Medizin beschafft, durch die Blockade aber die Kolonialverwaltung von South Carolina dadurch so provoziert, dass sie gegen ihn vorgehen musste. teach und andere Piraten hatten lange davon profitiert, dass die Gouverneure sie duldeten und heimlich mit ihnen gemeinsame Sache machten. Manche vermuten, dass Teachs Crew an einer Krankheit litt, andere haben die These aufgestellt, dass Blackbeard dadurch Laudanum (Opiumtinktur) besorgen wollte. Genaues weiß man nicht, außer dass Blackbeard mit dieser Blockade seinen eigenen Untergang heraufbeschwor.
Bartholomew Roberts war zu einer zeit aktiv, als die große Zeit der karibischen Piraten sich bereits dem ende neigte, da man die Bukanier nach dem spanischen Erbfolgekrieg nicht mehr als Bundesgenossen brauchte und sie immer lästiger wurden. Roberts, der wohl nolens volens zum Piraten wurde, nachdem das Schiff auf dem er fuhr gekapert wurde, schloss er sich den Piraten an, und er wurde dann zum Kapitän gewählt, brachte mehr Schiffe auf, als jeder andere Pirat, und er muss seemännisch einiges auf dem Kasten gehabt haben. niemals havarierte eines seiner Schiffe, was Henry Morgan einige male passierte. Black Bart Roberts stellte eine Piratenordnung auf, die erstaunlich demokratisch anmutete und gab sich doch elitär und war wohl auch introvertierter als Blackbeard. Er trank keinen oder wenig Alkohol und verabscheute das Glücksspiel. Sein Leichnam wurde nie geborgen, und Anfang der 1990er Jahre äußerte eine populärwissenschaftliche Publikation die These, dass Roberts eine Frau gewesen sei.

Insgesamt hat die Doku aber schon eine Menge Informationen geboten, die auch recht unterhaltsam vermittelt wurden. Der Anteil an Spielszenen war erfreulicher Weise nicht so dominierend, wie sich das seit Jahren eingeschliffen hat, und es wurde auch nicht der Eindruck vermittelt, dass man die Quadratur des Kreises entdeckt und sensationell neue Erkenntnisse zu bieten habe. Manches erschien mir etwas spekulativ und die experimentelle Erprobung teilweise unnötig, positiv ist mir aufgefallen, das für eine Fernsehdoku ein recht hoher Anteil von Originalquellen und Archivalien verarbeitet wurde und auch namentlich genannt wurde. Manchmal erschien mir der Moderator etwas selbstverliebt und kamerageil, positiv fiel aber auf, dass ihm die Doku wohl großen Spaß gemacht hat, und dieses Engagement hat sich insgesamt auch positiv ausgewirkt. Bedenkt man, dass die Mehrheit der Adressaten eben keine Historiker sind, bei denen man viele Detailkenntnisse nicht voraussetzen kann, würde ich sie schon als gelungene Dokumentation bewerten, die vom Niveau durchaus mit der Serie "The Kings and Queens of Britain" mithalten kann und sich durchaus wohltuend von den durchschnittlichen Produktionen aus dem hause Arte abhebt
 
Danke für Deine Einschätzungen, Scorpio.

Die Folge zu "Rogues" fand ich wieder ein bisschen interessanter. Vor allem Wild, der vom Gangsterjäger zum verurteilten Verbrecher wurde und in dem man leicht eine der Hauptrollen aus der "Beggar's Opera" wiedererkennt, wurde eher eingehend behandelt. Es geht darin um die Kriminalität v.a. in London.
 
Den 3. Teil habe ich auch mit Interesse gesehen. Die erste 1. und 3. Folgen waren am besten recherchiert. Der 2. Teil war auch nicht schlecht, aber wie du schon sagtest werden in fast allen Piratendokus Blackbeard und Anne Bonney stark thematisiert, nach meinem Geschmack etwas über Gebühr. Ganz gut fand ich den Kommentar der Expertin zu William Kidd, dass er so etwas wie ein Sündenbock und Pechvogel war. William Kidd ist sozusagen der Gegenpol zu Henry Morgan. Morgan war ein skrupelloser Pirat, der als Ehrenmann und Gouverneur endete, während William Kidd in seiner Heimat durchaus eine achtbare Existenz führte, allerdings waren für Morgan die Zeitumstände günstig, für Kidd nicht. Ein Typ wie Henry Morgan wäre um eine Generation später als Gouverneur völlig untragbar gewesen. William Kidd war vielleicht kein Sündenbock, aber eine tragische Figur schon. Die Piraten profitierten einerseits von ihrem finsteren Ruf, Enterkämpfe, Breitseiten das war nicht typisch, wohl die meisten Prisen wurden kampflos übergeben. Der Ruf setzte die Piraten andererseits aber auch unter hohen Erfolgsdruck von Crew und Auftraggebern. Sie waren sozusagen verdammt, Erfolge zu bringen, Fortune zu haben.

Roberts hatte den Erfolg und zwar zu einer Zeit, als die Zeitumstände für ihn sehr ungünstig waren. Die Karibik war ein verlorenes Paradies geworden, die Gouverneure der Kolonien spielten nicht mehr mit, und als Bundesgenossen wurden Piraten wie Blackbeard nicht mehr gebraucht, früher oder später hätte man sich solcher Typen entledigt, die Blockade Charlestons beschleunigte diesen Prozess nur. Es ging ihnen ähnlich wie manchen Gangstern der 1920er Jahre, die wilden Zeiten waren vorbei, sie mussten subtiler arbeiten oder verschwinden, aber die Legenden wuchern natürlich üppiger um Persönlichkeiten wie Teach.
 
Roberts hatte den Erfolg und zwar zu einer Zeit, als die Zeitumstände für ihn sehr ungünstig waren.
Das ist eigentlich m.E. einer der wenigen Gründe, der erlauben würde, weshalb man die Piraten so begrenzt. Sowohl Teach als auch Roberts wurden von der eigenen Obrigkeit zur Strecke gebracht. Rackham in übertragenen Maße auch.
Es waren nicht mehr die Spanier, die als diejenigen agierten, welche die Piraten ausrotteten. Einige Jahrzehnte zuvor erlebt man noch wie sie auf Hispaniola der Piraterie ein Ende bereiten wollten.
Nein, diesmal waren es die britischen Behörden, welche der Piraterie den Strick um den Hals legten. Wenn wir Roberts als einen so erfolgreichen Pirat erleben, dann doch scheinbar vor allem, da er es nicht mit starken Kriegsschiffen zu tun hatte, sondern v.a. Handelsschiffe jagte. Wie Du sagst, Breitseiten abfeuern, das war nicht die Sache der Piraten der Karibik. Sie setzten öfter auf Überraschungsunternehmen. Näherten sich mit kleineren Fahrzeugen größeren Gegnern und setzten auf den Schock der überrumpelten Gegner. Henry Morgans große Unternehmen waren ja auch Wasser-Landexpeditionen. Ebenso wie bei Lolonois oftmals und Granmont. Edward Teach mochte verwegen den britischen Lieutenant Maynard herausfordern, aber diesmal war es die List Maynards, die es möglich machte mit zwei Sloops ein größeres Piratenschiff in seine Gewalt zu bringen.
 
"Napoleons verstoßene Liebe - Joséphine de Beauharnais" Joseph Knigge, ZDF, 2017

Die Reihe der billig gemachten und man möchte fast sagen miesen Arte-Dokus (oder hier vielleicht vielmehr ZDF) reißt offenbar nicht ab.
Chronologisch lässt die Doku das Leben von Joséphine Revue passieren nachdem sie kurz die noch heute andauernde Faszination angerissen hat - hier wurde auch eine Veranstaltung in Malmaison mit einem Interview der Buchautorin Christina Lancaster ("Napoleon & the Empire of Fashion: 1795-1815" 2011) eingeblendet.
Leider heben sich die massigen Spielszenen, die nach dem Motto quick and dirty runtergedreht wurden um so eklatanter von den Szenen der Veranstaltung von Frau Barreto-Lancester ab. Das führt so weit, dass mal ein preußischer Offizier von 1813 eingeblendet wird und dann Napoleons Briefe aus Italien 1796 erwähnt werden. Zar Alexander trägt hier nicht nur einen Vollbart sondern auch eine russische Mannschaftsuniform oder was in der Art. Wenn Truppen eingeblendet werden, dann völlig wahllos irgendwelche. Z.B. Russen oder Preußen statt Franzosen. Vielleicht hätte man mal einen Historiker für die gröbsten Schnitzer fragen können? Wenn der Napoleon-Statist auftritt, dann sieht er in vielen Szenen aus, als wäre die Uniform ein Kommunionsanzügle aus dem er seit ein paar Jahren rausgewachsen ist (z.B. als er 1796 in seiner Uniform der Kaiserlichen Gardejäger! das Ehedokument unterzeichnet).
Wenn es aber auch nur die Spielszenen wären. Auch inhaltlich geht einiges durcheinander. So heißt es einmal, sie habe Malmaison 1799 das erste Mal gesehen und sich sogleich in das Schloss verliebt. Dann heißt es wiederum, sie habe Napoleon nicht nach Ägypten begleitet, weil sie sich um Malmaison kümmerte. Nach Ägypten ist Napoleon aber 1798 und nicht 99 aufgebrochen.

Besonders unangenehm sind die prollig vorgetragenen Phrasen des Napoleon-Biographen Johannes Willms, obendrein oftmals falsch. Louis XVI bezeichnet er als "Hornochse" und die Salons des Directoire zeichneten sich dadurch aus, dass man da "gesoffen" habe. Das beides mag ja noch irgendwie diskutabel sein, auch wenn mir nicht bekannt wäre, dass sich die Assembleen des Directoire durch einen gesteigerten Alkoholkonsum auszeichneten, ganz schießt Willms aber den Vogel ab, als er behauptet Norditalien hätte 1796 zu Österreich gehört. Aua! Also da gab es nicht Venedig und Genua - von Sardinien-Piemont ganz zu schweigen! Oh Mann! Der Gute soll ja Biograph und Historiker sein und sich dann sowas von verhauen. Österreich hatte ja gerade in den 1790ern kaum noch Einfluss in Italien von der Toskana abgesehen. Die Zeit der großen Besitzungen Österreichs in Norditalien war NACH dem Wiener Kongress.

Deutlich angenehmer hingegen die franz. Fachleute, die auch eher um eine ausgewogene Sichtweise bemüht waren.
Als positive Aspekte sind zeitgenössische Gemälde zu nennen (es wurde mal auf Historismusmalerei verzichtet) und Innenräume aus Malmaison. Letzteres hätte man sicherlich ausbauen können in der Art wie wenn Stéphane Bern :) in Sécrets d'Histoire durch die Schlösser führt.

Das ist wohl keine der ganz miserablen ZDF-Dokus, aber schon fast. Könnte auch qualitativ aus dem Hause Arte stammen, wo scheinbar schlecht recherchierte und lieblos zusammengestoppelte Dokus am Fließband produziert werden.
 
Web-Doku „Im Märkischen Sand“

Die interaktive & crossmediale Web-Dokumentation „Im Märkischen Sand“ erinnert an das Massaker an 127 italienischen Zwangsarbeitern (Militärangehörige) im April 1945 in Treuenbrietzen. Doch nicht nur dies, sie thematisiert, dass im Ort auch an die eigenen Kriegsopfer gedacht wird, durchaus auch in Abgrenzung zur 'öffentlichen' Fokussierung auf die NS-Opfer. Die Web-Doku stellt in 16 einzeln abrufbaren Kurzfilmen 'alle Seiten' vor und lässt sie nebeneinander stehen.

Die Web-Doku kann online abgerufen werden unter: imidoc.net/de/
 
"Les Routes de l'Esclavage" - "Menschenhandel - Eine kurze Geschichte der Sklaverei" (Arte F 2018)

Ich hab bisher Folge 1 und einen Teil von Folge 2 gesehen - man findet die Serie noch in der Arte-Mediathek.

Auffällig ist in Folge 1, dass die ganze Antike praktisch nicht vorkommt. Dass es da schon Sklaven gab, wird nur kurz erwähnt. Besonders seltsam ist das, da ja z.B. der Spartacus-Aufstand durchaus Parallelen zu dem Aufstand im Kalifat, der thematisiert wird, aufweist. Auch werden weiße Sklaven fast durchweg außen vor gelassen, was um so mehr erstaunt. Es ist von zahlreichen Sklaven aus dem Kaukasus die Rede, aber warum gerade der Kaukasus Sklaven lieferte, wird nicht erwähnt. So wirft vor allem Folge 1 mehr Fragen auf, als sie löst.
Auch wenn es spannend ist, dass auch heutige Sklaven zu Wort kommen und ein Sklavenmarkt von 2017 gezeigt wird, der doch eigentlich dem des 19. oder 18.Jh. zum Verwechseln ähnlich sieht, hätte ich mir mehr Tiefe und Behandlung der Sklaverei in der Antike gewünscht.
Interessanter ist die Verlagerung der Gebiete aus denen die Moslems Sklaven beziehen konnten, da die ehemaligen Territorien, wo man sie durch Erpressungen bspw. erwarb zum Islam konvertierten. Folge 1 behandelt die Spätantike und reicht bis ins 14.Jh..
Folge 2 hingegen stellt schon eine kürzere Zeitspanne von Mitte des 14.Jh. bis 1620 dar.
Angeblich sollen nur wenige archäologische Relikte vorhanden sein, die den Sklavenhandel demonstrieren. Fand ich auch eine komische Behauptung, ebenso wie dass Lissabon die erste Weltstadt Europas gewesen sein soll. Hallo! Mal was von Rom gehört?

Einige Ansetze wie die Karten und Grafiken sind recht gut gemacht und die Augenzeugenberichte von noch lebenden Sklaven bringen besser als jeder Historiker das scheinbar zeitlose Wesen der Sklaverei näher und eben wie man sich als Sklave fühlt. Von daher geht die Doku auf jeden Fall weiter, statt einfach nur historische Quellen zu präsentieren, was sie aber auch tut. Die Historiker, die zu Wort kommen, stammen aus aller Welt. Nicht nur Französische, was sonst oftmals in Arte- oder anderen franz. Dokus vorkommt, sondern auch welche aus dem Sénegal oder aus den USA z.B..

Statt Spielszenen in dem Sinne kommen typische Arte-Animationen vor, die auch dem Problem schlechter Ausstattung aus dem Wege gehen.

Bislang als Doku OK und immerhin ein bisschen besser als vieles aus dem Hause Arte.
 
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