Die Artus-Sage

Wobei es sich dabei schon um eine recht späte Bearbeitung des Stoffes handelt, der im normannischen Kulturkreis virulent war, obwohl er wahrscheinlich aus dem keltischen stammte. Womöglich war der Artus-Stoff bei den Anglonormannen so beliebt, weil sie ihn propagandisch als Untermauerung einer "Reconquista" Britanniens verwendeten. Jedenfalls finden sich frühe Belege der Verbreitung des Stoffs in normannischen Bauwerken Süditaliens, um 1200 taucht die Artusrunde als Nebenfiguren im frz. Perceval und dt. Parzival auf. Der Stoff war also mindestens seit dem 11. Jhdt. über Britannien hinaus verbreitet.

Das verstehe ich jetzt nicht ganz. Ich war eigentlich der Meinung, dass der ganze Komplex der Geschichten um Artus und die Tafelrunde ein ähnliches Konglomerat an verschiedenen Sagen und Dichtungen ist wie die Nibelungen:
1) Artus, Merlin, Morgana und ev. Mordred stammen aus dem keltischen (britisch-bretonischen) Sagenkreis
2) Parzival, Tristan und Isolde, Erec und Ednite, Yvain und auch Lancelot und Gunivere sind originäre Dichtungen resp. Erfindungen der Troubadoure und Minnesänger
3) Der Gral-Mythos, dessen Herkunft unbekannt ist (provenzalisch ? orientalisch ?)

Erscheint Parzival tatsächlich bereits im keltischen Sagenkreis resp. bei Manmouth ? Ich dachte, der taucht erst - noch vor den Anglonormannen - in Aquitanien resp. der Champagne (Chrétien von Troyes) auf. Ich war jedenfalls der Ansicht, Punkt 2 seien Produkte der höfischen Literatur (würde auch, u.a. wegen dem Stellenwert der Frau, besser dazu passen als zur kelt. Myhtologie). :confused:
 
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Du musst mich falsch verstanden haben: Im Parzival tauchen als Nebenfiguren die Tafelründler auf. D.h. sie sind dem Publikum bereits vertraut gewesen. Zur Herkunft der Gralslegende gibt es die wildesten Hypothesen. Bei Chretien ist es ein Kelch, bei Wolfram, der sich auf Kyôt beruft ein Stein. Wolfram scheltet Chretien, die Erzählung Kyôts verfälscht zu haben. Manche Germanisten/Historiker, so auch mein damaliger mhd-Lit-Prof halten Kyôt für eine fiktive Figur, eine Erfindung Wolframs. Ich halte Kyôt für den zeitgenöss. Dichter Guiot von Provins (nicht aus der Provençe).
 
Das mit dem Kelch und auch die spätere Version von Robert von Boron mit Josef von Arimathä kannte ich natürlich, aber Guiot von Provins war mir kein Begriff. Der scheint ja interessant zu sein: er war in Byzanz, Jersualempilger (nahm vielleicht am 3. Kreuzzug teil) und war am Schluss Mönch in Cluny. Jetz weiss ich auch woher meine vage Erinnerung "provenzalisch" herkommen könnte (fälschlicherweise Kyôt der Provenzale). Von Bedeutung finde ich auch, dass Guiot nicht nur ein Zeitgenosse von Chrétien von Troyes war sondern auch, wie dieser, aus der Champagne kam. Ob sich die gekannt haben - und sich schon persönlich hinsichtlich des Grals gestritten haben ?
 
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