Martas
Aktives Mitglied
[...] Hielt nicht jedes einzelne Land still, bis es angegriffen wurde?
Du kannst doch nicht von Schuld anderer Ländern sprechen, weil diese keinen aktiven Krieg begonnen! Das Stillhalten wie du es in Frankreich erwähnst, war (siehe balticbirdys Beitrag) die Annahme eines Krieges in Tradtition des I. Weltkrieges.
Es ist unsinnig, da jemandem den schwarzen Peter zuzuschieben.
Man kann doch wohl von Mitschuld am Krieg ernsthaft nur im Zusammenhang mit diesem Stillhalten reden. Und das war keineswegs nur vom Wunsch nach Frieden getragen, sondern vom auch vom Wunsch, von Hitlers Aggressionen zu profitieren.
Der Wunsch mit Deutschland im Krieg stehender Nationen von Deutschlands Aggressionen zu profitieren? Dieser Aussage fehlt doch eindeutig der Sinn.
Im Osten läßt sich das ganz handfest nachweisen (es sei denn, man behauptet, die Länder hätten Gebietszuwachs nicht abzulehnen gewagt):
Im November 1938 erhält Polen in der Folge des Münchener Abkommens ehemals tschechoslowakische Gebiete in Oberschlesien und der Tatra. 10 Monate später wird Polen selbst angegriffen und aufgeteilt.
Im Oktober 1939 erhält Litauen das zuvor polnische Gebiet um Vilnius. (Das wird meistens übersehen, wenn man von dieser polnischen Teilung spricht.) 10 Monate später kommt ganz Litauen zur UdSSR. Wiederum 10 Monate später wird die UdSSR angegriffen und verliert in kürzester Zeit die gesamte 'Beute' der vorangegangenen 2 Jahre.
Du differenzierst zuwenig.
- Polen nahm das Münchener Abkommen nur zum Anlass, das Teschener Gebiet zu besetzen (Gebiete in der Tatra?) und erhielt es nicht. Davor war das Gebiet schon jahrelang ein Fall polnisch-tschechischer Streitigkeiten gewesen, was mit der Teschens vorerst endete.
- Litauen schließt mit der Sowjetunion einen Vertrag über die Gegend um Vilnius mit der Gegenleistung, dass sowjetische Militärstützpunkte im Land errichtet werden durften. Zu diesem Zeitpunkt ist Vilnius längst sowjetisch besetzt. Litauen wird später selbst durch die Rote Armee annektiert. (Deutsch-sowjetischer Freundschaftsvertrag vom 28.9.1939: "b) Geheimes Zusatzprotokoll Die unterzeichneten Bevollmächtigten stellen das Einverständnis der Deutschen Reichsregierung und der Regierung der UdSSR über folgendes fest: Das am 23. August 1939 unterzeichnete gehime Zusatzprotokoll wird in seiner Ziffer 1 dahin abgeändert, dass das Gebiet des litauischen Staates in die Interessenssphäre der UdSSR fällt, [...]")
- Die gesamte Beute gibt es in anderer Form 1944/45 zurück.
Eine aufschlußreiche Kette, finde ich. Kurz, ich meine, nicht etwa die angeblich deutschlandfeindliche Haltung vieler Länder hat Hitler zum Krieg 'gezwungen', sondern eher deren nazifreundliche Zurückhaltung hat Hitler geholfen. Ich konnte das hier ja nur andeutungsweise skizzieren, man könnte leicht ein Buch damit füllen, und es gibt ja auch nicht wenig Literatur dazu. Aber wenn man der herrschenden Geschichtsschreibung einen Vorwurf machen will, dann den, daß sie die Peinlichkeiten in dieser Richtung nicht ausreichend würdigt.
Peinlichkeiten?
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