Aussterbende Wörter - vergessene Wörter

Es wird so 15 Jahre her sein, dass der Leiter des örtlichen Jugendhauses seinen Job los wurde (seinen Hut nehmen musste) derweil er eine

"Geile Woche"


veranstaltete. Gemeint im Sinn von etwa "Tolle Woche"

Es gab einen Aufstand in der Presse, Verwaltung und Gemeinderat schaltete sich ein.

In der entstehenden Diskussion wuchs das gegenseitige Unverständnis, und schließlich erklärte der Sozialarbeiter (ein Schulfreund von mir) den Spitzen von Verwaltung und Fraktionen, dass sie ihn "am Arsch lecken könnten" und warf ihnen den "Bettel hin". (Wörtliche Zitate nach Ohrenzeugenberichten.)

Als Beispiel für Begriffe die sich wandeln, und andere die über die Jahrhunderte weg immer verstanden werden.



Grüße Repo

NS: Schwaben sind sehr grobe Gesellen, bei denen ist sowas Umgangssprache.
 
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Der Backfisch und der gemeine Mann werden jetzt schon für was Falsches gehalten...


Das Wort Backfisch ist ursprünglich auch ein Anglizismus, der sich aber so ins Deutsche eingelebt hat, das er schon gar nicht mehr zu erkennen ist...oder war :cry: .
Er stammt aus dem Englischen, und zwar aus dem Fischereiwesen von back fish, ein Fisch, der einfach zu jung war und back geworfen wurde. *
Wir verdrängen also gerad einen Anglizismus mit einem Anglizismus...aber Teenie ist sooooo uncool! :cool: :heul:

Und noch etwas: In Wiki steht etwas anderes...who cares? :D

*aus Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod

wer flucht heutzutage noch "himmel, ar.. und zwirn"...auch hier greifen anglizismen um sich.


Himmel, Gesäß und Nähgarn! :motz: Heaven, arse and thread!
 
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. Gemeint im Sinn von etwa "Tolle Woche"

ache.


Fällt mir gerade auf, "toll" ist ja auch so ein Wort mit Bedeutungswandel.

Eigentlich hat der einstmals vielgenannte "Tolle Typ" ja nichts anderes als einen Schuss. (tickt nicht richtig, Fall für die Psychiatrie)


Grüße Repo
 
Fällt mir gerade auf, "toll" ist ja auch so ein Wort mit Bedeutungswandel.

Eigentlich hat der einstmals vielgenannte "Tolle Typ" ja nichts anderes als einen Schuss. (tickt nicht richtig, Fall für die Psychiatrie)


Grüße Repo


Ich kann mich noch an ein Karl-May-Buch erinnern (fragt mich bitte nicht, welches). Da rief der Erzähler seinem Widersacher zu: "Kerl, bist du toll?"

Ich dachte damals auch, komisch, dass er seinem Feind ein Kompliment macht...

Bis in die 1920er Jahre war toll = tollwütig, verrückt.

Und da gibt es die nette Hundefutterwerbung im TV, wo der Reporter der Hundezüchterin ein Kompliment macht. "Sie haben aber tolle Hunde!" - "Dankeschön! Ich füttere sie auch mit xxx."

Vor 100 Jahren hätte sie dagegen geantwortet: "Ich verbitte mir diese Beleidigung!".
 
Die Mutter einer Bekannten ist Lehrerin an einer Hauptschule und erzählte mir eine kleine Anekdote darüber, dass die Schüler ihrer Klasse mit dem Wort Geäst überhaupt nix anzufangen wussten. Erst auf den Hinweis, dass es was mit Ästen zu tun habe fiel der Groschen.
 
Stimmt, Gemächt war schon zu meiner Jugend eine sehr literarische Umschreibung!
Beim Wort "Gekröse" kommt auch meist Verwirrung auf.
 
Wer kennt noch Begriffe wie "sintemalen" oder "zu welchem Behufe"? Abgesehen von Germanisten und Deutschlehrern?
Hyokose benutzt Behuf ganz gerne mal. Da er (wie viele andere auch in diesem Forum) eine Vorbildwikrung hat (Nein Malte und Clemens, das ist anders gemeint), habe ich diesen Begriff auch in mein Vokabular übernommen und teilweise auch Freunde animiert es zu benutzen.

Und noch etwas: In Wiki steht etwas anderes...who cares? :D
Wer soetwas bemerkt, sollte sofort auf "bearbeiten" gehen.

Stimmt, Gemächt war schon zu meiner Jugend eine sehr literarische Umschreibung!
Beim Wort "Gekröse" kommt auch meist Verwirrung auf.
Bei Gekröse denk ich an Fischinnereien.
Da ich die letzten Monate viel mit Schiller zu tun hatte, hat sich auch das Wort disgüschtieren in meinen Geist eingebrannt. Leider ohne die Bedeutung.
 
Da ich die letzten Monate viel mit Schiller zu tun hatte, hat sich auch das Wort disgüschtieren in meinen Geist eingebrannt. Leider ohne die Bedeutung.
Das würde mich jetzt auch interessieren, was das bedeutet. Für mich klingt das wie eine Verballhornung (von disgoutieren vielleicht?).
Das Wort "Behuf" bzw. "zum Behufe" ist im Beamten- und Juristendeutsch meiner Meinung nach noch gebräuchlich.
Aber gerne erinner ich mich an meinen alten Chef mit seinen "dieserhalb" und "desterwegen" Argumenten..
 
Es gibt aber auch Neuschöpfungen. Bis vor ein paar Jahren hätten mit dem Spruch "Mensch, kann der Typ da drinne net ma´n bissje hinnemachen" bestenfalls Nordhessen, vor allem Kasseläner, etwas anfangen können. Inzwischen ist hinne machen" schon Allgemeingut in Bayern, Thüringen und Brandenburg. In Süddeutschland könnte man das wieder mißverstehen als jemanden umbringen, denn "Hinniche" sind Tote. Man sagt aber in Schwaben nicht "der ist hin", sondern "der isch hä". Deutsche Sprache, schwere Sprache.
 
penseo schrieb:
Aber gerne erinner ich mich an meinen alten Chef mit seinen "dieserhalb" und "desterwegen" Argumenten..

Da fällt mir d/meinetwegen ein: Das heißt in der aktuellen Norm nur noch wegen d/mir. Darüber eine bekannte Band in ihrem Best off-Album:

Wegen Dir
B.B. ... ist falsches Deutsch, worüber uns - und übrigens wohl auch das bayrische Cowgirl Nicki die parallel einen Song gleichen Namens herausbrachte - ein Brief der Gesellschaft zur Rettung der deutschen Sprache vorwurfsvoll aufklärte. Einzig Udo Jürgens lag grammatikalisch richtig. Seine - ebenfalls gleichzeit erschienene - Single hieß "Deinetwegen".
 
Kiemmst a aof´e Muppe! ( hochdeutsch: Du bekommst eine aufs Maul)Tja, leider wird bald das gelebte Schlesisch aussterben.


Und die einst so beliebte Bartwichse, findet man heute fast nur noch in Agatha Christie- Romanen , wenn findige gut coiffierte Belgier unterwegs sind.
 
Ich habe weiter oben schon mal das Götz-Zitat genannt.


Im schwäbischen Sprachraum wird selbiges auch heute noch in seiner 3., abwehrenden, Bedeutung benutzt. Wegen der es bildhaft an so manchem gotischen Kirchenportal angebracht ist.


Es wird vermutlich keine Firma mit einem schwäbischen Chef geben, wo nicht, nach Posteingang vom Finanzamt, die Worte lautstark zu hören sind:

"Jetzt l... m... d.. a... A..., jetzt wollen die schon wieder Geld von mir!"



Es ist allerdings kein Fall überliefert, indem es etwas genützt hätte.



Grüße Repo
 
Zuletzt bearbeitet:
Da fällt mir d/meinetwegen ein: Das heißt in der aktuellen Norm nur noch wegen d/mir. Darüber eine bekannte Band in ihrem Best off-Album:

Wegen Dir
B.B. ... ist falsches Deutsch, worüber uns - und übrigens wohl auch das bayrische Cowgirl Nicki die parallel einen Song gleichen Namens herausbrachte - ein Brief der Gesellschaft zur Rettung der deutschen Sprache vorwurfsvoll aufklärte. Einzig Udo Jürgens lag grammatikalisch richtig. Seine - ebenfalls gleichzeit erschienene - Single hieß "Deinetwegen".


Richtig. Korrekt heißt es nämlich "wegen meiner" , "wegen deiner". Nach "wegen" steht halt nun mal der Genitiv (es heißt ja auch "weswegen"). Der Dativ hat sich halt durchgesetzt. *)

Genau wie "gedenken". Wie oft liest man in Traueranzeigen "Wir gedenken unserem Toten" oder gar "Wir gedenken an unseren Toten".

Gruß

Jacobum

*) Wie heißt doch ein bekanntes Buch? "Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod".
 
ich habe vor kurzem gelesen, dass der Begriff "Ei der Dauss" am aussterben sein soll. Selbst verwende ich den Satz durchaus noch (aber stimmt schon: entweder ich werde etwas schief angesehen, oder muss erklären, was ich mein.)
 
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