Keuschheitsgürtel

Mir ist der Keuschheitsgürtel aus einem sehr bekannten Roman von Mirabeau bekannt: "Lauras Erziehung".
Der stammt wie der Name des Autors verrät allerdings aus der 2.Hälfte des 18.Jh. und gehört eher der erotischen Literatur des Freidenkers und Revolutionärs an.

Wenn Interesse besteht, kann ich Textauszüge einstellen, aber ich behalte mir das mal vor, weil das Werk nicht ganz jugendfrei ist.
 
Hallo :)

Ich komme gerade frisch aus meinem Österreichurlaub in Werfen zurück (Salzburger Land) und auch ich wollte eine Frage zum Keuschheitsgürtel schreiben.

Ich war nämlich bei einer Frühung durch Burg Hohenwerfen (Hohenwerfen : Burg Hohenwerfen Österreich : Salzburgs Burgen und Schlösser) dabei gewesen. In der dortigen Folterkammer kann man einen eisernen Keuschheitsgürtel in der Vitrine neben sogenannten Schandmasken betrachten. Der Burgführer sagte daraufhin, dass der Gürtel hier eigentlich falsch einsortiert wurde, da dieser von den Frauen freiwillig getragen wurde um sich vor Überfällen zu schützen. Daraufhin rief aber ein Besucher ganz empört in die Menge, dass das eine Lüge sei und das es von eifersüchtigen Männern verlangt wurde. Der Burgführer wiederum lächtelte nur und meinte, dass er persönlich mit dem Burgleiter darüber recherchiert habe und dass seine Aussagen auf wissenschaftlichen Ergebnissen beruhren.

Da es leider ein Gespräch war, dass ich persönlich gehört habe, kann ich keine Quelle dazu angeben, Tatsache ist aber, dass es diesen Gürtel scheinbar wirklich gab und auch nach Recherchen nicht als Mythos widerlegt wurde...

Meine Frage wäre also wie eure gewesen. Wer hatte denn nun Recht? Die Aussagen des Burgführers klangen wirklich sehr eileuchtend. Vielleicht hilft es auch zu wissen, dass es sich bei dieser Burg um eine Wehrburg handelte. (Trutzburg ? Wikipedia)

LG Mia
 
In der dortigen Folterkammer kann man einen eisernen Keuschheitsgürtel in der Vitrine neben sogenannten Schandmasken betrachten. Der Burgführer sagte daraufhin, dass der Gürtel hier eigentlich falsch einsortiert wurde, da dieser von den Frauen freiwillig getragen wurde um sich vor Überfällen zu schützen. Daraufhin rief aber ein Besucher ganz empört in die Menge, dass das eine Lüge sei und das es von eifersüchtigen Männern verlangt wurde. Der Burgführer wiederum lächtelte nur und meinte, dass er persönlich mit dem Burgleiter darüber recherchiert habe und dass seine Aussagen auf wissenschaftlichen Ergebnissen beruhren.
...gibt man das Stichwort Keuschheitsgürtel bei Wikipedia ein, findet man bestätigt, was der Burgführer gesagt hat
Keuschheitsgürtel ? Wikipedia
es sieht so aus, als habe das Mittelalter - die Zeit der Burgen, Burgfräuleins und Kreuzfahrer - den Keuschheitsgürtel nicht gekannt

...da dergleichen Utensilien aber einen wenig heimeligen oder bequemen Eindruck machen, ist die Folterkammer vielleicht kein ganz so ungeeigneter Aufbewahrungsort :rofl:
 
Ich habe schon öfter von einem Keuschheitsgürtel gehört. Der Mann "schloss" die Frau weg, wenn er auf Reisen ging. Damit sie nicht fremdgehen konnte. Für mich klingt das plausibel, durch Zwangsheiraten hatte ein etwas älterer Ehemann durchaus die Befürchtung, dass seine junge und eventuell durchaus schöne Ehefrau sich, während seiner Abwesenheit eine jüngere Affäre sucht. Ein anderes Beispiel wäre ein Vater, der Angst hat, die Unschuld seiner Tochter zu verlieren. Denn sollte dies geschehen, so könne sie, in Adelskreisen, nicht mehr heiraten. Sie wäre ein "loses Ding", würde als Hure beschimpft und zöge die ganze Familie in Schande.
 
Ich habe schon öfter von einem Keuschheitsgürtel gehört. Der Mann "schloss" die Frau weg, wenn er auf Reisen ging. Damit sie nicht fremdgehen konnte. Für mich klingt das plausibel, durch Zwangsheiraten hatte ein etwas älterer Ehemann durchaus die Befürchtung, dass seine junge und eventuell durchaus schöne Ehefrau sich, während seiner Abwesenheit eine jüngere Affäre sucht. Ein anderes Beispiel wäre ein Vater, der Angst hat, die Unschuld seiner Tochter zu verlieren. Denn sollte dies geschehen, so könne sie, in Adelskreisen, nicht mehr heiraten. Sie wäre ein "loses Ding", würde als Hure beschimpft und zöge die ganze Familie in Schande.

Eigentlich bedarf es nur ein wenig Alltags- und Lebenspraxis und der Bereitschaft logischen Denkens, um festzustellen, dass das gar nicht funktionieren kann. Es sei denn natürlich, die Delinquentin habe während der Abwesenheit von Mann und Vater auch auf alle anderen Bedürfnisse (außer dem Atmen) eingestellt.
 
Ich bin vor einiger Zeit einmal auf die Behauptung gestoßen, dass ein Keuschheitsgürtel in Wirklichkeit Frauen dazu gedient haben soll, sich während einer längeren Reise vor männlichen Übergriffen zu schützen.
 
Ich bin vor einiger Zeit einmal auf die Behauptung gestoßen, dass ein Keuschheitsgürtel in Wirklichkeit Frauen dazu gedient haben soll, sich während einer längeren Reise vor männlichen Übergriffen zu schützen.
Das wäre zwar etwas plausibler, aber wirklich nur ein klein wenig. Denn die Gerätschaft zum Öffnen müsste frau ja dabei haben, um ihre Notdurft zu verrichten, und gerade auf einer Reise auch am Körper tragen. Insofern wäre das ein eher unwirksamer Schutz. Wer eine Frau mit eindeutigen Absichten überwältigt, der findet auch den Schlüssel, den sie am Körper trägt. Erstbeleg 1404, womöglich Teil einer lokalen Mode, später Folterinstrument. Im 19. Jhdt. als Kuriosum gefälscht.
 
Vielleicht wurde der Schlüssel bei Reisen eben mit Absicht zum Beispiel der Zofe oder jemand anderem anvertraut. Immerhin habe ich gelesen, dass damals auch Kleidung (zumindest in der Oberschicht) verwendet wurde, wozu dringend Hilfe beim Ankleiden benötigt wurde.

Spaß beiseite, vielleicht liegst du mit der lokalen Mode sogar richtig. Ich könnte mir auch vorstellen, dass der Keuschheitsgürtel ursprünglich eine scherzhafte Bezeichnung für etwas war, das irgendjemand dann einmal zu ernst genommen hat ...
 
Die teilweise noch immer in Museen gezeigten Exemplare stammen jedenfalls - sofern es sich nicht um Folterinstrumente handelt - alle aus dem 19. Jhdt.
 
Wenn wir bedenken, wie viel historisches Fachwissen in Wirklichkeit Ideen des 19. Jahrhunderts sind (wobei das 21. Jahrhundert längst begonnen hat, in dieser Hinsicht dem 19. Jahrhundert Konkurrenz zu machen, so als hätte es nie eine letztes Drittel des 20. Jahrhunderts gegeben) - vielleicht ist der Keuschheitsgürtel in Wirklichkeit auch eine "Erfindung" des 19. Jh., vielleicht erfunden, in dem ein Faschingskostümstück oder eine "Witzbezeichnung" vom 15. Jh. irrtümlich für eine seriöse Sache gehalten wurde ... "Zwinkern"

Jedenfalls scheint so ein Keuschheitsgürtel bis heute nichts von seiner Faszination eingebüßt zu haben. "Zwinkern"
 
In den Quellen, die ich bereits zu Kontrollmechanismen des sexuellen Umgangs gelesen habe, taucht der Keuschheitsgürtel irgendwie nie auf. Wenn er im Spätmittelalter wirklich einmal verbreitet gewesen sein soll, dann müsste es ja auch einen Niederschlag in der Literatur gefunden haben, dass er abgeschafft wurde.

Die Kontrolle über den Sexualverkehr ist eigentlich ein dauerhaftes Thema in der Gesellschaft gewesen. Die immer wieder wiederholten Erlässe gegen das Beieinanderschlafen von Knechten und Mägden in den selben Kammern oder gar den selben Betten, sind schon auffällig. Die Ordnungshüter, d.h. der Gesetzgeber, hatten sicher gute Gründe dagegen vorzugehen. Zwar konnte man die Frauen, welche beim Übertreten der Regularien erwischt wurden, des Landes verweisen (was immer wieder vorkam) und den männlichen Tätern hohe Geldstrafen und beim Militär Leibesstrafen wie Stockhiebe aufbrummen, aber das half ja nichts in Bezug auf die gezeugten Kinder, welche letztlich doch vom Sozialsystem in irgendeiner Weise aufgefangen werden mussten.
 
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