Weltkarte von Al-Idrisi

Laura123

Mitglied
Hallo zusammen,

Ich arbeite mich gerade in die mittelalterliche Kartographie ein und die Weltkarte von Al-Idrisi hat mein Interesse geweckt. Allerdings kann ich leider kein arabisch.

Wo genau liegen Jerusalem, Rom und Köln?

Kann mir jemand helfen? Eine genaue Lokalisierung/Einzeichnung im/in das Bild wäre super.

Außerdem frage ich mich, was diese drei braunen Punkte darstellen im oberen Teil der Karte.

Hier ein Link zur Karte: https://www.topoi.org/wp-content/uploads/2012/05/weltbilder_exp13G.png

Danke :)
 
Die drei braunen Punkte können, im Verlauf des Nils, Seen sein, wie der Tana-See in Äthiopien (blauer Nil) und der Viktoriasee zwischen Tansania, Uganda und Kenia (weißer Nil). Die Karte steht meiner Ansicht nach Kopf, d.h. Europa ist im Süden, Afrika im Norden - da in Italien keine Flüsse eingezeichnet sind (im Gegensatz zum "maurischen" Spanien), und auch in Mitteleuropa außer der Donau kein Fluß verzeichnet ist, lassen sich Rom und Köln schlecht verorten.
 
Die Karte steht meiner Ansicht nach Kopf, d.h. Europa ist im Süden, Afrika im Norden - da in Italien keine Flüsse eingezeichnet sind (im Gegensatz zum "maurischen" Spanien), und auch in Mitteleuropa außer der Donau kein Fluß verzeichnet ist, lassen sich Rom und Köln schlecht verorten.
Die Karte ist schon richtig herum, sie ist nur nicht genordet, sondern im Ggt. gesüdet. Und hier handelt es sich natürlich un eine abgespeckte Version. Nicht um die tabula rogeriana.
 
Auf der von Sepiola eingestellten Karte sind die braunen Punkte als größere und kleinere Sümpfe gekennzeichnet: ist damit der Sudd – Wikipedia gemeint?
Warum wurde die von Laura eingestellte Karte "gedreht" bzw. gesüdet? Ist das bei allen arabischen Karten so?
 
Zuletzt bearbeitet:
Dass Karten heutzutage genordet sind, ist eine Konvention/Übereinkunft, die sich erst durchsetzen musste. Einen objektiven Grund, aus dem diese oder eine andere Ausrichtung besser wäre, gibt es nicht. Sie war deshalb Geschmackssache des Zeichners und die Südung keine arabische Spezialität. Nachdem immer mehr Leute mit Karten zu tun hatten, war es erleichternd, sich nicht erst orientieren zu müssen. Lagepläne in kleinem Maßstab haben aber auch heute noch aus verschiedenen Gründen andere Ausrichtungen und enthalten zur Orientierung eine Windrose.
Das Wort Orientierung hat übrigens seinen Ursprung darin, dass in christlichen mittelalterlichen Karten Jerusalem oben war, sie also geostet/auf den Orient ausgerichtet waren
 
Auf der von Sepiola eingestellten Karte sind die braunen Punkte als größere und kleinere Sümpfe gekennzeichnet: ist damit der Sudd – Wikipedia gemeint?

Die Frage ist, welche konkreten Informationen Al-Adrisi über die Quellflüsse des Nils hatte. Aus diesem Gebiet zweigt ja nicht nur der Nil ab, sondern ein zweiter riesiger Fluss, der westwärts fließt und in den Atlantik mündet.
 
Die simplifizierende Darstellung der Nilquellen hat er meiner Meinung nach von Claudios Ptolemaios übernommen.
PtolemaicMap.jpg
 
Die Frage ist, welche konkreten Informationen Al-Adrisi über die Quellflüsse des Nils hatte. Aus diesem Gebiet zweigt ja nicht nur der Nil ab, sondern ein zweiter riesiger Fluss, der westwärts fließt und in den Atlantik mündet.
Das könnte der schon seit Herodot vermutete "transsaharische"Nil sein, eine Verbindung zwischen Niger und Nil, bzw. die Vermutung, dass der Niger eigentlich der Oberlauf des Nils wäre (zum Beispiel deswegen, weil in beiden Füssen Krokodile angetroffen wurden). Herodot erzählt eine Expedition von Nasamonen (Stamm an der lybischen Mittelmeerküste), die er in Kyrene gehört hätte. Diese Expedition endete an einem Fluss:"sie führten sie durch weite Sümpfe hindurch, und endlich kamen sie in eine Stadt, inder alle Menschen klein waren wie ihre Führer und von schwarzer Farbe. Und an der Stadt vorbei floss ein großer Strom von Westen nach Osten, und in ihm sah man Krokodile." Herodot,2,32. Herodot fügt diesen Bericht in sein Weltbild ein, und setzt ihn parallel zu den von ihm vermutet "ganz Europa" durchfließenden Istros (Donau):"Jenen vorbeifließenden Strom aber hielt Etearchos für den Nil, und die ganze Erzählung beweist es ja. Denn der Nil kommt aus Lybien (nicht das heutige Lybien, Anm.) und durchschneidet Lybien, und wie ich vermute - ich erschließe das Unbekannte aus dem Bekannten - , läuft der Nil in der gleichen Himmelsrichtung wie der Istros."Herodot 2,33.
Die von den Nasamonen besuchte Stadt könnte Tombouze gewesen sein, die Vorläufersiedlung Timbuktus (um 500 v.Chr.. gegründet). Für die Atlantikmündung des großen Stromes könnte es auch eine Erklärung geben: Euthymenes vermutete, dass das Wasser des transsaharischen Nils von Atlantikwinden landeinwärts getrieben wurde; Euthymenes hatte im 6.Jhdt. BC die Mündung des Senegal entdeckt, und hielt diesen aber auch wegen der Ähnlichkeit der Tier-und Pflanzenwelt für die "Mündung" des Nils - seine reale Beobachtung, dass das Süßwasser des Senegal bei Passatwinden rückgestaut wird, sollte damit gleichzeitig die ägyptischen Nilschwemmen erklären (was zur Folge hat, dass er eine Erklärung finden müsste, warum in Ägyypten aus klarem Ozeanwasser sedimentreiches Süßwasser geworden ist...).
Interessanterweise fehlt der transsaharische Nil bei der von jchatt eingestellten Weltkarte des Ptolemeios. Dort bezeichnet der Name Niger einen Fluss südlich des Atlasgebirges.
Arabische Geographen wie Abd al-Hassan Ali ibn Omar, Ibn Battuta,Abu al-Fidanahmen jedoch an, dass Senegal und Niger einen zusammenhängenden von West nach Osten fließenden Fluss bildeten, und nannten ihn den "westlichen Nil", oder den "Nil der Schwarzen" . Hrbek, I. (1992) Africa from the Seventh to the Eleventh century. University of California Press
 
Zuletzt bearbeitet:
Noch im 19.Jahrhundert finden sich Nilquelle und Nigerquelle, bevor der Verlauf des Niger komplett erforscht worden war, auf Landkarten, sogar mit den mythischen Mondbergen, die auch Ptolemaios als Ursprung des Nil auf seiner Weltkarte abgebildet hat, nahe beieinander.
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