Gezähmte Hyänen?!

Hallo!
Ich würde eher vermuten, dass das Relief eher eine Form der Zähmung, durch Zwangsfütterung zeigt, als eine Mast zu Speisezwecken.
Mit gefesselten Beinen und dem Ägypter, der ihr auf en Rücken gedreht das Fleisch in den Rachen stopft?
Die Vermutung liegt nahe, dass diese gefangenen Wildtiere den gleichen Zweck erfüllten wie die Hyänen. Die Hieroglyphen kann ich aber nicht lesen.

HIER (Mastaba des Mereruka, AR) ist als Szenenüberschrift mit Hieroglyphen geschrieben:
wS(A) HT.t - "Das Mästen der Hyäne".

Im Zettelarchiv des TLA (Dokument DZA 22.617.000) ist die übersetzte Inschrift zu einer gleichen Szene (Mastaba Kagemni, AR) zu finden:
"Das Halten der Hyäne zur Mästung seitens des Hirten".
 
Christoffer Theis schreibt in seinem Artikel "Erdwolf oder Schwein? Ein Vergleich von Archäologie und schriftlichem Material", dass in der Hierogylpheninschrift eindeutig von einer weiblichen Hyäne die Rede ist.
Hierzu ist anzumerken, dass die alten Ägypter eben nicht der Meinung waren, dass Hyänen Zwitter seien. Hinweise auf diesen Aberglauben, der bereits durch griechische und römische Autoren überliefert ist, fehlen im Alten Ägypten.

Das Hauptthema des Aufsatzes ist jedoch das ägyptische Wort "hdr", welches sowohl Schwein, als auch Erdwolf (zuweilen auch Wüstenspringmaus oder Leopard) bedeuten könne. Es zeigt einmal mehr wie unkonkret das Medium Sprache bei der Unterscheidung der Tierarten sein kann. Theis führt den Bedeutungswandel darauf zurück, dass der Erdwolf aus der ägyptischen Landschaft mit der Ausbreitung der Wüste und dem Verschwinden der nordafrikanischen Savanne in Ägypten verwunden sei. Der Kontext weist daraufhin, dass mit "hdr" als Schwein das Wildschwein gemeint sein kann.
Ob die Verwendung des gleichen Wortes für Erdwolf und Wildschwein auf etwas mit der gleichen Nutzung als Schlachtvieh zu tun hat? Optische Ähnlichkeit ergibt sich natürlich durch Mähne. Wildschwein und Streifenhyäne sind Allesfresser.

Eines der Grundprobleme bleibt jedoch stets außer Acht. Auch der Erdwolf ist eine Hyäne. Der Erdwolf wird auch Zibethyäne genannt und ist von der Streifenhyäne nur schwer zu unterscheiden. Ob die Alten Ägypten immer zwischen Erdwolf und Streifenhyäne unterscheiden haben, entzieht sich meiner Kenntnis. Welche Hyäne meinten die Alten Ägypter?

Der wesentliche äußere Unterschied zwischen Steifenhyäne und Erdwolf ist die Größe. (Die Größenverhältnisse sind in der ägyptischen Kunst häufig nicht realistisch abgebildet.) Außerdem hat der Erdwolf ein zurückgebildete Gebiss.

Einmal davon ausgegangen, dass die Ägypter mit der Hyäne die Zibethyäne (Erdwolf) meinten:
Gerade das zurückgebildete Gebiss des Erdwolfs könnte die Stopfszene erklären. Der Erdwolf ernährt sich in der Natur auschließlich von Termiten. Sein Gebiss, insbesondere die Reißzähne sind zurückgebildet. Er kann sich nicht einfach von rohem Fleisch ernähren. (Ganz anders die Streifenhyäne: Sie hat eines der stärksten Gebisse und den Säugetieren und kann Knochen zerbeißen.)
Es ist daher nötig den Erdwolf portionsweise mit gekochtem Fleisch zu ernähren.

Im Zettelarchiv des TLA (Dokument DZA 22.617.000) ist die übersetzte Inschrift zu einer gleichen Szene (Mastaba Kagemni, AR) zu finden:
"Das Halten der Hyäne zur Mästung seitens des Hirten".
Die Nennung der Hirten ist sehr interessent. Es sind Hirten, keine Jäger. Der Kontext ist also keinesfalls die Jagd!
Hirten galten im alten Ägypten als unrein. Es liegt nahe, dass Hyänen ähnlich wie Schweine im Alten Ägypten als unrein galten.
 
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Gerade das zurückgebildete Gebiss des Erdwolfs könnte die Stopfszene erklären. Der Erdwolf ernährt sich in der Natur auschließlich von Termiten. Sein Gebiss, insbesondere die Reißzähne sind zurückgebildet. Er kann sich nicht einfach von rohem Fleisch ernähren. (Ganz anders die Streifenhyäne: Sie hat eines der stärksten Gebisse und den Säugetieren und kann Knochen zerbeißen.)
Es ist daher nötig den Erdwolf portionsweise mit gekochtem Fleisch zu ernähren.....

Insektenfresser haben schnell Probleme mit der Nahrungsumstellung, der australische Dornteufel z.B. bekommt Schwierigkeiten, wenn er in Gefangenschaft nicht seine gewohnte Ameisendiät bekommt. Das Skelett der Insekten erfordert eine gewisse Anpassung des Verdauungssystems, so daß es gesundheitliche Probleme gibt wenn der Magen "zu wenig zu tun" bekommt. Die in der Sonne aktiven Termiten die ich gesehen habe hatten dicke Panzer, anders als die zarten nachtaktiven Vettern.

Möglich, dass Erdwölfe sich deshalb schwer taten mit der Futterumstellung. Allerdings werden sie auch als Zootiere gehalten und vermehren sich sogar. Leider, denn ich finde eure These mit dem Erdwolf sehr elegant.
 
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Hierzu ist anzumerken, dass die alten Ägypter eben nicht der Meinung waren, dass Hyänen Zwitter seien. Hinweise auf diesen Aberglauben, der bereits durch griechische und römische Autoren überliefert ist, fehlen im Alten Ägypten.
Die Römer und Griechen können damit nur die Tüpfelhyäne gemeint haben, denn nur bei dieser Art sehen die äußeren Geschlechtsteile bei männlichen und weiblichen Tieren fast identisch aus. hier die schematische Darstellung einer weiblichen Tüpfelhyäne https://evolhappens.files.wordpress.com/2013/06/female_hyenas-001.png
Da sind Laien von heute auch mit der Unterscheidung überfordert.
Weder Typfel, oder Schabrackenhyäne noch der Erdwolf hat solche sonderbaren Geschlechtsorgane. Bei diesen Arten sind männliche und weibliche Individuen gut auseinanderhaltbar.


Der wesentliche äußere Unterschied zwischen Steifenhyäne und Erdwolf ist die Größe. (Die Größenverhältnisse sind in der ägyptischen Kunst häufig nicht realistisch abgebildet.) Außerdem hat der Erdwolf ein zurückgebildete Gebiss.

Einmal davon ausgegangen, dass die Ägypter mit der Hyäne die Zibethyäne (Erdwolf) meinten:
Gerade das zurückgebildete Gebiss des Erdwolfs könnte die Stopfszene .
Auf der ägyptischen Darstellung von der Fütterung der Hyäne ist ein richtiges Raubtiergebiss dargestellt, zur Streifenhyäne und nicht zum Erdwolf passt. Auch die gedrungene Gestalt des Tieres deutet vielmehr auf Erstere hin. Einen Insektenfresser würde man eher mit einem Brei als mit stückiger Nahrung füttern.
Ich halte das Stopfen eines Fleischfressers für ziemlichen Unsinn. Das würde so einfach nicht funktionieren und wäre vielleicht über eine Art Rohr, welches bis in die Speiseröhre führt möglich aber mit reinem, ins-Mal-stecken geht das niemals. Das Tier würde es einfach nicht schlucken oder es mit seiner kräftigen, beweglichen Zunge aus seinem Maulwinkel wieder hinausbefördern. Auch beherrschen Hyänen das bewusste herauswürgen von Nahrung für ihre Jungen.
Deshalb halte ich das für eine Fütterung mit freiwilliger Futteraufnahme.
 
Auf der ägyptischen Darstellung von der Fütterung der Hyäne ist ein richtiges Raubtiergebiss dargestellt, zur Streifenhyäne und nicht zum Erdwolf passt.
Die abgebildeten Zähne sind ein wunder Punkt in meiner Argumentation.

Zum Nachvollziehen hier ein paar Bilder aus Wikipedia:
Schädel Erdwolf
Schädel Streifenhyäne

Die Backenzähne des Erdwolfs sind winzig. Die Eckzähne hingegen sind kaum reduziert und haben für Rangkämpfe durchaus noch eine Funktion.

Brentjes argumentiert insbesondere mit den fehlenden Backenzähnen. Nur so sei das Anlegen eines Halfters möglich.
[QUOTE="Brentjes (1965, S. 311)]Im großen „Hyänenfries" des Ka-gemni-Grabes (Wreszinski, III, 587) wird ein Erdwolf mit einem Strick um den Unterkiefer vorgeführt - eine Halteweise, die bei dem Gebiß der Streifenhyäne kaum möglich sein dürfte. Hingegen wird der Ausfall mehrerer Backenzähne für den Erdwolf wiederholt berichtet (Hilzheimer, 1915, S. 37-38)[/QUOTE]

Die Abbildungen des Kagemni-Grabesbleiben rätselhaft.
Ganz links sind drei mit Halsband angeleinte Tiere mit Hängeohren. In der Mitte sind zwei liegende Tiere. Ganz rechts ist ein Tier mit Halfter. Besonders bemerkenswert sind die dargestellten Ohren.

Hier wird die ganze Szene beschrieben: On the unlikelihood of hyena domestication. Or: No, you can’t have one.

Dort zu lesen: In this scene the hyenas are depicted with lop ears, a decision Legge believes may have been made in order to show the “supplication” of the animals, who in their desire to be fed more resemble domesticated animals than wild beasts.
Die Ohrenhaltung wäre demnach eine Art Unterwerfungsgeste.
 
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Hier habe ich ein paar interessante Aufnahmen von den Hausa, einem Volk in Nigeria, die als Gaukler umherziehen und wegen ihrer Tiere Hyänenmenschen genannt werden. Sie sind besonders stolz darauf,dass sie dazu in der Lage sind, die schwer zu bändigenden Tiere gezähmt zu haben. Offenbar sind aber einige der Hyänen nur mit Maulkorb zu führen.
Hier handelt es sich allerdings um Tüpfelhyänen. Wenn Menschen diese gefährliche Hyänenart an der Leine führen, spricht meiner Ansicht nach nichts dagegen dagegen, dass es die alten Ägypter nicht ähnlich gemacht haben, nur mit anderen Hyänenarten.
http://23.253.41.33/wp-content/uploads/10.208.149.45/uploads/2014/07/hiena3.jpeg
http://media1.faz.net/ppmedia/aktue...9067/default/mallam-mantari-lamal-und-die.jpg
http://www.italiangirlaround.it/wordpress/wp-content/uploads/2015/07/Foto-27-07-15-18-51-15.jpg
https://www.allmystery.de/i/tFKwIaX_0717pod9-800x551.jpg
http://23.253.41.33/wp-content/uploads/10.208.149.45/uploads/2014/07/hiena2.jpeg
 
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