Die Währung während der Zeit von Weimar

Griffel

Mitglied
Ich mache es kurz: Durch die Serie Babylon Berlin, bin ich mal wieder auf die Weimarer Republik gekommen. Dabei viel mir dann auch etwas ein, dass mit dem "Ende" von Weimar ja viel zu tun hatte!

Die wirtschaftliche Misere, führte ja auch zur poltischen Misere. Mit den bekannten Folgen.o_O:( Hierzu gehörte ja auch die Inflation. Was dazu führte dass, das damalige deutsche Reich, eine sehr schwache Währung hatte. Dies machte es ja nicht leichter, mit dem Ausland ins Geschäft zu kommen.

Daher würde ich gerne einmal wissen, wie sich der Außenhandel damals gestalten ließ? Faktisch, war ja eigentlich der US Dollar in Deutschland die Währung. Da Deutschland damals vollständig von amerikanischen Krediten abhängig war. Es gab 1923 eine Währungsreform, um die Inflation in den Griff zu kriegen.

Was nur bis 1929 gelang. Danach ging es ja wieder bergab. In Deutschland und dem Rest der Welt. Deshalb wäre es besonders interessant zu wissen, wie sich der Handel so es ab 1929 noch gab, überhaupt bewerkstelligen ließ? Die Reichsmark, war ja de facto nichts mehr Wert.
 
Moin

Wer sagt, das die Reichsmark 1929 und danach faktisch nichts mehr Wert war?
Der Handel lief in der Weltwirtschaftskrise abgesehen von neuen Zollschranken normal ab.

Du kannst die Währungssituation von 1929/30 nicht mit der Hyperinflation von 1923 vergleichen.
 
Daher würde ich gerne einmal wissen, wie sich der Außenhandel damals gestalten ließ? Faktisch, war ja eigentlich der US Dollar in Deutschland die Währung. Da Deutschland damals vollständig von amerikanischen Krediten abhängig war. Es gab 1923 eine Währungsreform, um die Inflation in den Griff zu kriegen.

Die Inflation blieb in geregelten Bahnen, daran lag es nicht.

Ich hatte im vergangenen Jahr mal die Möglichkeit, mir im Archiv eines größeren Unternehmens eine Auswahl historsicher Personalakten aus der Zeit, grob 1914/1915-1935 annzuschauen.

Da sind ab dem Ende des Weltkriegs (der Beginn der Inflation selbst begann ja bereits vor dem Kriesenjahr 1923), die Einstiegsgehälter regelmäßig angestiegen, und in 1922 und 1923 finden sich regelmäßig Vermerke wegen wegen Teuerungszulagen, inflationsbedingter Gehaltsanpassung etc.

Das verschwindet aber nach der Währungsumstellung 1923/1924, danach kehrt das gannze zu einem überschaubaren Nominalwert zurück (etwas höher als vor der Inflationszeit) und bleibt bis Mitte/Ende der 1930er Jahre mehr oder minder auf einem vergleichbaren Niveau, mit überschaubaren Anpassungen.

Die Reichsmark war als Außenhandelswährung nicht besonders stark, daran konnte allerdings Deutschland auch nicht gelegen sein, im Besonderen nicht nach der Wirtschaftskrise 1929.
Eine relativ schwache Währung bedeutet relativ geringe Kosten für ausländische Konsumenten und dementsprechend ein relativ hohes Exportaufkommen, dass wiederrum Beschäftigung sichert und die Arbeitslosigkeit in Grenzen hält.
Das Problem der Weimarer Republik seit dem Beginn der Wirtschaftskrise war im Besonderen die Massenarbeitslosigkeit, die wiederrum noch größer geworden wäre, hätte Deutschland eine besonders starke Währung besessen, die seinem Export geschadet hätte.

Was nur bis 1929 gelang. Danach ging es ja wieder bergab. In Deutschland und dem Rest der Welt. Deshalb wäre es besonders interessant zu wissen, wie sich der Handel so es ab 1929 noch gab, überhaupt bewerkstelligen ließ? Die Reichsmark, war ja de facto nichts mehr Wert.

Das war aber für den Außenhandel relativ unproblematisch, denn da stellt sich ja die Frage, wer konsumiert überhaupt.

Diverse Unternehmen, die auf Importe aus dem Ausland angewiesen waren, besaßen die Rohstoffquellen oder mindestens Anteile daran oft selbst.
Z.B. beginnt ein großer Teil der deutschen Stahlindustrie, nach dem Wegfall der lothringischen Minette durch den Weltkrieg bereits anfang der 1920er Jahre sich bei Erzgruben in Schweden und anderswo einzukaufen um die eigene Rohstoffbasis zu sichern.

Sofern verarbeitende Unternehmen entweder selbst Abteilungen besaßen, die Selbst Rohstoffe im Ausland produzierten oder daran beteiligt waren und Anspruch auf einen gewissen Anteil am Output hatten, mussten sie das Zeug im Grunde nur nach Deutschland verbringen, dann lag das Problem nicht beim Handel sondern dabei entsprechende Gehälter in ausländischer Währung für die dortigen Angestellten zahlen zu können.

War aber für für international verflochtene Unternehmen, die durch Export auch regelmäßig Einnahmen in etsprechenden Devisenn hatten kein allzu großes Problem, ansonsten blieb noch immer die Möglichkeit Annteile zu veräußern, sich auf den entsprechenden Kapitalmärkten einzudecken etc.

Export deutscher Erzeugnisse ins Ausland war mit einer schwachen Reichsmark vom Standpunkt der Wecheslkurse her kein Problem (ein Problem war da schon eher die Abschottung der Märkte durch aufkommende Schutzzoll- und Importverbotsregimes, aber das hat nichts mit der Währung zu tun), insofern ausländische Kunden mit entsprechenden Devisen zahlen konnten, deren Wechselkurs in Reichsmark für das exportierende Unternehmen vorteilhaft war oder die es wieder zum Ankauf von Rohstoffen verwenden konnte.

Was den Import von Konsumgütern durch der Privatsektor aus dem Ausland betrifft, der kam, der war die ganze Zeit der Weimerer Republik über nicht hoch, schon weil der Kurs der Reichsmark nie besonders stark und Amerikanische oder britische Produkte etc. entsprechend teuer waren.
Auch das stellte allerdings kein zentrales Problem dar, weil Deutschland darauf nicht unbedingt angewiesen war, während die Währungen annderer Handelspartner nicht unbedingt viel stärker waren, als die Reichsmark.
Hinzu kommt, dass in Zeiten von Massenarbeitslosigkeit es ohnehin kein besonders großes Problem ist, weil in solchen Zeiten die Bevölkerung nicht zum übermäßigen Konsum neigt, sondern lieber eher dazu Reserven anzulegen und zu halten, wenn es möglich ist, man weiß ja nicht wann es einen mit den Entlassungen möglicherweise selbst trifft.
Volkswirtschaftlich ist eine solche Reaktion ein Problem, weil sie zu weiteren Nachfrageeinbrüchen führt, im Hinblick auf technische Fragen des Imports selbst, ist der Rückgang des Konsums durch erhöhte Sparneigung der Bevölkerung kein Problem.


Mit Inflation, einer vergleichsweise schwachen Reichsmark und Wechselkursspielereien haben die extremen Schwierigkeiten am Ende der Weimarer Republik herzlich wenig zu tun.
 
Ich mache es kurz: Durch die Serie Babylon Berlin, bin ich mal wieder auf die Weimarer Republik gekommen. Dabei viel mir dann auch etwas ein, dass mit dem "Ende" von Weimar ja viel zu tun hatte!

Die wirtschaftliche Misere, führte ja auch zur poltischen Misere. Mit den bekannten Folgen.o_O:( Hierzu gehörte ja auch die Inflation. Was dazu führte dass, das damalige deutsche Reich, eine sehr schwache Währung hatte. Dies machte es ja nicht leichter, mit dem Ausland ins Geschäft zu kommen.

Daher würde ich gerne einmal wissen, wie sich der Außenhandel damals gestalten ließ? Faktisch, war ja eigentlich der US Dollar in Deutschland die Währung. Da Deutschland damals vollständig von amerikanischen Krediten abhängig war. Es gab 1923 eine Währungsreform, um die Inflation in den Griff zu kriegen.

Was nur bis 1929 gelang. Danach ging es ja wieder bergab. In Deutschland und dem Rest der Welt. Deshalb wäre es besonders interessant zu wissen, wie sich der Handel so es ab 1929 noch gab, überhaupt bewerkstelligen ließ? Die Reichsmark, war ja de facto nichts mehr Wert.

Du bist mal wieder im falschen Film und strickst dir auf Basis von Halbwissen und Fehlinformationen deine alternative Realität.

In den ersten Nachkriegsjahren war es tatsächlich zu einer Hyperinflation gekommen. Bis 1923 in den ersten Nachkriegsjahren war das Geld nicht das Papier wert, und das Brot wurde mit Milliarden bezahlt. Dieser Hyperinflation hätte man leicht Herr werden können, Manchem kam die Inflation auch gelegen. Hugo Stinnes gelang es, ein Vermögen dabei zu machen. Außerdem konnte man damit auch die Alliierten nötigen, die Reparationsforderungen zu lockern.

Die Hyperinflation war fatal, Tausende von Deutschen verloren so den Rest ihrer Ersparnisse, die die Kriegsinflation noch nicht verzehrt hatte.

Die Reichsmark verfiel bis 1923 so sehr an Wert, dass zuletzt das Brot mit Milliarden und die Butter mit Billionen bezahlt wurde. Das war fatal für alle die nicht Sachwerte besaßen. Manche Leute wie Hugo Stinnes, die solche Sachwerte besaßen, machten ein Vermögen, alle anderen, die für Lohn arbeiteten, verloren ihre Ersparnisse. Verpflichtungen, Schulden, Löhne, das konnte man ja alles mit wertlosem Geld bezahlen, während Sachwerte, Immobilien ihren Wert behielten

Die Weimarer Republik hat diese Inflation sehenden Auges mehr oder weniger geschehen lassen, denn alle Verpflichtungen, Reparationen und Schulden und Löhne, die konnte man ja auch mit dem schlechten Geld bezahlen. Man konnte damit auch die Schuldner ganz schön unter Druck setzen, denn wenn Deutschland zahlen sollte, dann musste man ihm wenigstens soviel Luft lassen, dass es dazu auch in der Lage war. Dann musste man den Druck senken- und das war auch ein Grund weshalb man die Karre so vor die Wand fahren ließ und nicht früher mit Maßnahmen gegensteuerte.

Das war natürlich ein selbstzerstörerisches Vorgehen, und es war ein Vorgehen, das vor allem auf Kosten der großen Mehrheit der lohnabhängigen Bevölkerung geschah. Die Verarmung der Bevölkerung, die dadurch ihre Ersparnisse verloren, war äußerst rücksichtslos und eine schwere Hypothek für die junge Weimarer Republik.


Erst Ende 1923 wurde eine Währungsreform durchgesetzt, und die Rentenmark oder Reichsmark war dann auch von 1924-1948 eine recht stabile Währung.

Rentenmark – Wikipedia

Reichsmark – Wikipedia

Deutsche Inflation 1914 bis 1923 – Wikipedia



Die Inflation der frühen 1920er Jahre war vor allem ein Produkt der Krieges und der Kriegswirtschaft. Während des Krieges wurden die Preise allerdings noch staatlich kontrolliert, die Schwarzmarktpreise hielten sich natürlich nicht daran.
Geldmenge und Kaufkraft standen in keinem Verhältnis mehr, die Kaufkraft der Bevölkerung wurde für die Bedürfnisse des Militärs abgeschöpft. Um an Geld zu kommen, warb man bei der Bevölkerung, die ihren Schmuck fürs Vaterland verkauften (Gold gab ich für Eisen) oder sich Kriegsanleihen andrehen ließen. Das Geld war natürlich futsch. Die Hyperinflation bis 1923 war vor allem darauf zurückzuführen, dass wegen der Reparationen die Geldmenge gesteigert wurde. Die Reparationen waren aber in Goldmark zu zahlen.

In den Inflationsjahren flüchtete man in Tauschhandel. Die Währung in dieser Zeit, das waren nicht Dollar, sondern Lebensmittel, kalorienreiche Grundnahrungsmittel, die lange haltbar waren, oder Tabakwaren und Genussmittel oder Waren die hohen Tauschwert besaßen: Schnaps, Zigaretten, Morphium. Der Dollar war kein Zahlungsmittel, dazu war er viel zu selten, und wer Dollar in die Hand bekam, der hortete sie. Der Dollar war kein inoffizielles Zahlungsmittel, wer kam denn überhaupt an Dollar ran? Wer zufällig in den Besitz von 10 $ kam, weil Verwandte aus den USA sie ihm geschickt hatten, der bezahlte garantiert nicht seine Brötchen damit, im Gegensatz zur Reichsmark war ein Dollar aber in zwei Wochen oder 2 Monaten noch genauso viel wert.

Mit der "Rentenmark" verfügte Deutschland seit 1924 aber auch wieder über eine stabile Währung. Von 1924 bis 1948 war die neue Reichsmark eine stabile Währung. Das Brot kostete dann auch wieder Pfennige, statt Millionen, Milliarden und Billionen.
 
Die Inflation blieb in geregelten Bahnen, daran lag es nicht.



Das war aber für den Außenhandel relativ unproblematisch, denn da stellt sich ja die Frage, wer konsumiert überhaupt.

Diverse Unternehmen, die auf Importe aus dem Ausland angewiesen waren, besaßen die Rohstoffquellen oder mindestens Anteile daran oft selbst.
Z.B. beginnt ein großer Teil der deutschen Stahlindustrie, nach dem Wegfall der lothringischen Minette durch den Weltkrieg bereits anfang der 1920er Jahre sich bei Erzgruben in Schweden und anderswo einzukaufen um die eigene Rohstoffbasis zu sichern.



Mit Inflation, einer vergleichsweise schwachen Reichsmark und Wechselkursspielereien haben die extremen Schwierigkeiten am Ende der Weimarer Republik herzlich wenig zu tun.

Die Inflation war im Grunde eine Folge der ruinösen Kriegswirtschaft, und mit der Einführung der Rentenmark Ende 1923 verfügte die Weimarer Republik auch wieder über eine stabile Währung.

Das Szenario, das @Griffel sich vorstellt, ist einmal mehr unkorrekt-um nicht zu sagen unsinnig. Seit 1924 hatte die WR ja eine stabile Währung, die bis 1948 gültig war.

Aber die Verwerfungen, die die Inflation anrichtete, waren schon verheerend. Ein Großteil der Bevölkerung kam dabei um die Ersparnisse von Jahrzehnten, das Lohnniveau sank enorm, kam einem Lohndumping gleich.
Das war auch eine sehr schwere Hypothek für die junge WR. Die Bewohner der Bonner Republik waren sicher keine besseren Demokraten, aber der Marshall-Plan und das Wirtschaftswunder erleichterten doch sehr die Akzeptanz und die Identifikation mit der jungen Bundesrepublik.
 
Die Inflation war im Grunde eine Folge der ruinösen Kriegswirtschaft, und mit der Einführung der Rentenmark Ende 1923 verfügte die Weimarer Republik auch wieder über eine stabile Währung.

Das Szenario, das @Griffel sich vorstellt, ist einmal mehr unkorrekt-um nicht zu sagen unsinnig. Seit 1924 hatte die WR ja eine stabile Währung, die bis 1948 gültig war.

Naja, man ließ das mit der Inflation mindetens bis 1923 schon durchaus bewusst treiben, dass lag nicht nur an der Kriegswirtschaft und auch nicht nur an den Reparationen, sondern vor allem auch daran dass man über ein gewisses Maß an Inflation und demetsprechend schwache Wechselkurs versuchte den Export wieder anzufahren und die Arbeitslosigkeit in Grenzen zu halten, was bis zum Höhepunkt der Inflationszeit ja tatsächlich einigermaßen funktionierte.
Die Verwerfungen durch die Kriegswirtschaft hatten Briten und Franzosen ja auch und auch die hatten sich von der Goldbindung ihrer Währungen kriegsbedingt trennen müssen, gingen das Problem aber relativ direkt nach dem Krieg an.

Gültig war die Reichsmark bis 1948, ob auch stabil, ist eine andere Frage, insofern unter den Nazis ja aufrüstungsbedingt der Markt für Konsumgüter immer weiter wegbrach, weil das System auf Rohstoffbeschaffung für für die kriegswichtige Industrie ausgelegt war.
Gleichzeitig wurde mit den Mefo-Wechseln die mehr oder minder als Parllelwährung fungierten, de facto auch die im Umlauf befindliche Geldmenge erhöht, auch wenn nichts "Reichsmark" drauf stand.

Die Menge an Konsumgütern, die sich am Vorabend des Krieges 1937 und 1938 gegen eine adäquate Menge an Reichsmark erwerben ließ, dürfte deutlich kleiner gewesen sein, als diejenige, die man 1928 dafür hätte bekommen können, nur fiel das dadurch, dass das die Wirtsschaft insgesamt ohnehin immer mehr den Strukturen einer Kommandowirtschaft unterworfen und Marktmechanismen außer Kraft gesetzt wurden, nicht mehr in der Form ins Gewicht.

Aber die Verwerfungen, die die Inflation anrichtete, waren schon verheerend. Ein Großteil der Bevölkerung kam dabei um die Ersparnisse von Jahrzehnten, das Lohnniveau sank enorm, kam einem Lohndumping gleich.

Auflösen von Ersparnissen und Lohndumping waren sicherlich schwerwiegend aber meistens noch irgendwo verkraftbar.
Der Sektor wo das wirklich verherend war, der erstaunlicherweise recht selten genannt wird, ist das Rentensystem, dass damals noch nicht umlagefinanziert war.
Im Unterschied zur arbeitsfähigen Bevölkerung konnte sich die nicht mehr arbeitsfähige Bevölkerung nichts neues mehr aufbauen, verlor allerdings genau so alles.
 
Ein Großteil der Bevölkerung kam dabei um die Ersparnisse von Jahrzehnten, das Lohnniveau sank enorm, kam einem Lohndumping gleich.
Der erste Punkt ist klar, den zweiten möchte ich in Zweifel ziehen. Um die Ursachen der in Deutschland besonders katastrophalen Wirtschaftskrise ab 1929 gab es ab Ende der 70er Jahre die Borchardt-Kontroverse. Borchardt argumentierte, dass ein dauerhaftes Problem der Weimarer Wirtschaft die starken Lohnanstiege waren, die von den Arbeitgebern zur Abwehr einer sozialistischen Revolution 1919/20 hingenommen worden seien. Ritschl (Wirtschaftshistoriker an der London School of Economics) stellte 2001 fest:
"Als Ergebnis einer längeren Diskussion um Zahlen und Fakten zu Investitionen und Löhnen scheint festzustehen, daß Borchardts Position sich durchgesetzt hat: Kaum noch jemand zweifelt heute an den hohen Lohnkosten und den niedrigen Investitionen – jedenfalls wenn man einmal den Staat beiseite läßt und nur die private Wirtschaft
betrachtet.
(https://personal.lse.ac.uk/ritschl/pdf_files/BorchardtsInterpretation.pdf)

Dass es vor allem die Mittelschicht und nicht die Arbeiterschaft war, die von der Geldentwertung getroffen wurde, passt doch auch zu der dort verbreiteten Feindschaft gegenüber der Republik und zu den Erfolgen des Nationalsozialismus gerade im Kleinbürgertum - für die es natürlich auch andere Gründe gibt.
 
Der Brüning-Regierung wird oft vorgeworfen, nach der Weltwirtschaftskrise eine Deflationspolitik betrieben zu haben, womit die Krise damit weiter verschärft wurde. Das ist genau das Gegenteil von dem, was zur Hyperinflation führte.

Außerdem konnte man damit auch die Alliierten nötigen, die Reparationsforderungen zu lockern.
(...)
Die Hyperinflation bis 1923 war vor allem darauf zurückzuführen, dass wegen der Reparationen die Geldmenge gesteigert wurde. Die Reparationen waren aber in Goldmark zu zahlen.

Könntest du das weiter ausführen?

Was die Hyperinflation speziell 1923 anheizte war mWn der Kampf gegen die Besetzung des Ruhrgebiets. Die enormen Kosten für die Staatskasse sollten mit Hilfe der Notenpresse finanziert werden, was sie effektiv auf die Lohnempfänger abwälute. Da stimm ich Scorpio zu.

Außerdem konnten mit der Inflation alle Schulden getilgt werden, die in Reichsmark notiert waren. Das war va die riesige Staatsverschuldung aus dem 1. Wk., und es ging zu Lasten derer, die 1914-18 fleißig Kriegsanleihen gezeichnet hatten.

Schulden in anderen Währungen inkl der Reparationen waren nicht direkt betroffen. Indirekt wirds da eine Menge Verbindungen geben; würd mich aber über mehr Informationen freuen, wie das oben gemeint ist.
 
Die enormen Kosten für die Staatskasse sollten mit Hilfe der Notenpresse finanziert werden, was sie effektiv auf die Lohnempfänger abwälute. Da stimm ich Scorpio zu.
Die Finanzierung von Staatsausgaben über Notenpresse und Inflation belastet diejenigen, die Geld halten, denn das verliert an Wert. Dagegen können die Löhne angehoben werden. Das ist dann eine Preis-Lohn-Spirale.
 
Ja, aber einmal ist das mit den Lohnanpassungen nur mit Zeitverzögerung möglich, und das bei der Schnelligkeit, mit der das Geld seinen Wert verlor; zweitens sind es va Lohnabhängige & andere nicht-vermögende Leute, die ihre Ersparnisse in Geld halten, und nicht in Sachgütern, Aktien oä.

Okay, Aktien hatten sich 1929 auch nicht als die sicherste aller Anlageformen erwiesen...
 
Es könnte ja auch sein, dass die Inflationserwartungen der Tarifpartner der tatsächlichen Entwicklung vorauseilten.. Glaube ich jetzt auch nicht, aber letztlich ist das eine empirische Frage.

Jedenfalls habe ich den Eindruck, dass die Inflation damals mit den "Rentiers" eine ganze Statusgruppe verschwinden ließ, die bis heute nicht wiedergekommen ist.
 
Da sieht man ganz schön, wie sich die Einkommensverteilung durch Weltkrieg und Hyperinflation geändert hat. Links unten wird das gut beschrieben. (Die Quoten sind sicher nur geschätzt.)
Funkt_Eink_2.png

Quelle:
https://www.uni-muenster.de/imperia...pfister_vorlesung_dw/s05_inflation_folien.pdf
 
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