Deutung der Höhlenmalerei

Hier eine Menge interessanter Lesestoff zum Thema:
Freemedia Medien & Verlag: StoneWatch

Auch wenn es nicht durchgängig auf alle Felsmalerein zutrifft (vielleicht nichtmal auf die Mehrzahl) erkennt man doch, dass viele solcher "Kunstwerke" (ich nenne sie nur hilfsweise "Kunst") an Stellen angebracht sind, die entweder schwer zugänglich sind oder nur mit Mühe betrachtet werden können. Als Beispiele nenne ich ein Bild, das an der Decke einer sehr niedrigen Höhle angebracht ist. Man muss sich auf den Rücken legen, um es überhaupt in Gänze betrachten zu können. Ein anderes Beispiel sind riesige Felszeichnungen in Amerika, deren Form man nur aus großer Höhe sehen kann.

Offensichtlich hatte mindestens ein Teil der Kunstwerke nicht den Zweck, von menschlichen Augen betrachtet zu werden. Trotzdem haben die Künstler erheblichen Aufwand betrieben und ihre Arbeit mit großer Ernsthaftigkeit verrichtet - angefangen damit, dass Rohstoffe für die Farben gesammelt und verarbeitet werden mussten. Es muss eine Erklärung dafür geben, dass dieser Aufwand betrieben wurde, wenn es nicht vordergründig um "Dekoration der Wohnung" ging.

Leider liegen uns außer den Kunstwerken selbst keine Informationen vor. Uns bleibt also nur "Rückprojektion" heutiger Erklärungsmuster. Das finde ich aber auch gar nicht so schlimm, denn:

Die Menschen, die solche Kunstwerke hinterlassen haben, hatten zwar nur eine sehr niedrig stehende materielle Kultur. Biologisch betrachtet, waren sie uns aber sehr ähnlich. Ich bezweifele jedenfalls, dass das menschliche Gehirn in den paar tausend Jahren große Entwicklungssprünge gemacht hat. Die psychische Struktur des Steinzeit-Sapiens dürfte sich von der des modernen Menschen kaum unterschieden haben.

Deshalb ist es vielleicht hilfreich, sich anzuschauen, warum heutige Kinder malen. Das Malen scheint typisch menschlich zu sein. Offenbar erfüllt es bestimmte Grundbedürfnisse. Dabei geht es nicht um das fertige Bild. Das verschenken Kinder oft, sobald ihr Bild fertig ist. Es geht um den Prozess des Malens selbst. Man könnte sagen: Die Kinder malen, um sich "ein Bild von der Welt" zu machen. Dabei bilden sie nicht die Wirklichkeit ab, sondern ihre eigenen seelischen Befindlichkeiten. Sie malen Dinge, von denen sie fasziniert sind und die sie nicht vollends verstehen.

Hier ein Link dazu: Georg Keller (Ergotherapeut): Wie Kinder malen! (Fachartikel)

Aus meiner Sicht spricht nichts dagegen, den Steinzeit-Sapiens die gleichen Motive, aber höhere Kunstfertigkeit zuzubilligen. Und damit sind wir schon ganz nah bei "religiösen" Hintergründen. Religion entwickelte sich aus dem Umstand, dass die Menschen Eigenschaften ihrer Lebenswelt sahen, die für sie von vitaler Bedeutung waren, die mit dem damaligen Wissen aber nicht rational erklärt werden konnten. Die Sonne, das Wetter, Feuer, dass Frauen Kinder bekommen, dass Beutetiere wanderten etc.

MfG
 
Die Frage, warum Du auf Feuerstein-Bergwerke und Güllegruben ausweichst, ist damit nicht beantwortet.
das ging aus dem jeweiligen dialogischen Kontext hervor (hier ist ja keine Essaysammlung, sondern eher Diskussion) es gab Strapazen ohne religiösen Kontext und es gab und gibt lebensgefährlich sauerstoffarme Orte, die man dito nicht aus religiösen Gründen betritt -- Strapaze allein sowie sauerstoffarme Örtlichkeiten legen nicht automatisch kultische Gründe nahe.

ansonsten genügen mir meine Gründe, die Hypothese der Askesestrapazen bei Höhlenmalereien für eher unwahrschainlich zu halten - das kann man gerne anders sehen (deswegen diskutieren wir das ja)

ob der Edda-Odin als "hangagod" und mit geopfertem Auge schon für die völkerwanderungszeitlichen Germanen gilt oder erst später nur für die Nordgermanen, ist umstritten - ob das wenige, was man von germanischen Religionen sicher weiß (vgl. Sonderband RGA germanische Religionen) dafür ausreicht, den Germanen selbstkasteiende Buß- und Askesepraxis zu attestieren?
 
Dann hätte man es ja bleiben lassen können. Man muss ja nicht jede Höhle bemalen. Gab es nicht auch unbemalte Höhlen?
Wenn Höhlen unbemalt waren kann man auch daraus schließen, dass nicht jede Sippe einen oder mehrere künstlerisch begabte Mitglieder hatte.
Menschen haben zu allen dokumentierten Zeiten bis heute auch ziemlich sinnfreie Dinge fabriziert. Ausgerechnet der Steinzeitmensch soll das aber nicht getan haben?
Vielleicht ist bei den Höhlen mit schlecht zugänglichen Malgründen, lediglich die Häuptlingsfrau ihrem Mann so sehr auf die Nerven gegangen, auch die Speisekammer zu bemalen, bis der entnervt nachgegeben hat. Eventuell wollte sie nur die Nachbarn übertrumpfen.;) Oder der Künstler hat erst mal im stillen Kämmerlein geübt, wo er sicher sein konnte dass keiner seinen eventuellen Murks zu sehen bekam, ehe er die Haupthöhle verschönte.
 
das ging aus dem jeweiligen dialogischen Kontext hervor
Klar.
Der Odin ging auch aus dem dialogischen Kontext hervor.
Der bezieht sich aber immerhin auf eine gestellte Frage. Die Güllegruben nicht.

es gab Strapazen ohne religiösen Kontext und es gab und gibt lebensgefährlich sauerstoffarme Orte, die man dito nicht aus religiösen Gründen betritt
Und es gibt Malereien mit wahrscheinlichem religiösem Kontext. An lebensgefährlichen sauerstoffarmen Orten. Dass man die in diesem Fall aus religiösem Grund betritt, sollte von vornherein ausgeschlossen sein?

ansonsten genügen mir meine Gründe, die Hypothese der Askesestrapazen bei Höhlenmalereien für eher unwahrschainlich zu halten - das kann man gerne anders sehen (deswegen diskutieren wir das ja)
Deine Gründe waren:
Hingegen der Gedanke, dass die Strapazen quasi gottgefällig sein könnten, erscheint mir zu modern :) (da schwingt irgendwie christliche Askese mit)
wegen der Quellenarmut... nichts deutet auf Askese, fasten, religiöse Selbstverstümmelung etc hin (das alles sind religiöse Praktiken, die erst viel viel später bezeugt sind)
du willst immer noch nicht einsehen, dass deine "Hypothese" (verkürzt gesagt von der "Strapazen-Askese") nichts anderes ist, als das überstülpen viel viel späterer religiöser Vorstellungen auf die Frühzeit... Bevor ich irgendwelche Fragen nochmals beantworte: wo sind die frühesten Zeugnisse für religiöse Strapazenaskese? betreiben nachweislich irgendwelche kaum von der Zivilisation berührte Naturvölker vergleichbares (die wurden ja gerne als tertium comparationis für die Urzeit verwendet)?

Diese Gründe sind nicht überzeugend.
Gegenargumente habe ich vorgelegt.
Auf keines davon bist Du eingestiegen. (Mit Ausnahme des Odin, den habe ich aber selber schon in Klammern gesetzt.)
 
Wenn Höhlen unbemalt waren kann man auch daraus schließen, dass nicht jede Sippe einen oder mehrere künstlerisch begabte Mitglieder hatte.
Könnte sein, bei schlecht auffindbaren Höhlen. Die hat vielleicht kein Maler jemals entdeckt.
Gut zugängliche Höhlen wurden im Lauf der Jahrtausende sicher von vielen Sippen benutzt.
 
Diese Gründe sind nicht überzeugend.
Gegenargumente habe ich vorgelegt.
Auf keines davon bist Du eingestiegen. (Mit Ausnahme des Odin, den habe ich aber selber schon in Klammern gesetzt.)
du stützt, wenn ich dich richtig verstehe, die Hypothese (ich nenne diese lieber die Spekulation oder Rückprojektion) von ElQ - hier jedenfalls http://www.geschichtsforum.de/680628-post80.html waren ein paar Gründe aufgelistet; ich will nicht entscheiden, ob sie überzeugend sind, aber ich fand sie mitteilenswert :)
 
du stützt, wenn ich dich richtig verstehe, die Hypothese (ich nenne diese lieber die Spekulation oder Rückprojektion) von ElQ

Du hast mich nicht richtig verstanden. Ich stütze keine Hypothese und keine Spekulation.

Ich bin nur der Meinung, dass Quijotes Spekulation nicht "a priori verworfen" werden muss. Zumindest nicht aus den von Dir genannten Gründen.

Diese Meinung habe ich begründet. Einwände dazu sind von Dir nicht gekommen.


hier jedenfalls http://www.geschichtsforum.de/680628-post80.html waren ein paar Gründe aufgelistet; ich will nicht entscheiden, ob sie überzeugend sind, aber ich fand sie mitteilenswert :)

Wenn man aus diesem Beitrag alle Dopplungen und alle Polemik weglässt, kommt nicht "viel" zusammen.

- der Kult der Höhlenmaler muss göttergefällige Selbstkasteiung gekannt haben (wenn er das "gekannt" hat, muss es zwangsläufig in seinem "Denken vorhanden gewesen sein").

- er muss Räume mit sakralen Bildern ästhetisiert haben (und das ist ja nicht wirklich umstritten)

... und genau diese zwei Dinge (eins davon Spekulation) müssen nun zusammenkommen.
Mehr nicht.
 
Ich stütze keine Hypothese und keine Spekulation.
(ernsthaft) prima!
Ich bin nur der Meinung, dass Quijotes Spekulation nicht "a priori verworfen" werden muss.
...hm...
Zumindest nicht aus den von Dir genannten Gründen.
bei Ergänzungen und weiteren Argumenten gegen diese Spekulation (die ich nicht Hypothese nennen möchte) bin ich erstens ganz Ohr und zweitens dankbar :)
 
Wenn man aus diesem Beitrag alle Dopplungen und alle Polemik weglässt, kommt nicht "viel" zusammen.

- der Kult der Höhlenmaler muss göttergefällige Selbstkasteiung gekannt haben (wenn er das "gekannt" hat, muss es zwangsläufig in seinem "Denken vorhanden gewesen sein").

- er muss Räume mit sakralen Bildern ästhetisiert haben (und das ist ja nicht wirklich umstritten)

... und genau diese zwei Dinge (eins davon Spekulation) müssen nun zusammenkommen.
Mehr nicht.
da übersiehst du was auffallendes: wenn die Höhlenmaler aus asketisch selbstkasteiender Inbrunst ad gloriam ihrer Götter unzugängliche Höhlenabschnitte bemalt haben, dann müssen die salopp gesagt größere Profis in Sachen Askese gewesen sein als die theologisch theoretisierenden Säulenheiligen der Spätantike (die derartige Strapazen nicht auf sich genommen hatten) --- und das wirkt doch etwas unwahrscheinlich ;)
 
da übersiehst du was auffallendes: wenn die Höhlenmaler aus asketisch selbstkasteiender Inbrunst ad gloriam ihrer Götter unzugängliche Höhlenabschnitte bemalt haben, dann müssen die salopp gesagt größere Profis in Sachen Askese gewesen sein als die theologisch theoretisierenden Säulenheiligen der Spätantike (die derartige Strapazen nicht auf sich genommen hatten) --- und das wirkt doch etwas unwahrscheinlich ;)
Das hatte ich unter "Polemik" abgehakt.
Ich kapiers auch jetzt noch nicht.
 
- der Kult der Höhlenmaler muss göttergefällige Selbstkasteiung gekannt haben (wenn er das "gekannt" hat, muss es zwangsläufig in seinem "Denken vorhanden gewesen sein").

Warum muß er das gekannt haben. Woraus erschließt sich das für dich?
Und wieso ist das ein Kult?
Weil heute bzw. zur Zeit der Wiederentdeckung der jeweiligen Höhle in einigen die Atmosphäre darin nicht ungefährlich ist? Oder weil der Zugang zu den von mir genannten Zeiten äußerst unbequem war?
Wer behauptet das dies schon zur Zeit der Entstehung der Bilder so war?
Vieleicht waren diese Höhlen damals leicht zugänglich und gut durchlüftet.

Wir haben doch alle keine Ahnung warum und zu welchem Zweck diese Bilder entstanden sind. Wir können doch nur spekulieren.
 
Ich denke mal, Sepiola meinte das muss als Voraussetzung für meine Hypothese. Also als Voraussetzungen dafür, dass meine Hypothese stimmt, müssen die genannten Punkte erfüllt sein. Nada más.
 
Ich denke mal, Sepiola meinte das muss als Voraussetzung für meine Hypothese. Also als Voraussetzungen dafür, dass meine Hypothese stimmt, müssen die genannten Punkte erfüllt sein. Nada más.

Das setzt aber wiederum immer voraus, das diese Bedingungen (Zugänglichkeit, Sauerstoffmangel) auch schon bei der Entstehung so oder so ähnlich waren. Was keiner 100% weiß. Und das der bzw. diejenigen die schlechte Luft aktiv in ihre Arbeit mit einbezogen.
Was wiederum eine neue Hypothese ist.

Ich versuche mal deine Hypothese zu meinem Verständnis in andere Worte zu fassen:
Einer ist dem menschlichen Forscherdrang oder was auch immer in die Tiefe der Höhle gefolgt, hat unter Einfluß von Sauerstoffmangel oder Gasen entsprechende Wahrnehmungen gehabt, hat das Ganze überlebt, beschlossen es allein oder in der Gruppe wieder zu versuchen und dann irgendwann diese Wahrnehmungen an die Wand gebracht. OK, bei einer Höhle noch nachvollziehbar. Wie kommen wir jetzt zum Kult?
Mal abgesehen davon, das nicht nur einer allein diese Bilder erschaffen hat, sondern vieleicht einige Generationen daran beteiligt waren.
Wir sollen also davon ausgehen, das der eine oder andere "Fremde" mitgenommen wurde um sich das anzusehen bzw. um dann vor diesen Bildern Handlungen welcher Art auch immer vorzunehmen und das dann in seiner Heimat auch haben wollte.
Da es aber nicht immer vergleichbaren Höhlen gab hat er oder sie dann andere Höhlen genommen und zwecks Wahrnehmung mit halluzinogenen Pflanzen nachgeholfen. Durch Wanderungen, Handel etc. hat sich dieser "Bilderkult" dann verbreitet.
Bin ich da jetzt mit dir etwa auf einer Linie?
 
Ich versuche mal deine Hypothese zu meinem Verständnis in andere Worte zu fassen:
Einer ist dem menschlichen Forscherdrang oder was auch immer in die Tiefe der Höhle gefolgt, hat unter Einfluß von Sauerstoffmangel oder Gasen entsprechende Wahrnehmungen gehabt, hat das Ganze überlebt, beschlossen es allein oder in der Gruppe wieder zu versuchen und dann irgendwann diese Wahrnehmungen an die Wand gebracht. OK, bei einer Höhle noch nachvollziehbar. Wie kommen wir jetzt zum Kult?

Nein, das ist nicht meine Hypothese. Meine Hypothese ist
- Mangel an Licht
- schwierige Arbeitsbedingungen (Erreichen des Arbeitsortes und Sauerstoffzufuhr)
sind keine geeigneten Umgebungen, um Kunst zu schaffen, um sich einfach nur künstlerisch ausdrücken zu wollen. Da muss mehr dahinter stecken.
Es ging auch nicht um irgendwelche Götter, sondern, was wahrscheinlich letztendlich nicht viel ändert, darum, dem Geist des erlegten oder zu erlegenden Tieres eine Gegengabe zu geben.
Denn wenn ich ein Bild in einem abgelegenen Teil einer Höhle anfange und merke, dass die Bedingungen (Strapazen des Kletterns, mangelhafte Sauerstoffzufuhr) suboptimal sind, ich komme aber trotzdem immer wieder, um das Bild fertig zu stellen und noch neue Bilder zu zeichnen, dann muss ich dafür einen wirklich guten Grund haben.

Mal abgesehen davon, das nicht nur einer allein diese Bilder erschaffen hat, sondern vielleicht einige Generationen daran beteiligt waren.

Was aber ändert das an der Hypothese?

Mir geht es nicht um Trancezustände durch Sauerstoffmangel, die man dann woanders durch pflanzliche Halluzinogene erreicht hat.

An eine Veränderung der Sauerstoffzufuhr - mit Ausnahme der Henri-Cosquer-Höhle, deren Eingang früher oberhalb des Meeresspiegels heute aber unterhalb liegt - kann ich nicht so recht glauben. Wie und warum sollte sich da etwas großartig geändert haben?
 
Ich lese Eure Diskussion nur mit, weil ich inhaltlich überhaupt keine Ahnung habe.

Bitte korrigiert mich, als Ur- und Frühhistoriker kann man doch nur das "Wo?" (Fundorte bzw. Auffundorte und deren Verbreitung sowie deren Umweltbedingungen), das "Wann?" (Zeitraum), das "Wie? (Technik, Ausführung)", das "Was?" (Deskription), das "Wer?" (Ethnie und alle davon abgeleiteten Begrifflichkeiten) klären.

Die diskutierte Frage des "Warum?", muß zwangsläufig im dunkeln bleiben und kann m.E. nur ansatzweise aus vergleichender Feldforschung der Ethnographie, mit ethnologischen und anthropolgischen Fragestellungen angegangen werden.

Nur so, als randständige Einlassung eines der Ur- und Frühgeschichte Unkundigen.

M.
 
Die diskutierte Frage des "Warum?", muß zwangsläufig im dunkeln bleiben und kann m.E. nur ansatzweise aus vergleichender Feldforschung der Ethnographie, mit ethnologischen und anthropolgischen Fragestellungen angegangen werden.

Ganz meine Meinung.
Mehr als Spekulation ist nicht drin.
Es gibt lediglich Spekulationen mit ernstzunehmendem Ansatz und ohne.
Die "ohne" können trotzdem ganz unterhaltsam sein: http://www.geschichtsforum.de/680651-post88.html
 
Die diskutierte Frage des "Warum?", muß zwangsläufig im dunkeln bleiben und kann m.E. nur ansatzweise aus vergleichender Feldforschung der Ethnographie, mit ethnologischen und anthropolgischen Fragestellungen angegangen werden.

Nur so, als randständige Einlassung eines der Ur- und Frühgeschichte Unkundigen.

M.

Als ebenso Unkundiger habe ich zu den gängigen Hypothesen in der recht umfangreichen Encyclopedia of Anthropology nachgeschlagen, dort S. 43 zum Altamira Cave:

"Creating these works of art required a considerable expenditure of effort. The artists needed scaffolding to reach the vaulted ceilings. Light must have been provided (and raised to the ceiling) via torches or bowls filled with animal fat. The four colors of pig- ment were produced by mixing ochre and manganese with a binder, such as blood or urine. The pigment was then applied with a brush or by blowing it onto a surface with a pipe or by mouth. Why did our ancestors invest so much energy in cave art? While the thoughts of these artists will never be known, anthropologists have developed several hypotheses to explain why these paintings were created. Perhaps the artists performed sympathetic magic by ritually capturing the animal’s soul prior to the hunt, improving their success. [es folgen weitere Hypothesen]"

Rituelle Handlungen kann man nach den Fachmeinungen demnach nicht ausschließen.
 
Da muss mehr dahinter stecken.
Es ging auch nicht um irgendwelche Götter, sondern, was wahrscheinlich letztendlich nicht viel ändert, darum, dem Geist des erlegten oder zu erlegenden Tieres eine Gegengabe zu geben.

Mir geht es wie Melchior. Ansatzweise wäre die Interpretation von El Quijote deckungsgleich zu der von Mauss. Insofern hat sie m.E. bereits eine hohe Plausibilität.

Marcel Mauss ? Wikipedia

Dennoch ein paar Gedanken. Möglicherweise widerspricht sich der Gedanke des Sakralen und der der Gabe nicht. Wir kennen nicht das entsprechende Weltbild der damaligen Gesellschaft und wissen nicht genau, wie eine "Sinnstiftung" stattfand und wir wissen nicht genau, wie diese "Sinnstiftung" auch der "Vergemeinschaftung" gedient hat.

These1: Die Bilder dienten sakralen Zwecken und durch ihre Manifestation als Bild der kollektiven Wahrnehmung und somit auch dem kollektiven Diskurs. Diese Form von "Ritual" und der gemeinsamen Interpretation schafft aber auch kollektive Sichtweisen. Das schafft eine Form von Vergemeinschaftung, es unterstützt die Ausbildung von sozialen Strukturen, auch durch Arbeitsteilung und in der Form der Interpretation schafft es Funktionen innerhalb der Gruppe / Stamm, die bereits als Hierarchie zu definieren sind.

These2: Die Bilder waren Teil einer "Religiösität", die stark an natürlichen Phänomenen orientiert war.

These3: Da der Erfolg bei der Jagd über den Fortbestand der Gruppe/ Stamm mit entschied, bildeten die Tiere und somit auch die Jagd zentrale transzentale Inhalte für die Sinnstiftung, sprich für die Ausbildung einer Form von Religion. Da die Kategorie "Zufall" oder "Glück" wohl noch nicht systematisch in die Denkwelt damals integriert war, war dennoch eine Erklärung notwendig, warum die Jagd erfolgreich oder nicht erfolgreich war.

These4: Die Höhlen waren Orte der Vergemeinschaftung und definierten, wer zur Gruppe / Stamm gehörte und wer nicht.

These5: Die schwierige Zugänglichkeit unterstrich den besonderen Charakter dieser Orte und sollte das Außergewöhnliche unterstreichen. In diesem Sinne bildeten die Bilder einen "einfachen" Versuch, das "Profane" vom "Sakralen" zu trennen. Das einfache Leben von der Stiftung nach Sinn und ermöglichte Erfolg und auch Mißerfolg zu erklären und auch zu ertragen.
 
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Möglicherweise widerspricht sich der Gedanke des Sakralen und der der Gabe nicht. Wir kennen nicht das entsprechende Weltbild der damaligen Gesellschaft und wissen nicht genau, wie eine "Sinnstiftung" stattfand und wir wissen nicht genau, wie diese "Sinnstiftung" auch der "Vergemeinschaftung" gedient hat.

These1: Die Bilder dienten sakralen Zwecken und durch ihre Manifestation als Bild der kollektiven Wahrnehmung.

These2: Die Bilder waren Teil einer "Religiösität", die stark an natürlichen Phänomenen orientiert war.

These3: Da der Erfolg bei der Jagd über den Fortbestand der Gruppe/ Stamm mit entschied, bildete die Tiere und somit auch die Jagd zentrale transzentale Inahlte für die Sinnstiftung, sprich für die Ausbildung einer Form von Religion.

These4: Die Höhlen dienten waren Orte der Vergemeinschaftung und definierten, wer zur Gruppe / Stamm gehörte und wer nicht.

These5: Die schwierige Zugänglichkeit unterstrich den besonderen Charakter dieser Orte und sollte das Außergewöhnliche unterstreichen. In diesem Sinne bildeten die Bilder einen "einfachen" Versuch, das "Profane" vom "Sakralen" zu trennen. Das einfache Leben von der Stiftung nach Sinn und ermöglichte Erfolg und auch Mißerfolg zu erklären und auch zu ertragen.
so formuliert, also ohne den Aspekt der schon zum Opfer oder zur Kulthandlung mitgezählten Selbstkasteiung durch nutzlose (bzw. für uns nicht nachvollziehbare) Strapazen, bin ich völlig mit diesen Möglichkeiten einverstanden :) - übrigens hat ElQ kurz zuvor seine Hypothese nochmals neu formuliert, und zwar ohne den zuvor vorhandenen kultischen Aspekt der Strapazen, auch da bin ich einverstanden :)

Bilder, die nur bei flackerndem Feuerschein betrachtet werden können, wirken automatisch lebendig (die Höhlenmaler kannten ja die optimalen Beleuchtungen unserer Museen noch nicht) - das könnte ein Grund dafür sein, Bilder in dunkle Höhlen zu platzieren.

zu den speziell in Sachen Sauerstoff ungünstigen Plätzen: wenn die Luft dort weggeschnauft war, wann und wie kam wieder frische Luft dahin?
 
das könnte ein Grund dafür sein, Bilder in dunkle Höhlen zu platzieren.
Sie können aber ebenso Bilder im Freien an Felswänden gemalt haben, die allerdings ,witterungsbedingt nicht mehr erhalten sind.
Dass sie auch ihre Wohnhöhlen mit Bildern aus ihrer Umwelt verschönten, halte ich für vollkommen normales menschliches Verhalten. Zu allen Zeiten versuchten Menschen ihr Wohnumfeld nach ihrem Empfinden zu gestalten und die Lebewesen ihres Umfeldes abzubilden, auch ohne zwingenden religiösen Hintergrund.
 
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