Deutschsprachige Belletristik historischer Stoffe

ning

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Liebe Leute!
Ich hab mir erlaubt, dies als eigenes Thema hier einzurichten, wohl bewusst, dass es eine Diskussion ergeben könnte, wo denn die Grenzlinie zwischen Romanciers und Dichtern zu ziehen sind... aber ich hoffe und denke, es gibt diese Diskussion auch für euch nicht ;)

Ich möchte euch die Aufbereitung historische Inhalte bzw. Persönlichkeiten in Form spezifischer Sprachkunstwerke ans Herz legen und -Herzen aus der ehem. DDR dürfen jubeln- setze an meine erste Stelle diese Frau:


Christa Wolf (*1929)

"Kassandra" (1983)
"Medea - Stimmen" (1996)

Ihre Romane lassen die homerische Kassandra, Königstochter, Priesterin, Seherin aus Troja und die griech.-antike Sagengestalt der Medea als tragische und starke Persönlichkeiten erstehen. Die "Abteilung feministische Literatur" glaubt Wolf damit an sich reißen zu müssen und ihre Arbeit ist gewiss eine Be-Stärkung weiblichen Selbstbewusstseins, doch vorrangig liefert sie Sprachkunst.: Mit geradezu eiserner Disziplin zieht Wolf ein einzigartiges "Sprachbild" auf und den Leser in seinen Bann.

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Hier hänge ich nun zwei "Wolf-Söhne" an, die ebenfalls beeindrucken:


Christoph Ransmayr (*1954)

DER Roman als Einstieg:

"Die letzte Welt" (1988)
(mit einem Ovidschen Repertoire).
Im Mittelpunkt Publius Ovidius Naso -der gefeierte Dichter Roms, gestolpert wegen allzu subtiler Ironie und Machtkritik in einem einzigen! Liebessonett- am Ort seiner Verbannung in Tomi am Schwarzen Meer...


Raoul Schrott (*1964)

"Gilgamesh" (2001)

>Mit Fug und Recht darf Schrott so für sich die Loorbeeren eines zweiten Gilgamesh-Dichters in Anspruch nehmen (NZZ)<
Die erste "Literatur" der Menschheit, das "Gilgamesh-Epos", jene elf zerbrochenen Keilschrifttafeln, von Schrott neu in seine vielleicht entsprechendste Form gegossen... als Theaterstück kürzlich noch im Burgtheater aufgeführt und möglicherweise auch bald in Berlin od. anderswo zu sehen...;-)

{Anmerkungen: Schrott und Ransmayr sind Österreicher, die interessanterweise beide nun in Irland leben... in gebührender Entfernung vor flachem heimischen Epigonentum alla Köhlmeier und lyrisch-manieristischer Verzweiflung alla Robert Schneider...}

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Zum Abschluss "ein Vater" für alle zuvor VorgestellteN:

Adalbert Stifter (1805 - 1868)

"Witiko" (1864 fertiggestellt)

Fast ein Leben lang schrieb Stifter an seinem "Lieblingskinde", den Roman über den sagenhaften Ahnherren der "heimlichen südböhmischen Könige", der Rosenberger, Witiko (Witek von Pryc). Er versucht das Mittelalter des 11., 12. Jhdts. in eine eigene Form zu fassen und es gelingt ihm hier durch die eigenartige Sprödigkeit der Sprache, dass man sich als völliger Zeit-Fremder vorkommt, der hineinschaut in ein System streng-feudaler Verhältnisse und in riesige Landstriche noch urbarzumachenden Landes...

http://gutenberg.spiegel.de/stifter/witiko/witiko.htm
http://stifter.literature.at/witiko/


Zu allen anderen Autoren und Werken: einfach die Begriffe gogglen, es gibt -zig Seiten

Liebe grüße, ning
 
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