Es ist nicht so, dass ich Herrn Knopp für einen absoluten Gewinn im Kreise der Historiker halte, dazu ist er zu kommerziell ausgerichtet und geneigt, Dinge zu biegen.
Die Liste der Personen, die keinen Gewinn für die Darstellung von Geschichte darstellen, ließe sich deutlich erweitern und vor allem ließen sich deutlich negativere Beispiele finden wie Knopp.
Knopp schreibt populärwissenschaftlich und Geschichte wird aus seiner Sicht zur Geschichte einzelner handelnder Subjekte, eine Auffassung von Geschichte, die zu hinterfragen wäre.
Der Behauptung, er würde Dinge verbiegen, würde ich im Prinzip widersprechen. Zumindest in dem Sinne, dass er die zentralen Interpretationslinien der akademischen Historiographie nicht verläßt und durchaus im Detail zu einer Vereinfachung neigt. Und dieses halte ich im Rahmen einer Doku für eine verantwortbare künstlerische Freiheit.
Im Rahmen eines Selbstversuchs sollte jeder mal versuchen, einen historischen Sachverhalt als Storyboard bzw. Drehbuch zu schreiben. Dann relativiert sich manches an Kritik!
Die generelle Problematik der Vermittlung von historischen oder aktuellen Inhalten bzw. Ereignissen im Film (und ein Großteil der Tätigkeit von Knopp ist multimedialer Natur) ist seit Bernhard Wembers-Analyse über den Nordirland Konflikt sehr deutlich geworden.
Erinnerungsarbeit im Fernsehen: das ... - Google Bücher
Und auch seit Wember ist deutlich geworden, und das ist sicherlich eine der stärksten Rechtfertigungen für Knopp, in welch geringem Maße Informationen durch den Rezipienten einer Sendung reproduzierbar behalten werden.
In diesem Sinne müßte man erst einmal über die "Wirkungsforschung" nachdenken, welche Formen von Lernen ich durch populärwissenschafltiche Vermittlung erzielen möchte.
Und bei diesem Ansinnen steht Knopp in einem deutlichen Gegensatz zu einer Reihe von revisionistischen Gesinnungshistorikern und sollte m.E. zwar eine kritische fachliche Bewertung im GF erhalten, aber auch die Solidarität gegenüber Kritikern, nicht selten aus einem rechten Lager.
Deswegen schätze ich persönlich sein bildungspolitisches Anliegen, Geschichte unters Volk zu bringen und es ärgert mich persönlich, wenn er vorschnell zu einem beliebten Bashing-Objekt gemacht wird!