Die Wut der arabischen Welt

Irene schrieb:
, was ist sichtbar, das Gesicht.
Die Polygamie liegt dir schwer im Magen, höre ich da ein klein wenig Neid?:D

Mein lieber Heinz, erst einmal ist es nicht Pflicht oder Gesetz sich vier Frauen zu nehmen und zum anderen finde ich da keinen Zusammenhang zur Gleichberechtigung an sich. Polygamie oder Monogamie sind Formen des Zusammenlebens in einer Gesellschaft, je nach Tradition in verschiedenen Gesellschaften bevorzugt. Und aus unserer westlichen Sicht, auf Polygamie mit dem Finger zu weisen, auch sehr heuchlerisch. Wir haben zwar so wie auch andere westliche Staaten die Monogamie, aber wer hindert einen Mann daran, sich nebenbei noch ein oder zwei Freundinnen zu leisten, wer hindert einen Mann daran, sich vier- oder gar fünfmal scheiden zu lassen. Obwohl doch die evang. ebenso wie die kathol. Kirche sagt, bis dass der Tod euch scheidet, ich korrigiere mich, in der kathol. Kirche ist die Ehe ein Sakrament, eine Scheidung quasi ausgeschlossen.
Die Karrieren von einzelnen Frauen in der Wirtschaft oder Kirche oder in der Politik in einem Land sind nicht immer der Beweis für eine voll durchgesetzte Gleichberechtigung der Frau in der Gesellschaft, ich erinnere da an Indira Ghandi - Indien.
Für mich sind das unbewiesene Vorurteile deinerseits und leider bist du da nicht der einzige, weltweit gibt es viele, auch das trägt zum Zorn einer in vielen Punkten unverstandenen arabischen, oder islamischen Welt bei.

Meine Liebe Irene,
gerade ein schönes Gesicht, kann sehr viele Reize ausstrahlen.:)
Wieso soll mir die Polygamie schwer im Magen liegen, ich bin mit ein und derselben Frau seit 38 Jahren glücklich verheiratet. Das ist eine Unterstellung, nicht jeder Mann ist ein Macho. Ich weiß nicht welche Erfahrungen Du gemacht hast.:confused:
Wenn in unserer gesellschaft verschiedene Menschen drei oder mehrfach verheiratet sind, dann finde ich diese überhaupt nicht gut, allein schon wegen der Kinder, die in diesen Pachworkfamilien aufwachsen müssen. Ich kenne einige dieser Familien, da ja leider jede dritte Ehe heute geschieden wird.
Auch Freundinen nebenher wäre mir zu anstrengend.
Du kannst doch nicht behaupten, dass die Pfarreinen in der ev. Kirche die Ausnahme wären. Sie haben sich einfach durchgesetzt. Sei bitte nicht gegen die eigenen Frauen so Kleingläubig. Vielleicht bokommt nun die USA als nächsten PräsidentenIn eine Frau.
Ich kann dir nur empfehlen, einmal in dieser Welt zu leben, dann wirst Du selbst erleben, ob das unbewiesene Vorurteile sind. Gerade Gestern berichtete wieder eine Frau im ZDF, deren Kinder von ihren ägyptischen Mann entführt worden sind, über ihr Schicksal. :motz:
 
Zuletzt bearbeitet:
heinz schrieb:
Meine Liebe Irene,
gerade ein schönes Gesicht, kann sehr viele Reize ausstrahlen.:)

Hier ging es darum, warum der Zorn in der arabischen u. damit auch in der islamischen Welt möglicherweise entstanden ist. Du hast hier die Verschleierung, die Polygamie und die Beschneidung in das Thema eingebracht.
Ich habe lediglich auf deine Pauschalierungen geantwortet und mir erlaubt, darauf hinzuweisen, dass auch in der westlichen Welt sehr wohl noch Defizite bestehen, was die Gleichberechtigung der Frauen anbelangt. Im übrigen kann man das gesamte Thema "Zorn der arabischen Welt" nicht an der Gleichberechtigung bzw. Diskreminierung der Frauen festmachen und auch nicht an der Verletzung von Menschenrechten. Die gibt es auch in anderen Ländern, von einem Zorn der chinesischen Welt z.B. ist nichts bekannt.
 
Über Väter welche die eigenen Kinder entführen, kannst Du jede Woche etwas in der Zeitung lesen. Der aktuelle Fall, der seit etwa 2 Wochen durch die Medien geht ist, aber ein Tunesier (falsch, ein Deutscher, tunesischer Abstammung), kein Ägypter, und ein tunesisches Gericht hat der Frau recht gegeben. Zur Zeit hält er sich wohl illegal in Saudi-Arabien auf. Heinz, Du hast eine sehr selektive Wahrnehmung!
 
Und wieder zum Thema.
Nicht unerheblich dürfte ein Grund sein, dass viele arabische/islamische Staaten das Gefühl haben, dass nur die im Kreuzfeuer stehen und mit dem Finger gezeigt wird, die eine abweisende (wirtschaftlich-politische) Haltung gegenüber den USA oder deren Verbündeten haben.
Denn in ihren Strukturen, Traditionen und auch Systemen unterscheiden sie sich nur sehr wenig.
Sie gehen also davon aus, dass mit zweierlei Maß gemessen wird und Kritik in den meisten Fällen unterbleibt, wenn es sich um pro-amerikanische arabische/islamische Staaten und deren Führungen handelt.
 
El Quijote schrieb:
Über Väter welche die eigenen Kinder entführen, kannst Du jede Woche etwas in der Zeitung lesen. Der aktuelle Fall, der seit etwa 2 Wochen durch die Medien geht ist, aber ein Tunesier (falsch, ein Deutscher, tunesischer Abstammung), kein Ägypter, und ein tunesisches Gericht hat der Frau recht gegeben. Zur Zeit hält er sich wohl illegal in Saudi-Arabien auf. Heinz, Du hast eine sehr selektive Wahrnehmung!

Heinz spricht den Fall an der gestern im ZDF besprochen wurde. Diese Entführung liegt bereits 5 Jahre zurück, der Mann wurde verurteilt und die Kinder sind immer noch im Ausland. Es gibt den Aufenthaltsort nicht bekannt.
Die Mutter der Kinder war gestern im TV und hat über ihr Schiksal gesprochen.

Aber das hat alles nichts mit dem Thema zu tun.
 
Irene schrieb:
Und wieder zum Thema.
Nicht unerheblich dürfte ein Grund sein, dass viele arabische/islamische Staaten das Gefühl haben, dass nur die im Kreuzfeuer stehen und mit dem Finger gezeigt wird, die eine abweisende (wirtschaftlich-politische) Haltung gegenüber den USA oder deren Verbündeten haben.
Denn in ihren Strukturen, Traditionen und auch Systemen unterscheiden sie sich nur sehr wenig.
Sie gehen also davon aus, dass mit zweierlei Maß gemessen wird und Kritik in den meisten Fällen unterbleibt, wenn es sich um pro-amerikanische arabische/islamische Staaten und deren Führungen handelt.

Wir sollten hier aber nicht die aktuelle politische Situation diskutieren, sondern vielleicht versuchen der Frage nachzugehen: Welche historischen Entwicklungen führten dazu, das diese Staaten ein solches Gefühl haben?
 
Um dem Thema gerecht zu werden muss man sich wohl näher am Titel "Die Wut der arabischen Welt" halten.
Zwar ist der Einfluss des Koran auf Arabien unbestreitbar, aber ebenso divergent, wie andere religiöse Schriften in anderen Kulturkreisen.

Das Problem des Fundamentalismus ist es, alles wörtlich zu nehmen und dabei das schlechteste zu erreichen.
Dies gilt allerdings für den Koran, die Bibel, die Thora und andere Schriften gleichermaßen. Gerade in diesem Zusammenhang ist eine sorgfältige Interpretation nach Sinn und Ziel diverser Passagen vorzunehmen. Dabei kann auch der Gedanke der Entmythologisierung helfen, den Bultmann aufbrachte. Wird der Sinn erkannt, kann man immer noch diskutieren, wie warum und ob Forderungen der Religion, welcher Art auch immer umgesetzt werden sollen. Dummerweise machen die Radikalen am meisten Krach und verschaffen sich somit die meiste Beachtung.

So geht es z.B. bei der Forderung nach geschlechtlich getrennten Gebeten in der Moschee höchstwahrscheinlich darum, für beide Geschlechter durch Abstinenz sexueller Reize sich voll auf ihren Gottesdienst konzentrieren zu können- ein doch für Gläubige vernünftiger und nicht diskriminierender Gedanke!

Daher haben die kritisierten Erscheinungen in der arabischen Welt viel mehr mit einer zweifelhaften Auslegung des Koran zu tun, die bisher unbeispielhaft ist. So war gerade zu Zeit der Kreuzzüge der arabische Kulturkreis dem Abendland technologisch, sozial und humanistisch haushoch überlegen, während "Christen" mit der Inquisition ein hervorragendes Mittel gegen die Menschenrechte gefunden haben.Heute scheint die arabische Welt immer noch auf diesem Stand stagniert stehen geblieben zu sein. Während das Abendland nun die Menschenrechte an höchste Stelle gehoben haben und technologischer, ökonomischer Spitzenreiter ist und dies auch über Gebühr zur Schau trägt. Würde euch eine solche Vorzeichenumkehr nicht wütend machen?

Somit hat also die genannte Wut der arabischen nur in soweit mit der Religion zu tun, dass sie genutzt wird, um den Pöbel scharf zu machen. Der eigentliche Grund für die Wut liegt wohl in den selbstherrlichen, dominanten Gebahren des christlichen Westens auf diversen Gebieten. Rüstung, Nationalismus, Ökonomie etc pp.

Es gilt deshalt für mich die Maxime: Keine Toleranz der Intoleranz!
Toleranz muss bekanntlich da aufhören, wo sie sich durch sich selbst in Gefahr bringt. Dies gilt für beide Seiten. Fundamentalismus zerstört Werte und diskreditiert die oft primäre Quelle dieser: religiöse Schriften.

Menschenrechtsverletzungen, die der arabischen Welt vorgeworfen werden sind also nicht religionsimmanent. Aber gerade dieses Vorurteil hat durch die berühmten Mohammed-Karikaturen, die Religion und terroristische Erscheinungen verbunden haben, die Wut der arabischen Welt zusätzlich entfacht.

Einzige Lösung kann daher keine Gleichmacherei sein. Die religiöse Identität hat ihre Bedeutung ja gezeigt und ist auch Integrationsfaktor in Arabien und darf daher nicht dem Radikalismus überlassen werden. Ein Konsens über ultimative Werte, die auch aus dem Islam abzuleiten sind (der ja keineswegs eine Menschenfeindl. Religion ist) ist von Nöten. Und das auf Augenhöhe!

Denn mangelnder Respekt ist ein offensichtlicher Grund für rasende Wut!
 
Zuletzt bearbeitet:
587 v.Chr endet das Reich Israel – ab diesem Zeitpunkt eingegliedert in den Herrschaftsbereich der jeweiligen Eroberer, als letzte die Römer, das Gebiet ist eine römische Provinz.
Selbst zu Zeiten des Römischen Reiches galt dieses Gebiet immer als das politisch schwierigstes Terrain.
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Inwieweit untergegangene Reiche oder deren nachgeborene Bevölkerungen nach über 1000 Jahren einen Rechtsanspruch auf diese verlorenen Gebiete haben, weiß ich nicht, da gibt es sicher Spezialisten.
Ganz sicher hätte es auch andere Möglichkeiten gegeben.

Ich persönlich halte die Installierung des Staates Israel nach dem II. WK an seinem Standort umgeben von Libanon, Ägypten, Jordanien, Syrien, Palästina etc. und die damit heraufbeschworenen und voraussehbaren Konflikte mit für einen Grund des Zornes der arabischen Welt, im Hinblick auch auf die Politik Israels der 60er Jahre und die Haltung des Westens dazu.
 
Irene schrieb:
Ich persönlich halte die Installierung des Staates Israel nach dem II. WK an seinem Standort umgeben von Libanon, Ägypten, Jordanien, Syrien, Palästina etc. und die damit heraufbeschworenen und voraussehbaren Konflikte mit für einen Grund des Zornes der arabischen Welt, im Hinblick auch auf die Politik Israels der 60er Jahre und die Haltung des Westens dazu.[/SIZE][/FONT] [/FONT]

Hier solltest du m.M. nach ein wenig trennen; einmal die "Installierung " des Staates Israels 1948,
dann die nachfolgende Politik Israels, bzw, der Nachbarstaaten.
In deiner persönlichen Stellungnahme kann man sonst leicht eine Kausalität der gewachsenen Probleme i.d. Region aufgrund der Existenz des Staates Israels herauslesen, dessen Existenzrecht gerade in dieser Region ebenso gegeben ist, wie ein staatl. Existenzrecht der anderen ethnischen und religiösen Gruppierungen , wie der Palästinenser.
Der Zorn mag verständlich sein in Richtung Israel, aber dies gilt nicht ohne Grund auch in die andere Richtung.
 
Arcimboldo schrieb:
Hier solltest du m.M. nach ein wenig trennen; einmal die "Installierung " des Staates Israels 1948,
dann die nachfolgende Politik Israels, bzw, der Nachbarstaaten.
In deiner persönlichen Stellungnahme kann man sonst leicht eine Kausalität der gewachsenen Probleme i.d. Region aufgrund der Existenz des Staates Israels herauslesen, dessen Existenzrecht gerade in dieser Region ebenso gegeben ist, wie ein staatl. Existenzrecht der anderen ethnischen und religiösen Gruppierungen , wie der Palästinenser.
Der Zorn mag verständlich sein in Richtung Israel, aber dies gilt nicht ohne Grund auch in die andere Richtung.


Ja, da hab ich mich mißverständlich ausgedrückt, als ich auf die Nachbarstaaten hinwies, ging ich natürlich davon aus, dass zu Problemen und einem Streit immer zwei gehören. Und die Reihenfolge ist klar.
Aber es war nach meiner Ansicht vorhersehbar, denn die Vorurteile dieser Nationen gegeneinander, ich meine jetzt beide Seiten, waren ja historisch gesehen, nicht unbekannt. Bitte jetzt nicht als Wertung verstehen, es ist nur ein bildlicher Vergleich - drei Füchse, in der Mitte eine Gans - oder in der Mitte ein Fuchs, herum Gänse. Also auf keinem Fall eine Situation, die als harmonisch anzusehen ist.
 
ursi schrieb:
Heinz spricht den Fall an der gestern im ZDF besprochen wurde. Diese Entführung liegt bereits 5 Jahre zurück, der Mann wurde verurteilt und die Kinder sind immer noch im Ausland. Es gibt den Aufenthaltsort nicht bekannt.
Die Mutter der Kinder war gestern im TV und hat über ihr Schiksal gesprochen.

Aber das hat alles nichts mit dem Thema zu tun.

Wobei ich auch Beispiele kenne, wo der Mann der begossene Pudel ist, wie ein, ich glaube Araber, in Finnland, der einfach seine Tochter nicht mehr zu Gesicht bekommen hat. Wie dem auch sei, schlimm ist es für jeden, der seine Kinder nicht mehr sieht, egal ob männlich oder weiblich.

Zur Wut nur soviel, sicherlich spielt die verlorene Spitzenposition des Islams auf der Welt eine gewichtige Rolle, nicht nur in islamischen Ländern. Die Vermutung legt nahe, dass die westlichen Industrienationen alle anderen Staaten - islamische, wie nicht islamische - nur das Wissen lassen, was sie wollen. Um nur ein Beispiel zu geben:

Die USA verkauft der Türkei F-16 Kampfflugzeuge - völlig veraltet, halten sie einer modernen Armee nicht stand. Trotzdem freuen sich die Türken wie Schneekönige, weil sie dadurch "regional" (hi Ning) zu militärischer Stärke gekommen sind. Doch am meisten freuen sich die Amerikaner, die ihren "Schrott" loswerden konnten und den Türken nun auch noch Ersatzmaterial teuer verkaufen können.

Also möchte ich neben der Gelegenheit nicht nur das Glas sondern auch das Wort ergreifen und einen Toast auf den Kapitalismus ausbringen!

Er lebe hoch, hoch, hoch!!! :rofl:
 
Klaus schrieb:
Die Frage ist doch, ob wir eine andere Kultur verstehen müssen und ob wir sie moralisch (nach unseren Wertvorstellungen) bewerten sollten, mit dem Anspruch, sie zu verändern.

Die Antwort ist für mich ein klares Nein. Auch umgekehrt sollten wir zu unserer eigenen Kultur stehen und uns Bewertungen von anderen verbitten.

Da mag die jeweilige gelebte oder auch nicht gelebte Glaubwürdigkeit zwischen
Theorie einer Religion und ihrer Praxis im Alltagsleben wie in d. großen Politik ausschlaggebend sein, wenn andere Religionsgemeinschaften so ihr Problem haben mit der Akzeptanz westlich-abendländischer Leitkultur.
Schon Luther hat in einer Vorrede zu einer Sammlung muslimischer Texte (1543)unterschieden zwischen dem "verwerflichen islamischen Glauben und der vortrefflichen moralischen Praxis der Muslime ".......!? ! :pfeif:
 
Moment, hier kommt ein kurzer Einwurf - bin leider gerade erst wieder online gegangen, so daß ich im Thread zurückspringen muß... :winke:

Ich muß auf folgendes eingehen, wiewohl das einigermaßen vom eigentlichen Thema wegführt... :grübel:

volpe schrieb:
So war gerade zu Zeit der Kreuzzüge der arabische Kulturkreis dem Abendland technologisch, sozial und humanistisch haushoch überlegen...

Das Bild, daß die Kreuzfahrer vor der arabischen Kultur gestanden hätten "wie der Urmensch vor der Wasserspülung" wird zwar gern und häufig bedient, ist aber eine Legende.
Bereits zu Zeiten Karls d. Gr. gab es einen regen Austausch mit der arabischen Welt, zudem durch die - bereits vor dem Ersten Kreuzzug einsetzende - Reconquista auf der Iberischen Halbinsel sowie über den "Umweg" Byzanz, und dies ebenfalls schon vor 1095 (Bsp.: Theophanu u.a.).

Richtig ist, daß der arabische Kulturkreis technisch überlegen war (wobei ich aber das Wort "haushoch" streichen würde), während das mit dem Sozialen Ansichtssache ist.
Der Humanismus aber gehört eindeutig in die Neuzeit, und im Hochmittelalter dachten die Menschen beider Seiten nicht humanistisch (weil sie eben keinen Humanismus kannten).

volpe schrieb:
... während "Christen" mit der Inquisition ein hervorragendes Mittel gegen die Menschenrechte gefunden haben.

Inquisition und Menschenrechte gehören - mal ganz nebenbei bemerkt - in zwei verschiedene Kategorien, und der Satz als solcher macht deswegen mE keinen Sinn.

Aber das war jetzt ziemlich :eek:fftopic:
 
Man sollte einmal hinterfragen, ob die so genannte "Wut der arabischen Welt" überhaupt gerechtfertigt ist und ob das Zitat auf alle Araber in dieser pauschalen Form zutrifft.

Die arabische Welt nahm etwa vom 8. bis 13. Jh. eine Spitzenposition ein und war dem Westen militärisch und in einigen kulturellen Bereichen überlegen. Dass die Unterschiede nicht ganz so gravierend waren, wie gern angenommen, hat Timo oben bereits dargelegt.

Diese Vorrangstellung ging der arabischen Welt im späten Mittelalter, endgültig jedoch seit der frühen Neuzeit verloren. Derartige machtpolitische Verschiebungen hat es zu allen Zeiten gegeben und so müsste man auch von der Wut der westlichen Welt zur Zeit der arabisch-islamischen Expansion und Vorherrschaft reden – was natürlich keiner tut.

Die Aufklärung hat schließlich im Westen seit dem 18. Jh. einen gewaltigen Schub bewirkt, der die Macht der Kirche zurückdrängte, eine vorwiegend säkulare westliche Welt hervorbrachte und auch die geistigen Ressourcen vormals nicht zum Zuge gekommener Schichten wie das Bürgertum beflügelte. Im Zuge dieser Entwicklung gewann die westliche Welt eine große ökonomische und auch militärische Dominanz. – Aber kann man ihr das nun vorwerfen?

Ein großer Teil der arabischen Bevölkerung – längst nicht alle – stemmt sich heute gegen eine Modernisierung von Gesellschaft und Staat, wie sie der Westen im Zeitalter der Aufklärung erlebte. Die Folgen sind bekannt: autoritäre Regierungen, abgeschottete Märkte, Gesellschaften mit stellenweise mittelalterlichen Strukturen. Das führt dann zur Armut breiter Bevölkerungsschichten, an der freilich der Westen keine Schuld trägt. Solange aber die meisten arabischen Staaten keine okonomischen und gesellschaftlichen Korrekturen vollziehen, wird sich nichts ändern.

Die so genannte "Wut der arabischen Welt" sollte sich also – sofern sie überhaupt in dieser pauschalen Art existent ist – besser gegen die Diktatoren und autoritären Herrscher und Machteliten richten, die aus Angst vor Machtverlust nichts ändern wollen.
 
Die so genannte "Wut der arabischen Welt" sollte sich also – sofern sie überhaupt in dieser pauschalen Art existent ist – besser gegen die Diktatoren und autoritären Herrscher und Machteliten richten, die aus Angst vor Machtverlust nichts ändern wollen.
Aber genau darin liegt doch einer der Ursprünge von al-Qa'ida. So zumindest ein Soziologe der Universität Damaskus, der meint, Usama bin Ladin habe sich gegen das saudische Königshaus gerichtet und die Amerikaner/der Westen wären eher sekundäre Ziele, weil die Saudis hier ihre Unterstützung finden.
 
@ El Quijote

Das fatale ist nur: Al Kaida will die arabischen Eliten nicht stürzen, um gesellschaftliche und ökomische Reformen durchzuführen, sondern um im Gegenteil fundamentalistische Ziele zu verwirklichen, die zu islamischen Strukturen der Frühzeit führen sollen.
 
heinz schrieb:
Lieber Quijote,
das ist ja sehr beruhigend für uns.:D

Leider nicht unbedingt... das ganze hat sich ziemlich verselbstständigt, so dass sich inzwischen jeder gewaltbereite Islamist den Namen auf die Fahnen schreben kann. D.h. al-Qa'ida ist heute so vielfältig, wie der gewaltbereite Islamismus Strömungen hat.
 
El Quijote schrieb:
Leider nicht unbedingt... das ganze hat sich ziemlich verselbstständigt, so dass sich inzwischen jeder gewaltbereite Islamist den Namen auf die Fahnen schreben kann. D.h. al-Qa'ida ist heute so vielfältig, wie der gewaltbereite Islamismus Strömungen hat.

Also, wenn wir Pech haben trifft es uns also doch?:rotwerd:
 
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