DDR = Sozialismus?

@Köbis:
Da hast Du den Beitrag von dekumatland völlig missverstanden.

Oben ist eine differenzierte Betrachtung vorgenommen worden, ich verweise der Einfachheit halber auf Thanepowers Beitrag, zwischen

- dem gescheiterten (staats-)sozialistischen und in seinem Beginn stalinistischen Konzept der DDR

- und dem Sozialismus bzw. sozialistischen Ideen in der Breite der ökonomischen, soziologischen und politologischen Diskussion (die zB in den angelsächsischen Ländern oder Westeuropa nicht mit DDR-Nostalgie zu tun hat).

Wenn sich derzeit selbst hochkarätige Nationalökonomen mit "sozialistischen" Ideen, Krisentheorien und Vergleichen von Marx, Pareto und Solow beschäftigen, die dem krassen Gegenteil von einem sozialistischen oder gar marxistischen "Lager" zuzurechnen sind, dann sollte das hier in einer Diskussion vermerkt werden.

Der Beitrag kritisiert nach meinem Verständnis eher holzschnittartige Betrachtungen, die staatssozialistischen Stalinismus mit Sozialismus gleichsetzen, und an aktueller historischer Forschung bzw. (multi-disziplinären!) Forschungsdebatten vorbeigehen.


Ergo war das keine Kritik an Deinem Thema, gegen die man sich verteidigen müsste.
Besten Dank, perfekt auf den Punkt gebracht!
 
Dein "Argument" ist ja auch in der klassischen anti-sozialistischen Propaganda enthalten, denn wieder ignorierst du die Vielfalt sozialistischer/kommunistischer Theorien, die es gibt und das ist mittlerweile ziemlich peinlich für jeden, der das weiter in diesem Thread tut, da es schon so oft angesprochen wurde.

Karl Marx Analyse der ökonomischen Verhältnisse für die Gesellschaft ist keineswegs überholt, sondern lediglich seine Lösungsansätze sind in der Realität gescheitert bzw. nicht zur Verwirklichung gekommen. Dass der real existierende Sozialismus in der Realität als Gesellschaftsmodell scheiterte, ist jedoch nicht Karl Marx und seiner Theorie vom Sozialismus anzulasten.

Es bleibt allerdings die Frage, ob Theorie und Realität des Sozialismus in unserer Welt überhaupt jemals zur Deckung zu bringen sind.
 
Karl Marx Analyse der ökonomischen Verhältnisse für die Gesellschaft ist keineswegs überholt, sondern lediglich seine Lösungsansätze sind in der Realität gescheitert bzw. nicht zur Verwirklichung gekommen. Dass der real existierende Sozialismus in der Realität als Gesellschaftsmodell scheiterte, ist jedoch nicht Karl Marx und seiner Theorie vom Sozialismus anzulasten.

Bevor ich mich wieder über deine ideologisch-eingefärbte Pauschalisierungen aufrege, dass du behauptest, dass alle marx'schen Lösungsansätze gescheitert sind, wie wär es, wenn du mal Beispiele bringst, welche Lösungsansätze, wie historisch gescheitert sind.
Dass der autoritäre Ansatz des Sozialismus, wie zum Beispiel in der DDR, UDSSR, China und Nordkorea, eine wirklich freie Gesellschaft nicht enthält habe ich schon öfters erwähnt und dass dies die Schuld von Menschen ist, die Marx für ihre eigene Ideologie uminterpretiert haben, stimme ich zu.


Es bleibt allerdings die Frage, ob Theorie und Realität des Sozialismus in unserer Welt überhaupt jemals zur Deckung zu bringen sind.
Dies ist eine ideologische Fragestellung, welche schon wieder deinen, ideologisch begründeten, Vorsatz gegen libertäre und sozialistische Theorien zeigt, denn du würdest, denke ich, die gleiche Frage nicht mit dem Begriff "Kapitalismus" oder "Demokratie" statt "Sozialismus" stellen....
 
@Köbis:

Besten Dank, perfekt auf den Punkt gebracht!

Schuldigung, aber sich an fachliche Kompetenz anhängen, ist in meinen Augen ein/dein Armutszeugnis.
Einen fachliche Beisteuerung zu Thema war von dir nicht ersichtlich, mehr reine Unterstellungen von Anfang an, wohl auch an der Themenstellung.
Das Mindeste bei Interesse zum Thema wäre ein Vorschlag zur Änderung der Überschrift, daß würde dann einer Teilnahme an der Diskussion erkennen lassen.

:mad:
 
[...]
[...] eher holzschnittartige Betrachtungen, die staatssozialistischen Stalinismus mit Sozialismus gleichsetzen, und an aktueller historischer Forschung bzw. (multi-disziplinären!) Forschungsdebatten vorbeigehen.

Aber das ist doch der Sinn hinter dieser Diskussion, die Hinterfragung sollte auf den Fokus liegen, war die DDR sozialistisch?
Da ich bei solchen Fragen nicht historisch Sattelfest bin, habe ich mir dies zum Thema gemacht, um hier gerade solche Beiträge wie von Dir oder thane z.B. zu lesen, die bringen uns bei dem Thema weiter.
 
Aber das ist doch der Sinn hinter dieser Diskussion, die Hinterfragung sollte auf den Fokus liegen, war die DDR sozialistisch?
Da ich bei solchen Fragen nicht historisch Sattelfest bin, habe ich mir dies zum Thema gemacht, um hier gerade solche Beiträge wie von Dir oder thane z.B. zu lesen, die bringen uns bei dem Thema weiter.

Da bin ich bei Dir.
Fand Deine Überschrift recht interessant.

Auch ich bin da nicht sattelfest.
Verfüge über etwas Theorie, verfüge aber über viel mehr praktische Erfahrungen.
Seit 1956 bis 1990 – ausgenommen Studium – ununterbrochen in der VE-Industrie und ab 1965 in mittlerer Leitungsfunktion.

Was bei dieser Überschrift andere Sozialismusmodelle zu suchen haben, erschließt sich mir nicht.

Andere Modelle wären vielleicht ein anderer interessanter Thread geworden, jedenfalls mich hätte dies interessiert.

Über einen Satz in diesen Thread bin ich so richtig gestolpert und grüble, grüble, grüble nach...
Zitat: „… die DDR, wirtschaftlich gesehen, gar nicht mal auf dem schlechtesten Wege.“
 
Wenn sich derzeit selbst hochkarätige Nationalökonomen mit "sozialistischen" Ideen, Krisentheorien und Vergleichen von Marx, Pareto und Solow beschäftigen, die dem krassen Gegenteil von einem sozialistischen oder gar marxistischen "Lager" zuzurechnen sind, dann sollte das hier in einer Diskussion vermerkt werden.

In diesem Kontext möchte ich auch auf die Arbeit von Stiglitz verweisen, der ausgehend von seinen Überlegungen zum optimalen – informationsgesteuerten – Markt, eine differenzierte Kritik der Defizite des auf zentraler Planung basierenden Wirtschaftssystem im RGW / Comecon formuliert hat.

Bei der Frage, „What went wrong“ führt er eine Reihe von Aspekten auf, die das Mismanagement in diesem Wirtschaftssystem erklären können. [9, The Socialist Experiment.] Der wohl wichtigste Faktor ist die starke Zentralisierung und wirkte sich deswegen verheerend aus, weil nie ausreichend Informationen vorhanden waren, den Marktbedarf auf der Beschaffungs- und der Absatzseite zu planen. Die weiteren Punkte sind, die mangelhafte Produktqualität, falsche Incentives um Anreize zu bieten, kein System um realistische Preise zu ermitteln, ein Mangel an Konkurrenz, die die wichtigsten Kennzahlen - auch - zur Unternehmensoptimierung im Sinne von Benchmarking hätte bereitstellen könnte und keine angemessene Fähigkeit zur Anpassung an eine veränderte Marktumgebung.

Abschließend stellt er das Scheiterns der ehemaligen staatssozialistischen Länder fest, aber schreibt auch: „As the former socialist economies set off on this journey, let us hope that they keep in mind not only the narrower set of economic questions that I have raised in this book but the broader set of social ideals that motivated many of the founders oft he socialist traditions. Perhaps some oft he will take the road less traveled by, and perhaps that will make all the difference, not only for them, but for the rest of us as well“ [9, Conclusions]

In diesem Sinne ist die Zukunft für die Organisation von Gesellschaft, Wirtschaft und zunehmend der Ökologie völlig offen, da manche Wege der Wirtschaftens sich als nicht mehr kompatibel mit den Erwartungen der Gesellschaften erweisen werden.

Karl Marx Analyse der ökonomischen Verhältnisse für die Gesellschaft ist keineswegs überholt, sondern lediglich seine Lösungsansätze sind in der Realität gescheitert bzw. nicht zur Verwirklichung gekommen.

Die beiden Behauptungen sind verwunderlich und schwer inhaltlich zu verifizieren.

1.Marx hat nie beansprucht, über seinen Zeithorizont hinausgehende Analyse vorzunehmen, die als Blaupause für den Aufbau eines zukünftigen "Sozialismus" gedacht wären. Er war ein reflektierter historischer Materialist, der folgerichtig die zeitgebundenheit seines Wissens erkannt hatte. Und ihm somit klar war, dass jede folgende Generation nach ihm, eine neue Analyse der gesellschaftlichen Verhältnisse vorzunehmen hatte und darauf basierend neue Lösungsvorschläge zu erarbeiten, wie Sperber zeigt (8) Insofern hast Du – immanent - Marx hinsichtlich seines eigenen Anspruchs falsch verstanden.

In diesem Sinne können einzelne Konstrukte von Marx herangezogen werden für aktuelle Analysen, eher im Sinne eine "Ideensteinbruchs", aber seine Analyse des Kapitalismus von damals ist kalter Kaffee von heute und Schnee von gestern.

2. Zweitens will sich mir absolut nicht erschließen, wieso seine „Lösungsansätze“ – alle – gescheitert sein sollen oder nicht realisiert worden sind.

In Teilen waren seine Ideen sogar ein ausgesprochenes Erfolgsmodell, dass beispielsweise eine reformistisch ausgerichtete, marxistische Sozialdemokratie, zusammen mit anderen politischen Kräften, in Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften und den Arbeitgebern ausgehend von den Veränderungen im 1. WW in der Weimarer Republik ein modernes sozialstaatliches Wohlfahrtsmodell etabliert hatte [7].

In diesem Sinne schreibt Esping-Andersen: „ The social democratic model, ….is a means for the realization of socialist ideals of equality, justice, freedom, and equality“ [4, S. 11-12].

Es ist somit der historisch gewachsene demokratische Sozialismus, in diesem Fall in der SPD, der entsprechend den demokratischen Spielregeln des Parlamentarismus eine kapitalistische Wirtschaft mit so umstrukturiert hatte, dass die Arbeiterklasse als organisierter politischer Akteur auch eine angemessene politische Partizipation gefunden hatte und in die deutsche Gesellschaft als vollwertiger politischer Akteur integriert wurde. [2]

In diesem Sinne sind die Schüler und die Freunde von Marx und Engels, wie beispielsweise Bernstein, durchaus erfolgreich gewesen, ihre reformistische Sicht des Marxismus in praktische Politik für die Menschen umzusetzen und der Sozialstaat in Deutschland hat immer noch Bestand, trotz realer oder vermeintlicher Krisen. Dieses Modell ist ein Erfolgsmodell, da es den gesellschaftlichen Konsens gesichert hat und Deutschland einen Standortvorteil seit mehreren Jahrzehnten verschafft hat (vgl. bespielsweise: Ederer & Schuller: Geschäftsbericht Deutschland AG).

Es bleibt allerdings die Frage, ob Theorie und Realität des Sozialismus in unserer Welt überhaupt jemals zur Deckung zu bringen sind.

Dieses ist eine Frage des Diskurses zwischen den politischen Parteien. Und genau an diesem Punkt unterscheidet sich ja die konsensuale Problemlösungskapazität eines demokratischen Sozialismus von einer staatssozialistischen Kommandowirtschaft. Im demokratischen Sozialismus werden alle Informationen in die Entscheidungsfindung einbezogen und so eine gesellschafts- und marktadäquate Lösung gefunden, wie beispielsweise bei Stiglitz thematisiert. [8] Das setzt natürlich eine vielfältige und unabhängige Presselandschaft voraus, die die pluralistische Meinungsbildung unterstützt.

Und bei der Frage, welche Probleme für einen demokratischen Sozialismus weiterhin auf der Agenda stehen, kann man durchaus historisch inspirierte theoretische Überlegungen und ihre praktische Realisierung zur Deckung bringen, da es sich um klassische Menschenrechte handelt, die mit „Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren“ zu umschrieben sind. Und das verweist auf die Realisation von „Gleichheit der Chancen“ und der Selbstentwicklung entsprechend der eigenen Fähigkeiten und nicht durch „Geburtsrechte“ (Adel) oder durch ökonomischem Status.

Esping-Andersen bringt dieses auf den Punkt, wenn er schriebt: „ Our search for a postindustrial wellfare optimum requires, therefore, some kind of mobility guarantee.“ [3, S. 182]. Und vor diesem Hintergrund ist mit Piketty festzuhalten, dass die Realisierung von "sozialistischen Werten" wie Chancengleichheit vor allem in den Ländern am weitesten vorangeschritten ist, die die Idee des Sozialstaats am weitesten vorangetrieben haben, wie die nordischen Länder. Und am geringsten ist die intergenerationelle Mobilität, aufgrund schlechterer Bildungschancen, in den USA ausgeprägt [6, S. 484].

Dennoch kann man für Deutschland ebenfalls gravierende Defizite bei den Bildungschancen erkennen und die soziale Herkunft hat nach wie vor einen maßgeblichen Einfluss auf die Bildungschancen und somit auf die Chancengleichheit [vgl. beispielsweise 1 und 5].

Es bleibt sicherlich die Frage, ob diese geringeren Bildungschancen für Deutsche aus den unteren Schichten akzeptabel sind und ob sich nicht die Parteien, die sich dem demokratischen Sozialismus verpflichtet fühlen, diesem gravierenden Mißstand ein Ende bereiten sollten. Und dem Wert der Chancengleicheit, der urprünglich ein sozialistischer Wert war, die entsprechende Aufmerksamkeit schenken.

Nur um die Pluralität der Idee zu zeigen, was denn an Werten in einem demokratischen Sozialismus vorkommen kann und dass Sozialismus nicht notwendigerweise mit dem "Verstaatlichen" von Industrien zu tun haben muss.

1.Becker, Rolf (2013): Bildung. Die wichtigste Investition in die Zukunft. In: Stefan Hradil (Hg.): Deutsche Verhältnisse. Eine Sozialkunde. Frankfurt a. Main: Campus, S. 123–154.
2.Eley, Geoff (2002): Forging democracy. The history of the left in Europe, 1850-2000. Oxford, New York: Oxford University Press.
3.Esping-Andersen, Gøsta (1999, Reprinted 2003): Social foundations of postindustrial economies. Oxford, New York: Oxford University Press.
4.Esping-Andersen, Gosta (2013): The Three Worlds of Welfare Capitalism. Hoboken: Wiley.
5.Leuze, Katrin, Heike Solga (2013): Bildung und Bildungssystem. In: Steffen Mau und Nadine M. Schöneck (Hg.): Handwörterbuch zur Gesellschaft Deutschlands. Dritte grundlegend überarbeitete Auflage. Wiesbaden, Springer VS, S. 116–129.
6.Piketty, Thomas (2014): Capital in the twenty-first century. Cambridge, Mass. [u.a.]: The Belknap Press of Harvard Univ. Press.
7. Schmidt, Manfred G., Tobias Ostheim (2007): Sozialpolitik in der Weimarer Republik. In: Manfred G. Schmidt, Tobias Ostheim, Nico A. Siegel, Reimut Zohlnhöfer (Hg.): Der Wohlfahrtsstaat. Eine Einführung in den historischen und internationalen Vergleich. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 131–143.
8.Sperber, Jonathan; Atzert, Thomas; Griese, Friedrich; Siber, Karl Heinz (2013): Karl Marx. Sein Leben und sein Jahrhundert. 1. Auflage. München: C.H. Beck.
9.Stiglitz, Joseph E. (1996): Whither socialism? Cambridge, Mass.: MIT Press
 
Zuletzt bearbeitet:
Schuldigung, aber sich an fachliche Kompetenz anhängen, ist in meinen Augen ein/dein Armutszeugnis.
Einen fachliche Beisteuerung zu Thema war von dir nicht ersichtlich, mehr reine Unterstellungen von Anfang an, wohl auch an der Themenstellung.
Das Mindeste bei Interesse zum Thema wäre ein Vorschlag zur Änderung der Überschrift, daß würde dann einer Teilnahme an der Diskussion erkennen lassen.
@Köbis
überleg´ dir deine Vorwürfe noch mal, lies´ meine Beiträge in diesem Faden nach.

Ich habe deutlich den polemisch-politisch abwertenden Gebrauch des Begriffs "Sozialismus" kritisiert, und anschließend bzw. bestätigend fand sich derselbe Inhalt auch in den Beiträgen von Thanepower, Anthropos, Silesia.

Und ich kann dir, den Beginn des Fadens und seinen Titel betreffend, leider nicht ersparen, dass ein wenig Begriffsverwirrung durch deine Formulierungsweise entstanden ist. Allerdings, wie du unterwegs ja mitgeteilst hast, sind wir zwei uns in diesem Punkt einig - umso weniger kann ich deine Vorwürfe in meine Richtung nachvollziehen.
_____________

In jedem Fall kritisch und streng zu hinterfragen ist die historisch wirksame (d.h. tatsächlich geschehene), ideologisch formulierte Verschleierung einer oligarchischen Parteidiktatur als "real existierender Sozialismus". Die Verlogenheit dieser Verschleierung/Vorgaukelung ist doppelt: erstens besteht sie in der dreisten Behauptung, sozialistische Sozial- und Gesellschaftsutopien tatsächlich realisiert zu haben (was schlicht unwahr ist), zweitens besteht sie im Missbrauch des Begriffs "Sozialismus" (denn diesen Begriff hat nun mal keine SED und auch keine KPDSU für sich gepachtet)
@Köbis ist das deutlich genug? (und wenn du genau nachliest, wirst du in meinen vorangegangenen Beiträgen denselben Inhalt vorfinden)

Allerdings historisch unkorrekt und stattdessen tagespolitisch-polemisch ist es, aus dem gerechtfertigten Ableben der DDR zu schlußfolgern, dass damit "der Sozialismus" inklusive seiner diversen Vordenker sich als untauglich erwiesen hätte. Die Unkorrektheit einer derartigen Verkürzung besteht darin, "Sozialismus" auf derartiges wie die historische DDR zu verengen. (missversteh´ mich bitte nicht erneut: sowas hast du nicht geäussert - aber inhaltlich derartiges kam im Verlauf des Fadens)

...was bleibt jetzt noch von deinen Vorwürfen übrig? :winke:
 
Ich habe deutlich den polemisch-politisch abwertenden Gebrauch des Begriffs "Sozialismus" kritisiert,

Die zeitliche Abfolge und Kausalität der Diskussion sehe ich so wie dekumatland.

Es ging in diesem Thread darum, eine spezifische Form des "Sozialismus" darzustellen und in seinen negativen Auswirkungen zu kritisieren.

Es ging aber auch darum, die Deutungshoheit, die sich gerne von den Ideologieproduzenten des "Staatssozialismus" angemaßt wurde, in Bezug auf die Auslegung des "Kommunismus bzw. Sozialismus" in Frage zu stellen. Und der einseitigen Ausdeutung des Konstrukts durch manche User im GF zu widersprechen.

Und deutlich zu machen dass DDR = Staatssozialismus # andere Formen des Sozialismus.

Und deswegen kann man festhalten DDR = Staatssozialismus und somit wurde dort eine - mögliche - Variante des "Sozialismus" entwickelt.

Dabei ist auch festzuhalten, dass es eine sehr, sehr breite Spannbreite gibt, was denn nun unter Sozialismus zu verstehen sei. Der Begriff "Sozialismus" ist keine "Gütesiegel" für eine gute oder schlechte Form des Regierens, wie auch beim "Nationalsozialismus" leicht erkennbar wird.
 
Zuletzt bearbeitet:
Bevor ich mich wieder über deine ideologisch-eingefärbte Pauschalisierungen aufrege, dass du behauptest, dass alle marx'schen Lösungsansätze gescheitert sind, wie wär es, wenn du mal Beispiele bringst, welche Lösungsansätze, wie historisch gescheitert sind.
Dass der autoritäre Ansatz des Sozialismus, wie zum Beispiel in der DDR, UDSSR, China und Nordkorea, eine wirklich freie Gesellschaft nicht enthält habe ich schon öfters erwähnt und dass dies die Schuld von Menschen ist, die Marx für ihre eigene Ideologie uminterpretiert haben, stimme ich zu.


Alle marxistischen Lösungsansätze sind in der Realität gescheitert, die betreffenden Staaten hast du genannt - es gibt noch andere wie z.B. Kuba oder Angola.
Gelungene Beispiele sind mir nicht bekannt, jedenfalls nicht auf der Ebene rechtsstaatlich verfasster Staaten.
 
Genau gegen solche apodiktischen Aussagen richten sich Thanepower, Anthropos und Dekumatland ja, eben weil sie a) nicht der tatsächlichen Wirklichkeit in Angola, Kuba, der Su oder der DDR sondern nur ihrer propagandistischen Wirklichkeit entsprechen und b) die Spannbreite dessen, was der Begriff Sozialismus umschließt, nicht in angemessener Weise berücksichtigen.
 
Genau gegen solche apodiktischen Aussagen richten sich Thanepower, Anthropos und Dekumatland

Die mögen sich gerne dagegen richten.

Fakt bleibt allerdings, dass die bisherigen Versuche, eine sozialistische Gesellschaft aufzubauen, samt und sonders gescheitert sind. Das liegt weniger an der marxistischen Theorie als daran, dass statt einer Diktatur des Proletariats eine Diktatur elitärer Elten errichtet wurde.

Diese Aussage diskreditiert keineswegs die marxistische Theorie, obwohl sich auch dagegen viel einwenden ließe.
 
Der Beitrag Nr. 87 von tanepower ist für mich in diesen Thread sehr interessant und entspricht auch meinen Wahrnehmungen.

Was er hier schreibt, könnte ich mit einigen erlebten Beispielen untersetzen.
Und Gott sei Dank ist das große Buch, bestehend aus Beton, Stahl und Glas, in Moskau ende der 80iger zu geklappt worden. Man hatte es sich immer gewünscht.

Den Punkt 1 seines Beitrags haben wir genauso vermittelt bekommen.
Von Marx und Engels war in diversen Schulungen weniger die Rede. Eben aus den Grund den tanepower nennt.

Behandelt wurde allen voran das Manifest. Dann vorrangig Thesen zu Feuerbach, Kritik an Gothaer Programm, ausgewähltes aus den Kapital, Dialektik der Natur, Anti Dühring und die Entwicklung des Sozialismus.

Apropos „Dialektik der Natur“, da verfielen die Lektoren, Dozenten i.d.R. in einen recht ehrfurchtsvollen Ton.
Lenin soll wohl dieses Werk von Engels nicht gekannt haben. Deswegen sein Werk „Materialismus...“ und dies würde wohl sogar in einigen Passagen fast wortwörtlich übereinstimmen.

Absoluten Vorrang hatten immer die Werke Lenins, eben weil er sich konkret mit den Aufbau des Sozialismus/Kommunismus beschäftigte.

Da ging es nicht nur um „Der Imperialismus...“, da ging es vor allem um „Was tun“, „Wie soll man den Wettbewerb organisieren“, „Die nächsten Aufgaben der Sowjetmacht“ u.a.

Stalin war, bis er gecancelt wurde, auch dabei. Betraf aber mehr die Generation meiner Eltern und Großeltern.

Das erlebte hat mich geprägt und viele meiner Bekannten. Die entstandene Abneigung zum Begriff „Sozialismus“ sollte man nicht als Unwissenheit, Dummheit, Borniertheit etc. interpretieren, da macht man einen Fehler.

Das was nach 1990 kam...
Habe es in einer Managerfunktion ohne Unterbrechung in der Industrie bis 2004 erlebt.
War anstrengend, forderte die ganze Person, war sicher nicht Widerspruchsfrei usw.
Aber wenn man es verglich, es ist besser.
 
Ich meine, dass Thema hat interessante Einblicke gebracht: von der Rhetorik des Kalten Krieges und den jeweils blockbezogenen Schwarz-Weiß-Betrachtungen von Sozialismus bis hin zur Nutzung marxistischer Rhetorik und Symolistik zB eines angolanischen Staatspartei-Terrorismus, der mit ökonomischen Modellen so viel gemein hat wie Panna Cotta mit sizilianischer Mafia.

Spannend ist derzeit (zB die Piketty-Kontroverse über Verteilungsfragen- /Krisenmodelle und indirekt auch die Auseindersetzung eines (marktwirtschaftlichen) Neoinstitutionalisten wie Acemoglu und anderen mit Marxismus wurden angesprochen), wie Denkstrukturen aufbrechen.

Vor kurzem fand zB in Berkeley ein Symposium statt, welche Bedeutung Marxsche Modelle für Neoliberale Marktbetrachtungen haben, bis hin zu Famas EMH. Vom Rumpelfussball der Blockrhetorik hat man sich da schon in der Forschung gegenüber den 70ern und 80ern verabschiedet.
 
Das erlebte hat mich geprägt und viele meiner Bekannten. Die entstandene Abneigung zum Begriff „Sozialismus“ sollte man nicht als Unwissenheit, Dummheit, Borniertheit etc. interpretieren, da macht man einen Fehler.

Mit dieser Ablehnung stehen du und deine Bekannten keineswegs allein. Immerhin habt ihr den Realsozialismus am eigenen Leib zu spüren beommen und daraus eure Konsequenzen gezogen - wie Millionen anderer DDR-Bürger.
 
Auch wenn das wieder als Bekenntnis zu irgendetwas missverstanden wird: Nein, sie haben keinen Sozialismus sondern eine Diktatur erlebt, deren einzige Rechtfertigung die Umsetzung des Sozialismus war, die ihr nicht gelang. Diesselbe Diktatur behauptete von sich demokratisch zu sein...
 
Im Prinzip soll doch im Sozialismus nach marxistischem Verständnis folgendes passieren: Die Produktionsmittel gehen in die Hand der Arbeiterklasse über und werden von dieser verwaltet. Aus praktischen Gründen durch gewählte (und dementsprechend bei Versagen auch abwählbare) Räte.

Tatsächlich aber sind in der DDR die Produktionsmittel aus der Hand der Arbeitgeber nicht in die Hand der Arbeiterklasse übergegangen sondern in die Hand einer von oben aufgepropften, sich selbst beweihräuchernden bürokratischen Parteielite, ohne dass diese notwendigerweise in der Lage war, das volks- und betriebswirtschaftlich Notwendige zu tun, statt sinnvoller Vorgaben mussten ideologische Vorgaben erfüllt werden, ein Recht auf Widerspruch derjenigen, für die das ganze angeblich hätte sein sollen, gab es nicht, wo diese es sich nahmen, wurde es - äußerst arbeiterfreundlich - mit Panzern plattgewalzt (17. Juni 1953).

Das einzige, was an der DDR sozialistisch war, war der Anspruch auf Arbeit und die Subvention von Lebensmitteln/Sozialleistungen. Das Problem nur war, dass man die Gelder für Subventionen erst mal erwirtschaften muss. Und da hat die DDR langsam aber sicher den Anschluss an die Weltwirtschaft verloren. Aber das durfte ja keiner sagen, das galt ja als defätistisch (auch wenn dieser Begriff einer anderen Epoche zuzuordnen ist).

Das gilt so auch für alle anderen Staaten, die vorgaben oder immer noch vorgeben sozialistisch zu sein.
Auch dynastiebildende Elemente, wie auf Kuba, in Syrien oder besonders ausgeprägt in Nord-Korea sind alles andere als mit dem Marxismus oder auch nichtmarxistischen Sozialismusauffassungen vereinbar.
 
Das einzige, was an der DDR sozialistisch war, war der Anspruch auf Arbeit und die Subvention von Lebensmitteln/Sozialleistungen.


Und nicht vergessen, wenn hier auch mal ein kleiner Spaß erlaubt ist ;), wir standen felsenfest auf 4 Säulen und der Breschnew hatte so manche unruhige Nacht, wo ihn seine Frau immer beruhigen musste.
 
Auch wenn das wieder als Bekenntnis zu irgendetwas missverstanden wird: Nein, sie haben keinen Sozialismus sondern eine Diktatur erlebt, deren einzige Rechtfertigung die Umsetzung des Sozialismus war, die ihr nicht gelang. Diesselbe Diktatur behauptete von sich demokratisch zu sein...

Hier wird überhaupt nichts "missverstanden". Ich habe bereits weiter vorn erklärt:

"Karl Marx Analyse der ökonomischen Verhältnisse für die Gesellschaft ist keineswegs überholt, sondern lediglich seine Lösungsansätze sind in der Realität gescheitert bzw. nicht zur Verwirklichung gekommen. Dass der real existierende Sozialismus in der Realität als Gesellschaftsmodell scheiterte, ist jedoch nicht Karl Marx und seiner Theorie vom Sozialismus anzulasten."
 
Im Prinzip soll doch im Sozialismus nach marxistischem Verständnis folgendes passieren: Die Produktionsmittel gehen in die Hand der Arbeiterklasse über und werden von dieser verwaltet. Aus praktischen Gründen durch gewählte (und dementsprechend bei Versagen auch abwählbare) Räte.
Aber gerade das ist doch nicht praktikabel. Alles gehört allen, das funktioniert noch nicht einmal in der harmonischsten Familie, geschweige denn unter den unschuldigsten Menschen, den Kindern. Früher oder später werden sich eigenständige Strukturen (Klüngel) bilden, denn dort, wo alle gleich sind, entsteht ein Machtvakuum. Ein solches will immer ausgefüllt werden.
 
Zurück
Oben