Australische Hominide

beorna

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Nochmals Hallo,

damit es geordneter zugeht habe ich einen zweiten Thread eröffnet. Es gibt in Australien eine Vielzahl von Hominidenfunden. Das interessante daran ist, daß die ältesten Funde z.T. moderner aussehen als die jüngeren Funde. Zudem sehen viele der Schädel sehr archaisch aus, so daß man versucht ist sie an ältere Hominiden als Homo sapiens anzuschließen. Handelt es sich um extreme Schädeldeformationen oder haben wir es mit mehreren Arten oder eher mit sehr unterschiedlichen H.s.-Typen zu tun.
 
Auffallend ist der große Unterschied bei den Schädelformen, wobei einige auch absichtlich deformiert erscheinen. So wirken Keilor und Mungo modern sie sind 12ka bis 25ka alt, teilweise werden sie auf sogar 60 ka geschätzt.Andere wie Cohuna, Nacurrie, Coobool oder auch aus Kow Swamp (KS 16) wirken zwar relativ modern, erinnern in ihrem Typus aber eher an Predmost oder viel mehr an Skhul.
Eine dritte Gruppe, zu der die Funde aus Talgai und Wilandra Lake (WLH 50) gehören, wurden z.T. schon mit Homo erectus in Verbindung gebracht. Sie wäre dann an die Funde von Ngandong anzuschließen oder an Funde aus Dali, Mapa. Allerdings wurden diese Funde trotz einer Unterscheidung in grazile und robuste Typen bislang insgesamt zum Homo sapiens gestellt.
Liegt dies an anthropologischen Gesichtspunkten oder ist eine Aufteilung in unterschiedliche Arten lediglich nicht opportun?
Hat es also mehrfach Einwanderungen nach Australien gegeben? War schon der Homo erectus in der Lage, die Wasserstraße zwischen Südostasien (Sundaland) und Großaustralien (Sahul). Immerhin gibt es schon etwa 800 ka alte Funde von Flores. Wie verlief die Besiedlung de 5. Kontinents?
 
Lieber Beorna,
die herrschende Lehrauffassung ist, dass der HSS der erste Mensch war der Australien erreichte. Dass die älteren Formen moderner aussehen, als die späteren Form, kann daran gelegen haben, dass es eine Inzucht gegeben hat, da keine weitere Zuwanderung kam, weil die Landverbindung über Neu-Guinea abriß.
Vielleicht kam der Rrectus ja schon nach Australien, dass müßtest Du aber einmal Hyokkose fragen. :confused:
 
beorna schrieb:
Das interessante daran ist, daß die ältesten Funde z.T. moderner aussehen als die jüngeren Funde.
dieses phänomen haben wir auch beim neandertaler. dort sehen die älteren auch grazieler/moderner als die späteren, klassischen neatl. aus!
 
beorna schrieb:
Auffallend ist der große Unterschied bei den Schädelformen, wobei einige auch absichtlich deformiert erscheinen.
den eindruck habe ich bei den schädeln von kow swamp auch. sie sehen wie geschnürt/gewickelt aus, um einen hohen schädel zu bekommen.
 
clemens schrieb:
dieses phänomen haben wir auch beim neandertaler. dort sehen die älteren auch grazieler/moderner als die späteren, klassischen neatl. aus!
Die besondere Entwicklung des klassischen Neanderthalers in der Weichsel ist Folge einer Anpassung an die Kälte, im Gegensatz zu den Nachsaaleeiszeitlichen frühen Neanderthalern. Wie sollte man aber eine solche Veränderung auch in Australien vermuten? Hier herrschten heiße bzw. warme Klimate mit unterschiedlicher Humidität vor. Zudem haben wir in Europa eine relativ deutliche Trennung zwischen frühen Neanderthalern, klassischen Neanderthalern und modernen Menschen. In Australien sind die (bis jetzt) gefundenen älteren Formen zwar häufig graziler, sie sind aber zum Ende des Pleistozäns auch zeitgleich zu finden. Dies spräche wiederum gegen eine bloße Weiterentwicklung.
 
ja, richtig. mir kam es auf die möglichkeit des vorhandenseins verschiedener stufen graziler bzw. robuster schädel einer art an, auch zeitgleich. wir müssen verschiedene mechanische kräfte ( kaumuskulatur ) oder klimatisch bedingte unterschiedliche lebensweisen die auf die schädelform einwirken beachten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Lieber Beorna, was ist mit der Möglichkeit der Inzucht? Was ist, wenn immer wieder dieselben Menschentypen sich miteinander vermischten? :confused:
 
heinz schrieb:
Lieber Beorna, was ist mit der Möglichkeit der Inzucht? Was ist, wenn immer wieder dieselben Menschentypen sich miteinander vermischten? :confused:
Bei kleinen Gruppen ist die Möglichkeit bestimmte Merkmale zu vererben sicherlich groß. Von Inzucht wurde ich in diesem Fall aber nicht sprechen. Die Frage ist natürlich, wie groß waren diese Populationen?

Clemens, unterschiedliche Ernährungsweisen führen sicherlich zu bestimmten Ausprägungen und bei Inuit soll das Kauen von Leder auch an Kiefer und Zähnen nachweisbar sein, dennoch sind Inuit-Schädel im Prinzip denen der übrigen Menschen gleich. Die Schädel in Australien sind dagegen sehr verschieden. Es ist auch nicht an eine spezielle Nahrungsaufnahme wie bei grazilen und robusten Australopithecinen zu denken, denn die Populationen in Australien standen sehr wahrscheinlich denen des modernen Menschen sehr nahe, bzw waren kulturell bereits fortschrittlich.
 
Neues zur Besiedlung Australiens:

"Implications for the Peopling of Australia Y haplogroups from Australia and Papua New Guinea were estimated to diverge from the nearest non-Sahul lineages 54 kya, and divergences within Sahul-specific lineages date to 48–53 kya. We note that these times post-date the Mount Toba eruption 74 kya, supporting a model of the initial peopling of this region by modern humans long after this event. The divergence times are close to, but earlier than, the current conservative archaeological date for entry into Sahul, 47 kya.
However, the uncertainty in the lineage divergence estimates and the possibility that earlier archaeological sites may be detected make it impossible to determine whether the initial divergence within the Sahul-specific lineages occurred before or after entry into Sahul. The current evidence is consistent with a simple model of a single entry and subsequent rapid lineage divergence.

Around the mid-Holocene (4–6 kya), small stone tools began to be used extensively in Australia, the Pama-Nyungan language family spread over most of the mainland, and the first archaeological evidence for the dingo appeared. Genetic patterns proposed as indications of gene flow into Australia from South Asia were dated to approximately the same period."

Deep Roots for Aboriginal Australian Y Chromosomes
 
Und die neuste Studie zur Frühbesiedlung Australiens und dem "Mungo Man":
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Mungo_Man

Heupink et. al.: Ancient mtDNA sequences from the First Australians revisited
Ancient mtDNA sequences from the First Australians revisited

"In relation to the four landmark claims made by Adcock et al. (3), we were unable to verify that the original study recovered any authentic Aboriginal Australian mitochondrial sequences from the four Willandra Lakes samples that they studied (claim 1). The contamination observed for WLH3 and the absence of human DNA for KS8 suggest that the validity of the originally reported sequences should be reappraised in light of the technological ad- vances available to this study. These observations together with the uncertainties of the phylogenetic resolution obtained using HVR1 sequences provide no support for the historical existence of mitochondrial lineages in Australia that fall outside contemporary human variation (claim 2). As a consequence, there is no need to explain the presence of robust and gracile morphologies by in- voking population replacement or selective sweeps (claim 3). We suggest that all of the sequences reported by Adcock et al. (3) were either modern contamination or PCR artifacts. As a result, it seems that contemporary mitochondrial data are consistent with the Out of Africa theory (claim 4)."
 
Eine neue Studie wendet sich dem Zusammenhang von Wasserquellen und Besiedlungsrichtungen bzw. Zeitpunkten auf dem australischen Kontinent zu.


"The Pleistocene global dispersal of modern humans required the transit of arid and semiarid regions where the distribution of potable water provided a primary constraint on dispersal pathways. Here, we provide a spatially explicit continental-scale assessment of the opportunities for Pleistocene human occupation of Australia, the driest inhabited continent on Earth. We establish the location and connectedness of persistent water in the landscape using the Australian Water Observations from Space dataset combined with the distribution of small permanent water bodies (springs, gnam- mas, native wells, waterholes, and rockholes). Results demonstrate a high degree of directed landscape connectivity during wet periods and a high density of permanent water points widely but unevenly distributed across the continental interior. A connected network representing the least-cost distance between water bodies and graded according to terrain cost shows that 84% of archaeological sites >30,000 y old are within 20 km of modern permanent water. We further show that multiple, well-watered routes into the semi- arid and arid continental interior were available throughout the period of early human occupation. Depletion of high-ranked re- sources over time in these paleohydrological corridors potentially drove a wave of dispersal farther along well-watered routes to patches with higher foraging returns."
Humans, water, and the colonization of Australia
 
Die Bevölkerung von Papua-Neuguinea (für die auch hunderte Sprachen verzeichnet sind) weist eine große heutige genetische Unterschiedlichkeit auf.

Dieses Ergebnis - nach der Einführung der Landwirtschaft und durch die Bronzezeit - wird insofern als abweichend zur Entwicklung etwa in Europa gekennzeichnet. Der Aufsatz von Bergström et. al. ist leider noch hinter einer paywall.

PNG kept genetic diversity after agriculture, unlike Europe | Cosmos

Huge genetic diversity among Papuan New Guinean peoples revealed
 
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