Die Übersetzung "Grenzwege" für
limites halte ich an dieser Stelle eher für irreführend. Gemeint sind in solchen Fällen in der Regel Schneisen - die Funktion "Grenzwege" ist sekundär, jedenfalls nicht automatisch mitgemeint:
http://www.geschichtsforum.de/759098-post8.html
Das spricht dafür, dass es bewaldete Gegenden zwischen Rhein und Aliso gab, über Entfernungen ist damit eigentlich nichts ausgesagt.
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Zitat:
Erle wird lt. Wikipedia erstmals 1017 als Horlon erwähnt.
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Was dann eher gegen einen Zusammenhang mit der Erle und auch gegen einen Zusammenhang mit Aliso spricht.
Ob "Horlon" nicht eher mit altfränkisch *horila (schlammiges Gewässer), altsächsisch *horala (Morast), althochdeutsch *hurila (Sumpfbach) zusammengehört?
[Allerdings gibt es gleich bei Erle einen "Grenzweg" - sollte uns das nicht zu denken geben?]
Um die Sache etwas klarer zu machen, zerlege ich mal in zwei Aspekte.
1. Der Ortsname "Erle"
In einem vorherigen Beitrag hatte jemand, ich meine, es war El Quijote, einen möglichen Übergang von "Aliso" zu "Erle" skizziert, dem man auch noch bei einigem guten Willen folgen konnte.
Aber hier in diesem Fall müßte auch noch "Horlon" dazwischengesetzt werden, also
Aliso -> Horlon -> Erle
und da wird es doch schwierig.
Außerdem, ich hoffe, ich sage da nichts Falsches, ändern sich Ortsnamen im Normalfall nicht mit der Sprache mit, damit meine ich, Ortsnamen oder allgemein Namen bleiben meist in der alten Sprechweise und machen Lautverschiebungen nicht 1:1 mit.
Damit müssen wir wohl einen Namenszusammenhang dieser Art ausschließen.
Was immer noch sein könnte, wäre, daß sich die Gegend, wo Aliso war, in irgendeiner Weise durch einen besonderen Erlenbestand auszeichnete, und daß sich dies später wieder in einem entsprechenden Ortsnamen manifestiert hat.
Aber auch hier kommt einem wieder "Horlon" in die Quere. Obwohl, Erlen lieben sumpfige Gegenden!
Alles in allem: Nur ein Zufall?
2. Aliso in Rheinnähe oder nicht?
Hier ist an erster Stelle Cassius Dio zu nennen, der ja schreibt, ein Kastell habe die Germanen daran gehindert, den Rhein zu überschreiten.
Dieses Kastell sollte doch nahe am Rhein gelegen haben.
Dio berichtet weiter, aus diesem Kastell sei der Besatzung der Ausbruch gelungen, wobei ihnen Asprenas entgegenkam.
Velleius berichtet - und hier fällt der Name "Aliso" - dort eingekesslte Soldaten unter dem Lagerpräfekten Caedicius hätten sich zu den ihren durchgeschlagen.
Hier ist die Übereinstimmung doch frappant, so daß man davon ausgehen darf, daß beide Male dasselbe Ereignis beschrieben wird, daß also auch Cassius Dio von Aliso spricht.
Wenn man Tacitus in diesem Kontext liest, dann ist das Entscheidende nicht die Erwähnung der "Grenzwege" (die ja anscheinend nicht auf eine Grenze im landläufigen Sinne hindeuten, sondern vielmehr auf künstlich geschlagene Waldschneisen), sondern die Erwähnung des Rheins.
Aber jetzt stellt sich die Frage, wie ein einzelnes Kastell die Germanen am Rheinübergang hindern kann. Wo müßte es z.B. gelegen sein, damit dies möglich ist?
Und weiter: Sollten wirklich Überlebende der Varusschlacht sich in dieses Kastell geflüchtet haben, so müssen sie unter der Prämisse Kalkriese dann ca. 120 km zurückgelegt haben. Sie müßten trotzdem dort eingetroffen sein, bevor die Germanen den Belagerungsring "dicht" machten.
(Bem.: Das innere Zitat mußte ich selbst einfügen, darum sieht das etwas seltsam aus.)