Frage: Wiedererstarken heidnischer Bräuche nach 30jährigem Krieg?

Eine Wasserprobe soll bereits im Codex Hammurabi vorgesehen sein. Im römischen Zwölftafelgesetz (Tafel VIII) war Schadenszauber unter Strafe gestellt. Im Alten Testament findet sich die jüdische Regelung, Zauber gar mit dem Tode zu bestrafen (2 Mose 22,17).

Sogar im Ur-Nammu.

Hexerei=Schadenzauber finden wir so auch in Mesopotamien, ebenso wie bei den Hethitern. Stets geht es um um unerklärliche schadenstiftende Ereignisse, Krankheiten etc.

[Anm.:Bei Gelegenheit können wir diese historischen Betrachtungen aus dem laufenden Thema ausgliedern.]
 
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Vielleicht kann mir jemand beim Wiederfinden einer Quelle helfen; es wäre schön.
Vor Jahren bin ich einmal im Internet auf Angaben darüber gestoßen, daß kurz nach dem 30jährigen Krieg von der evangelischen Kirche in Brandenburg einige(?) Geistliche in den Spreewald geschickt wurden, um dort wieder auftauchende heidnische Bräuche zu bekämpfen.

Nach dem Frieden von Prag 1635 bekamen die beiden Lausitzen, die vorher vom habsburgischen und katholischen König von Böhmen regiert wurden, einen protestantischen Herrscher: den Kurfürst von Sachsen. (Ausnahme: Cottbus und Umgebung, das vorher schon brandenburgisch war).
Dabei scheint es nicht nur zu einer Verschärfung der Fronpflichten, sondern auch zu einer verstärkten Germanisierung gekommen zu sein. Die sorbische Sprache in Verbindung mit Katholizismus und "fremden Bräuchen" könnte von Protestanten mit dem Propagandabegriff "Heidentum" belegt worden sein.

In dieser Quelle über sorbische Musikgeschichte lässt sich ein Beispiel dafür aus dem Wendland finden:
"Bei Beerdigungen im Hannoverschen Wendland werde 'auff wendisch jämmerlich geschriehen" befand Pastor Nicolaus Rodewald (1647-74) in Woltersdorf nach seinem Amtsantritt. Anstatt die wendischen Klagelieder der Drawehnopolaben für die Nachwelt festzuhalten, trug er seinen Teil zur Germanisierung bei: Bei der Visitation 1671 gibt er an, dass er diesen Brauch, der ihm wohl heidnisch erschien, abgeschafft und durch Geläut und Gesang ersetzt habe."
(Potsdamer Beiträge zur Sorabistik, P. Kosta u. M. Norberg [Hrsg], 2000, S.10/11
http://opus.kobv.de/ubp/volltexte/2011/5084/pdf/Potsdamer_BeitrAge_zur_Sorabistik_03_2000.pdf)
 
Ein gutes Buch das ich kenne ist "Hexen unter uns" von Johann Kruse... das beschäftigt sich mit Hexenwahn und volksmagischen Vorstellungen nach den zweiten Weltkrieg, also noch VOR Wicca und der Eso-Welle der 60er Jahre...

kaum zu fassen was damals auf deutschen Dörfern los war... mir standen die Haare zu berge! Aber es handelt sich hierbei um abergläubische Auswüchse innerhalb des Christentums nicht um heidnische Religiosität.
Eine Nachbarin meiner Ur-Großmutter glaubte ernsthaft, diese hätte ihre Hühner, also die der Nachbarin, so sehr verhext, dass die Viecher keine Eier mehr hätten legen können. Außerdem wäre ihr zufolge meine Ur-Großmutter dazu imstande gewesen, Milch durch das bloße Auswringen eines nassen weißen Handtuchs zu erzeugen.
:autsch:
 
Vielen Dank Valencia!

Na das ist doch ein recht ordentlicher Hinweis... es handelte sich also um Klagegesänge der Wenden die Kirchenvertretern unchristlich erschienen... über den Gehalt dieser Gesänge oder ihre Herkunft ist damit noch nichts ausgesagt. Ich denke aber ,daß die meisten hier unideologisch sind und bewußtes Heidentum hier für eher unwahrscheinlich halten... die christianisierung fürfte im 13. Jahrhundert soweit abgeschlossen gewesen sein ,daß eine ursprüngliche Herkunft solcher Gesänge zwar möglich ist, aber ein bewußtes Heidentum in dieser Zeit eher nicht zu erwarten ist.
 
"jämmerlich...geschrien" durch "Geläut und Gesänge" ersetzt. Das deutet auf keine wendischen Klagegesänge die aufgezeichnet werden konnten sondern eher Geschrei in der Art antiker Klageweiber.
 
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In dieser Quelle über sorbische Musikgeschichte lässt sich ein Beispiel dafür aus dem Wendland finden:
"Bei Beerdigungen im Hannoverschen Wendland werde 'auff wendisch jämmerlich geschriehen" befand Pastor Nicolaus Rodewald (1647-74) in Woltersdorf nach seinem Amtsantritt. Anstatt die wendischen Klagelieder der Drawehnopolaben für die Nachwelt festzuhalten, trug er seinen Teil zur Germanisierung bei: Bei der Visitation 1671 gibt er an, dass er diesen Brauch, der ihm wohl heidnisch erschien, abgeschafft und durch Geläut und Gesang ersetzt habe."
(Potsdamer Beiträge zur Sorabistik, P. Kosta u. M. Norberg [Hrsg], 2000, S.10/11
[URL="http://opus.kobv.de/ubp/volltexte/20...ik_03_2000.pdf)"]http://opus.kobv.de/ubp/volltexte/20...ik_03_2000.pdf)[/URL]

Danke!
Ich werde mich bei meiner Suche mehr um die Kirchengeschichte Brandenburgs kümmern.
 
Jetzt hab ich eine Frage zu "wendisch". Bisher war ich der Meinung damit seien die heutigen Slowenen gemeint, da zB in der steirische Landeshymne die Untersteiermark als "Wendenland" besungen wird und es hier bei uns Dörfer mit der Ortsbezeichnung "Windisch" gibt, "Minihof" zB gibts als "Deutsch- Minihof", "Kroatisch- Minihof" und eben "Windisch- Minihof"
 
In Brandenburg und Sachsen bezeichnet Wenden die Sorben. Wendisch ist ein deutscher Begriff für Slawen.
 
Danke, das hab ich nicht gewusst; bei uns ist das vielleicht etwas anders da ja die Kroaten auch Slawen sind und von den Wenden unterschieden wurden.
 
"jämmerlich...geschrien" durch "Geläut und Gesänge" ersetzt. Das deutet auf keine wendischen Klagegesänge die aufgezeichnet werden konnten sondern eher Geschrei in der Art antiker Klageweiber.
Ich hab ja nichts darüber gesagt ob mit wendisch wendische Sprache oder "wendische Mythologie " gemeint war... allein die Parallele zu genau den von dir genannten antiken, und somit heidnischen, Klageweibern reicht ja auch schon aus.
 
allein die Parallele zu genau den von dir genannten antiken, und somit heidnischen, Klageweibern reicht ja auch schon aus.
über mehr als tausend Jahre hinweg und obendrein außerhalb des römisch-imperialen Dunstkreises?... willst du da ernsthaft eine Kontinuität konstruieren oder suggerieren? von den klass. röm. Klageweibern der Antike zu den Sorben der frühen Neuzeit???
 
über mehr als tausend Jahre hinweg und obendrein außerhalb des römisch-imperialen Dunstkreises?... willst du da ernsthaft eine Kontinuität konstruieren oder suggerieren? von den klass. röm. Klageweibern der Antike zu den Sorben der frühen Neuzeit???

Nicht dass die Wenden in dieser Tradition gestanden hätten (Klageweiber gab und gibt es in vielen Kulturen) sondern dass der Pastor dieses eventuell kannte und deshalb als "heidnisch" einstufte.
 
Klageweiber gibt es auch in Serbien mir wäre unbekannt das irgendjemand das mit heidnischen Bräuchen in Verbindung bringt.
 
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Ich kenne es aus Süditalien. Ich meine in der Bibel werden sie auch erwähnt.

Grundsätzlich gilt es jedoch als "unchristlich" da man sich ja als solcher auf das Leben danach freuen soll, für sich selbst und für die dahingeschiedenen. So zumindest laut meinem Religionslehrer in der Schule. (So richtig war ich schon damals nicht überzeugt).
 
Die Suche geht weiter.
Nachdem meine Anfrage viele Anregungen und Bemerkungen erzeugte, möchte ich als kleines Dankeschön wenigstens über einen sehr kleinen Fortschritt bei meiner Suche berichten.
Natürlich habe ich auch einigen Freunden und Bekannten per Email und Telefon meine Frage gestellt. Ein Bekannter aus Berlin hat seinerseits die Frage nach dem möglichen Wiederaufleben heidnischen Verhaltens weitergeleitet und eine Dame gefunden, die sich auch an eine entsprechende Internet-Nachricht erinnerte. Sie hat sich dann per Email mit mir Kontakt aufgenommen und mir folgende Erinnerungen berichtet.
Sie, eine im Jahr 1994 pensionierte Lehrerin für Geschichte an einem Berliner Gymnasium, ist im Jahr 1995 auf eine entsprechende Internetseite gestoßen. Es sei ein Zitat aus einem Buch über die Geschichte der Erziehungswissenschaften gewesen. Sie habe sich dann dieses Buch bei der Stadtbibliothek in Berlin-Spandau (per Fernleihe?) besorgt, weil sie sich schon immer für die Geschichte der Pädagogik interessierte.
Sie erinnerte sich deshalb deutlich an dieses Jahr, weil sie das Buch in ihren Urlaub im Herbst 1995 als Ferienlektüre in Spiekeroog mitgenommen habe. Da aber Spiekeroog sehr viel interessanter als dieses Buch gewesen sei, habe sie es nur teilweise gelesen; es sei ihr einfach zu langweilig gewesen. An folgendes Detail erinnere sie sich jedoch sehr deutlich: In dem Buch sei ein Brief eines protestantischen Pfarrers zitiert worden, in dem er um die Zuteilung von einigen geistlichen Helfern bat, weil in seiner Gemeinde „ein geschmückter Pfahl“ errichtet worden sei, den Mitglieder seiner Gemeinde besungen, angebetet und umtanzt hätten.
Naja, vielleicht war das ja auch nur ein Maibaum.
Wie dem auch sei, wir sind jetzt gemeinsam auf der Suche nach diesem verd…… Buch. Die Suche ist dadurch etwas schwieriger, weil die genannte Dame zu ihrer Entschuldigung ihrer verringerten Erinnerung einen kleinen Schlaganfall vor zwei Jahren anführt. (Kann ich gut verstehen.)
Bitte, haltet mir den Daumen.
 
Das mit dem geschmückten Pfahl ist interessant... allerding weiß ich daß ich auf einer Kinderfreizeit als ich klein war mal mit dem Totempfahl von Playmobil gespielt habe... der Pfarrer der die Freizeit begleitete fragte mich als er das sah entsetzt "ist das etwa einb Götze"?
 
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