Das -ski im Namen

Rafael

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Auf der Suche nach der Bedeutung des -ski am Ende z.B. polnischer Namen habe ich bisher folgendes herausgefunden:

1.
Das -ski zeige einen Adelstitel an und bedeute so viel wie "von".

Beispiel:
Warszewski = von Warschau

2.
Es gab eine Zeit, da habe man sich diesen Titel kaufen können.

(Habe es absichtlich im Konjunktiv geschrieben, da mir das irgendwann erzählt wurde, ich also keine Quellen nennen kann)

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Seltsam ist aber, dass so viele diese Endung tragen. Wurde sie wirklich nur beim Adel benutzt oder konnte auch beim "einfachen Volk" dieses -ski anzeigen, woher sie kamen?
Oder hat es gar eine ganz andere Bedeutung?
 
Könnte es nicht auch sein dass die polnische Endsilbe -ski eine ähnliche Bedeutung hat wie das niederländische "van"? Dh. eher eine Herkunftsbezeichnung denn ein Adelstitel.
 
Ich kenne die -ski endung aus dem Russischem, dort hat es die Bedeutung von -lich oder -isch. Zum Beispiel: Narodski ,
Narod = Volk bzw Staat;
narodski =völkisch bzw staatlich
 
Rafael schrieb:
Auf der Suche nach der Bedeutung des -ski am Ende z.B. polnischer Namen habe ich bisher folgendes herausgefunden:

1.
Das -ski zeige einen Adelstitel an und bedeute so viel wie "von".

Beispiel:
Warszewski = von Warschau

2.
Es gab eine Zeit, da habe man sich diesen Titel kaufen können.

(Habe es absichtlich im Konjunktiv geschrieben, da mir das irgendwann erzählt wurde, ich also keine Quellen nennen kann)

ich kenne jemanden der heisst mit dem Nachnamen "von Schablonowski"!

Ist die Familie doppelt geadelt worden. Oder kommt daher der Begriff "Doppelt hält besser"?
 
Rafael schrieb:
Seltsam ist aber, dass so viele diese Endung tragen. Wurde sie wirklich nur beim Adel benutzt oder konnte auch beim "einfachen Volk" dieses -ski anzeigen, woher sie kamen?
Oder hat es gar eine ganz andere Bedeutung?

Wenn dem so wäre, dass -ski ein Adelsprädikat sei, dann enthielte allein das Essener Telefonbuch sicher 20.000 Adlige... :rofl:
 
Soweit mir bekannt gibt es in Polen - wie auch in Ungarn - sehr viele Adlige, ca. 10-15% der Bevölkerung (in Frankreich ca. 3% zur Zeit der französischen Revolution). Die Masse der Adligen gehört natürlich zu den Kleinstadligen, deren Besitzungen nicht die Größe eines kleinen Bauernhofes überstieg. In Ungarn entstanden die meisten Kleinadligen in unruhigen Zeiten, wie dem Aufstand Rákóczis gegen die Habsburger während des spanischen Erbfolgekrieges, in denen ganze Dörfer für ihre militärischen Leistungen belohnt wurden. Auch die polnische Geschichte ist voller Wirren, daher eine ähnliche Entstehungsgeschichte denkbar - ich weiß es nicht.
Diese Kleinstadligen waren zwar adelig, konnten aber häufig ihre Höfe nicht halten, besonders in den Gebieten, die Preußen 1815 er-/behielt. Hinzu kam hier ein großer Germanisierungsdruck. Viele Polen und darunter auch viele Kleinarbeiter wanderten in die Städte und teilten das ganz normale Los der befreiten ehemals leibeigenen Bauern, d.h. waren Fabriks- oder Bergwerksarbeiter oder das sogenannte Lumpenproletariat.

Dennoch muß -ski nicht nur ein Adelstitel sein. Es schließt in sich zwei unterschiedliche Namen mit Ortsangaben. Das adlige "von" und das Anhängsel "-er", z.B. Lichtensteiner oder Liechtensteiner, Österreicher etc. Dies hat nichts mit Adel zu tun, obwohl es sehr häufig einen entsprechenden Adelsnamen gibt.
-ski ist im Russischen (oft?) eine adjektivische Orts- oder Sprachbezeichnunge. Rus=Rußland, russki=Russe, Nemez=Deutscher, (po-)nemezki=(auf) deutsch, Moskwa=Moskau, moskowski=moskauisch.
 
Fischhof schrieb:
Soweit mir bekannt gibt es in Polen - wie auch in Ungarn - sehr viele Adlige, ca. 10-15% der Bevölkerung (in Frankreich ca. 3% zur Zeit der französischen Revolution). Die Masse der Adligen gehört natürlich zu den Kleinstadligen, deren Besitzungen nicht die Größe eines kleinen Bauernhofes überstieg. In Ungarn entstanden die meisten Kleinadligen in unruhigen Zeiten, wie dem Aufstand Rákóczis gegen die Habsburger während des spanischen Erbfolgekrieges, in denen ganze Dörfer für ihre militärischen Leistungen belohnt wurden. Auch die polnische Geschichte ist voller Wirren, daher eine ähnliche Entstehungsgeschichte denkbar - ich weiß es nicht.
Diese Kleinstadligen waren zwar adelig, konnten aber häufig ihre Höfe nicht halten, besonders in den Gebieten, die Preußen 1815 er-/behielt. Hinzu kam hier ein großer Germanisierungsdruck. Viele Polen und darunter auch viele Kleinarbeiter wanderten in die Städte und teilten das ganz normale Los der befreiten ehemals leibeigenen Bauern, d.h. waren Fabriks- oder Bergwerksarbeiter oder das sogenannte Lumpenproletariat.

Dennoch muß -ski nicht nur ein Adelstitel sein. Es schließt in sich zwei unterschiedliche Namen mit Ortsangaben. Das adlige "von" und das Anhängsel "-er", z.B. Lichtensteiner oder Liechtensteiner, Österreicher etc. Dies hat nichts mit Adel zu tun, obwohl es sehr häufig einen entsprechenden Adelsnamen gibt.
-ski ist im Russischen (oft?) eine adjektivische Orts- oder Sprachbezeichnunge. Rus=Rußland, russki=Russe, Nemez=Deutscher, (po-)nemezki=(auf) deutsch, Moskwa=Moskau, moskowski=moskauisch.
Dass russki=Russe bedeuten soll ist eine deutsche Mär.
russki=russische in der richtigen Übersetzung.
Das gleiche gilt für
nemezki=deutsche

Bei moskowski=moskauer schon der richtige Ansatz. Allerdings kein Eigenname für den/die Moskauer.

Die Endung -i ist eine entsprechende Steigerung eines Adjektivs. Also mehrere. Kein Wörterbuch zur Hand. Aber russisch heisst wohl russk und deutsch nemezk.
 
Habe etwas neues herausgefunden:

Zur Endung "...ski" polnischer Namen: Es grassiert das weitverbreitete Gerücht,dass all diejenigen, die einen polnischen Namen mit der Endung "...ski" tragen, adeliger Herkunft seien. Das ist so nicht richtig. Die Namensendung "..ski" weist auf eine territoriale Ableitung hin, das heißt, sie bezeugt die Herkunft einer Familie (siehe oben!). Stammte eine zu benennende Familie aus Ruszkowo, so wäre die namentliche Ableitung "Ruszkowski" - also jemand aus Ruszkowo.
Der polnische Adel (Szlachta) war anders strukturiert als der westeuropäische, da sich in Polen das Lehnssystem nur unzureichend ausbildete. Die Zugehörigkeit zu einer adeligen Sippe war an die adelige, männliche Geburtsherkunft und an den Landbesitz gebunden. Wer kein Land besaß, verlor seine Adelsprivilegien. Da der Landbesitz in der polnischen Geselschaft eine so hohe Bedeutung hatte, rührte die Zugehörigkeit zum Adel, zu einer Sippe, nach der Erbgemeinschaft, polnisch "herb", die sich durch ein gemeinsames Wappen (siehe ganz oben auf der Seite - Wappen auch Herb genannt) erkennbar machte. Die Zugehörigkeit zu einer Erbengemeinschaft, zu einer ein gemeinsames Wappen tragenden Sippe, bestimmte den Adel, nicht der Name, der also kein Familienname in unserem heutigen Sinne war, sondern nur ein erklärender (Besitz-)Zuname. Da die Szlachta durch ihren Landbesitz weit verbreitet über ganz Polen lebte, war der Zuname eine Bezeichnung der genauen Herkunft, also von welchem Gut der Adelige stammte: Die Ruszkowskis kamen also aus Ruszkowo.

Dies schreibt ein Herr (Schreibender Seemann) auf seiner eigenen Homepage. Ich find es sehr aufschlussreich.

Quelle des Zitats:
http://mitglied.lycos.de/juergenruszkowski/familie_ruszkowski.htm
 
Eine weitere Definition lautet so:

"Unter Adelsnamen sind Familiennamen zu verstehen, die von Landschaften, Burgen, Landgütern und Ortschaften abgeleitet sind, also territoriale Namen. Ihre äusseren Merkmale, durch ihre territoriale Natur bedingt, sind sogenannte Namenprädikate, also Auszeichnungen, wie ›von‹ oder ›zu‹, oder ›von der‹, ›vom‹ in deutscher Sprache; ›de‹ oder ›de la‹ und ›du‹ in französischer bzw. spanischer Sprache; ›of‹ englisch; »ski« und ›cki‹ in den slawischen Sprachen." *)
Der polnische Adel ist Blutadel und wurde ab dem XIV. Jahrhundert durch den zerimoniellen Ritterschlag verliehen. Die unbemittelte polnische Ritterschaft war zahlreich und bekam von König oder Magnaten (Uradel) kleine Ackerlandflächen geschenkt. Daneben gab es den ›landlosen Adel‹, der besonders in den Berufen von Gutsverwaltern, Organisten u.ä. anzutreffen war [...]. [...]
Seit dem Anschluß Schlesiens an Preußen und der ersten Teilung Polens kennt man in Deutschland das polnische »ski« als Auszeichung von Adelsnamen, ohne daß dieser aber unter dem adelsgesetzlichen Schutz stand. Seit der Teilung Polens wurden tw. aus Sachunkenntnis polnische Adelsnamen mit dem deutschen ›von‹ verbunden, obwohl sie schon das gleichwertige »ski« führten bzw. in beiden Sprachen geführt (Bsp.: von Kuczkow Kuczkowski). (Vgl. ebd., S. 17ff., S. 33ff.)

Quelle des Zitates:
http://www.fotoblick.de/von-lipow.html
 
Das "ski" hat nicht wirklich was mit einem Adelstitel zu tun. Vielmehr ist es so, dass der Bezug auf Eltern, Großeltern, also generell die familiäre Abstammung bei den Slawen eine traditionell große Bedeutung hat, was man auch noch im heutigen Ablauf von Verwaltungsprozessen in den postkommunistischen Verwaltungen der Slawischen Staaten merkt. Da geht ohne Elternnamen garnichts.

Das ist witzig, denn sowohl in Polen, Tschechien, als auch in Ex-Jugoslawien wird man bei Nennung des Nachnamens - meinetwegen in Polen "Kowalski", weil gängig - oft gefragt. "Von welchem (...Kowalski) stammst du ab?" (freie Übersetzung).

Die Namen tragend folglich weit mehr als in Deutschland dazu bei, eine Person gesellschaftlich einordnen zu können. Hat auch was mit Klan-Traditionen zu tun.
Wer käme etwa in Deutschland auf die Idee, einen Arbeitskollegen zu fragen: "Von welchem Hinze stammst du denn ab?" (Nichts gegen Hinze, schöner Name...).

Was bei den Polen die Endung "ski" bzw. "ska" (bei Frauen bedeuten), hat u.A. folgende osteurop. Pendants:

"ov" bzw "ova" (z.B. Makedonien, Bulgarien u. Russland)
"ic", "vic" (Südslawen)
"ak", "ek" (u.A. Tschechien)

Bei Mladen"ov" etwa, weisst das "ov" darauf hin, dass der Betreffende "von" Mladen abstammt, was aber nicht mit einem Titel zusammenhängt, sondern das der Ur-Vorfahr der Familien ein gewisser Mladen war.

Lukas Podol"ski" (blöder Vergleich, ein anderer ist mir aber gerade nicht eingefallen...) stammt folglich von einem gewissen Podol ab. Über diesen Podol wissen wir nix, aber vermutlich war er ein Athlet - bei dem Urururenkel...
 
Zuletzt bearbeitet:
Bei meinem eigenen Namen finde ich es einwenig seltsam:

Bugl***ski... Stammt meine Familie von einem Herrn Buglo ab?
Habe noch nie was zu meinem Nachnamen gefunden.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Habe auch nach gleichnamiger Ortschaft gesucht und nichts gefunden. Wenn jemand mehr weiß, dann wäre es nett, wenn mir jemand bescheid geben würde...
 
Rafael schrieb:
Bei meinem eigenen Namen finde ich es einwenig seltsam:

Buglowski... Stammt meine Familie von einem Herrn Buglo ab?
Habe noch nie was zu meinem Nachnamen gefunden.
Es ist schwer slawische Namen zurückzuverfolgen, da man in vielen slawischen Sprachen aus Nomen auch Verben machen kann.
Weiterhin wurde nach Okkupationen oder ähnliches Namen entsprechend verändert.
Viele Serben in Bulgarien z.B. tragen am Ende eine -ov Endung; Bulgaren in Serbien eine -ski Endung.
Nicht-slawischen Minderheiten gab man während bestimmten Regimen slawische Endungen...
So gibt es z.B. in Bosnien u. Herzegowina Namen wie Mohamedovic.
Viele Balkanroma haben slawische Endungen bei ihren Nachnamen.

Deswegen würde ich mich eher über die Bedeutung von Buglov informieren.
So könnte es sein, dass jemand aus deiner Familie aus der Stadt/dem Dorf Buglo oder Buglovo stammt.
Oder dass Buglo eine Charakterisierung ist
Bogumilski/ Bogumilov würde z.B. übersetzt jemand sein, der Gotteslieb ist.
Eine direkte Übersetzung ist nicht möglich

P.S:..."-lov" heißt in vielen slaw. Sprachen Jagd.
Auf russisch hat Bug meines Wissens nach keine Bedeutung, aber vielleicht kann ein polisches oder tschechisches Wörterbuch helfen.
Ebenso könnte es auch einer ganz anderen Sprache abstammen und der Nachname wurde schlicht und einfach slawisiert!

Dennoch hoffe ich, dass ich dir helfen konnte!
 
Ein polnischer Mediävist hat mir einmal erzählt, die polnische Namensilbe -ski sei ein Adelstitel, allerdings ein wertloser. Als die vereingten polnischen und litauischen Truppen in der Schlacht von Grunwald (was wir aus dem WK I als Tannenberg kennen) 1410 gegen den Deutschen Orden siegreich hervor gingen, wurden die Soldaten in cummulo geadelt. Jeder der an der Schlacht teilgenommen hatte oder ein Nachfahre war, durfte sich dieses -ski an den Namen hängen. Ein tatsächlicher sozialer Aufstieg war aber nicht damit verbunden.

Angaben ohne Gewähr
El Quijote
 
ich hab dieses thema erst jetzt gefunden:

als "betroffener" (mein nachname endet auf -wicz) habe ich auch mal nachforschungen nach der bedeutung des nachnamens angestellt und bin auf folgende seite gestossen:
http://www.pgsa.org/NotesSurnames/nazw_index.htm

unter der dort angegeben mail-adresse kann man individuelle auskünfte erhalten. mr. hoffman versteht und schreibt auch deutsch!
 
Dürfte ich bitte etwas richtig stellen?

Ich kenne die -ski endung aus dem Russischem, dort hat es die Bedeutung von -lich oder -isch. Zum Beispiel: Narodski ,
Narod = Volk bzw Staat;
narodski =völkisch bzw staatlich

Das Wort "narodski" gibt es im Russischen nicht. Wenn, dann heißt es "narodnij" (auch "narodnyj" geschrieben). Und das Wort "narod" bedeutet "Volk". Nur Volk. "Staat" heißt "gosudarstwo".

Dass russki=Russe bedeuten soll ist eine deutsche Mär.
russki=russische in der richtigen Übersetzung.
Das gleiche gilt für
nemezki=deutsche

Bei moskowski=moskauer schon der richtige Ansatz. Allerdings kein Eigenname für den/die Moskauer.

Die Endung -i ist eine entsprechende Steigerung eines Adjektivs. Also mehrere. Kein Wörterbuch zur Hand. Aber russisch heisst wohl russk und deutsch nemezk.

Das Wort "russkij" hat zwei Bedeutungen: "Russe" und "russisch".
Das Wort "nemezkij" bedeutet "deutsch". Aber "nemez" bedeutet "(der) Deutsche".
"russische" und "Russen" = russkije
"deutsche" = nemezkije
Und "(die) Deutschen" = nemzi

Gruß
Andreas
 
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