Ich habe mal Folgendes übernommen, weil es den Finanzierungsaspekt des Krieges und die Kapitalmärkte und eine interessante Sichtweise betrifft:
Weiteres folgt. Ich muß noch rechnen :grübel:
Die Siegeschancen Deutschlands werden m.E. sehr mit der Nachkriegsbrille (und unter Zuhilfenahme der Nachkriegsliteratur) gesehen.
Ich halte sehr viel von Finanzmärkten, weil sich Meinungen diverser Marktteilnehmer unmittelbar am eigenen Gewinn und Verlust orientieren.Staatsanleihen notierten am 17.07.1914 und 28.07.1914 (danach gab es keine ordnungsgemäßen Notierungen mehr) wie folgt (Quelle: Helfferich, Weltkrieg, S. 149):
Reichsanleihe 76,50 - 73,75 d.h. Rückgang von 2,75
franz. Rente 82,62 - 77,25 d.h. Rückgang von 5,37
engl. Konsols 75,81 - 71,75 d.h. Rückgang von 4,06
Die Pariser Börse verbot am 25.07.1914 Notierungen unter 78 (die Angebote lagen bei 74).
Ich halte davon gar nichts. Es geht hier um Anleihen:
Spekulation - Zinssätze - Inflationsangst - kriegsbedingter Geldbedarf - staatliche Preissetzungen - schlechte Geschäfte bis auf Kriegsmaterial - Liquiditätsfalle -Irrationalität - Informationslage - Propaganda - Dummheit
Interessanter wäre ein Blick auf die Geldhaltung. Wenn wir weiter raten wollen, wäre auch ein Blick auf die Wechselkurse nicht schlecht.
Die zu den Anleihen geäußerte Auffassung ist falsch.
Zwar ist der Kurs einer Anleihe in normalen Zeiten vom Zins (Zinsänderungsrisikio) bestimmt. Weltkriege sind - zum Glück - keine normalen Zeiten.
In Krisenzeiten (wie heute in der Finanzkrise oder allen früheren Krisen) ist allerdings das Emittentenrisiko das Entscheidende (also die Einschätzung, ob der Emittent – derjenige, der die Anleihe begibt und damit die Rückzahlung des aufgenommenen Geldes verspricht - den Nennbetrag zurückzahlen kann), Dieses sogenannte Ausfallrisiko (das Risiko alles zu verlieren) hat in Krisenzeiten eine andere Qualität wie die Frage, ob der Zins von 3% auf 3,25% steigt (und der Kurs um 0,25% bezogen auf die Restlaufzeit zurückgeht). Bei Kriegen ist Emittentenrisiko von Staaten entscheidend (der Verlierer wird nicht zahlen können).
Vor Ausbruch des 1. Weltkriegs mussten sich die Investoren Gedanken machen, ob der jeweilige Emittent (der jeweilige Staat) den Anleihebetrag (und nicht nur die Zinsen) überhaupt zurückzahlen kann. Das Zinsänderungsrisikio hat – als in Europa die Lichter ausgingen (Grey) – keinen Menschen interessiert (wer denkt bei drohenden Totalausfall an 0,x % Kursrückgang?). Der Anleihemarkt ist – damals wie heute – der größte Anlagemarkt der Welt. Die Kursbewegungen sind nichts anders als die Meinungen aller Wirtschaftsteilnehmer. Es handelt sich um konkrete Käufe und Verkäufe auf der Basis der Einschätzung der Zahlungsfähigkeit von Staaten. Mit Raten ist das nichts zu tun.
Weiteres folgt. Ich muß noch rechnen :grübel: