Die Lusitania - ein Hilfskreuzer?

Tekker schrieb:
Bei deinem völkerrechtskonformen "Weitermachen" hätte die Reichsmarine 1914 garnicht mehr auslaufen brauchen.

Vielleicht machst du dir die Mühe, diese Aussage argumentativ etwas zu unterfüttern, ich verstehe nämlich nicht, worauf du hinaus willst.
 
Einige Fragen bleiben aber noch offen.

Warum handelt ein neutrales Land Munition und andere Militärgüter mit einem im Krieg befindlichem?

Warum wurde die Iuno (ein britischer Kreuzer) der Lusitania zum Schutz beigegeben und warum wurde sie nach Queenstown wegen U Bootgefahr zurückbeordert als U 20 2 Schiffe versenkte an der Südküste Irlands versenkte?

Warum ließ man den Kapitän der Lusitania im Glauben,daß die Iuno wie vereinbart am Treffpunkt auf ihn wartete und nicht wegen U Bootgefahr zurückbeordert wurde?

Warum fährt der Kapitän de Lusitania nach der am 5.Mai gefunkten U Boot Warnung weiter nach Liverpool um die südküste Irlands und nicht um die seit 3 Tagen freigegebene Nordroute?

Warum funkt man am 7. Mai, daß die Lusitania ihren Kurs von Liverpool nach Queenstown ändern soll, also direkt vor die Rohre von U 20, was der britischen Admiralität bekannt war (wegen der vorherigen Versenkung von 2 Handelsschiffen)? Warum sendet man per Funk sogar bewußt falsche Positionsangaben zu Turner?


Der Kapitän der Lusitania Turner wurde dann auch von dem Vorwurf freigesprochen und rehabilitiert, daß er Befehle und Anweisungen mißachtet haben soll, was wiederum zur Versenkung geführt haben soll.


Damit wird die Lusitania von der britischen Admiralität direkt vor die Torpedorohre deutscher U-Boote gelenkt, um den Gegner zu einer Tat zu provozieren, die Amerika in den Krieg verwickeln soll", schreibt Janusz Piekalkiewicz in seinem Buch "Der Erste Weltkrieg", Econ Verlag 1998/Weltbildverlag 1999 als Antwort auf diese Fragen.
 
Schnitter schrieb:
Damit wird die Lusitania von der britischen Admiralität direkt vor die Torpedorohre deutscher U-Boote gelenkt, um den Gegner zu einer Tat zu provozieren, die Amerika in den Krieg verwickeln soll", schreibt Janusz Piekalkiewicz in seinem Buch "Der Erste Weltkrieg", Econ Verlag 1998/Weltbildverlag 1999 als Antwort auf diese Fragen.

Und genau da wird's Spekulatius. Wunschdenken.

Hat hier jemand meine Linkempfehlung zur Kenntnis genommen? :grübel:
 
Schnitter schrieb:
Einige Fragen bleiben aber noch offen.

Warum handelt ein neutrales Land Munition und andere Militärgüter mit einem im Krieg befindlichem?

Hallo Schnitter,

ganz einfach, weil es ganz ordentlich Kohle bringt.
Das ist ja auch durchaus legal.

Die heutige Bundesrepublik Deutschland ist meines Wissens das einzige Land der Welt, das solche Geschäfte nicht macht, außer mit Israel.

Wobei dieses Lieferverbot in Spannungsgebiete durch die EU und internationale Verflechtungen mittlerweile kräftig unterlaufen wird.

Wir dürfen den USA des Jahres 1915 keineswegs zum Vorwurf machen, was z. B. Schweden oder die Schweiz noch 1944 als durchaus legal ansahen und feste an Nazi-Deutschland lieferten.

Grüße Repo
 
Repo schrieb:
Hallo Schnitter,

ganz einfach, weil es ganz ordentlich Kohle bringt.
Das ist ja auch durchaus legal.

Die heutige Bundesrepublik Deutschland ist meines Wissens das einzige Land der Welt, das solche Geschäfte nicht macht, außer mit Israel.

Wobei dieses Lieferverbot in Spannungsgebiete durch die EU und internationale Verflechtungen mittlerweile kräftig unterlaufen wird.

Wir dürfen den USA des Jahres 1915 keineswegs zum Vorwurf machen, was z. B. Schweden oder die Schweiz noch 1944 als durchaus legal ansahen und feste an Nazi-Deutschland lieferten.

Grüße Repo


Hier sieht man das aber gänzlich anders, wobei es Geschäftemacher immer geben wird. Die nachfolgende Frage wäre jetzt nach dem Link:

http://www.vbs-ddps.ch/internet/groupgst/de/home/peace/kriegsv0/kvrkurz/neutralit.html


Ein Land, welches trotz vorgegebener Neutralität nicht strikt gegen die im Link bezeichneten Verbote des Handels mit Konterbande vorgeht, ist dieses Land dann nicht eine unter dem Deckmantel der Neutralität versteckte kriegsführende Partei?

Wenn es aber kriegsführende Partei ist, warum kämpft es dann nicht offen auf der gewählten Seite mmit seinem Bündnispartner?

Ist es da nicht naheliegend, daß der Krug solange zum Brunnen getragen wird, bis daß er bricht, gleichwohl niemand zu sagen vermag, wann er in Scherben springt. Es sei denn, daß ich ein wenig nachhelfe. ;)
 
Schnitter schrieb:
Ein Land, welches trotz vorgegebener Neutralität nicht strikt gegen die im Link bezeichneten Verbote des Handels mit Konterbande vorgeht, ist dieses Land dann nicht eine unter dem Deckmantel der Neutralität versteckte kriegsführende Partei?

Vielleicht liest du einfach mal was da steht:

"Verboten ist vor allem die Lieferung von Kriegsschiffen, Munition und sonstigem Kriegsmaterial (Art. 6 HA XIII). Gemäss Art. 7 HA V braucht ein neutraler Staat die Aus- und Durchfuhr von Kriegsmaterial durch Private zugunsten einer Konfliktpartei nicht zu verbieten."
 
Da steht ferner aber auch:

Truppen und Versorgungstransporte dürfen auf neutralem Staatsgebiet nicht stattfinden (Art. 2 HA V). Der neutrale Staat kann aber den Transit von Verwundeten und Hilfsgüter erlauben (Art. 14 HA V);

Ich würde die von der Lusitania mitgeführte Munition durchaus als einen solchen Versorgungstransport bezeichnen, nicht aber als Hilfsgüter... und die Hoheitsgewässer der USA, die die Lusitania zwangsläufig durchquerte gehören doch auch noch zum Staatsgebiet in dem Sinne, oder?

Mag aber auch eine fälschliche Spitzfindigkeit meinerseits sein :rolleyes:
 
Repo schrieb:
Die heutige Bundesrepublik Deutschland ist meines Wissens das einzige Land der Welt, das solche Geschäfte nicht macht, außer mit Israel.

Sorry, etwas off topic.
Repo, schau nur ein wenig über den Tellerrand ;)
Unser Neutralitätsgesetz verbietet uns nicht nur, Waffen und Kriegsmaterial an kriegsführende Staaten zu liefern, diese dürfen vom Käuferstaat auch nicht gegen die eigene Bevölkerung eingesetzt werden. Letzteres steht mahnend in jedem Vertrag.

Was das wert ist/war?

s.d. http://de.wikipedia.org/wiki/Noricum-Skandal

Gut, wenn Waffenschmieden verstaatlicht sind und eine parlamentarische Opposition und Öffentlichkeit auf die moralischen Klauseln achtet.
Schlecht allerdings, wenn man Budgetdefizite (für die EU) stopft, die Waffenschmieden (zB. Steyr-Mannlicher) privatisiert und diese dann via vieler kleiner Mittelsmänner zB. den Balkan (man schrieb von Kroatien) mit Kriegsmaterial versorgen...
Am besten wäre... ;-)
 
Ich lese gerade ein interessantes Buch, daß auch für unser Thema einschlägig ist, nämlich Johann-Heinrich Bernstorff, Deutschland und Amerika, Berlin 1920. Bernstorff war der deutsche Botschafter in den USA bis zu deren Kriegseintritt, über ihn liefen also die deutsch-amerikanischen Beziehungen dieser Zeit und genau darüber berichtet er in seinem Buch.
Einige Details speziell zur Lusitania. Er schreibt, die deutsche Botschaft habe in der Tat eine Warnung veröffentlichen lassen, Amerikaner sollten nach England nicht auf Schiffen mit englischer Flagge reisen. Diese Warnung sollte zum ersten mal am 24. April 1915 erscheinen. Aber wegen technischer Schwierigkeiten konnte die Anzeige erst am 1. Mai veröffentlicht werden, gerade an dem Tag der Abreise der Lusitania.
Er meint allerdings, daß die Warnung wahrscheinlich sowieso nichts genutzt hätte, wegen der allgemeinen Sorglosigkeit der Amerikaner, die überhaupt nicht damit rechneten, daß so etwas passieren konnte.
Ich greife noch einige Punkte heraus. Generell hält er die amerikanische Regierung und Präsident Wilson für durchaus ehrlich am Frieden interessiert, immer wieder habe Präsident Wilson seine Vermittlung angeboten. Letztlich gescheitert sei dies daran, daß sich die Reichsregierung nicht gegen die Heeres und Marineleitung habe durchsetzen können. Insbesondere der U-Boot-Krieg erscheint hier auch als innenpolitisches Mittel mit dem die Militärs die Politik der Reichsleitung sabotiert hätten. Diese widersprüchliche deutsche Politik sei es letztlich gewesen, die in den USA den Eindruck erweckte, Deutschland sei an einem Kompromißfrieden nicht interessiert, ja sabotiere diesen bewußt.
Auch was die amerikanische Neutralität betrifft, meint Bernstorff, diese sei durchaus ehrlich gewesen. Hinsichtlich der amerikanischen Waffenlieferungen für England weist er darauf hin, daß "die Bestimmung der Haager Konvention, welche solchen Handel gestattet, war seinerzeit auf der zweiten Haager Konferenz auf unseren eigenen Antrag angenommen worden."
Nicht nur für dieses Thema interessant, ist, was Bernstorff über die Unterschiede deutscher und amerikanischer Mentalität schreibt. "In Deutschland hatte man kein Verständnis für die eigenartige Mischung von politischer Klugheit, Geschäftssinn, Zähigkeit und Sentimentalität, welche in dem amerikanischen Volkscharakter vereinigt sind." Dies ist ein Punkt, der nicht nur im Ersten Weltkrieg, sondern auch heute noch auffällig ist.
Generell ein gut geschriebenens Buch von einem wirklichen Sachkenner. Höchst lesenswert.
 
Albatros schrieb:
Ich kann auf meinem Pickup eine 20mm-Flugabwehrkanone montieren, deshalb ist es noch kein Militärfahrzeug!
Und wenn du mit der Flak auf mich zielst, dann frage ich erst, ob sie geladen ist, ob sie gesichert oder ungesichert ist, ob du mich ernsthaft bedrohst oder nur Spaß machst????:autsch:
Wenn die Briten eine Seeblockade errichten, muß die deutsche Seite diese durchbrechen. In der Wahl der Mittel kann man dann falsche Entscheidungen treffen, aber das weiß man erst immer im Nachhinein.

Die Briten hatten Munition und Zivilisten transportiert? Und sie hatten Lafetten. Ein U-Boot-Kommandant hat zuerst die Verpflichtung seine Besatzung zu schützen. Soll er auftauchen, seine Position verraten und dann selbst das Opfer werden? Und wenn er aufgetaucht wäre? Waren überhaupt genügend Boote an Bord um die Passagiere auszubooten? Solche Gedanken sind in einem Kriegsfall völlig illusorisch. Genauso wie der Vorwurf, die U-Boote hatten Schiffbrüchige aufnehmen sollen. Solch ein Blödsinn. Schon mal in einem U-Boot gewesen?
 
Fangen wir also am Anfang an:

beorna schrieb:
Und wenn du mit der Flak auf mich zielst, dann frage ich erst, ob sie geladen ist, ob sie gesichert oder ungesichert ist, ob du mich ernsthaft bedrohst oder nur Spaß machst????:autsch:

Wenn ich Dich mit einer Waffe bedrohe, dann hast du ein Recht auf Notwehr. Punkt.

Es geht hier aber nicht um eine konkrete Bedrohung, sondern um die Möglichkeit. Denn: Ich habe keine Flak auf meinem Pickup montiert! Ich kann dies aber mit relativ bescheidenem Aufwand tun (die Dinger heißen in Somalia, wo sie sehr beliebt sind dann technicals, zu sehen z.B. in Black Hawk Down). Erst wenn ich eine Waffe montiert habe, geht von meinem Pickup eine militärische Gefährdung aus.

Wenn die Briten eine Seeblockade errichten, muß die deutsche Seite diese durchbrechen. In der Wahl der Mittel kann man dann falsche Entscheidungen treffen, aber das weiß man erst immer im Nachhinein.

Die U-Boote wurden nicht zur Durchbrechung der Blockade benutzt, sondern dazu, eine - illegale - Gegenblockade zu verhängen. Die britische Blockade war zwar ebenfalls gegen die internationalen Vereinbarungen, aber die Briten hätten durchaus berechtigt argumentieren können, dass die U-Boote eine klassische Blockade unmöglich machten. Der uneingeschränkte U-Bootkrieg sollte Großbritannien innerhalb von sechs Wochen in die Knie zwingen und an den Verhandlungstisch bringen indem die Seeverbindungen unterbrochen wurden. Das ging aber nur, wenn das Risiko für zivilen Schifffahrt so hoch war, dass niemand sich mehr traute nach Großbritannien zu fahren.

Die Briten hatten Munition und Zivilisten transportiert?

Ein britisches Postschiff hat seinem Zweck entsprechend Passagiere und Waren transportiert. Unter den Passagieren waren Briten, Kanadier und eben auch Amerikaner.

Und sie hatten Lafetten.

Nein, es wurden lediglich bauliche Veränderungen vorgenommen, die die Bestückung mit Geschützen ermöglichen sollten. So entnehme ich es zumindest der öffentlich zugänglichen Literatur.

Ein U-Boot-Kommandant hat zuerst die Verpflichtung seine Besatzung zu schützen. Soll er auftauchen, seine Position verraten und dann selbst das Opfer werden? Und wenn er aufgetaucht wäre? Waren überhaupt genügend Boote an Bord um die Passagiere auszubooten? Solche Gedanken sind in einem Kriegsfall völlig illusorisch. Genauso wie der Vorwurf, die U-Boote hatten Schiffbrüchige aufnehmen sollen. Solch ein Blödsinn. Schon mal in einem U-Boot gewesen?

Dein Verständnis für U-Bootfahrer in allen Ehren: Vorher und nachher hatten deutsche U-Boote gute Erfolge, obwohl sie gewissenhaft die Prisenordnung einhielten (Warnung, Kontrolle, ggf. Ausbooten und Versenken). Doch ein solches Vorgehen war der Seekriegsleitung (SKL) wohl nicht "schrecklich"genug. Denn dabei setzte sich das kleine, langsame U-Boot einer gewissen Gefahr aus. Die moralische Konsequenz wäre es, U-Boote nicht für den Kaperkrieg einzusetzen, die Schlußfolgerung der SKL war es jedoch, die Stärke der U-Boote auszuspielen: ungesehen den Gegner angreifen zu können. Und da liegt der Hase im Pfeffer!
 
beorna schrieb:
Genauso wie der Vorwurf, die U-Boote hatten Schiffbrüchige aufnehmen sollen. Solch ein Blödsinn. Schon mal in einem U-Boot gewesen?

Was sagt uns das - ganz generell - über den "uneingeschränkten U-Boot-Krieg"? :grübel:
 
Pope schrieb:
Was sagt uns das - ganz generell - über den "uneingeschränkten U-Boot-Krieg"? :grübel:
Es sagt uns, dass der U-Boot-Krieg mit dem humanitären Völkerrecht (Rettung von Schiffbrüchigen) auf dem Kriegsfuß stand...

Übrigens drohte das Deutsche Reich in der Sperrgebietserklärung vom 4.2.1915 allen in diese Zone (Seegebiet um Großbritannien) einfahrenden feindlichen Handelsschiffen (also auch der Lusitania) die warnungslose Versenkung an, ohne Rücksicht auf die Rettung von Passagieren und Mannschaft ("beschränkter U-Boo-Krieg"). Diese Art der Seekriegsführung war mit dem damaligen Völkerrecht nicht vereinbar, das ja gerade die Unterscheidung zwischen Kombattanten (z.B. Soldaten) und Nichtkombattanten (z.B. Zivilisten) forderte.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hatten die Engländer nicht auch U Boote im 1. Weltkrieg und versenkten den ein und anderen Dampfer? Warum nun sollte der U Boot Krieg von den Deutschen "hinterlistig" und gegen die Seekriegsordnung geführt sein, wenn der militärische Gegner genau dasselbe Mittel ebenfalls anwandte, nur das der geographische Schauplatz ein anderer war?
 
Schnitter schrieb:
Hatten die Engländer nicht auch U Boote im 1. Weltkrieg und versenkten den ein und anderen Dampfer?

Nicht dass ich wüßte, aber ich lasse mich gerne eines besseren belehren!

Warum nun sollte der U Boot Krieg von den Deutschen "hinterlistig" und gegen die Seekriegsordnung geführt sein, wenn der militärische Gegner genau dasselbe Mittel ebenfalls anwandte, nur das der geographische Schauplatz ein anderer war?

Tut er aber nicht. Die Briten hatten ein weltweites Netz von Marinestützpunkten, mit dessen Hilfe sie deutsche Handelsschiffe abfangen und umleiten konnten. Versenkt wurden m.W. kaum welche.

Warum sind alle nur so versessen auf die "wie du mir, so ich dir"-Argumentation? Ganz so einfach war es nun doch nicht.
 
U Boote 1908:
Großbritannien 54
Frankreich 46
Deutschland 2
USA 12
Japan 7
Rußland 26
Italien 7
Österreich 2


Deutschland verfiel auf die stärkere U Bootrüstung, da es es nie schaffte wie angestrebt bei den Linienschiffen einen zahlenmäßigen Ausgleich zu erzielen. Baute Deutschland ein Neues, hatten die Engländer auch gleich mindestens eins auf Kiel gelegt. Also verfiel man auf die U Bootwaffe als Ausgleich.


Nun ist es meiner Meinung nach so, daß der britischen Admiralität der britische Matrose und der Brite an und für sich wesentlich näher im Kriege stand als jemand, der, ich schreib einfach mal, zum Feinde gehört. Demzufolge wird die britische Admiralität alles tun, um Leib und Leben von allem, was halbwegs britisch ist zu schützen und zu schonen und dem Feind möglichst großen Schaden angedeihen zu lassen.

Andersherum wird der Feind alles für sein Land und seine Leute tun und bestrebt sein, die gegnerische Kampfkraft so stark wie möglich zu schwächen.

Und daraus ergab sich für alle U Bootkommandanten, egal ob Brite, Deutscher, Franzose ... eine ganz simple Frage: Warum habe ich ein U Boot, was an der Oberfläche absolut leicht verwundbar ist und seinen Vorteil, also die Unsichtbarkeit aufgibt, zu dem es erschaffen wurde und fahre nicht gleich mit einem altem Fischkutter raus, der dann denselben Zweck erfüllen würde, wenn man Schiffe nach der Prisenordnung kapert?
Ist solch ein Risiko für die eigenen Leute tragbar, wenn sie nun auf dem Meer so offen herumdümpeln? Oder ist es nicht viel effizienter eine Waffe so einzusetzen, für deren Zweck sie auch geschaffen wurde? Nämlich den Überraschungsmoment auszunutzen und unbemerkt an anderer Stelle wieder zuschlagen?

Gerade deshalb hat es nichts mit so wie du mir, so ich dir zu tun. Es geht einzig um die möglichst große Schädigung des Gegners bei möglichst geringsten eigenen Verlusten.
 
Schnitter schrieb:
U Boote 1908:
Großbritannien 54
Frankreich 46
Deutschland 2
USA 12
Japan 7
Rußland 26
Italien 7
Österreich 2

Klar! Das bezog sich auf den zweiten Teil: Kennst du Fälle, wo britische U-Boote deutsche oder neutrale Handelsschiffe warnungslos versenkten?

Deutschland verfiel auf die stärkere U Bootrüstung, da es es nie schaffte wie angestrebt bei den Linienschiffen einen zahlenmäßigen Ausgleich zu erzielen.

Das ist eine interessante These. Ich war immer der Auffassung, der U-Boot-Bau wurde erst forciert, als sich herausstellte, dass aus der großen Seeschlacht in der Nordsee nichts werden würde. U-Boote sollten den Küstenschutz übernehmen und feindlichen Kriegsschiffen auflauern.

Baute Deutschland ein Neues, hatten die Engländer auch gleich mindestens eins auf Kiel gelegt.

Ich dachte, Jacky wollte immer zwei neue für jedes deutsche.

ist es nicht viel effizienter eine Waffe so einzusetzen, für deren Zweck sie auch geschaffen wurde? Nämlich den Überraschungsmoment auszunutzen und unbemerkt an anderer Stelle wieder zuschlagen?

Meine Rede: U-Boote sind lausige Handelsstörer. Sie taugen eben nur dazu Terror zu verbreiten. Was die Sache allerdings nicht besser macht.

Niemand beklagt sich darüber, dass U-Boote Kriegsschiffe versenken. Aber wenn es um Zivilisten geht, hat der Spaß ein Ende.
 
Albatros schrieb:
Die U-Boote wurden nicht zur Durchbrechung der Blockade benutzt, sondern dazu, eine - illegale - Gegenblockade zu verhängen. Die britische Blockade war zwar ebenfalls gegen die internationalen Vereinbarungen, aber die Briten hätten durchaus berechtigt argumentieren können, dass die U-Boote eine klassische Blockade unmöglich machten.

Deutschlands Gegenblockade war also nach damals geltendem See-/Kriegsrecht illegal. Da leuchtet mir dann das Argument nicht ein, wieso die Briten illegal werden durften, da eine im legalen Rahmen ausgeführte Blockade zu gefährlich geworden wäre.

albatros schrieb:
Nein, es wurden lediglich bauliche Veränderungen vorgenommen, die die Bestückung mit Geschützen ermöglichen sollten. So entnehme ich es zumindest der öffentlich zugänglichen Literatur.

Aber der Einbau von Lafetten ist doch gerade eine solche bauliche Veränderung oder missverstehe ich dich da?



albatros schrieb:
Dein Verständnis für U-Bootfahrer in allen Ehren: Vorher und nachher hatten deutsche U-Boote gute Erfolge, obwohl sie gewissenhaft die Prisenordnung einhielten (Warnung, Kontrolle, ggf. Ausbooten und Versenken). Doch ein solches Vorgehen war der Seekriegsleitung (SKL) wohl nicht "schrecklich"genug. Denn dabei setzte sich das kleine, langsame U-Boot einer gewissen Gefahr aus. Die moralische Konsequenz wäre es, U-Boote nicht für den Kaperkrieg einzusetzen,

Das ist aber meines Erachtens das umgedrehte Argument von oben: Wenn die Briten aufgrund der zu hohen Gefahr eine nach geltendem Recht legale Blockade nicht durchführen konnten war es berechtit, eine illegale Fernblockade aufzubauen... Die deutschen U-Boote sollen sichaber an die Prisenordnung halten auch wenn es zu gefährlich ist oder alternativ es als "moralische Konsequenz" ganz lassen?
Sorry, aber das ist für mich sehr widersprüchlich

LG, Rutger
 
ursi schrieb:
Auf der einen Seite die Lusitania, die in Tarnfarben und ohne Flaggen fuhr ...
Die Lusitania fuhr ohne Tarnfarben und mit britischer Flagge, vgl #26
Rutger II schrieb:
Deutschlands Gegenblockade war also nach damals geltendem See-/Kriegsrecht illegal. Da leuchtet mir dann das Argument nicht ein, wieso die Briten illegal werden durften, da eine im legalen Rahmen ausgeführte Blockade zu gefährlich geworden wäre.
"Die britische Blockade war, da sie auch den Import von Lebensmitteln für die deutsche Zivilbevölkerung verhinderte, zweifellos moralisch fragwürdig (...). Das Mittel der Blockade selbst war jedoch nicht völkerrechtswidrig: wirtschaftliche Kriegsmaßnahmen durch Blockade und die Beschlagnahme feindlicher Waren oder Schiffe auf hoher See waren nach der Pariser Deklaration von 1856 erlaubt. Die rechtliche Lage war bei Ausbruch des Krieges aber noch offen, weil 1914 die Empfehlungen der Londoner Konferenz zum Seekriegsrecht 1908-09 von keinem einzigen Land ratifiziert worden waren" (Alan Kramer [Dublin] in: Hirschfeld/Krumeich/Renz, Enzyklopädie Erster Weltkrieg, 2003, S. 285).
 
Beide Seiten haben Teile des Kriegsrechts bewusst missachtet und sich auf eine neue Stufe der Kriegsführung eingestellt. In dieser, neuen Realität war die Versenkung der Lusitania legitim - wenn auch moralisch zweifelhaft. Die Schuld liegt aber bei den beiden Großmächten, die sich in ihren Vorgehen ausserhalb der Grenzen des Kriegsrecht bewegten.
 
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