Distanz zwischen Juden und Heiden

alsombra

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Ich muss für Religion mind. eine A4 Seite Stichpunkte zur Distanz bzw. dem Zusammenleben von Juden und Heiden zur Zeit Jesu zusammentragen. Mir ist bekannt, dass Heiden für orthodoxe Juden nicht viel mehr als Tiere waren und die Juden ihrerseits von den Römern wegen ihrer Ablehnung des Kaiserkults diskriminiert wurden. Das reicht aber kaum für eine A4 Seite und im Internet finde ich wenig konkretes. Für Infos aus theologischen oder historischen Quellen bzw. Links zu entsprechenden Webseiten wäre ich sehr dankbar. Je mehr desto besser!
 
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Bist Du sicher, dass der Kaiserkult zur Zeit Jesu schon so ein Thema war?
Und für das mit den Tieren solltest Du auch einen Beleg finden. (Das mag zwar nicht ausgeschlossen sein, aber soo verbreitet ist die Erkenntnis nicht, dass sie vorher schon zu einem einfachen Seemann durchgedrungen wäre.)
Mit welchen Heiden hatten die Juden denn zu tun: a) daheim, b) im heidnischen Ausland?
Sagt die Bibel etwas zum Verhältnis Juden-Römer?
Eine Biographie Herodes' des Großen?
 
Bist Du sicher, dass der Kaiserkult zur Zeit Jesu schon so ein Thema war?
Ja. Augustus wurde zwar erst nach seinen Tod zum Gott erhoben, aber im griechisch geprägten Osten, wo man mit der Vergöttlichung von Herrschern schon vertraut war, geschah das bereits zu seinen Lebzeiten.
Und für das mit den Tieren solltest Du auch einen Beleg finden. (Das mag zwar nicht ausgeschlossen sein, aber soo verbreitet ist die Erkenntnis nicht, dass sie vorher schon zu einem einfachen Seemann durchgedrungen wäre.)
Wir haben "Die syrophönizische Frau" - Mk 7,24-30 behandelt. Jesus spricht darin von Hunden und in der Texterklärung steht: "Bezeichnung der Heiden, der Nicht-Juden, durch fromme Juden, da sie als unreine Tiere galten."
Mit welchen Heiden hatten die Juden denn zu tun: a) daheim, b) im heidnischen Ausland?
Auf jeden Fall mit dem griechisch-römischen Heidentum, sowohl im In- als auch im Ausland.
Sagt die Bibel etwas zum Verhältnis Juden-Römer?
Eine Biographie Herodes' des Großen?
Ich bin mit der Thematik weder theologisch, noch historisch vertraut. Deswegen habe ich ja das Thema eröffnet.
 
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Das ist einigermaßen interessant. Ich habe jetzt mal nach der von Dir angegebenen Bibelstelle gegoogelt, ich kannte die gar nicht. Zunächst die Einheitsübersetzung. Da habe ich offen gestanden nicht verstanden, wie von dem Minigleichnis auf "Heiden=Hunde" geschlossen werden kann. Wobei ich da auch das ganze Gleichnis nicht verstanden habe.

Das habe ich erst verstanden, als ich beim ca. dritten Treffer auf eine völlig andere und wortreichere Übertragung mit entsprechender Texterklärung gestoßen bin. Und bei der ist eine Deiner Aussage sehr ähnliche Erläuterung mundserviert dabei. Ich verlinke ausdrücklich nciht, da ich Bedenken habe:
Das war eine ".ch"-Domain, die am Ende auf Livenet zurückverweist. Livenet wiederum ist ein evangelikaler Verein, der anscheinend sehr missionarisch tätig ist. Und genau dieser Eindruck hatte sich bereits vor diesem Check beim Lesen der Textstelle und Erläuterung bei mir breit gemacht, dass wir es hier mit evangelikalen Christen zu tun haben. Diplomatischer Versuch: Evangelikale sind Menschen mit einem ganz besonderen und besonders starken christlichen Glauben, der sich imho mehr am Gottesbild des Alten Testaments orientiert als an dem Reformer Jesus.

Wie oben angedeutet: Damit will ich weder eine hier nicht erwünschte theologische Debatte auslösen und auch nicht behaupten, dass Pharisäer u. ä. nicht tatsächlich Heiden als Hunde bezeichneten. Ich - als ebenso Nichttheologe - finde aber, dass in diesem Fall in das Minigleichnis doch sehr sehr viel hinein interpretiert wird.

(Und Jesus persönlich hatte offensichtlich kein Problem mit Römern - siehe die Episode mit dem Hauptmann von Kapharnaum Evangelium nach Matthäus (8,5–13 EU) - der war ja sogar Besatzer und sein Diener wurde trotzdem geheilt.
Amen, das sage ich euch: Einen solchen Glauben habe ich in Israel noch bei niemand gefunden.
Eigentlich war ja einer wie Jesus eher der Typ, der von den orthodoxen Juden nicht wirklich gemocht wurde.) Ich rate bei der oben dargelegten Auslegung zur Vorsicht.

Mit der Herodes-Biographie meinte ich, dass Du über diesen - Juden, der ein enges Verhältnis zu den - Römern pflegt und in seinem Land u. a. deswegen auch Gegner hatte, herausfinden kannst, was denn seine Opposition von diesen diesen diesen Römern hielt. Da hilft ggf. schon ein Blick in ein Internetlexikon.

Und zum Kaiserkult, der im hellenistischen Osten auf Vorbilder, z. B. die Vergöttlichung Alexanders des Großen zurückgehen soll, schreibt Wiki:
Aus jüdischer Sicht fiel das Urteil über Alexander sehr vorteilhaft aus. Der jüdische Geschichtsschreiber Flavius Josephus beschreibt Gunstbezeugungen des Makedonen für die Juden und behauptet, Alexander habe sich, als er nach Jerusalem kam, vor dem Gott, den die Juden verehrten, niedergeworfen. Dabei handelt es sich um eine jüdische Abwandlung einer griechischen Erzählung.[69]
https://de.wikipedia.org/wiki/Alexander_der_Große

Historisch könnte man ggf. noch untersuchen, wie sehr sich die Juden nicht mit den Römern, den Heiden, sondern mit den Römern, den Besatzern auseinandersetzten. Für diese waren die Juden durch ihre ständigen Rebellionen nun ja wirklich "a pain in the ...". Auf der anderen Seite müsste man aber ebenso mal schauen, wie gut die Juden mit den Heiden im Osten (Parthern) oder im Süden klarkamen. Alttestamentarisch z. B. waren die Baylonier, die Eroberer, verrufen, während die (achämenidischen) Perser, die Befreier, in sehr positivem Licht dargestellt werden. Womöglich spielen selbst in den jüdischen Schriften die politischen Verhältnisse eine große Rolle bezüglich gut und böse. Auch das Verhältnis zu Ägypten kennt im Alten Testament gute und schlechte Zeiten.
 
Mit der Herodes-Biographie meinte ich, dass Du über diesen - Juden, der ein enges Verhältnis zu den - Römern pflegt und in seinem Land u. a. deswegen auch Gegner hatte, herausfinden kannst, was denn seine Opposition von diesen diesen diesen Römern hielt. Da hilft ggf. schon ein Blick in ein Internetlexikon.
Und zum Kaiserkult, der im hellenistischen Osten auf Vorbilder, z. B. die Vergöttlichung Alexanders des Großen zurückgehen soll, schreibt Wiki: https://de.wikipedia.org/wiki/Alexander_der_Große
Ich lese gerade; Die Römer haben das Judentum als religio licita anerkannt. Damit waren Juden, im Gegensatz zu Christen vom Kaiserkult befreit: Kaiserkult – Wikipedia
Historisch könnte man ggf. noch untersuchen, wie sehr sich die Juden nicht mit den Römern, den Heiden, sondern mit den Römern, den Besatzern auseinandersetzten. Für diese waren die Juden durch ihre ständigen Rebellionen nun ja wirklich "a pain in the ...". Auf der anderen Seite müsste man aber ebenso mal schauen, wie gut die Juden mit den Heiden im Osten (Parthern) oder im Süden klarkamen. Alttestamentarisch z. B. waren die Baylonier, die Eroberer, verrufen, während die (achämenidischen) Perser, die Befreier, in sehr positivem Licht dargestellt werden. Womöglich spielen selbst in den jüdischen Schriften die politischen Verhältnisse eine große Rolle bezüglich gut und böse. Auch das Verhältnis zu Ägypten kennt im Alten Testament gute und schlechte Zeiten.
Das ist schon mal hilfreich. Falls dir noch mehr einfallen sollte, kannst du es gerne posten.
 
Eigentlich war ja einer wie Jesus eher der Typ, der von den orthodoxen Juden nicht wirklich gemocht wurde.
Von "orthodoxem" Judentum zur Zeit Jesu zu sprechen, halte ich für einen Anachronismus.

Mit der Herodes-Biographie meinte ich, dass Du über diesen - Juden, der ein enges Verhältnis zu den - Römern pflegt und in seinem Land u. a. deswegen auch Gegner hatte, herausfinden kannst, was denn seine Opposition von diesen diesen diesen Römern hielt. Da hilft ggf. schon ein Blick in ein Internetlexikon.

Bist Du sicher, dass der Kaiserkult zur Zeit Jesu schon so ein Thema war?

Ein Thema war er spätestens einige Jahre später unter Caligula, über den Philo von Alexandria schreibt:

"allein den Juden traute er nicht, weil sie allein entgegengesetzte Bestrebungen hatten und sie gleichsam von der Wiege an, von Eltern, Erziehern und Lehrern und noch viel früher durch die heiligen Gesetze und auch durch die nicht schriftlich festgelegten Sitten gelernt hatten zu glauben, dass es nur einen Gott, den Vater und Schöpfer der Welt, gebe. Denn alle anderen Menschen, Männer, Weiber, Städte, Völker, Länder und Erdteile, ob sie auch über das seufzten, was geschah, schmeichelten ihm nichtsdestoweniger, verherrlichten ihn über alle Maßen und vergrösserten dadurch seinen Dünkel. Einige brachten sogar die barbarische Sitte der Proskynesis, der fußfälligen Verehrung, nach Italien und schändeten dadurch den Adel der römischen Freiheit. Nur das auserwählte Volk der Juden war des Widerstands verdächtig, da es gewohnt war, freiwillig alle Arten des Todes auf sich zu nehmen, als ob es in die Unsterblichkeit ginge, weil sie es nicht dulden mochten, dass etwas von ihren väterlichen Sitten, und wenn es auch das Geringste ware, abgeschafft würde. Denn es steht mit diesen ebenso wie mit einem Gebäude: nimmt man einen Stein heraus, so senkt es sich, wenn es auch noch so fest zu stehen scheint, nach der leeren Stelle zu, wird brüchig und stürzt schliesslich ein. Es war aber durchaus nichts Geringes, was da vor sich ging, sondern das Grösste, was es gibt: ein geboreness und vergängliches Menschenwesen, so schien es, sollte zu einem ungeborenen und unvergänglichen Gott gemacht werden, was das jüdische Volk für die schlimmste Gotteslästerung hielt - denn eher könnte sich ein Gott in einen Menschen als ein Mensch in einen Gott verwandeln - , abgesehen davon, dass es noch die andern äussersten Übel hätte auf sich nehmen müssen: den Unglauben und die Undankbarkeit gegen den Wohltäter der ganzen Welt, der durch seine Kraft allen Teilen des Weltalls unermessliche Reichtümer an Gütern schenkt. So wurde also gegen dieses Volk der grösste und unvorhergesehene Krieg angezettelt. Denn was gibt es für Sklaven an schlimmerem Übel als einen ihnen feindlichen Herrn? Sklaven aber sind die Untertanen eines selbstherrlichen Kaisers, und wenn sie keine Sklaven eines der früheren Kaiser waren, weil diese mit Milde und nach den Gesetzen regierten, so waren sie doch Sklaven des Gaius, der allen Edelmut aus seiner Seele gerissen hatte und für die Ungesetzlichkeit eiferte - denn er hielt sich selbst für das Gesetz und löste die Gesetze jedweden Gesetzgebers auf, als wären es leere Worte - ; wir aber wurden nicht nur Sklaven, sondern auch unter die verachtetsten aller Sklaven gestellt, als sich der Herrscher zum Despoten wandelte."

Zit. nach Hans Leisegang: Philons Schrift Über Die Gesandtschaft Der Alexandrinschen Juden An Den Kaiser Gaius Caligula on JSTOR

Konfliktstoff gab es aber schon vorher. So überliefert Flavius Josephus folgende Begebenheit:

169 (2.) Nach Judäa wurde von Tiberius als Landpfleger Pilatus geschickt. Dieser ließ des Nachts und noch dazu verhüllt die Bilder des Kaisers, die sich auf den sogenannten Feldzeichen befinden, heimlich nach Jerusalem bringen. 170 Das rief nun am folgenden Tage eine ungeheure Bestürzung unter den Juden hervor, zunächst natürlich unter den Einwohnern der Stadt selbst, die beim Anblick der Standarten ganz außer Rand und Band geriethen, da man damit ihre Gesetze mit Füßen getreten hatte, nach denen es unstatthaft war, welches Bild immer in der Stadt anzubringen. Die Gährung unter den Stadtbewohnern ergriff aber auch das Volk in der Provinz, dass es massenhaft nach Jerusalem strömte. 171 Man brach nun gemeinsam nach Cäsarea auf, um Pilatus zu bestürmen, dass er die Feldzeichen aus Jerusalem [157] fortbringen lassen und die Gesetze ihrer Väter respectieren möge. Pilatus weigerte sich indes, ihre flehentliche Bitte zu erfüllen, worauf sich die Juden mit dem Angesicht zur Erde warfen und fünf Tage, wie auch ebensoviele Nächte unbeweglich in dieser Lage verharrten.

172 ( 3.) Am nächstfolgenden, d. h. am sechsten, Tage setzte sich Pilatus im großen Stadium auf seinen Amtssessel und beschied die jüdische Menge zu sich, scheinbar in der Absicht, ihnen seine Antwort mitzutheilen, während er in Wirklichkeit seinen Soldaten ein Zeichen gab, zu gleicher Zeit mit ihren waffenstarrenden Reihen die Juden einzuschließen. 173 Als sich die Juden von einer dreifachen Schlachtreihe umstellt sahen, erstarb ihnen ob des unerwarteten Anblickes zuerst das Wort im Munde; als aber dann Pilatus ihnen sagte, er werde sie niederhauen lassen, wenn sie die Bilder des Kaisers nicht zulassen wollten, und den Soldaten auch schon den Wink gab, blank zu ziehen, 174 da stürzten sie alle miteinander, wie auf ein verabredetes Zeichen, auf die Erde nieder, beugten ihren Nacken und schrien, sie wollten sich lieber niedermetzeln lassen, als das Gesetz übertreten. Hocherstaunt über eine so feurige Religiösität gab Pilatus den Befehl, die Standartenbilder sogleich aus Jerusalem zu entfernen.
Juedischer Krieg/Buch II 1-9 – Wikisource
 
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