Hallo, ich wollte fragen wer alles zum "Fahrenden Volk" zählte?
Ich weis das Schausteller (Zirkus / Artisten) dazu gehörten, doch sicher auch Spielleute, Krämer, Bader und wandernde Handwerker! Oder etwa doch nicht, wo war die Grenze?
Ich weis das es ehrenhafte und unehrenhafte Berufe gab! Gibt es da einen Zusammenhang?
Schon Mal Danke,
Gruß Draupnir!
Der Zusammenhang ist, so meine ich, ein anderer. Es geht hier, so scheint mir, um "Standeslose", welche sowohl unter den unehrenhaften Berufen als auch dem fahrenden Volk zu finden waren. Die Ständegesellschaft (Adel, Klerus, Bürgertum/Bauernstand) war in den mittelalterlichen Wertvorstellungen derart bestimmend und verankert, dass Standeslose, d.h. Personen, die keinem "Stand" angehörten, automatisch zu Aussenseitern wurden. Zwischen unehrenhaften Berufen und Fahrenden besteht ansonsten aber kein Zusammenhang. Die wandernden Handwerksgesellen, Händler oder Soldknechte waren unter dem fahrenden Volk zu finden, galten aber weder als unehrenhaft noch als standeslos. Akrobat und Schausteller galt nicht als Beruf - weder ehren- noch unehrenhaft.
Vereinfacht lassen sich m.D. nach folgende Gruppen von Standeslosen zuordnen:
1) Unehrenhafte Berufe: Henker, Abdecker, Schinder, Lasttärger etc.
Bader (war nicht immer und überall unehrenhaft) / Bader waren nicht nur fahrende Heiler und Händler sondern auch Badehaus- und Bordellbetreiber
Müller (nur zeitweise unehrenhaft, wie von El Q. erwähnt), auch der Schmied gehörte zu Beginn des Mittelalters in einigen Regionen dazu (Eisenverabeitung hatte einen magischen Anstirch)
2) Fahrende: Schausteller, Akrobaten, Bettler, fahrende Spielleute, Zigeuenr
Kesselflicker (waren Fahrende und unehrenhaft, galten im Alpenraum aber nicht als unehrenhaft, da ihre Produkte zur Käseherstellung wichtig waren)
3) Religiös Ausgestossene: Juden, Ketzer, Hexen
4) Kranheitsbedingte Ausgrenzung: Aussätzige, "Siechen" (Leprakranke)
5) Kriminelle: Diebe, "Beutelschneider", Räuber, Mörder, Brandstifter, Geächtete (unter der Acht Stehende)
6) ev. die "Aussteiger" dess Mittelalters: die sogenannten "Wilden Männer"