Friedrich II und Immanuel Kant

Little_Tiger

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Heute sah ich zufällig eine Doku über den preußischen Philosophen Kant.

Obwohl Kant zu seinen Lebzeiten ein hochangesehener Professor und Denker war,
wurde er nicht zu den "Tafelrunden auf Schloss Sanssouci" von Friedrich II eingeladen.

Gab es hierfür einen Grund????
 
Könnte mir vorstellen, dass Friedrich II. Kriege um Schlesien nicht so unbedingt gut mit Kants Moralphilosophie korrespondierten und sich die beiden Herren deswegen möglicherweise eher nicht so gut verstanden hätten.

Sonst dürfte dem auch im Weg gestanden haben, dass Friedrich II. wohl sehr auf die franzöische Kultur fixiert war und was hinsicht zu seiner Zeit im deutschsprachigen Raum so passierte, nicht so unbedingt im gleichen Maße schätzte.
 
Das könnte ja sein, dass Friedrich II und Kant sich nicht verstanden hätten.
Aber soviel ich weiß, gab es ja gar keinen Kontakt.
Wurde nicht über Kant's Werke in Potsdam geredet???

Das mit der französischen Kultur ist natürlich ein Punkt.
Aber
"Friedrich korrespondierte mit Voltaire, den er mehrmals traf. Im Jahre 1740 war Voltaire 14 Tage lang auf Schloss Rheinsberg zu Gast. Wie schon in Rheinsberg umgab sich Friedrich auf Schloss Sanssouci mit intellektuellen Gesprächspartnern, die abends zur Tafelrunde erschienen. Gäste waren George Keith und sein Bruder, der Marquis d’Argens, Graf Algarotti, La Mettrie, Maupertuis, Graf von Rothenburg, Christoph Ludwig von Stille, Karl Ludwig von Pöllnitz, Claude Étienne Darget und Voltaire.[52] "

Da waren auch Deutsche dabei.

Quelle:
 
Ganz nassforsch würde ich sagen: die Reise von Königsberg nach Pottsdam war zu weit und dass Kant nie seine Stadt verließ, geradezu sein Markenzeichen.

Genauer beschreibt es www.preussenchronik.de :

1. Schlag:
Am 8.April 1756 bewirbt sich Kant in einem Schreiben an König Friedrich II. um die Professur für Logik und Metaphysik an der Königsberger Uni. Der Brief beginnt mit der Anrede "Allerdurchlauchtigster Großmächtigster König, Allergnädigster König und Herr" und erhält den lakonischen Kanzleivermerk “soll nur ad Acta gelegt werden".

2. Schlag:
Im gleichen Jahr versucht Kant in einem Aufsatz über das Erdbeben von Lissabon, vor einem neuen Krieg zu warnen. Friedrich II. beginnt den 3.Schlesischen Krieg und Kant wird abgelehnt.

3. Schlag:
Als ein Jahr später die Russen Königsberg besetzen, leisten alle Einwohner der Zarin Elisabeth Petrowna den Treueeid. Auch der Dozent Kant.

Resultat:
Gerade mal zum Hilfsbibliothekar bringt es Kant 1765 unter dem König.
Immerhin:
Erst 1770 quittiert der König einen ministeriellen Vorschlag, Kant zum Professor für Logik und Metaphysik zu berufen. Andere Äußerungen Friedrichs zu Kant sind nicht bekannt.
 
Ganz nassforsch würde ich sagen: die Reise von Königsberg nach Pottsdam war zu weit und dass Kant nie seine Stadt verließ, geradezu sein Markenzeichen.

Genauer beschreibt es www.preussenchronik.de :

1. Schlag:


2. Schlag:


3. Schlag:


Resultat:

Immerhin:
Wenn ich das richtig interpretiere, war Kant in seiner Zeit ein 'kleines Licht', für den die Herren in Potsdam kein Interesse hatten.

Liege ich da falsch?
 
Die von Eumolp zitierten Passagen beziehen sich nur auf die Zeit bis 1770. Kants wohl wichtigstes Werk, die Kritik der reinen Vernunft, erschien 1781.
Fr. II lebte bis 1786, da war der Ruhm Kants als herausragender Philosoph noch nicht allzu weit gedrungen. Im Grunde erlebte Fritz den Kant in seiner vorkritischen und damit weniger interessanten Zeit. Für Fr. II damit kein Markenzeichen.
Die KdrV war zunächst einmal ein publizistischer Fehlschlag: man legte sie weg, weil unverständlich (so bereits Freund Mendelssohn). Die Schrift dümpelte vor sich hin, fand hier und da Kritiker, aber wenig Zuneigung, bis 1786 Reinhold (also im Todesjahr Fr. II) die KdrV popularisierte. Für die Pottsdamer Runde schon zu spät.
Kant war also 1781 keineswegs ein neuer Stern am Gelehrtenhimmel.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn schon die die „Kritik der praktischen Vernunft“ anfangs dümpelte, so haben die Königsbergerklopse von Beginn an gemundet.

Immanuel Kant, durch den die Königsberger Universität im 18. Jahrhundert zu einem Zentrum der idealistischen Philosophie wurde, bewirtete seine Gäste des Öfteren mit den Klopsen und so wurden sie national und vielleicht auch international bekannt.
 
Immanuel Kant, durch den die Königsberger Universität im 18. Jahrhundert zu einem Zentrum der idealistischen Philosophie wurde, bewirtete seine Gäste des Öfteren mit den Klopsen und so wurden sie national und vielleicht auch international bekannt.
Wörtliches Zitat aus:
...und dort wird keine Quelle zu Kant und Klopsen angegeben ..

Wenn ich mich richtig erinnere, erwähnt Heinrich Heine in Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland – Wikipedia spaßeshalber, dass Kant gerne Senf zubereitet hat (als Hobby)

Soweit zum historisch und geistesgeschichtlich gewiß zentralen Themenkomplex "Kannte Kant Kulinarik? Klare Kante, kritisch kontra Königsberger Klopse" ;) :p :D:D:D (da muss sich Tacitus warm anziehen angesichts dieser brillanten neunfachen Alliteration)

Ansonsten kursiert, dass er sich zeitweilig sein Studium mit Billardspiel finanziert habe. Spaß beiseite: Heine über Kant ist sehr lesenswert!
 
Entschuldige bitte dass ich „reine“ nicht dazu geschrieben habe.

Was die Königsbergerklopse anbelangt findet man ja oft im Netz das I. Kant diese mitbekannt machte.
Ich habe ja auch nicht geschrieben dass er diese erfunden hat.

Ich hatte ja so geschrieben: , bewirtete seine Gäste des Öfteren mit den Klopsen und so wurden sie national und vielleicht auch international bekannt.

Hier ein Link vom Kölner Studierendenwerk:

Königsberger Klopse
 
Zuletzt bearbeitet:
Screenshot_20240423-205950.png
 
Jetzt wissen wir also mehr über die Königsberger Klopse, wenn das alles zutrifft und keine Werbung ist.
Am Ende ist es vielleicht so, dass Kant dem König angeboten hatte, Königsberger Klöpse zuzubereiten, der König aber dankend abgelehnt hat, und so kam es zu keiner Potsdamer Tafelrunde. Verstehen könnte ich ihn, da ich die Kapern darin auch nicht mag ^^.

Der Verweis von Heine's Geschichtsbuch ist nicht schlecht, belegt sie doch meine Angabe, dass die KdrV erst einige Jahre später bekannt wurde. Heine schreibt:
Lessing starb zu Braunschweig, im Jahr 1781, verkannt, gehaßt und verschrieen. In demselben Jahre erschien zu Königsberg die »Kritik der reinen Vernunft« von Immanuel Kant. Mit diesem Buche, welches durch sonderbare Verzögerung erst am Ende der achtziger Jahre allgemein bekannt wurde, beginnt eine geistige Revolution in Deutschland,...
Wobei man Heines Hintergedanken richtig verstehen muss: er will uns nämlich mitteilen, dass erst 1789 (also dem Jahr der Fr. Rev.) die KdrV berühmt wurde. Davon handeln dann ganze Abschnitte, wo er Robespierre mit Kant vergleicht. Die Kritik an Kant wird ganz offenbar, wenn er seinen schlechten Stil bemängelt und ihm bescheinigt, kein Genie gewesen zu sein, was ihm wiederum mit Robespierre gemeinsam ist.

Zu den Kochkünsten Kants habe ich bei Heine nichts weiter gefunden als diese lapidare negative Auskunft:
Zum Glück mischte sie [die KdrV] sich nicht in die Kochkunst.
Immerhin erwähnt Fichte in Briefen, die Heine ausgiebig zitiert, wie oft er bei Kant zum Essen eingeladen war, leider ohne die Angabe des Menus.
 
Zu den Kochkünsten Kants habe ich bei Heine nichts weiter gefunden
irgendwo bei Heine finden sich satirische Späße über Kants Diener (ich glaubte, das sei in seiner Geschichte der Philosophie / Salon) und wenn ich mich richtig erinnere, war da auch was über Kants (angeblichen) Spleen mit dem Senf anrühren - vielleicht finde ich das noch (?)
 
Das Mahl begann immer mit einer Suppe. Diese war meist mit mürbem Rindfleisch durchsetzt, wozu Kant immer selbst präparierten englischen Senf zu sich nahm.[A 4]
Kants Tischgesellschaften waren immer eine Komposition von Lieblingsgerichten und Lieblingsweinen, Lieblingsgästen und Lieblingsthemen. Zu den Lieblingsgerichten Kants zählten Kabeljau, Teltower Rübchen, Dicke Erbsen mit Schweineklauen etc. Zu den Lieblingsweinen zählte Grünstädter Wein[14] Diesen Wein dürfte ihm im fernen Königsberg vermutlich sein aus einer dort ansässigen Wirts- und Weinhändlerfamilie stammender Freund Johann Conrad Jacobi besorgt haben. Daneben schätzte er aber auch den Médoc aus Bordeaux; Bier verabscheute er.
zitiert aus Kantiana – Wikipedia
...offenbar keine Königsberger Klopse bei Kant, aber selbst gerührten Senf.
 
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