Ich gehe davon aus, dass die Inschrift nicht nur in griechischen Buchstaben, sondern auch in griechischer Sprache geschrieben worden ist. Vielleicht weiß jemand anders mehr, aber ich bezweifele, dass es Inschriften gibt, in denen ein lateinischer Text in griechischen Buchstaben transkribiert worden ist. Das werden allenfalls Namen sein, vielleicht das ein oder andere aus dem Lateinischen übernommene Fremdwort.
Ich vermute, dass der Brief von Gallienus in Latein geschrieben wurde. Wahrscheinlich hat der Kaiser wohl nicht selbst zu Hammer und Meißel oder Pergament und Schreibfeder gegriffen haben, sondern es werden in der kaiserlichen Kanzlei die Juristen den Text verfaßt haben. Der wurde dann wohl in entweder in Side ins Griechische übersetzt oder gleich nach Side auf Griechisch geschickt. Side im Ostteil des Reiches gehörte zum griechischsprachigen Teil des Reiches. Als ich vor einigen Jahren in Side im archäologischen Museum war, habe ich einiges an Inschriften gesehen, alle auf Griechisch, keine einzige in Latein.
Noch mal zum "gespreizten Deutsch": wenn der Text von Juristen verfaßt wurde (wovon ich einfach mal ausgehe), ist das sicherlich ein gespreiztes Latein oder Griechisch.