Die Gefallenenrede des Perikles - Thesenpapier, Hauptseminar

HisFajo

Neues Mitglied
Hallo zusammen,

ich halte bald ein Referat über die Gefallenenrede des Perikles; vorab war es meine Aufgabe, ein Thesenpapier zu erstellen.

Könntet ihr mal drüber schauen und die Thesen nach Widersprüchlichkeiten untersuchen?

Ich danke euch im Voraus :)

Meine Thesen:

1. These: An der Rede zeigt sich, dass gerade Perikles den starken Dualismus mit Sparta immer weiter forcierte - Perikles trug somit eindeutig eine Mitschuld an der Eskalation des Konflikts.

Erklärung: Die Rede zielte darauf ab, die Überlegenheit der demokratischen Verfassung Athens vor allem gegenüber der spartanischen Verfassung zu demonstrieren. Die Kontrastierung zeigt, dass Perikles keine andere Option als den Krieg sah; es war durchaus auch ein ideologisch fundierter Konflikt und somit mehr als ein reiner Verteidigungskrieg. Die Erziehung in Athen wurde als Erziehung zum Frieden dargestellt, während die spartanische Erziehung eine Erziehung zum Kriege gewesen sei („zum Manne“). Als weiteres Indiz dient “Perikles-Fan“ Thukydides, der ebenfalls Perikles als (mit)schuldig ansah. Warum mitschuldig und nicht alleinschuldig? Weil einige Poleis´ im Peloponnesischen Bund – zuvorderst sei hier Korinth zu nennen – Druck auf den zögernden Hegemon Sparta ausübten.

2. These: Perikles suggerierte den Hinterbliebenen in der Rede, dass die Athener nicht umsonst gefallen seien, sondern im Sinne der attischen Demokratie. Allerdings starben die Bürger nicht aufgrund des propagierten Freiheitsstrebens Athens - vielmehr waren die Toten das Ergebnis imperialistischer und machtpolitischer Bestrebungen seitens Athens.

Erklärung: „Athen ist eine Erziehungsstätte für ganz Griechenland“, zitierte Thukydides Perikles in dessen Grabrede – allerdings wurde in vielen Poleis´ des delisch-attischen Seebundes die propagierte demokratische Ordnung gewaltsam eingeführt. Des Weiteren waren auch einige Athener mit der dynamischen Außenpolitik nicht einverstanden. Der Kosmos Sparta, seine starre Lebensordnung, sollte als warnendes Beispiel und als weiteres schlagkräftiges Argument für die athenische Außenpolitik dienen.

3. These: Thukydides entwirft ein idealisiertes Bild der athenischen Demokratie 404 v. Chr. – also nach dem verlorenen Krieg – und lässt Perikles reden (was er auch tat). Das von Thukydides konstruierte Bild ist mehr Fiktion als Fakt, ein Idealbild der attischen Demokratie. Heißt: Es gibt durchaus Diskrepanzen zwischen 431 v. Chr. und den Darstellungen des Thukydides´ 404 v. Chr.

Erklärung: Thukydides verfolgte dadurch die Absicht, den Glanz von Athen auf dem damaligen Höhepunkt seiner Macht aufleuchten zu lassen, was somit auch zu einer Idealisierung des Perikles führt. Die implizierte Botschaft: Mit Perikles an der Spitze sei noch alles gut gewesen - Athen war durch die Vormachtsstellung auf See auf dem Höhepunkt. Doch als Perikles kurze Zeit später starb, begann der Niedergang – die Niederlage im Peloponnesischen Krieg wurde damit quasi eingeläutet. Thuykdides verfolgte also ein erzieherisches Motiv. Wichtig ist
anzumerken, dass Thukydides deswegen nicht gleich ein Fürsprecher dieses Idealbildes war. Einige Forscher halten nämlich dagegen, dass Thukydides eher ein Befürworter der Oligarchie war, da er selbst aus einer Adelsfamilie stammte. Zu fragen ist hier eher, wie Thukydides Perikles als Herrscher etikettierte und bewertete? Die Bewertung des Echtheitsgrades der von Thukydides überlieferten Rede erweist sich als schwierig; Die Forschung liefert Indizien für und gegen eine Verfälschung durch Thukydides.

Grüße,

HisFaJo
 
Bei These drei solltest du vielleicht noch mal auf Thukydides' historiographisches Gesamtkonzept rekurrieren. In seiner Vorrede lässt er sich doch darüber aus. Gerade auch darüber, wie Reden und Diskurse in seinem Werk zu lesen sind.
 
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