Gab es im Alten Rom keine Astronomen?

Divico

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Wenn die Römer, wie hier andernorts von einem namhaften Mitglied zu lernen war, mit ihrer Groma nur Winkel von 90°, und noch dazu nur auf einer Ebene messen konnten, wären astronomische Messungen außer in recht unwahrscheinlichen Extremfällen (Polarstern am Nordpol) unmöglich gewesen.

Waren die Römer also die einzige Hochkultur ohne Astronomiekenntnisse?
 
Ich zitiere gern hier noch einmal die Passage, die sich auf Landvermessung (Limitation) und nicht auf Astronomie bezieht:

Apropos Wilkenburg, Anreppen und Hedemünden

"Da sich der (ohnehin nur nördlich der Alpen verbreitete) vermeintliche 'Theodolit' des römischen Feldmessers als ungeeignet für die Bestimmung fast aller - auch und gerade rechter und halber rechter - Winkel erwiesen hat und da Verfahren der praktischen Messung 'schiefer' Winkel durch die Agrimensoren nicht belegt sind (ja nicht einmal solche für die theoretische Berechnung), zeigt sich, daß die Erfassung des Raums durch die Gromatiker allein mittels der Festlegung von Rechtecken, insbesondere Quadraten in der Fläche erfolgte.
Eine Verbesserung der auf diese Weise in der Praxis erreichbaren Genauigkeit erfolgte letztlich erst durch die in der frühen Neuzeit eingeführte trigonometrische Vermessung (Triangulation), welche bei den Landvermessern sowohl die theoretische Kenntnis der Trigonometrie voraussetzt als auch die praktische Möglichkeit der genauen Bestimmung von Winkeln möglichst auch über große, nicht mit dem bloßen Auge, sondern nurmehr mittels Fernrohren überschaubare Entfernungen - also Geräten, die in der Antike nicht zur Verfügung standen.

...
So bleibt also festzuhalten, daß die Agrimensoren für die praktische Erfassung des Geländes keine anderen als rechte und halbe rechte Winkel zur Verfügung standen - und ihnen zu diesem Zweck in der Praxis auch ausreichten. Größere Gebiete werden bei diesem Verfahren nämlich durch die einfache Addition der Vermessungsquadrate erfaßt, was ja die Limitationen belegen."

Dazu ergänzend Brodersen, S. 197:
"Diese Verfahren der Geländeaufteilung in Rechtecke oder Quadrate und die dafür benötigten Instrumente sind so einfach und so sicher, daß sie in der gesamten griechisch-römischen Antike in der Praxis nicht verbessert werden mußten...

Die von Heron von Alexandria (1. Jh. n. Chr.) ... beschriebene Dioptra, mit der Winkelmessungen möglich waren (...) wird in den Texten der römischen Agrimensoren nie erwähnt; ihr praktischer Einsatz ist nicht belegt.


Gerne erwarte ich nun Beiträge zur römischen Astronomie.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn die Römer, wie hier andernorts von einem namhaften Mitglied zu lernen war, mit ihrer Groma nur Winkel von 90°, und noch dazu nur auf einer Ebene messen konnten, wären astronomische Messungen außer in recht unwahrscheinlichen Extremfällen (Polarstern am Nordpol) unmöglich gewesen.

Waren die Römer also die einzige Hochkultur ohne Astronomiekenntnisse?

zum rechten Winkel und praktischen möglichen Unterteilungen mittels mehrerer Rechtecke:*
Beispiel:
The Roman Centuriated Landscape: Conception, Genesis, and Development as Inferred from the Ager Tarraconensis Case on JSTOR
oder
Roman Surveyors in Corinth on JSTOR

Centuriation - Wikipedia

Zur römischen Astronomie bin ich auf Literaturhinweise gespannt.


* wie oben von Sepiola zum Verfahren der Unterteilung in Rechtecke/Quadrate bereits erwähnt.
 
Zur römischen Astronomie bin ich auf Literaturhinweise gespannt.

Zur römischen Astronomie kann ich leider nichts beisteuern, nur zum Zusammenhang zwischen Landvermessung und Kosmologie:

Wolfgang Hübner, Himmel und Erdvermessung. In: Die römische Feldmeßkunst, Interdisziplinäre Beiträge zu ihrer Bedeutung für die Zivilisationsgeschichte Roms, Hrsg. Okko Behrends und Luigi Capogrossi Colognesi, Göttingen 1992:

"Was Platon verachtete, war eine Stärke der Römer: die praktische Feldmeßkunst. Dennoch finden wir bei aller Praxisnähe auch in den technischen Schriften der Gromatiker immer wieder Hinweise auf das damals geltende Weltmodell: Die Kosmologie war Teil des gromatischen Regelwissens. Ob sich die praktizierenden Mensoren auch daran hielten, wird schon in der Antike und erst recht in der modernen Forschung bestritten."
 
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