Eintritt der USA in den Ersten Weltkrieg

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Warum sind die USA in den Ersten Weltkrieg eingetreten? Vielen Dank schonmal für die Antwort!!
 
Nun, es ist bekannt, dass die USA wohl Munition und andere Güter zu ihren Verbündeten, Großbritannien, überführten, um denen unter die arme zu greifen. Die USA gaben als begründung zur Kriegserklärung an, dass sie aufgrund mehrerer Verstoße der Hager-Seekriegskonvention (oder so),... seitens der Deutschen U-Boot Flotte in den Krieg "hineingerissen" wurden.
Die Versenkung des, mit 1200 Menschen besetzten, Passagierschiffes "Lusitania", das unter Amerikanischer Flagge -und somit eigentlich neutral- verkehrte, und welches aufgrund einer Waffenlieferung an Bord (welches durch frachtpapiere bestätigt ist), vom Deutschen U-Boot am 7. Mai 1915, sorgte Weltweit für eine große Entrüstung,...

Als eintrittsgrund jedoch fällt diese these flach, da jeder weis, dass die USA erst im jahre 1916 in den ersten Weltkrieg traten.
 
White_wolf hat eigentlich schon recht, wenn ich mich richtig erinnere war die Aufnahme des Uneingeschränkten Uboot-Kriegs von Seiten der Deutschen der Anlass für die USA in den Krieg einzugreifen. Der Kriegseintritt der USA war übrigens erst 1917.

Mehr weiss ich nun nicht aus dem Kopf
 
na ja ok, ziemlich spät sind sie halt dazu gestoßen :)

Reichskanzler v. Bethmann Hollweg warnte vor dem uneingeschränkten U-Boot Krieg, da er neutrale gegen das Deutsche Reich aufbringen könnte, womit er recht behielt.
Allerdings setzte er sich auch durch, am 1. September 1915 wurde der uneingeschränkte U-Bootkrieg ausser kraft gesetzt, und erst wieder im januar 1917 eingesetzt.

(Zusatztinfo: Die deut. U-Bootwaffe konnte von 1914 bis 1917 feindliche schiffe, mit mehr als 16 Millionen Bruttoregistertonnen versenken.)
 
Nach neuerer Forschung, ich beziehe mich da auf die vielen Fernsehsendungen, die letztes Jahr liefen, wird nun aber als (zumindest) zusätzlicher Grund, auch das knallharte wirtschaftliche Interesse gesehen. Besonders England war in den USA hoch verschuldet. Als die Lage für die Briten im Jahr 1917 immer schlechter wurde, gab es Befürchtungen, daß die ihre Schulden nicht zurückzahlen könnten und das hätte die die amerikanische Wirtschaft einen herben Schlag bedeutet. Dies brachte einen gewissen Druck auf die Regierung auf der Seite der Briten in den Krieg einzutreten.

Zur "Lusitania" ist zu sagen, daß man heute nicht mehr von einem unschuldigen Passagierdampfer sprechen kann. Es gibt ja Aufnahmen vom Wrack des Schiffes und ziemlich eindeutige Dokumente aus England, die das ins Gegenteil verkehrt haben. Churchill plante die USA in den Krieg hineinzuziehen. Siehe den folgenden ZDF-Bericht, aus dem ich folgend kurz zitiere:

Der Erste Lord der Admiralität, Sir Winston Churchill, will mit allen Mitteln den Kriegseintritt der USA erzwingen. Er ist über die Aktivitäten in Zimmer 40 informiert. Churchill kennt auch die Wahrheit über die Lusitania: Munition in den Frachträumen und zwölf getarnte Geschützlafetten auf Deck. Genau genommen ist der Luxusliner durchaus als Kriegsschiff anzusehen.
Quelle: http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/7/0,1872,2097479,00.html


Schon kurz nach dem Versenken wurde von deutscher Seite behauptet, daß im Schiff nach dem Torpedotreffer starke Explosionen beobachtet wurden, die nicht vom deutschen Beschuß allein herrührt haben konnten. Das wurde aber deutsche Kriegspropaganda und Rechtfertigung mit einer Lüge abgetan.
 
Arne schrieb:
Nach neuerer Forschung, ich beziehe mich da auf die vielen Fernsehsendungen, die letztes Jahr liefen, wird nun aber als (zumindest) zusätzlicher Grund, auch das knallharte wirtschaftliche Interesse gesehen.
Besonders England war in den USA hoch verschuldet. Als die Lage für die Briten im Jahr 1917 immer schlechter wurde, gab es Befürchtungen, daß die ihre Schulden nicht zurückzahlen könnten und das hätte die die amerikanische Wirtschaft einen herben Schlag bedeutet. Dies brachte einen gewissen Druck auf die Regierung auf der Seite der Briten in den Krieg einzutreten.
Ob die zitierte ZDF-Doku für die Fragestellung als Ergebnisse neuerer Forschung bezeichnet werden können, bezweifle ich. Fakt ist:
Deutschland verkündet im Febr. 1915 den uneingeschränkten U-Boot-Krieg, d. h. die Versenkung aller Schiffe im Seegebiet um England ohne Warnung.
Nach der Versenkung zweier Passagierschiffe (Lusitania, Arabic) im Mai beantworten die USA mit einer Kriegseintrittsdrohung. Daraufhin wird der uneingeschränkte U-Boot-Krieg zurückgenommen; Admiral Tirpitz, der dies ablehnt, wird entlassen.

Der Wiederaufnahme des uneingeschränkten U-Boot-Kriegs durch Deutschland im Febr 1917 ging die Formulierung der deutschen Kriegsziele und das Scheitern der Friedensbemühungen des US-Präsidenten Wilson und des Papstes Benedikt XV. voraus. Dies führte zum Abbruch der diplomatischen Beziehungen der USA und am 6.4. zur Kriegserklärung der USA an Deutschland
 
Was du schreibst Mercy ist alles völlig richtig. Die "kommerzielle Seite" des Kriegseintritts ist nur als ergänzender Grund zu sehen. Das wollte ich mit dem Zusatz "zusätzlich" betonen.
Der Link zum ZDF bezog sich übrigens nur auf die Geschichte der Lusitania.
 
Arne schrieb:
Was du schreibst Mercy ist alles völlig richtig. Die "kommerzielle Seite" des Kriegseintritts ist nur als ergänzender Grund zu sehen. Das wollte ich mit dem Zusatz "zusätzlich" betonen.
Der Link zum ZDF bezog sich übrigens nur auf die Geschichte der Lusitania.
Und wo finde ich Belege über die "kommerzielle Seite" ?
 
Mercy schrieb:
Und wo finde ich Belege über die "kommerzielle Seite" ?

Hmm..ich habe es aus mindestens zwei Fernsehberichten, die ich hier aber nicht zitieren kann. Ich habe mal auf die schnelle etwas gegoogelt und einige Stellen mit Hinweisen gefunden, aber noch nicht so das richtige, eindeutige und gleichzeitig Zuverlässige sind....


Als Amerika in den Krieg eintrat, schlug es sich auf die Seite der universellen Prinzipien von Freiheit, dem Selbstbestimmungsrecht der Nationen und, vor allem, der Demokratie. Doch in Wirklichkeit konnten die amerikanischen Industrien und Banken keine Niederlage der Alliierten verkraften, so sehr waren sie finanziell involviert.
http://www.wsws.org/de/2003/aug2003/beam-a01.shtml
(Okay, keine sehr neutrale Quelle, das sehe ich :rolleyes: )

Die Verhandlungen mit den wichtigen Handelspartnern gestalteten sich als äußerst schwierig, da die USA nicht bereit waren, ihre Zölle, die weit über dem durchschnittlichen internationalen Zollniveau lagen, zu senken. Die Gründe hierfür waren:
(...)
- der Glaube, dass insbesondere wirtschaftliche Verflechtungen und Machenschaften der US-Industrie zum Kriegseintritt der USA in den Ersten Weltkrieg geführt hatten, und der daraus resultierende Wunsch größtmöglicher politischer und wirtschaftlicher Unabhängigkeit;

http://www.weltpolitik.net/Sachgebi...elsbeziehungen in der Zwischenkriegszeit.html

USA sahen in eventuellem Sieg Deutschlands Gefahr für die Investitionen in England und Frankreich -> Unterstützung der Entente durch Anleihen, Kredite und Metalllieferungen
http://www.stad.hessen.de/Digitales...igitalesArchiv/wk1/kap2/ursachenundanlass.htm

1936 kam ein Untersuchungsausschuss des amerikanischen Senats zum Ersten Weltkrieg zu dem Ergebnis, daß die USA «nicht wegen des deutschen U-Boot-Krieges und auch nicht wegen irgendwelcher idealistischen Ziele in den Krieg eingetreten waren. Vielmehr sollte die glänzende Rüstungskonjunktur, die durch die Waffenverkäufe an die Entente-Mächte entstanden war, möglichst verlängert und die an England und Frankreich gegebenen Kredite gerettet werden, die im Falle eines deutschen Sieges verloren gewesen wären.» ê 2) Die Folge dieses Untersuchungsberichts war ein «Neutralitätsgesetz», das Kredite und Waffenverkäufe an Kriegführende verbot.
http://www.polfor.de/-b00223358.htm
(Dubiose Seite...??:grübel: Ob das wahr ist?)

Ich suche aber weiter und melde mich wieder, wenn noch was besseres kommt. Unbestritten sollte sein, daß die USA schon vor dem Kriegseintritt die Entente-Mächte und da speziell England, mit Material und Krediten unterstützt haben.
 
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Arne schrieb:
1936 kam ein Untersuchungsausschuss des amerikanischen Senats zum Ersten Weltkrieg zu dem Ergebnis, daß die USA «nicht wegen des deutschen U-Boot-Krieges und auch nicht wegen irgendwelcher idealistischen Ziele in den Krieg eingetreten waren. Vielmehr sollte die glänzende Rüstungskonjunktur, die durch die Waffenverkäufe an die Entente-Mächte entstanden war, möglichst verlängert und die an England und Frankreich gegebenen Kredite gerettet werden, die im Falle eines deutschen Sieges verloren gewesen wären.» ê 2) Die Folge dieses Untersuchungsberichts war ein «Neutralitätsgesetz», das Kredite und Waffenverkäufe an Kriegführende verbot.
http://www.polfor.de/-b00223358.htm
(Dubiose Seite...??:grübel: Ob das wahr ist?)

Ich habe gefunden, was die meinen. Den "Senate munitions committee" oder "Nye-Committee"

Der Vorsitzende hat als Ergebnis die Einflußnahme der Waffenproduzenten zum Kriegseintritt bestätigt, obwohl das nicht bewiesen werden konnte. Merkwürdige Ausschußarbeit...? :S

Quellen dazu:
http://www.nationmaster.com/encyclopedia/Nye-Committee

und aus einer Dissertation von Markus Pundur http://www.diss.fu-berlin.de/2004/260/mpi1.pdf
zu beachten Seite 30/31 : http://www.diss.fu-berlin.de/2004/260/mpi4.pdf

und noch etwas:
1936 kam ein Untersuchungsausschuss des amerikanischen Senats zum Ersten Weltkrieg zu dem Ergebnis, dass die USA «nicht wegen des deutschen U-Boot-Krieges und auch nicht wegen irgendwelcher idealistischen Ziele in den Krieg eingetreten waren. Vielmehr sollte die glänzende Rüstungskonjunktur, die durch die Waffenverkäufe an die Entente-Mächte entstanden war, möglichst verlängert und die an England und Frankreich gegebenen Kredite gerettet werden, die im Falle eines deutschen Sieges verloren gewesen wären.»2 Die Folge dieses Untersuchungsberichts war ein «Neutralitätsgesetz», das Kredite und Waffenverkäufe an Kriegführende verbot.
http://www.zeit-fragen.ch/ARCHIV/ZF_105c/T09.HTM


Aber so wissenschaftlich wollte ich eigentlich gar nicht sein. Ich habe es ja nur aus einer Fernseh-Dokumentation...
 
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Hier vielleicht als Anregung Auszuege der Rede, die Praesident Woodrow Wilson am 2. April 1917 vor dem Kongress hielt, und die in die Geschichte einging als Wilson's "War Message":


American ships have been sunk, American lives taken, in ways which it has stirred us very deeply to learn of, but the ships and people of other neutral and friendly nations have been sunk and overwhelmed in the waters in the same way. There has been no discrimination. The challenge is to all mankind. Each nation must decide for itself how it will meet it. The choice we make for ourselves must be made with a moderation of counsel and a temperateness of judgment befitting our character and our motives as a nation. We must put excited feeling away. Our motive will not be revenge or the victorious assertion of the physical might of the nation, but only the vindication of right, of human right, of which we are only a single champion.
...
With a profound sense of the solemn and even tragical character of the step I am taking and of the grave responsibilities which it involves, but in unhesitating obedience to what I deem my constitutional duty, I advise that the Congress declare the recent course of the Imperial German Government to be in fact nothing less than war against the Government and people of the United States; that it formally accept the status of belligerent which has thus been thrust upon it, and that it take immediate steps not only to put the country in a more thorough state of defense but also to exert all its power and employ all its resources to bring the Government of the German Empire to terms and end the war.

Quelle: http://www.lib.byu.edu/~rdh/wwi/1917/wilswarm.html
 
die zimmermann-depesche (auch wenn sie mehr vorwand denn grund war) sollte auch nicht ganz ausser acht gelassen werden.
 
Und zumindest diente sie dazu, die Oeffentlichkeit von der Notwendigkeit des Kriegseintritts zu ueberzeugen und der Regierung den Ruecken zu staerken. Hier der Inhalt der vom damaligen Aussenminister Zimmermann verfassten Depesche, die vom britischen Geheimdienst abgefangen und entschluesselt wurde:

"Wir beabsichtigen, am ersten Februar uneingeschränkten U-Boot-Krieg zu beginnen. Es wird versucht werden, Amerika trotzdem neutral zu halten. Für den Fall, dass dies nicht gelingen sollte, schlagen wir Mexiko auf folgender Grundlage Bündnis vor. Gemeinsame Kriegführung. Gemeinsamer Friedensschluss. Reichlich finanzielle Unterstützung und Einverständis unsererseits, dass Mexiko in Texas, Neu Mexico, Arizona früher verlorenes Gebiet zurückerobert. Regelung im einzelnen Euer Hochwohlgeborenen überlassen. Euer Hochwohlgeborenen wollen Vorstehendes Präsidenten streng geheim eröffnen, sobald Kriegsausbruch mit Vereinigten Staaten feststeht, und Anregung hinzufügen, Japan von sich aus zu sofortigem Beitritt einzuladen und gleichzeitig zwischen uns und Japan zu vermitteln. Bitte Präsidenten darauf hinweisen, dass rücksichtslose Anwendung unserer U-Boote jetzt Aussicht bietet, England in wenigen Monaten zum Frieden zu zwingen. Empfang bestätigen.

Zimmermann"
 
Mercy schrieb:
Und wo finde ich Belege über die "kommerzielle Seite" ?

Die ökonomischen Interessen dürften m. E. den wesentlichen Ausschlag für den Kriegseintritt gegeben haben, wenn auch nicht den alleinigen. Zur "kommeruziellen Seite" habe ich folgendes Zitat gefunden:
"Die Vereinigten Staaten erlebten seit 1913 eine wirtschaftliche Rezession, die sich zur ersten größeren Krise seit den neunziger Jahren auszuwachsen drohte. Aus dieser Lage befreiten sie im Lauf eines Jahres die gesteigerten Aufträge der Alliierten für Kriegsmaterial und Lebensmittel. Bereits 1913 waren 77 Prozent der amerikanischen Exporte an die nun alliierten Staaten und ihre Kolonien gegangen. Jetzt verschob sich schon aus rein technischen Gründen das Verhältnis weiterhin zuungunsten der Mittelmächte, deren Amerikahandel infolge der englischen Überlegenheit zur See zur quantite negligeable zusammenschrumpfte: Während der Handel mit den Mittelmächten zwischen 1914 und 1916 von 169 Millionen auf 1 Million Dollar fiel, stieg der mit den Alliierten in der gleichen Zeit von 825 Millionen auf 3,2 Milliarden Dollar. Hatte es die amerikanische Regierung unter dem Einfluss des damaligen Außenministers William Jennings Bryan zunächst abgelehnt, ihre Zustimmung zu Krediten amerikanischer Banken für die Finanzierung dieser Kriegsaufträge zu geben, so wurde diese Haltung angesichts der nahenden Erschöpfung der alliierten Gold- und Devisenreserven und der damit drohenden Einschränkung der Kriegslieferungen doch schon im Frühjahr 1915 gelockert, und bis zum Frühjahr 1917waren bereits 2,3 Milliarden Dollar an Krediten gegeben. Mehr und mehr wurde so die weitere Unterstützung der Alliierten, grob ausgedrückt, zu einem konjunkturpolitischen Problem. Man konnte gar nicht mehr zurück – oder glaubte das wenigstens-, ohne eine schwere wirtschaftliche Depression heraufzubeschwören..."
aus: Angermann, Erich: Die Vereinigten Staaten von Amerika, dtv-Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts, München 31973, S. 22f
 
Es gab mehrere Gründe für den Kriegseintritt der USA:


1. der unbeschränkte U-Boot-Krieg (1.2.1917)


2. die Zimmermann-Depesche vom 19.1.1917: Angebot an Mexiko in einen Krieg gegen die USA einzutreten; Texas, Neu-Mexiko und Arizona wurden als Kriegsbeute zugesag.


3. Eindruck der Amerikaner, dass die Deutschen keinen Remis-Frieden ("Frieden ohne Sieg") wollen und aufs Ganze gehen:

Dieser Eindruck entstand in Zusammenhang mit den Friedensbemühungen von Wilson. Dieser hatte in seiner Friedensnote vom 18.12.1916 den kriegführenden Staaten seine Vermittlung angeboten und diese um die Benennung von Kriegszielen gebeten. Die Tripelentente kam am 10.1.1917 dieser Bitte nach. Deutschland hingegen weigerte sich Kriegsziele zu nennen. Erst am 29.1.1917 wurden diese genannt und zugleich der Übergang zum unbeschränkten U-Boot-Krieg angekündigt. Da die USA für den Fall einer solchen Ausweitung des Krieges mit dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen gedroht hatten, war die deutsche Antwort in Zusammenhang mit der Zimmermann-Depesche, die noch während Wilsons Friedensbemühungen an Mexiko gekabelt wurde, gar nicht anders zu verstehen, als eine Ablehnung der amerikanischen Friedensbemühungen und als eine Brüskierung der USA.


4. Das machtpolitische Motiv für den Kriegseintritt der USA am 06.04.1917 ergab sich aus der im März 1917 verfestigenden Gefahr eines russischen Zusammenbruchs.

Nach der Februarrevolution 1917 drohte der Zusammenbruch der russischen Front. Die Amerikaner befürchteten nun, dass Deutschland zuerst über Russland und dann über Frankreich siegen wird. In diesem Fall stünden die USA und England künftig einem von Deutschland geführten europäischen Kontinentalblock gegenüber, der in aller Ruhe eine große Flotte aufbauen könnte und möglicherweise eines Tages auch England und die USA ernsthaft angreifen könnte. Diese Entwicklung sollte im Keim erstickt werden.

US-Außenminister Robert Lansing, Tagebucheintrag vom 07.04.1917: "wir durften niemals zulassen, daß der deutsche Kaiser zum Herrn Europas aufstieg, da er ansonsten die Welt beherrschen konnte und unser Land das nächste Opfer seiner Gier sein würde"

Zudem wurde nach der Februarrevolution Rußland zu den demokratischen Staaten gezählt. Nun schien es so, dass nur noch der deutsche und der österreichische Kaiser besiegt werden muß, damit die Welt einer demokratischen, vom Imperialismus befreiten Zukunft entgegensieht. Mit diesem rhetorischen Konzept verkaufte Wilson seinen amerikanischen Landsleuten den Kriegseintritt der USA als Eintritt in den "letzten Krieg". Durch einen "chirurgischen Schnitt" sollte die Welt vom Krebsgeschwür der Tyrannei ein für allemal befreit werden.
Als sich dann nach dem Krieg herausstellte, dass es im Krieg nicht nur um Moral ging, sondern auch Geld im Spiel war, waren die Amerikaner desillusioniert und wandten sich pazifistischen und isolationistischen Ideen zu. In diesem Zusammenhang muss man das "Senate munitions committee" oder "Nye-Committee" sehen. ABER man kann nicht sagen, dass die USA wegen ihren Finanz- oder Wirtschaftsbeziehungen zu England in den Krieg eingetreten sind. Ansonsten wären sie wohl schon früher in den Krieg eingetreten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hier noch ein Link zum Untergang der Lusitania.

http://www.kaiserliche-marine.de/

Die Lusitania wurde übrigens, genau wie ihr Schwesterschiff Mauretania, von Beginn an (also seit 1906) in den Schiffslisten der Marine OFFIZIELL als Hilfskreuzer geführt!

Sie fuhr übrigens NICHT unter amerikanischer Flagge!
Hätte sie es getan, wäre es ein Verstoß gegen die Seekriegsordnung gewesen!

Sehr zu empfehlen ist dazu auch das Buch von Ballard, "Das Geheimnis der Lusitania". Bis auf die Untergangsursache - die Spekulation ist und meines Wissens nach inzwischen auch widerlegt - sehr interessant und vor allen dingen aus recht neutraler Sicht aufgebaut.

Gruß,

Andreas
 
Übertrag aus dem Strang "Die Lusitania - Ein Hilfskreuzer"

Gandolf schrieb:
Arne schrieb:
Ich dachte es wäre nun wirklich alles mehrfach dazu gesagt und wir können das Thema hier abschliessen, aber nun noch einmal um das anscheinende Mißverständnis zu klären:

1) Die hohe Verschuldung GBs in den USA war nach meiner Einschätzung kein allein entscheidender Grund zum Kriegeintritt.
2) Die USA machten sich bei den hohen Schulden 1917 weniger Gedanken um einen ausgeglichenen Haushalt in GB, sondern um den Schaden, den ihre eigene Wirtschaft bei einem Ausfall davon tragen würde.

Soweit rübergekommen? Dass du diesen Aspekt verschwindend gering und ich etwas höher einschätze, hatten wir bereits festgestellt. Das brauchst du also nicht noch einmal widerholen - ich weiß das.

Meiner Meinung nach geht es bei unserem Streit auch nicht um ein Missverständnis sondern um eine Unerklärlichkeit. Anders ausgedrückt: Ich
meine, dass Du - auch nicht im Kriegseintrittsstrang - erklären kannst, worin eigentlich die eigenständige Bedeutung der Sorgen um den finanziellen Ausfall Englands liegen sollen und zwar in einem Moment, in dem die amerikanische Regierung befürchten musste, dass sich die Machtverhältnisse in Europa aufgrund der russischen Februarrevolution in Richtung eines machtpolitischen Ausfall Englands entwickeln werden. Oder gibt es etwa einen Anhalt für die These, dass die Amerikaner grundsätzlich bereit gewesen wären, den Ausfall Englands als Großmacht, nicht aber ihren Ausfall als Schuldner zu akzeptieren?

Obwohl ich mal wieder das Gefühl habe, daß wir beide uns im Kreis drehen, will ich versuchen deine Frage klar und einfach zu beantworten.

Frage: "...worin eigentlich die eigenständige Bedeutung der Sorgen um den finanziellen Ausfall Englands liegen sollen und zwar in einem Moment, in dem die amerikanische Regierung befürchten musste, dass sich die Machtverhältnisse in Europa aufgrund der russischen Februarrevolution in Richtung eines machtpolitischen Ausfall Englands entwickeln werden. "


Antwort: Die russische Februarrevolution (die ich nie erwähnte) spielt nur insofern eine Rolle, als sich die Lage für England und Frankreich 1917 zunehmend verschlechterte und die USA befürchten mußten, daß diese Länder ihre Schulden (lt. eben ergooglelten Angaben) in Höhe von ca. 10 Milliarden Dollar, nicht mehr zurückzahlen würden können, wenn sie den Krieg verlieren würden.

Die Sorge war, daß in der Folge viele Betriebe und Banken der USA diesen Ausfall nicht verkraften könnten und es zu einer Wirtschaftkrise kommen könnte. 10 Milliarden waren damals etwas mehr als heute.

Und noch einmal zum vierten oder fünften Mal: Das ist vermutlich nur ein Aspekt in den Überlegungen gewesen, die zum Kriegseintritt der USA geführt haben - sicher nicht der allein entscheidene Grund.

Ich weiß gar nicht, warum wir hier noch diskutieren. Du hast doch selbst anerkannt, daß dies ein sehr kleiner Grund zum Kriegseintritt gewesen ist. Ich schätze dieses Gewicht halt höher ein. Worum streiten wir? Um Grammangaben einer Einschätzung?
Mir scheint, du willst diesen Aspekt einfach nicht erwähnt haben, warum? Weil er die Amerikaner in einem weniger guten moralischem Licht erscheinen lässt? Weil du gern meine Beiträge zerpflückst, oder warum? Ich verstehe es nicht...:confused:
 
Wer sagt eigentlich, dass Großbritannien im Falle einer Niederlage zahlungsunfähig würde? Es war ja nicht so, dass es sonderlich unter Besatzung und Zerstörung von Industrie gelitten hätte. Vielmehr war es eines der am höchsten industrialiesierten Länder der Welt. Und ein deutscher Sieg war im Frühjahr 1917 auch nicht abzusehen. Geschweige denn der Ausfall Russlands als Verbündeter.

Was aber offensichtlich wurde, war die Bedeutung, die der amerikanische Kriegseintritt auf das Kräftegleichgewicht in Europa haben würde. Man rechnete in Washington damit, dass man mit relativ geringen militärischen Verlusten sehr großen Einfluß auf die Nachkriegsordnung in Europa gewinnen konnte. Zudem wurde deutlich, dass sich Deutschland nicht an Vereinbarungen wie das "Sussex"-Versprechen hielt und den U-Boot-Krieg wieder aufnahm. Gleichzeitig begann man in der amerikanischen Interessensphäre zu wildern (Mexiko).

Natürlich war die Entscheidung, Deutschland den Krieg zu erklären, von amerikanischen Interessen geleitet. Aber diese Interessen brauchten sich keine Sorgen über Zinsen und Tilgung zu machen. Schließlich floß ein erheblicher Teil des geliehenen Geldes direkt in die Taschen amerikanischer Unternehmer, eben jenen "merchants of death", um die es in der Nye-Kommission ging.
 
Albatros schrieb:
Wer sagt eigentlich, dass Großbritannien im Falle einer Niederlage zahlungsunfähig würde? Es war ja nicht so, dass es sonderlich unter Besatzung und Zerstörung von Industrie gelitten hätte. Vielmehr war es eines der am höchsten industrialiesierten Länder der Welt.

Gucken wir auf die wirtschaftlichen Folgen in Deutschland. Obwohl nach dem angeblichen nachsichtigem Versailler Vertrag (wieviel? ca. 90?) Jahre Zeit blieben um die Reparationen zu zahlen, kam es zur Wirtschaftskrise und Inflation.
Warum sollten die Amerikaner im Falle eines deutschen Sieges großzügigere Regelungen für GB und F erwartet haben? Sicher eher Schlimmere, schließlich waren es die bösen "Hunnen". Selbst wenn ähnliche Regelungen getroffen worden wären: Sollten die Unternehmen 90 Jahre auf ihr Geld warten? Welcher Betrieb hält das aus?


Natürlich war die Entscheidung, Deutschland den Krieg zu erklären, von amerikanischen Interessen geleitet. Aber diese Interessen brauchten sich keine Sorgen über Zinsen und Tilgung zu machen. Schließlich floß ein erheblicher Teil des geliehenen Geldes direkt in die Taschen amerikanischer Unternehmer, eben jenen "merchants of death", um die es in der Nye-Kommission ging.
Ja und wer waren denn diese Händler des Todes? Diverse angesehene Industrieunternehmen mit Tausenden Arbeitnehmern. Banken und andere Kreditinstitute auch mit vielen Arbeitnehmern. Ich denke damals gab es noch keine Hermes-Bürgschaften für Schuldausfälle gegen andere Staaten. Es hätte keine anonymen, verwerflichen bösen Buben getroffen, auf die man gern verzichtet, sondern eine ganze Reihe von Arbeitgebern.
 
Albatros schrieb:
Und ein deutscher Sieg war im Frühjahr 1917 auch nicht abzusehen. Geschweige denn der Ausfall Russlands als Verbündeter.
ging.

Also bitte.
Ein deutscher Sieg nicht, aber der Ausfall Rußlands sehr wohl.
Nach der Februar-Revolution herrschte an der Ostfront bis in den Juni 1917 praktisch Waffenruhe. Es gab Verbrüderungsszenen zwischen den Soldaten beider Seiten usw. usf. was sich erst wieder änderte, als die Alliierten und insbesondere Wilson es schafften die nachzaristische Regierung zur Fortsetzung des Krieges zu veranlassen. Die Kerenski-Offensive führte nochmals zu großen russischen Verlusten, und in der Folge zur Oktober-Revolution.

Grüße Repo
 
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