Gutes Überblickswerk zu den Kreuzzügen

Pausanias

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Moin,
ich belege im nächsten Semester ein Seminar zum Thema Kreuzzüge und wollte mich schonmal ein bisschen vorab informieren. Was könnt ihr für Überblickswerke empfehlen?
 
Standardwerk, weniger über die Kreuzzüge an sich als über den ideologischen Weg dorthin, ist, trotz der Jahreszahl(!), Carl Erdmannn, Die Entstehung des Kreuzzugsgedankens. Stuttgart 1935.
Eines der bekanntesten Überblickswerke ist Steven Runciman: Geschichte der Kreuzzüge. München 2001. Für die schnelle Lektüre aus der Beck'schen Reihe: Peter Thorau, Die Kreuzzüge. München 2012.
Die arabische (≠ muslimische) Sichtweise nimmt Amin Maalouf ein in Der Heilige Krieg der Barbaren. Die Kreuzzüge aus der Sicht der Araber. München 1996. Eine gute arabische Quellenedition bietet Francesco Gabrieli in Die Kreuzzüge aus arabischer Sicht. Augsburg 1976. Von fast allen Büchern gibt es zahlreiche Neuauflagen.
 
Danke. Da sind ja einige interessante Bücher dabei. Vor allem, die die arabische Sicht beleuchten, hören sich interessant an
 
Wobei der Begriff ḥarb(un) ṣalībiyya(tun) (حَرْبٌ صَلِيبِيَّة) von ṣalīb(un) (صَلِيب, Kreuz) erst mit europäischer Historiographie im 19. Jhdt. in die arabische Welt kam. Die Araber nannten die Kreuzzüge "fränkische Kriege" (حروب الفرنجة, ḥarūb(u) 'l-firanǧa(tun)) und diese hatten bis ins 19. Jhdt. historiographisch eine eher untergeordnete Bedeutung. Ein viel schlimmerer Einbruch in die arabische Welt in der zeitgenössischen Wahrnehmung waren die seldschukischen (wobei die ja muslimisch waren, was heute dann eher wahrgenommen wird) und die mongolischen Einfälle, wobei die Timuriden dann am Ende ja auch muslimisch waren. Wenn man mal vom Massaker in Jerusalem 1099 absieht (dem unterschiedslos Einwohner Jerusalems aller Religionen zum Opfer fielen), konnten Muslime in den Kreuzfahrerstaaten recht gut leben. Es gibt da eine ganz witzige Quelle, wo ein arabischer (andalusischer) Autor (leider habe ich ihn gerade nicht parat, Usama ibn Munqidh ist es nicht, der war Syrer und kein Andalusier) die Christen verflucht und gleichzeitig berichtet, dass die Christen, als sie durch das Königreich Jerusalem reisten, sie absolut korrekt behandelten und die muslimischen Händler entsprechend islamischer Rechtspraxis besteuerten. Ich führe diese diskrepante Beurteilung der Christen auf die Situation in Spanien, als der Heimat des Autors zu diesem Zeitpunkt zurück.
 
Auch sehr gut, weil beide Seiten betrachtend: Die Kreuzzüge - Krieg im Namen Gottes, von Peter Milger. Es ist zwar kein wissenschaftliches Buch, aber dennoch hervorragend geschrieben und mit Zitaten der zeitgenössischen Autoren belegt.
 
Den Peter Milger würde ich auch empfehlen ... und wenn ältere Literatur kein Problem ist, auch Hans Eberhard Mayer: Geschichte der Kreuzzüge.
Sehr zynisch und kritisch gegenüber der Kirche und der Kreuzzugsidee, aber gespickt mit Quellen: Peter Wollschläger: Die bewaffneten Wallfahrten gen Jerusalem.
Wenn Englisch kein Problem ist: Christopher Tyerman: God's War (von 2006 und damit das aktuellste, das ich im Moment zur Hand hab).
 
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