Flußnamen - weiblich oder männlich

flavius-sterius

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Diese Woche wurde im Radio-Sender SWR 3 eine Frage gestellt, welche die "Gesellschaft für Deutsche Sprache" beantwortete.

Die Frage lautete:
Warum sind manche Fluss-Namen weiblich und andere männlich?

Antwort:
das ist halt so, dafür gibt es keinen bekannten Grund

Von den Hörern wurde dann dieses "Ergebnis" zustimmend kommentiert. Das verblüffte mich. Vor Jahren habe ich einen Vortrag von Professor Nuber mit dem Titel "Pater Rhenus - Vater Rhein" gehört. Darin hatte Prof. Nuber erläutert, dass bei den Römern alle Flüsse weiblich waren. Ausnahme waren jedoch die vier Hauptströme des Reiches:

- Tiber
- Nil
- Rhein
- ??? (habe ich vergessen, könnte aber der Euphrat gewesen sein)

Die Hauptflüsse in einem Fluss-System wurden von den Römern als männlich angesehen.

[Lediglich der Neckar (Niger) machte eine Ausnahme, der wäre auch schon bei den Römern männlich gewesen].

Ich hätte jetzt vermutet, dass dies in der Neuzeit so beibehalten worden wäre. Die großen Weltströme sind in der deutschen Sprache männlich:

- der Amazonas
- der Ganges
- der Mississippi
- der Jangtsekiang

Wobei mich an Professor Nubers These jetzt der Main irritiert. Wie hielten es die Römer mit diesem Fluss? Moenus war doch auch männlich?

Kennt Ihr eine Regel, ob Flüsse in männlicher oder weiblicher Form benannt werden. Oder ist dies wirklich willkürlich?
 
[...]
Kennt Ihr eine Regel, ob Flüsse in männlicher oder weiblicher Form benannt werden. Oder ist dies wirklich willkürlich?

Ja, daß ist schwierig zu beurteilen ... der Rhein, die Elbe ... aber da gibt es noch sin ein Problem mit dem Artikel ....bei einem Schiff ... so ist das Schiff sächlich, aber mit Namen weiblich und mit Typenbezeichnung je nachdem .... Beispiel: Das Schiff Stuttgart, die Stuttgart oder der Kreuzer Stuttgart ....

Liegt es am Wasser und der Fließrichtung?
 
Interessante Frage.

Der Inn, der in die Donau fließt wäre dann aber ein Abweichung von einer Regel, oder?

Grüße
exci
 
Hinter der Einteilung steckt schon in erheblichem Maß System, nämlich das gleiche wie bei den Tieren. Die großen, wie der Hund, sind tendenziell männlich und die kleineren, wie (Haus-)Katzen sind weiblich, die großen, mächtigen Katzen Löwe, Tiger etc, wieder männlich. Ausnahmen bestätigen die Regel. Dass ausländische Flüsse im Deutschen männlich sind, liegt daran, dass der Fluss männlich ist. Früher als man noch mehr Zeit hatte war es üblich zum Namen auch noch Fluss dazu zu sagen, wie man es bei Seen und Bächen und in anderen Sprachen (River Thames, Reka Moskwa) immer noch tut.
Und der Bach ist kein Gegenargument, weil zumindest in Süddeutschland Bäche und Bach weiblich sind.
 
Danubius/Danuvius kommt aus dem indogermanischen 'danu' (Fluss) und Hister/Ister/Istros entstammt dem indogermanischen 'heisr' (schnell, hurtig). Jedoch bin ich zuwenig mit dem indogermanischen befasst um sagen zu können in welcher Form, diese Abstammung das "Geschlecht" des Flusses beeinflusst haben könnte.
Soweit ich weiß hatten größere Flüsse immer eigene Götter (und nicht Göttinnen) und für kleinere Bäche waren Nymphen zuständig. Diese Zuordnung könnte die Benennung des Geschlechts vielleicht beeinflusst haben.
 
Ich möchte mich hier Anthropos anschließen: Die Frage nach dem Geschlecht ist kultisch/mythologisch zu beantworten, so wie auch Länder immer weiblich waren, gelten Flüsse regelmäßig als männlich und Quellen / Bächlein als weiblich. Überschwemmungen wurden auch als Vereinigung zwischen dem weiblichen Prinzip Land und dem männlichen des Wassers gesehen.
Weibliche Flussnamen findet man im Bereich der Kelten wo es auch Flussgöttinnen gegeben hat.
 
Ich möchte mich hier Anthropos anschließen: Die Frage nach dem Geschlecht ist kultisch/mythologisch zu beantworten, so wie auch Länder immer weiblich waren, gelten Flüsse regelmäßig als männlich und Quellen / Bächlein als weiblich. Überschwemmungen wurden auch als Vereinigung zwischen dem weiblichen Prinzip Land und dem männlichen des Wassers gesehen.
Weibliche Flussnamen findet man im Bereich der Kelten wo es auch Flussgöttinnen gegeben hat.

Nicht nur.

In Deutschland sind die meisten größeren Flüsse weiblich.
Von den 20 längsten sind gerade mal fünf männlich:

Donau
Rhein
Elbe
Oder
Weser
Mosel
Main
Inn
Saale
Spree
Ems
Neckar
Havel

Eger
Werra

Isar
Mulde

Leine
Lech
Aller
 
Der Ganges ist nur bei uns männlich, in Indien aber die Mutter Ganga.

Einer der berühmteste Ströme Deutschlands ist auch weiblich.
die Chemnitz=)
 
Die Chemnitz kommt von dem sorbischen Kamenica (Steinbach). Einerseits wird Kamenica wohl weiblich gewesen sein, zum anderen sind glaub ich fast alle "Bäche" weiblich.
 
Der Amazonas ist ja auch eine Verkürzung: Es müsste nämlich eigentlich Der Fluss der Amazonen heißen: río de las Amazonas, weil die Orellana-Expedition hier angeblich Frauen begegnet sein soll, die als "capitanes" den indianischen Kämpfern vorstanden und mit Pfeil und Bogen bewaffnet gewesen seien, jede dieser Frauen aber soviel Schaden angerichtet habe wie zehn der indianischen Kämpfer. Also, obwohl die Endung eigentlich morphologisch ein weiblicher Plural ist, ist es der Amazonas (auch im Spanischen als ursprünglich namensgebender Sprache und im Portugiesischen als Sprache des Staatsgebietes, durch das der Amazonas hauptsächlich fließt) männlich. Aber eben, wiel es der río de las/rio das ist.
 
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