Helmut Berve

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Gast

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Hallo!

Wer kann mir Näheres über den Lebensweg des Althistorikers Helmut Berve mitteilen?

Vielen Dank für die Hilfe!

Dagmar
 
Gast schrieb:
Wer kann mir Näheres über den Lebensweg des Althistorikers Helmut Berve mitteilen?
Hallo Dagmar,
zwei Hinweise:
eine Rezension zu HARTMUT LEHMANN, OTTO GERHARD OEXLE (Hrsg.): Der Nationalsozialismus in den Kulturwissenschaften zur Zeit des NS-Systems
Rezension
und
Christ, Karl, Helmut Berve. In: Ders., Neue Profile der Alten Geschichte, Darmstadt 1990, S. 125-187;
Rebenich, Stefan, Alte Geschichte zwischen Demokratie und Diktatur. Der Fall Helmut Berve. In: Chiron 31 (2001), S. 457-496.
 
Mercy schrieb:
Christ, Karl, Helmut Berve. In: Ders., Neue Profile der Alten Geschichte, Darmstadt 1990, S. 125-187;
Dieser Aufsatz fiel mir heute abend in die Hände. Ein Fazit von Karl Christ lautet:

Berves Entwicklung war von einer seltenen Konsequenz. Sein sehr persönlicher Versuch einer erneuten, gegenwartsbezogenen Vitalisierung der Geschichte des Altertums entsprach zunächst, im Vorfeld der nationalsozialistischen Machtergreifung, weithin verbreiteten Überzeugungen des Bürgertums und der konservativen Kreise innerhalb der Weimarer Republik. Nicht zuletzt deshalb fanden seine Schriften starke Beachtung. Doch dieser Weg führte Berve weiter und schließlich zur aktiven Identifikation mit dem nationalsozialistischen System. Daß gerade er, ein angesehener Fachmann von hohem wissenschaftlichen Niveau und ein sehr erfolgreicher Hochschullehrer, die Grundsätze der Rassenlehre in seiner Disziplin duchzusetzen versuchte und zum Beispiel Sparte in extremer Weise idealisierte, sollte sich als verhängnisvoll erweisen.

Von Berves Apologeten [A. Heuß] darf nicht vergessenwerden, daß Berves Geschichtsbild und Berves Wertungen mit den Boden dafür bereitet haben, daß die Machtpolitik und die inhumanen Maßnahmen des nationalsozialistischen Staates möglich wurden. Er selbst ist freilich letzten Endes für die nationalsozialistischen Machthaber nur eine von ihnen zunächst in Dienst genommener, dann konsequent missbrauchter, idealistischer Historiker gewesen. Sein Versuch, durch Zugeständnisse Substanz und Niveau seiner eigenen wissenschaftlichen Disziplin zu bewahren, ist völlig gescheitert. Aus den Verstrickungen eines geistigen Netzes, an dem er selbst mitgeflochten hatte, konnte er sicht nicht mehr befreien.


Mit der Alten Geschichte habe ich zwar wenig am Hut, aber die Verführbarkeit von Wissenschaftlern zu ideologischen Interpretationen nicht nur der Geschichte ist ein spannendes und erhellendes Thema.
 
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