Einführung in die Geschichte Frankreichs, Portugals und Spaniens

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Frankreich

Frankreich entstand als im Jahre 843 das Fränkische Reich in drei Teile gespalten wurde, von denen jedes danach seinen eigenen Weg ging; so auch das westfränkische Reich, aus dem sich Frankreich entwickelte. Im Jahre 987 starb die Dynastie der Karolinger, die bisher die Könige gestellt hatten, aus. Neuer König wurde Hugo Capet, neue Dynastie die der Kapetinger. In der Folgezeit kämpften sie mit den Kornvasallen um die Macht in Frankreich. Einer dieser Kronvasallen war der Herzog der Normandie, Wilhelm der Eroberer, der 1066 England eroberte und dort ein normannisches Königreich errichtete. Die Folge für Frankreich war, dass der König von England Vasall des Königs von Frankreich war, was zu zahlreichen Kriegen der beiden Staaten gegeneinander führte. Unter den Königen Philipp II. Augustus (Reg. 1180-1223), Ludwig IX. dem heiligen (Reg. 1226-1270) und Philipp IV. dem Schönen (1285-1314) wurde Frankreich weiter ausgedehnt und innerlich zentralisiert. Dank des Sieges Philipps II. über König Johann Ohneland von England bei Bouvines 1214 und aufgrund des regelrechten Ausrottens des übermächtigen Templerordens fast hundert Jahre später war Frankreich im 14. Jahrhundert Europas stärkste Macht.

Im Jahre 1328 starb die kapetingische Hauptlinie aus und das Haus Valois kam an die Macht – und damit schien es auch abwärts mit Frankreich zu gehen. Im Hundertjährigen Krieg (mit Unterbrechungen 1337-1453), der für Frankreich lange Zeit schlecht aussah, endete schließlich mit der Niederlage der Engländer – dank eines jungen Mädchens namens Jeanne d’Arc, die den Franzosen neuen Mut machte und sie zum Sieg führte.

Im Jahre 1589 wurde Heinrich IV. König, der von den Bourbonen, einer anderen Nebenlinie der Kapetinger stammte, die den Hugenotten, den französischen Protestanten, angehörten. Heinrichs gleichnamiger Vorgänger hatte diese noch versucht zu bekämpfen. Heinrich IV. führte den Krieg gegen die Katholiken weiter, trat jedoch 1594 zum ihnen über, um von der Mehrheit der Franzosen, welche Katholiken waren, anerkannt zu werden; vier Jahre später erließ er das Edikt von Nantes, das den Hugenotten Religionsfreiheit garantierte. Unter anderem deswegen gelang es Frankreich, auch in der Neuzeit die Nummer Eins in Europa darzustellen, während andere Länder sich gegenseitig in Religionskriegen zerfleischten. Heinrichs Enkel Ludwig XIV. (Reg. 1643-1715) begründete den Absolutismus, eine Herrschaftsform, in der die Gewalt allein beim Monarchen lag. Außenpolitisch führte Ludwig zahlreiche kostspielige Kriege, die letztendlich nichts brachten, außer dass Frankreich bei seinem Tod finanziell ruiniert war. Seine Nachfolger schafften es nicht, den Haushalt auszugleichen und verschuldeten sich; die Steuern wurden erhöht und schließlich hungerte das Volk. Dies führte zur Französischen Revolution 1789, die zur Hinrichtung der Königsfamilie, zur Errichtung einer Republik (der ersten von mehreren) und zur Machtergreifung des korsischen Generals Napoleon Bonaparte, der nach zehn Jahren die Revolution für beendet erklärte und sich mit dem Titel „Erster Konsul“ an die Spitze des Staates stellte. Im Jahre 1804 krönte er sich selbst sogar zum Kaiser der Franzosen. Während seiner Herrschaft unternahm er den Versuch, die Weltherrschaft an sich zu reißen, womit er scheiterte. Im Jahre 1815 dankte er endgültig ab und im Wiener Kongress wurde ganz Europa wieder in den Zustand von vor 1789 hergestellt – Frankreich wurde Königreich und König wurde Ludwig XVIII., ein Bruder Ludwigs XVI. Doch währte die zweite Herrschaft der Bourbonen nur kurz. Im Jahre 1848 wurde im Zuge der Märzrevolution die Zweite Republik hergestellt. Präsident war kein Geringerer als Louis Napoleon Bonaparte, der Neffe Napoleons I. und wie dieser wurde auch er nur vier Jahre danach Kaiser und nannte sich fortan Napoleon III. Im Jahre 1870 wurde er auch schon wieder abgesetzt, nachdem er von den Deutschen im Deutsch-Französischen Krieg gefangen genommen worden war. Eine dritte Republik war die Folge. Während des Zweiten Weltkrieges besetzten die Deutschen Frankreich und danach wurde die Vierte Republik begründet; durch eine Verfassungsänderung entstand 1958 die Fünfte Republik, die noch heute besteht.


Portugal

Portugal entstand, als König Alfons VI. von Kastilien ein Gebiet auf der iberischen Halbinsel am atlantischen Ozean 1095 zur Grafschaft erhob und seinen Schwiegersohn Heinrich von Burgund damit belehnte. Als Alfons 1109 starb, weigerte sich Heinrich Alfons Nachfolger anzuerkennen und begründete somit die praktische Unabhängigkeit Portugals. Sein Sohn und Nachfolger Alfons Heinrich nahm 1140 sogar die Königswürde an, die neununddreißig Jahre später vom Kirchenstaat anerkannt wurde; in die Geschichte eingegangen ist Portugals erster König als Alfons I. der Eroberer. Bis 1279 schafften es die Könige das Gebiet zu erobern, das noch heute zu Portugal gehört; somit war Portugal der erste europäische Staat, der seine heutigen Grenzen erreicht hat. Im Jahre 1256 erhob Alfons III. Lissabon zur Hauptstadt.

Im Jahre 1385 erlangte die Avis-Dynastie die Macht, welche dreißig Jahre später Ceuta an der marokkanischen Küste eroberte, womit Portugals Kolonialimperialismus begann. Ein nichtregierendes Mitglied der Königsfamilie, Heinrich der Seefahrer, förderte Seeexpeditionen mit dem Ziel, einen Seeweg nach Indien zu finden. Auf diese Weise wurden Madeira, die Azoren und Kap Verde entdeckt und erobert. Daraus entwickelte sich ein Konflikt mit Kastilien, welches ebenfalls im Begriff stand, ein Weltreich aufzubauen. Der Konflikt wurde 1494 im Vertrag von Tordesillas beigelegt, in dem die Welt zwischen Portugal und Kastilien wortwörtlich aufgeteilt wurde. Im Jahre 1580 starb die Avis-Dynastie aus und Portugal wurde von Spanien (welches 1492 aus der Vereinigung der Königreiche Kastilien und Aragon entstanden war) beerbt.

Im Jahre 1640 erreichte Portugal nach mehreren gescheiterten Aufständen wieder die Unabhängigkeit. Die alte Bedeutung als Kolonialmacht konnte Portugal nicht wieder erreichen. Im 19. und 20. Jahrhundert hatten die Könige hauptsächlich mit inneren Problemen zu kämpfen. Schließlich wurde 1910 nach einer Militärrevolte die Republik ausgerufen. Nur sechzehn Jahre später wurde auch die Republik abgeschafft und durch eine totalitäre Diktatur ersetzt. In den Sechziger Jahren erklärten zahlreiche Kolonien ihre Unabhängigkeit. Im Zuge der unblutigen Nelkenrevolution 1975 wurde die Diktatur gestürzt und ein demokratischer Staat geschaffen.

Spanien

Als die Mauren im Jahre 711 in Spanien einfielen, das Westgotenreich vernichteten und einen islamischen Staat begründeten, flohen einige christliche Adlige in den Norden und begründeten das Königreich Asturien. In den folgenden Jahrhunderten betrieben sie die Reconquista, die Rückeroberung des maurischen Spaniens, was zu einer Aufspaltung der iberischen Halbinsel in zahlreiche Königreiche führte. In der Mitte des 15. Jahrhunderts bestanden noch vier Königreiche: Kastilien, Aragon, Portugal und das islamische Granada. Ferdinand II. von Aragon und Isabella II. von Kastilien heirateten und begründeten somit eine Personalunion zwischen den beiden Staaten. Sie führten die Reconquista zu ihrem Ende und eroberten 1492 Granada. Im selben Jahr schaffte es der von ihnen finanziell unterstützte Seefahrer Christoph Kolumbus, auf der Suche nach einem westlichen Seeweg nach Indien, Amerika zu entdecken. Auf die Reconquista folgte gewissermaßen die Conquista, die Eroberung ferner Länder.

Als Ferdinand 1516 starb wurde sein Enkel, der Habsburger Karl I. König; während seiner Regierungszeit wurde erstmals der Titel „König von Spanien“ gebraucht, der in der Folgezeit auch ständig verwendet wurde. Unter Karl, der besser bekannt ist als der römische Kaiser Karl V., wurde die Macht weiter vergrößert: die beiden Eroberer Francisco Pizarro und Hernan Cortes vernichteten in Amerika die fortschrittlichen Reiche der Inkas bzw. der Azteken; und in Europa konnte sich Karl in vier Kriegen gegen Frankreich behaupten. Im Jahre 1588 erlitt Karls Sohn und Nachfolger Philipp II. gegen Königin Elisabeth I. von England in einer Seeschlacht eine vernichtende Niederlage; die Folge war die Ablösung Spaniens als größte Weltmacht durch England.

Im Jahre 1700 starben die spanischen Habsburger aus, was zum Spanischen Erbfolgekrieg führte; die beiden Familien der Bourbonen und der österreichischen Habsburger kämpften um das spanische Erbe. Nach Anfangserfolgen für die Habsburger wendete sich das Blatt, als 1711 Kaiser Joseph I. starb und sein für die Regierung Spaniens vorgesehener Bruder Karl VI. auch Kaiser wurde, was zu einem Seitenwechsel Englands führte. Schließlich wurde das Erbe im Frieden von Utrecht 1714 aufgeteilt: die Bourbonen bekamen das spanische Weltreich, die Habsburger den kläglichen Rest. Neuer König von Spanien wurde Philipp V. aus dem Haus der Bourbonen. Die Bourbonen blieben bis 1931 (mit Ausnahme von 1868-1870, als eine Republik bestand) an der Macht und wurden in dem Jahr gestürzt. An ihrer Stelle trat die Zweite Republik, in der innerhalb von fünf Jahren General Francisco Bahamonde die Macht übernahm und eine autoritäre Diktatur errichtete. Im Jahre 1975 verstarb er und der Bourbone Juan Carlos, den er sechs Jahre zuvor zum Nachfolger ernannt hatte, bestieg als König den Thron und leitete die Demokratisierung Spaniens ein.

Literatur:

Clot, Andre, „Al Andalus“ (1999)
Ehlers, Müller, Schneidmüller, „Die französischen Könige des Mittelalters“ (1996)
Vones, Ludwig, „Geschichte der iberischen Halbinsel im Mittelalter“
 
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