Die Wurzeln Griechenlands liegen mit Sicherheit nicht in Ägypten, denn Theater, Literatur, Demokratie, Architektur und Bildhauerei haben mit Ägypten nicht das geringste zu schaffen. Es sind reine Produkte des erfinderischen und vor allem individualistischen griechischen Geistes. Die kulturelle Entwicklung der griechischen Stadtstaaten brachte schon die Zeitgenossen zum Staunen, denn sie bewunderten gerade diese Äußerungen der Kunst und Philosophie. All das ist ägyptischen Vorstellungen diametral entgegengesetzt.
Also hier muß ich dir leider widersprechen. Irgendwie habe ich auch den Eindruck, daß du mich nicht richtig verstehst, ich will ja den eigenständigen griechischen Geist aus dem sich das Abendland formiert hat ganz und gar nicht in Abrede stellen. Daß das
Griechentum sich aber aus Ägypten nährte, ist doch inzwischen kein Geheimnis mehr. Deine Argumentation hört sich bisweilen an, als stamme sie aus dem 18 bzw. 19 Jahrhundert; zu jener Zeit nämlich versuchte man die kulturelle Leistung der Griechen aus dem orientalischen Kontext zu entreißen, um es so darzustellen als ob sie aus sich selbst entstanden ist. Die Zeiten des
Philhellenismus sind vorbei- es lebe die Forschung! ;-) Im Übrigen finde ich deinen Ausdruck der "reinen Produkte" nicht sehr glücklich gewählt. Was soll das überhaupt bedeuten? Nichts ist rein, nichts entsteht einfach so. Alle Dinge, die du genannt hast (Literatur, Architektur, Bildhauerei... etc.) haben Spuren, die sich entweder nach Ägypten, Phönizien oder Persien/Babylonien verfolgen lassen. Nur
Demokratie ist eine eigens von den Griechen hervorgebrachte Leistung. Aber auch hier muss man Einchränkungen machen, so demokratisch war das antike Griechenland gar nicht, selbst wenn sie dort
erfunden wurde. Und die athenischen Gelehrten haben sie sogar als schlechte Staatsform eingestuft und abgelehnt. Unsere heutige Demokratie hat mit der damaligen athenischen Demokratie nichts zu tun,allein das Prinzip der Partizipation haben sie gemeinsam. Im
demokratischen Athen gab es politische Willkür, Todesstrafe (wo wurde nochmal Sokrates hingerichtet??), Frauen durften keine Ämter bekleiden und schon gar nicht wählen. Wo liegt hier der große Unterschied zu einer babylonischen oder meinetwegen auch pharaonischen Despotie?
Dass es natürlich auch Kontakte der Griechen zu Ägypten gab, ist als Mittelmeeranrainer selbstverständlich. Die gab es auch zu den Etruskern, den Phöniziern, den Kretern, den Karthagern usw. Daraus kann man jedoch keine "ägyptischen Wurzeln" konstruieren. Im Gegenteil: Die Griechen drückten im Hellenismus allen anderen im östlichen Mittelmeer ihren Stempel auf und der war weiß Gott nicht ägyptisch.
Das ist sehr einfach gesagt. Das war alles ein "Geben" und ein "Nehmen". Und wenn du mal einesTages das Werk des
pater historiae (Herodot) gelesen hast, wirst du mehr verstehen. Die Griechen selbst haben nie einen großen Hehl daraus daraus gemacht, daß sie von den Äygpten viel übernommen haben.
Die ägyptische Religion ist selbstverständlich polytheistisch, was sich in jedem Lexikon und jeder Publikation nachlesen lässt. Darüber muss man überhaupt nicht diskutieren und daran ändert auch der kurfristige Sonnenkult unter Echnaton nichts.
Ich habe den Polytheismus in Ägypten nicht geleugnet, sondern lediglich auf Echnaton hingewiesen, der alle Götzen abschaffen ließ, um nur noch einen einzigen Gott zu dienen. In der Tat war das alles kurzlebig und er ist auch gescheitert, aber allen Anschein nach hat er den Anfang gemacht, somit liegt die Wiege des Monotheismus auch in
kmt (=Ägypten) ;-)
Gruß