Nach so viel Lob ist es aber Zeit für ein bisschen Kritik.
Da verwechselst Du offensichtlich die Einordnung von sozialen Bewegungen durch die Politologie und "Lob". Es ging dabei um die Frage, welche Werte eine Zivilgesellschaft aus der Sicht der Demokratietheorie bzw. der empirischen Studien zur politischen Soziologie ausmacht.
Die Ausführungen zur "Früh-Hedonisten" bzw. zu dem "Kollektiv von Halbkranken" entspringen dabei im wesentlichen der Phantasie von "Philosophen". Für mich schlichtweg empirisch kaum verifizierbare abwegige Unterstellungen und ich kenne ein wenig die - empirische - Literatur zu dem Thema "Wertewandel" und "Neue Soziale Bewegungen" (vgl. z.B. Brand) .
Folgt man beispielsweise der empirisch angeleiteten Sicht von Thome, der eng mit Inglehart, Klingemann, Barnes u.a. zusammengearbeitet hat, kann man parallel zur Existenz des Wertewandes und zu den politischen Folgen von 68 erkennen, dass sich Erziehungsstile nach 1970 deutlich verändern und den selbstbestimmten Menschen als Leitbild in den Vordergrund stellen. Und ebenso das politische Interesse sich deutlich verstärkt, so die Ergebnisse der entsprechenden - teil komparativ angelegten - Studien. (Thome, S. 411 und 412).
Dieses ist deswegen so relevant, weil es vor dem Hintergrund von Schelsky`s Befunden zur "skeptischen Generation" zu interpretieren ist und den tiefgreifenden sozialen Wandel nach 1968 veranschaulicht.
Das läßt sich aber auch anhand der Beiträge in Klages & Kmieciak (Hg) Wertewandel und gesellschaftlicher Wandel (1979) und Matthes (Hg): Sozialer Wandel in Westeuropa verdeutlichen.
Ansonsten geht es um die Kontinuitäten oder Brüche einer partizipationsorientierten Demokratie. Wie gesagt ein zentraler Wert in der Diskussion über "Civic Culture" (Almond & Verba) und der wichtigen Studie von Lipset zum "Political Man".
Brand, Karl-Werner (1982): Neue soziale Bewegungen. Entstehung Funktion und Perspektive neuer Protestpotentiale ; eine Zwischenbilanz. Opladen: Westdt. Verl.
Brand, Karl-Werner (1985): Neue soziale Bewegungen in Westeuropa und den USA. E. internationaler Vergleich.
Thome, Helmut (2005): Wertewandel in Europa. In: Hans Joas und Klaus Wiegandt (Hg.): Die kulturellen Werte Europas. 2. Aufl. Frankfurt am Main: Fischer-Taschenbuch-Verl. , S. 386–443.