Herkunft der Mitra

friesenjung

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Ich habe in den vergangenen Tagen verschiedene Theorien über die Herkunft der Mitra, der traditionellen christlichen Kopfbedeckung der Bischöfe, gehört.
Viele standen in dem Zusammenhang, warum der neue Jesuiten Papst keine Mitra trägt und warum Papst Benedikt XVI abgedankt hat.
Dabei fand ich die häufig auftretende Theorie intressant, dass die Mitra auf den Babylonischen Fischgott Dagon zurückzuführen ist. Im babylionischen Kalender endet nun wohl die Periode des Dagons, was der Grund sein soll, warum der Papst abgedankt hat.

Der Krummstab der Bischöfe lässt sich ja auch auf die Krummstäbe der Pharaonen des alten Ägyptens und auf die Augurenstäbe zurückführen.

Laut "Friedrich Focke: Szepter und Krummstab. Eine symbolgeschichtliche Untersuchung." symbolisiert der Krummstab im alten Ägypten die Wiedergeburt und Regeneration.
Auch der Fischgott Dagon, welcher sich im "christlichen" Fischsymbol (ohne Flossen) wiederfinden lassen soll, steht angeblich für die Reinkanation.

Laut dem Beitrag Kult des Mithra herrschte im Römischen Reich auch eine Mithraverehrung, bestehen in diesem Zusammenhang Gemeinsamkeiten, bezüglich des Namens der Kopfbedeckung?

Wie seriös sind diese Theorien?

Hier noch ein paar Links zu diesen Themen (ich weiß, dass es sich hier um eher unseriöse Quellen handelt)


https://www.youtube.com/watch?v=x-WOZCPWkwc
 
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Zwischen Mitra (μίτρα) und Mithras (Μίθρας) besteht kein Zusammenhang. Und auch sonst kann man natürlich überall Zusammenhänge konstruieren, die nicht existieren. Der Krummstab ist im Übrigen ein Stab zum einfangen der Schafe, nicht umsonst gibt es auch den kanonischen Begriff des Pastors (des Schafhirten). Siehe auch das NT, das Gleichnis vom Guten Hirten und den Befehl an Petrus "Weide meine Schafe.". Ob der Augurenstab auch diese Herkunft hat, weiß ich nicht, beim Szepter des Pharao meine ich aber, dass das so sei, also eine Funktionsverschiebung vom Werkzeug zur Insignie.
Ich denke mal, dass Joseph Ratzinger über die "Theorie", dass er wegen des Endes der Periode des Dagons abgedankt haben soll, nicht weniger überrascht ist, als der Rest der Welt.
Das Fischsymbol steht für Ichthys, (gr. für 'Fisch') und ist eine Abkürzung. Das I z.B. steht für Jesus, das Chi für Christus, S für Soter (Retter), etc.
 
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Hm. Das ist zum Großteil die Antwort, die ich erwartet habe. Ähnliche Antworten gaben mir auch andere Quellen, die ich jedoch als sehr unschlüssig betrachte. Dazu sind mir die Gemeinsamkeiten zwischen den Skulpturen des Dagons und der heutigen Mitra der Bischöfe zu groß. Diese Gemeinsamkeiten können meines Erachtens nicht einfach "zufällig" enstanden sein.
Wenn man von Gemeinsamkeiten zwischen zwei heidnischen Religionen redet, lassen sich immer schnell Parallelen und Ursprünge finden, aber wenn man diese auch auf das Christentum bezieht, welches für mich ohne Zweifel von heidnischen Symbolen und Ritualen geprägt ist, werden diese häufig leicht als "Humbug" abgestempelt.

Nebenbei, wieso wurde mein Beitrag in solch einem schnellen Zeitraum geändert? Sind Quellen, welche den Dogmen der "orthodoxen" Lehrmeinungen nicht entsprechen in diesem Forum verboten? :D
 
Natürlich hast du diese Antwort erwartet. Das ist meistens so, wenn man mit spinnerten Thesen um die Ecke kommt, dass man eine bestimmte - ablehnende - Antwort schon im Voraus erwartet.
Die Links waren alle weltanschaulicher Natur. Siehe Forenregeln.
 
Natürlich klingt diese Aussage auch für mich absonderlich, das ist ja der Grund warum ich zu diesem Thema eine neue Diskussion eröffnet habe.

Ich bin etwas verwundert, wie du all meine angegeben Quellen innerhalb von 5 Minuten auf Seriösität überprüfen kannst.

Meiner Meinung nach sollte es als Geschichtsinteressierter Mensch möglich , wenn nicht sogar Aufgabe sein, auch die gängingen Lehrmeinungen auf ihre Wirklichkeit zu überprüfen. Eine Diskussion wäre dabei der erste Schritt.
Vielleicht guckt ihr euch ja auch ein paar Quellen zu diesem Thema an, sodass eine Diskussion statt finden kann.
Nebenbei: Ich möchte hier sicherlich nicht jemanden von dieser Theorie überzeugen. Dieses Thema klingt für mich jedoch sehr interessant, die Gemeinsamkeiten empfinde ich als wirklich verblüffend. Daher erachte ich die Fragestellung zu diesem Thema als gerechtfertigt und eine Diskussion als umso wichtiger.
 
Nun, so dicht beschrieben waren die Seiten nun auch nicht und sie sprangen einen gleich schon in der Überschrift an, dass die Kirche böse sei. Was gibt's dazu noch zu sagen?

Das mit der Mitra und dem Mithraskult kann man mit einfachsten sprachwissenschaftlichen Methoden, wie der Minimalpaarbildung leicht filtern und das mit der Abdankung Benedikts hast du wohl schwerlich selber ernst gemeint oder genommen, oder?

Was nun den Hirtenstab angeht, so ist diese Funktionsverschiebung davon zur Insignie sowohl bei den Ägyptern als auch im Christentum als sicher anzusehen. Ob sich hier Christen bei den Ägyptern ikonographisch bedient haben oder ob das im Nahen Osten nicht eher als universal verständliche Metapher zu sehen ist, sei dahingestellt. Beim Augurenstab ist die Ähnlichkeit ja doch eher oberflächlich.

Was nun die Tiara angeht, hier ist die Ähnlichkeit auch eher oberflächlich, da es sich bei der Tiara eigentlich um drei Kronen handelt. Der Konus ist mehr Träger der drei Kronen, während die Kopfbedeckung, auf welche die Tiara laut deinen Seiten zurückgehen soll, wohl eher Selbstzweck ist. Wie die Mitra entstanden ist, weiß ich nicht, aber man sollte erst mal schauen, wie sie entstanden ist, bevor man sich von der Suggestion zweidimensionaler Fischgottzeichnungen blenden lässt. Zwischen Dagon und der Mitra in ihrer uns heute bekannten Form klafft nämlich eine Lücke von knapp 3000 Jahren.

Gute Nacht!
 
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Bei solchen Überlegungen wird der der Regel kaum beachtet, dass die Katholische Kirche nur eine Kirche von vielen ist.
Wenn es eine naive Übernahme ägyptischer oder persischer Priestertrachten durch die Kirche gab, dann sollte man ganz naheliegend bei der koptischen oder den orthosoxen Kirchen suchen. Zu beachten ist natürlich, dass sich die Ornate des östlichen Klerus wesentlich von dem der Westkirche unterscheiden.

Im Alten Testament ist Dagon übrigens ein Abgott der Philister. Er dürfte daher innerhalb der Kirche daher durchaus bekannt gewesen sein.
Die Zerstörung des Dagon-Tempel durch den Richter Samson fand auch in christlicher Zeit gewisse Rezeption. So kommt es natürlich auch zu gelegentlichen Darstellungen des Dagon-Tempel in der christlichen Kunst - etwa Samson wie er die Säulen des Tempels umwirft und so sein Martyrium findet.
 
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Auf dem Foto befindet sich Papst Franziskus noch bei der Amtseinführung. Als er die Mitra trägt, welche er auch nur für einen kurzen Zeitraum auf den Kopf gesetzt bekommt, ist er noch nicht der Papst der katholischen Kirche . Papst Franziskus trägt auch laut Spiegel keine Mitra (Kirchenoberhaupt: Franziskus ist schon jetzt ein ungewöhnlicher Papst - Meinung - Tagesspiegel)


Nun zu dem Fischgott Dagon. Ich muss dir widersprechen El Quijote. Zwischen dem Christentum und der Gottheit Dagon liegen nicht unbedeutende 3000 Jahre. Denn der Gott Dagon stellt eine der wichtigsten Gottheiten früher Hochkulturen des Nahen Ostens dar und kann somit als Grundlage des Christentums betrachtet werden.

Erst mal vorweg: Die Gottheit Dagon lässt sich auch heute noch ganz deutlich in unserer modernen Zeit wiederfinden.
Das Volk der Dogon, ein Urvolk aus Mali, hat seinen Namensursprung in der Gottheit Dagon. Die Dogons werden auch als Kinder der Sonne bezeichnet (ihr Götterkult hat vielleicht seinen Ursprung in der Gottheit Baal) (siehe Epoc 6/2011). Somit ist die Gottheit Dagon auch heute noch präsent (vielleicht ja sogar in der Mitra?)

Erstmals tritt der Name Dagon auf in Texten der altertümlichen Stadt Mari auf. In der amurritischen Kultur wurden die Gottheiten Ilu (Ēl) und Adad dem Dagon gleichgesetzt oder es lassen sich zumindest sehr viele Gemeinsamkeiten feststellen. Hier ist auffällig, dass es sich bei dem Ilus Kult um eine der ersten monotheistischen Religionen des Altertums handelt (Zufall?). Zudem stammen die Namen JWHS und Allahs von der Altertümlichen Gottheit El ab. Der Ilu Kult stellt somit (für mich eindeutig) die Grundlage aller großen monotheistischen Religionen dar. Auch Abraham, der Urvater der drei großen monotheistischen Religionen (Judentum, Christentum, Islam), lebte in Babylonien, zu der Zeit Sumer, zufällig zu der Zeit, als der El Kult in Mesopotamien aufblühte
Die Israeliten verehrten Ilu dann unter dem Namen El (vgl. Bet El = Haus Gottes, Genesis 28,10–22 EU)), dazu tritt der Name Bet-El auch schon bei Abraham in der Bibel auf (da betrachte man sich doch mal den Namen IsraEl).

In Ugarit um 1300 vor Christus wurde der Gottheit Dagon ein großer Tempel gewidmet, Dazu wurde Dagon in Ugarit als Vater des Baal betrachtet (http://ancienthistory.about.com/od/godsmyth/a/Dagon.htm) oder auch als Vater von Hadad. In Ugarit wurde Dagon zudem der Gottheit El gleichgesetzt (siehe Joseph Fontenrose & die Ras Shamra Texte), auch wenn beide Gottheiten unterschiedliche Verehrung bei den Phöniziern genossen haben. In den Ugarit Texten ist Dagon als dgn bekannt, vermutlich Dagnu ausgesprochen, Baal häufigster Beiname ist zudem bn.dgn „Sohn des Dagan“.

Bei den Phöniziern erscheint er dann als Hauptgottheit. Jedoch lassen sich bei den Phöniziern sehr verschiedene Auffassungen von Dagon feststellen: Laut „Dritter-Hand“ Berichten von Griechen und Christen galt Dagon nicht als Vater Haddads und ist der Bruder El’s.
Welche Stellung und welche Position die Gottheit Dagon in der mythologischen Welt dieser Altertümlichen Kulturen hatte sei nun erst mal dahin gestellt, es zeigt sich jedoch, dass diese Gottheit im Altertum einen sehr sehr wichtigen Einfluss hatte und vermutlich auch auf spätere Zeiten.
Denn noch zur Makkabäerzeit (165 v Chr – 65 v Chr.) gab es in Aschdod einen Tempel des Dagon, der von Jonatan verwüstet wurde (1. Makk 10,83-85; 11,4)
Also wäre es für mich gar nicht verwunderlich wenn der Kult des Dagons bis in die Zeiten des neuen Testaments überlebt hat und auch heute noch in der Kirche, welche durch und durch von heidnischen Elementen geprägt ist, zu spüren ist.


Hier noch einmal zusammengefasst, wo die Gottheit Dagon in der Bibel auftaucht:

Jos 15, 41
und Gederoth, Beth-Dagon, Naama und Makkeda: 16 Ortschaften mit den zugehörigen Dörfern.
Jos 19, 27
Sodann wendet sich die Grenze ostwärts nach Beth-Dagon, berührt Sebulon und das Tal Jiphthah-El im Norden, dann Beth-Emek und Negiel und setzt sich nordwärts fort nach Kabul,

Ri 16, 23
Nun kamen einst die Fürsten der Philister zusammen, um ihrem Gott Dagon ein großes Schlachtopfer zu veranstalten und ein Freudenfest zu feiern; denn sie sagten: »Unser Gott hat unsern Feind Simson in unsere Hand gegeben!«

1 Sam 5, 2 dort nahmen die Philister die Lade Gottes, brachten sie in den Tempel Dagons und stellten sie neben Dagon hin.
1 Sam 5, 3
Als aber die Einwohner von Asdod am nächsten Morgen früh in den Tempel Dagons kamen, fanden sie Dagon vor der Lade des HERRN am Boden auf dem Angesicht liegen. Da nahmen sie Dagon und stellten ihn wieder an seinen Platz.
1 Sam 5, 4
Als sie aber am folgenden Tage frühmorgens kamen, fanden sie Dagon wieder auf seinem Angesicht am Boden vor der Lade des HERRN liegen, und zwar lagen der Kopf Dagons und seine beiden Hände abgetrennt auf der Schwelle des Tempels; nur sein Fischrumpf war neben ihr (d.h. der Lade) noch übriggeblieben.
1 Sam 5, 5
Daher treten in Asdod die Priester Dagons und alle, die in den Dagontempel hineingehen, nicht auf die Schwelle Dagons bis auf den heutigen Tag.
1 Sam 5, 7
Als nun die Leute von Asdod diese ihre schlimme Lage erkannten, sagten sie: »Die Lade des Gottes Israels darf nicht bei uns bleiben! Denn seine Hand lastet schwer auf uns und unserm Gott Dagon.«

1 Chr 10, 10
Seine Waffen (= Rüstung) legten sie im Tempel ihres Gottes nieder und nagelten seinen Schädel im Tempel Dagons an.1 Makk 10, 83
auch die Reiterei zerstreute sich in der Ebene; die Flüchtlinge aber warfen sich in die Stadt Asotus und begaben sich in den dortigen Götzentempel Dagons, um sich zu retten.
1 Makk 10, 84
Jonathan aber ließ die Stadt Asotus und die umliegenden Ortschaften in Flammen aufgehen, nachdem er sie hatte plündern lassen; auch den Dagontempel verbrannte er mit allen, die sich in ihn geflüchtet hatten.
1 Makk 11, 4
Als er nun in die Nähe von Asotus gekommen war, zeigte man ihm den verbrannten Dagontempel, sowie das in Trümmern liegende Asotus und die verwüsteten Orte der Umgegend, auch die umherliegenden Leichen und die Verbrannten, welche während des Kampfes durch Feuer umgekommen waren; denn man hatte sie in Haufen an seinem Wege aufgeschichtet.[/FONT]
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
[FONT=&quot]Nun zu dem Fischgott Dagon. Ich muss dir widersprechen El Quijote. Zwischen dem Christentum und der Gottheit Dagon liegen nicht unbedeutende 3000 Jahre. Denn der Gott Dagon stellt eine der wichtigsten Gottheiten früher Hochkulturen des Nahen Ostens dar und kann somit als Grundlage des Christentums betrachtet werden.[/FONT]
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Das habe ich auch nicht behauptet. Bitte richtig lesen. Zwischen der Verehrung Dagons und der Entwicklung der Mitra, wie wir sie heute kennen, liegt der nämliche Zeitraum. Meinetwegen auch nur 2300.
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Erst mal vorweg: Die Gottheit Dagon lässt sich auch heute noch ganz deutlich in unserer modernen Zeit wiederfinden.
Das Volk der Dogon, ein Urvolk aus Mali, hat seinen Namensursprung in der Gottheit Dagon.
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Vielleicht auch der DOGENpalast in Venedig? (Ich überlege gerade, ob ich dir verraten soll, dass das venezianische Doge von lat. Dux kommt, oder nicht, vielleicht glaubst du's ja mit dem DOGENpalast). [/FONT]
Die Israeliten verehrten Ilu dann unter dem Namen El (vgl. Bet El = Haus Gottes, Genesis 28,10–22 EU)), dazu tritt der Name Bet-El auch schon bei Abraham in der Bibel auf (da betrachte man sich doch mal den Namen IsraEl).
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El ist aber nicht Ba'al und auch nicht Dagon. Und zwischen ugaritischen Texten und dem, was uns in der Bibel - also frühestens knapp 600 Jahre nach der Zerstörung Ugarits - überliefert ist, mag zwar ein Zusammenhang bestehen - bzw. der besteht sogar ziemlich sicher - nur davon hatten die Christen (und auch die Juden ihrer Zeit) keinen Schimmer mehr. [/FONT]
Was nun die Verehrung Dagons nach 1300 angeht, so scheinst du tatsächlich Recht zu haben, sie muss tatsächlich bis in die Diadochen- oder Römerzeit angehalten haben. Nur ist Dagon in der Bibel eine Götze. Und es ändert eben nichts daran, dass das westeuropäische Mittelalter weder Veranlassung hatte, nach einer Götze eine Bischofsmütze (deren Entwicklung man sehr gut nachvollziehen kann!) zu kreieren, noch ikonographische Nachricht von dieser Götze hatte, da für die Kirche die ganzen semitischen Götter - mit Ausnahme Els - nach biblischem Vorbild Götzen waren und allenfalls den Status von Teufeln hatten (Beelzebub ist z.B. von Ba'al hergeleitet).
 
@friesenjung:

Denn der Gott Dagon stellt eine der wichtigsten Gottheiten früher Hochkulturen des Nahen Ostens dar und kann somit als Grundlage des Christentums betrachtet werden.

Das hat El Quijote schon gerade gerückt: Als "Grundlage" des Christentums kann dieser Gott nun wirklich nicht gelten. Die Frage der Grundlagen (Plural!) des Christentums lässt sich ohnehin nicht schlüssig beantworten, da die christlichen Quellen alles andere als klar sind. Das mindeste, was man sagen kann, ist, dass Judentum und Zoroastrismus fundamentale Bedeutung hatten und dass die Gnosis eine Rolle spielte, welche aufgrund der Vernichtung der meisten gnostischen Texte durch die Kirche in ihrem ganzen Ausmaß nicht mehr geklärt werden kann.

Zudem stammen die Namen JWHS und Allahs von der Altertümlichen Gottheit El ab.

"JHWH" leitet sich etymologisch natürlich nicht von El ab. Über seine ursprüngliche Bedeutung gibt es mehrere Hypothesen, von denen der Zusammenhang mit "wehen" noch am plausibelsten erscheint. Dass "allah" von "el" kommt, stimmt.

Der Ilu Kult stellt somit (für mich eindeutig) die Grundlage aller großen monotheistischen Religionen dar.

Auch hier kürst du einen speziellen Kult allzu vereinfachend zur "Grundlage" der abrahamitischen Religionen. Die faktische Entwicklung verlief im Judentum aber sehr viel komplizierter und hatte auch und vor allem Gründe, die in äußerlichen politischen Umständen liegen.

Auch Abraham, der Urvater der drei großen monotheistischen Religionen (Judentum, Christentum, Islam), lebte in Babylonien, zu der Zeit Sumer, zufällig zu der Zeit, als der El Kult in Mesopotamien aufblühte

"Abraham" kann nicht als historische Figur angesehen werden, er ist eine ins frühe 2. Jahrtausend zurückprojizierte Symbolfigur, die sich israelitische Priester im babylonischen Exil ausdachten, um dem israelitischen Volk eine (fiktive) genealogische Herkunft zu verschaffen, eben im Stammvater Abraham.

In Ugarit wurde Dagon zudem der Gottheit El gleichgesetzt (siehe Joseph Fontenrose & die Ras Shamra Texte), auch wenn beide Gottheiten unterschiedliche Verehrung bei den Phöniziern genossen haben.

Fontenrose äußert das nur in Forum einer These, die er aus verschiedenen Details der mythischen Überlieferung schließt, aber ohne wirkliche Beweiskraft. Dafür sind die bildlichen Vorstellungen über El (Stiergott) und Dagon (Erd-, Wasser- oder Fischgott) schon im Ansatz zu verschieden. Die El-Figur hat ihr primäres Vorbild wohl in Enki, dem sumerischen Schöpfergott. Enki neigte zu einer freundlichen Haltung zu den Menschen und rettete Atrahasis (bzw. Utnapischtim) und seine Sippe vor den tödlichen Fluten, die Enkis Bruder, der Gott Enlil, den Menschen geschickt hatte. So gehen in den jüdischen Sintflut-Mythos die wesentlichen Motive des sumerischen Originals ein, während im weltuntergangswütigen, aber den Noah rettenden Jahwe die jeweiligen Charakterzüge von Enlil (zornig) und Enki (gütig) sich vereinen.

In Jahwe sind vor allem die Züge von El (zum einen als König, zum anderen als weiser Vater- und Schöpfergott) und von Baal (Sturm- und Fruchtbarkeitsgott) eingegangen. Die für Jahwe typische Aggressivität entstand sich wohl aus dem Konkurrenzverhältnis zu Baal im Glauben der Israeliten, genauer: aus der feindlichen Ablehnung, welche die Jahwe-Verehrer gegenüber dem Baal-Kult empfanden, dem viele Israeliten anhingen. Die Jahwe-allein-Bewegung war von Beginn an das Werk einer kleinen Minderheit, angeführt von "Propheten", die in der Tradition der altorientalischen Wahrsager standen.
 
 
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Ich frage mich gerade allerdings, wie du darauf kommst, dass der Zoroastrismus eine der Grundlagen des Christentums sein soll... Bei der Gnósis kann ich das ja einigermaßen nachvollziehen, auch wenn ich hier anderer Meinung bin.
 
Ich frage mich gerade allerdings, wie du darauf kommst, dass der Zoroastrismus eine der Grundlagen des Christentums sein soll... Bei der Gnósis kann ich das ja einigermaßen nachvollziehen, auch wenn ich hier anderer Meinung bin.

Mit "Grundlage" meine ich, dass gewisse essentielle Vorstellungen, die zuerst im Zoroastrismus nachweisbar sind, das Modell für entsprechende christliche Vorstellungen waren, und zwar über das Judentum vermittelt und/oder direkt aus zoroastrischen Lehren im Umfeld des entstehenden Christentums übernommen. Ohne diese Grundlage hätte das Christentum ideengeschichtlich gar nicht entstehen können.

Die wichtigsten Parallelen:

+ der Glaube an ein Endgericht und eine Entscheidungsschlacht zwischen himmlischen und teuflischen Heerscharen (eine Erfindung Zarathustras)

+ die Idee des Satans, also des Widersachers des Guten Gottes (Satan = Ahriman, Gott = Ahura Mazda). Auch das ist eine Erfindung Zarathustras.

+ die Idee der Endlagerung der Gerichteten in Himmel und Hölle (eine Erfindung Zarathustras)

+ die Idee einer Erlöserfigur (Saoschjant) am Ende der Zeiten, der die Menschen errettet und das Böse besiegt (eine Erfindung Zarathustras)

Als Einzelner tritt der Saoschjant in den persischen Texten aber selten auf, öfter als Dreiergruppe Uchshyst-ereta, Uchshyat-nemah und Astvat-ereta. Der singuläre Saoschjant entsteht aus der Befruchtung einer Jungfrau durch den Samen des Zarathustra. Schon dieses Detail ist eine auffällige Parallele zum christlichen Mythos der Heilandsgeburt und kann nicht über die jüdische Messiasidee ins Christentum gelangt sein, sondern durch direkte Übernahme aus dem Zoroastrismus - wobei allerdings auch viele andere Mythen bereitstanden, um dem Christentum dieses Motiv zu liefern.
 
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Grundsätzlich trifft vieles was du mit dem Christentum verbindest, auch auf das pharisäische Judentum zu aus dem sich das heutige Judentum entwickelt hat.

Mit Mesias und so weiter. Wobei der böse Gott bei Zarathrustra ähnlich mächtig ist wie der gute Gott was beim Christentum ja nicht der Fall ist.
 
Ist das duale Prinzip denn wirklich so originell, dass man hier einen Einfluss des Zoroastrismus auf das Christentum (oder das Judentum) annehmen muss? Ich frage, weil der Dualismus im Judentum (und daraus resultierend im Christentum) gar nicht so weit ausgeprägt ist: Es besteht kein Zweifel, dass Luzifer ein gefallener Engel ist und eben nicht der göttlichen Allmacht ebenbürtig. Der große Verwirrer und Widersache (diabolos) oder Satan hat seine Wurzeln im Hebräischen שטן was soviel wie 'anklagen' heißt, geht also im Christentum klar auf das Judentum zurück. Und ob der jüdische שָׂטָן Sāṭān wirklich zoroastrische Wurzeln hat wage ich doch eher zu bezweifeln.
 
[FONT=&quot]Auf dem Foto befindet sich Papst Franziskus noch bei der Amtseinführung. Als er die Mitra trägt, welche er auch nur für einen kurzen Zeitraum auf den Kopf gesetzt bekommt, ist er noch nicht der Papst der katholischen Kirche . Papst Franziskus trägt auch laut Spiegel keine Mitra (Kirchenoberhaupt: Franziskus ist schon jetzt ein ungewöhnlicher Papst - Meinung - Tagesspiegel)[/FONT]

Tolle Theorie.
Nur der Papst hält sich nicht dran. Der trägt die Mitra immer noch:
http://www.rp-online.de/panorama/ausland/franziskus-feiert-seine-erste-palmsonntagsmesse-als-papst-1.3280172
 
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