Einsatzorte und Aufgaben der 10. SS-Reiterstandarte Fulda-Werra

Maglor

Aktives Mitglied
Die Reiter-SS wurde noch in den frühen 1930ern als berittenete Abteilung der SS gegründet. Mit Beginn der Nazi-Diktatur wurde die Partei-Organisation zunehmend parastaatlich und übernahm polizeiliche und militärische Aufgaben.
Die Reiter-SS gehörte aber weiterhin zur Allgemein SS und nicht zur Waffen-SS. (Das ist auch schon einer der Punkte, die mich verwirren.)
Die Reiter SS bestand aus verschiedenen Standarten.

Mir geht es jetzt um die 10. Standarte Fulda-Werra, die in den Kasernen in Arolsen untergebracht wurde.
Geführt wurde die SS von Josias Erbprinz zu Waldeck.
Josias zu Waldeck trat bereits 1930 in die SS ein und war aber schon Jahre vorher in rechtsextremen Organisationen aktiv. Der Standort in Arolsen wurde für die SS sicherlich ausgewählt, weil dies die alte Residenzstadt der Waldecker Fürsten war und Josias im dortigen Schloss wohnen konnte. Da er allerdings ein Multifunktionär innerhalb der SS war, kann ich von seinen Aufgaben und Einsatzorten kaum auf die konkreten Einsatzorte und Aufgaben der 10. SS-Reiterstandarte im 2. Weltkrieg schließen.

Mich würde auch interessieren, ob die Pferde im 2. Weltkrieg für die SS überhaupt noch eine Rolle spielten.
 
Das Pferd spielte eine große Rolle auch im II. Weltkrieg.
Nicht nur bei den Russen, auch bei der deutschen Wehrmacht.
Da gibt es auch umfangreiches Material im Netz.

Ich meine aber zwei Quellen dürften besonders interessant sein:

1. „Das deutsche Heeresveterinärwesen im zweiten Weltkrieg“, Herausgegeben vom militärgeschichtlichen Forschungsamt (MGFA), Standort Potsdam, Taschenbuch von 1973. Autor Wilhelm Zieger und

2. "Ich war Kamerad Pferd". Meine grotesken Kriegserlebnisse 1942–1945, Zeitgut-Verlag, Berlin 2004, Oswald Döpke.
 
Kurz dazu (vom dortigen ex-Mod) aus dem LdW:
10. SS-Reiterstandarte - Forum der Wehrmacht

Die rund 12000 Mann Vorkriegsstärke der (aller) SS-Reiterstandarten (berittene Truppe der SS-Oberabschnitte, hier Fulda-Werra, Arolsen) wurden wie der Rest der SS-Standarten ab 1939 auf Wehrmacht und Waffen-SS verteilt.
Im Staatsarchiv Marburg liegen zur 10.SS-ReiterStd. insgesamt 10 Bände Akten vor, MR Bestand 372/2. (oder 327/2??)

Nicht zu verwechseln mit SS-Totenkopf-Reiterstandarte 10 (1200 Mann, Teile ua. Bewachung Buchenwald, später Danzig Langfuhr, Krakau etc.).

Stärkemeldung der bis Kriegsende beim SS-0berabschnitt verbliebenen Teile des hier nachgefragten Verbandes siehe oben (10 bis 300 Mann zu Kriegszeiten)

Dazu Literatur:
Pieper, Fegelein’s Horsemen and Genocidal Warfare
Yerger, ALLGEMEINE-SS The Commands, Units and Leaders of the General SS
Grimm Die SS-Totenkopfverbände im Konzentrationslager Buchenwald
Mehner, Die Waffen-SS und Polizei 1939-1945
 
Zuletzt bearbeitet:
Der Standort in Arolsen wurde für die SS sicherlich ausgewählt, weil dies die alte Residenzstadt der Waldecker Fürsten war und Josias im dortigen Schloss wohnen konnte.
Oder auch weil bereits seit 1867 eine Kaserne in Arolsen bestand, die allerdings 1936 umfassend umgebaut bzw. abgebrochen und neugebaut wurde. Erst dann wurde auch eine Reitstallanlage mit Reithalle gebaut.
Antoine-Kaserne – Wikipedia

Anke Schmeling erwähnt in ihrer von-waldeck-Biografie* allerdings, dass
"Die Reiterstandarten in den Oberabschnitten blieben während der gesamten Zeit ihrer Existenz personell sehr schwach besetzt, was ihr Selbstverständnis als Eliteeinheit innerhalb der Allgemeinen-SS unterstrich."
Viel mehr konnte ich zur 10. Reiterstaffel bislang nicht finden.

*Schmeling, Anke, "Josias Erbprinz zu Waldeck und Pyrmont (Der politische Weg eines hohen SS-Führers)", Kassel 1993

Edit: Der wiki-Artikel erwähnt noch, dass 1938 die Pferde in der Arolser Kaserne abgeschafft wurden und dass "Mitglieder der SS*" als Zivilpersonen verkleidet von der Kaserne aus sich am Novemberpogrom 1938 beteiligten.

* Dort war neben der Reiterstaffel auch eine SS-Infanterieeinheit stationiert. Vermutlich haben beide Einheiten daran teilgenommen. Inwiefern es eine Beteiligung als Wachmannschaft im KZ Buchenwald gab, weiß ich nicht. Aber zu Waldeck war dort "oberster Gerichtsherr" und das KZ lag im Bereich des "SS-Oberabschnitts Fulda-Werra".
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Novemberprogrome im Umkreis von Arolsen fanden bereits am 8. November statt, also bereits einen Tag vor der reichsweiten Progromnacht vom 9. November.
Die SS in Arolsen war ihrer Zeit vorraus - wenn auch nur um einen Tag. Sie waren schon vor dem 2. Weltkrieg Pioniere auf dem Gebiet der Judenverfolgung.

@Ralf.M
Dass Pferde im 2. Weltkrieg noch im großen Stil zu Transportzwecken als Zugtiere genutzt wurden ist mir bekannt. Pferde im 2. Weltkrieg sind nichts besonders.
Das besondere der Reiter-SS ist jedoch, dass hierfür in den frühen 1930er talentierte Freizeit-Reiter rekrutiert wurden, zum Teil sogar sehr erfolgreiche Leistungsportler. Reitsport war damals als Hobby vor allem in adeligen Kreisen verbreitet, weshalb Adelige besonders zahlreich in der Reiter-SS vertreten waren. Das ganze scheint ursprünglich noch als eine traditionelle Kavellerie im Stil des 19. Jahrhunderts geplant gewesen zu sein.

Die rund 12000 Mann Vorkriegsstärke der (aller) SS-Reiterstandarten (berittene Truppe der SS-Oberabschnitte, hier Fulda-Werra, Arolsen) wurden wie der Rest der SS-Standarten ab 1939 auf Wehrmacht und Waffen-SS verteilt.
Bedeutet die Verteilung, dass diese SS-Reiter im Krieg über ganz Europa verstreut wurden und unterschiedlichsten Einheiten zugeteilt wurden?
Mit ihrer Springreiter-Ausbildung konnten die SS-Reiter im modernen Krieg wahrscheinlich gar nichts anfangen - zumal die Pferde bereits 1938 abgeschafft wurden.
 
Es gibt keine Verteilungsnachweise, aber offensichtlich sind die - soweit diensttauglich - ebenso wie die kopfstarken SS-Standarten (zu Fuß) breit verteilt worden. Ggf. kamen auch welche zu den SS-Totenkopf-Reiterstandarten, mit Polizeifunktion, Bewachung KZs und Besetzung eroberte Ostgebiete. Daneben gab es auch Pferdeeinsatz in den neuen SS-Divisionen, auch dort könnte Personal verteilt worden sein. Reste blieben bis 1945, siehe oben.
 
Das besondere der Reiter-SS ist jedoch, dass hierfür in den frühen 1930er talentierte Freizeit-Reiter rekrutiert wurden, zum Teil sogar sehr erfolgreiche Leistungsportler. Reitsport war damals als Hobby vor allem in adeligen Kreisen verbreitet, weshalb Adelige besonders zahlreich in der Reiter-SS vertreten waren. Das ganze scheint ursprünglich noch als eine traditionelle Kavellerie im Stil des 19. Jahrhunderts geplant gewesen zu sein.

Auch die Wehrmacht hatte im 2. Wk. (wie eigentlich alle Armeen) noch eine traditionelle Kavallerie, die allerdings militärisch mWn keine große Rolle spielte.

Wie das mit Polizeieinheiten (als Teil der Besatzungsstreitmacht) aussah, als die die SS möglicherweise auch eingesetzt wurde: KA. Könnte mir aber vorstellen, dass Pferde/Reiter hier praktisch wären.
 
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