Herkunft der Protobulgaren

Das besondere an meiner These, Dieter, ist dass ich hiermit behaupte, dass es eine bulgarische Ethnie zu Kubrats Zeit nicht gegeben hat. "Bulgare" war nur eine politische Bezeichnung. "Bulgaren" wurden alle Bewohner von Kubrats Bulgarien genannt, egal ob sie iranisch, türkisch oder ugrisch waren. Die iranischen, türkischen und ugrischen Elemente in Kubrats Bulgarien haben sich zu seiner Zeit nicht vermischt und erst später in den verschiedenen Nachkommestaaten auf unterschiedliche Weisen zu einheitlichen Völkern entwickelt.

Ein türkisches Element bei den Urbulgaren zu bestreiten ist schlicht naiv, aber bereits zu Kubrats Zeiten, als die Bulgaren nördlich des schwarzen Meeres siedelten, hat es sich lediglich um eine herrschende Minderheit gehandelt, die über eine Masse aus Iraniern und Ugriern geherrscht hat. Ein Teil des protobulgarischen Türkentumms kommt von den Hunnen, die unbestreitbar türkisch waren und die gemischt mit den Ugriern die herrschende Elite der Hunnoguren/Onoguren bildeten. Ein weiterer zweifellos türkischer Stamm waren die Suwaren, Vorfahren der heutigen Tschuwaschen. Auch awarische und gök-türkische Minderheiten lebten in diesem Reich. Über die Kutriguren und Utiguren wird von Raschew jedoch angenommen dass es sich um ugrische Stämme handelt. Ein Stamm der sich eindeutig als iranisch identifizieren ließe ist mir nicht bekannt, aber die archäologischen Funde lassen vermuten, dass alles was an Skythen, Sarmaten und Alanen die Völkerwanderung überdauert hatte innerhalb der Grenzen von Kubrats Bulgarien lebte. Dass die herrschende Elite in Kubrats Bulgarien der türkischen Tradition folgte ist für mich unbestritten, aber ich bezweifele, dass türkisch die einzige Lingua Franca in seinem Reich war. Die Geschichte kennt genug Beispiele für Reiche und Imperien die mehrere offiziele Sprachen hatten. Siehe Persien wo neben dem indogermanischen Idiom der Perser auch elamitisch und babylonisch beliebt waren. Oder das osmanische Reich in welchem neben türkisch auch persisch und arabisch gesprochen wurde.
 
Es kann auch nicht verwundern, wenn sich in den bulgarischen Sprach- und Kulturschichten z.B. iranische Einflüsse finden, da turkstämmige und iranische Reitervölker (z.B. Alanen) zur damaligen Zeit - also im 5./6. Jh. - dicht benachbart waren.

Also, Dieter, wenn ich Dich richtig verstehe – wir hatten ein mittelalterliches Volk (Protobulgaren) mit NICHTtürkischen Namen, mit NICHTtürkischer Kultur, mit NICHTtükischer Lebensweise, mit NICHTtürkischen Titeln seiner Anführer, mit NICHTtürkischer Gesellschaftsordnung, mit NICHTtürkischer Sprache……..
und das alles, DEINER MEINUNG, waren Einflüsse von Außen?! Weil das Volk eigentlich türkisch war, wieder Deiner MEINUNG nach.

Ich möchte nicht provokativ sein, aber auf diese Art und Weise, mit denselben Argumenten von Dieter irgendwann könnte man die Diskussion führen, ob das Deutsche oder Dänische oder X Volk auch ein Volk türkischer Herkunft war oder doch.
Warum nicht? Und die Anhänger dieser Hypothese (türkischer Abstammung) könnten viel schlagkräftigere Argumente als jetzt liefern: türkischsprachige Bevölkerung - nachweisbar, türkischsprachiges Fernsehe - nachweisbar, türkischsprachige Zeitungen - nachweisbar, türkisches Dönerkebap – nachweisbar.
Aber was machen wir mit der Deutschen Sprache. Ach ja, das ist ein „Einfluss von Außen – wissenschaftlich gesehen, möglicherweise aus Österreich oder Schweiz?!
Das war ein Scherz, liebe Freunde.

Hören sie bitte DR. Iontchev zu, der ist offensichtlich ein Spezialist im Bereich „Protobulgarische Frisuren” :

“Warum haben die Bulgaren ihre Schädel kahl rasiert”, fragt rhetorisch unser Doktor.

Lustig, nicht wahr.

Herr Dr. weist sogar mehr. Er informiert uns freundlich:
“Den Indoeuropäern war langes Haar ein Zeichen von Freiheit!”

Das ist schon ein neuer Bereich, meine Damen und Herren: „Indeuropäische Frisuren”.
Gratulation, Herr Dr.! Wir brauchen mehr solche DR. in der Wissenschaft.

Grüsse
 
Zuletzt bearbeitet:
Also, Dieter, wenn ich Dich richtig verstehe – wir hatten ein mittelalterliches Volk (Protobulgaren) mit NICHTtürkischen Namen, mit NICHTtürkischer Kultur, mit NICHTtükischer Lebensweise, mit NICHTtürkischen Titeln seiner Anführer, mit NICHTtürkischer Gesellschaftsordnung, mit NICHTtürkischer Sprache……..
und das alles, DEINER MEINUNG, waren Einflüsse von Außen?! Weil das Volk eigentlich türkisch war, wieder Deiner MEINUNG nach.

Ich möchte nicht provokativ sein, aber auf diese Art und Weise, mit denselben Argumenten von Dieter irgendwann könnte man die Diskussion führen, ob das Deutsche oder Dänische oder X Volk auch ein Volk türkischer Herkunft war oder doch.
Warum nicht? Und die Anhänger dieser Hypothese (türkischer Abstammung) könnten viel schlagkräftigere Argumente als jetzt liefern: türkischsprachige Bevölkerung - nachweisbar, türkischsprachiges Fernsehe - nachweisbar, türkischsprachige Zeitungen - nachweisbar, türkisches Dönerkebap – nachweisbar.
Aber was machen wir mit der Deutschen Sprache. Ach ja, das ist ein „Einfluss von Außen – wissenschaftlich gesehen, möglicherweise aus Österreich oder Schweiz?!
Das war ein Scherz, liebe Freunde.

Hören sie bitte DR. Iontchev zu, der ist offensichtlich ein Spezialist im Bereich „Protobulgarische Frisuren” :

“Warum haben die Bulgaren ihre Schädel kahl rasiert”, fragt rhetorisch unser Doktor.

Lustig, nicht wahr.

Herr Dr. weist sogar mehr. Er informiert uns freundlich:
“Den Indoeuropäern war langes Haar ein Zeichen von Freiheit!”

Das ist schon ein neuer Bereich, meine Damen und Herren: „Indeuropäische Frisuren”.
Gratulation, Herr Dr.! Wir brauchen mehr solche DR. in der Wissenschaft.

Grüsse



warum bist du arrogant ? ich habe heute fast alle deine beitrage gelesen. wenn du unter depression leidest - geh einfach zu psycho-terapheut.
oder kauf dir "jarsin". 16,95 euro pro schachtel.

vielleicht eines tages wirst du dieter, dr.iontchev oder hyokkose personlich treffen. und dann wirst du spielen, dass es diese disskussion nicht gab. beide herren reagieren nicht, was man nur loben kann. aber solche verhaltnung gegen frau ist einfach unzulassig. cześć.
 
Kiprian, ich richte mich jetzt zu dir ohne Abschätzung und ohne Provokation. Dir mag es lächerlich erscheinen, dass ich in solche Details wie Frisuren reingehe, aber wenn ich die Wurzeln eines Volkes erforschen will, dann analysiere ich das Volk bis ins kleinste Detail, dann ist für mich jede Sitte, mag sie noch so klein und banal sein von Bedeutung, selbstverständlich ist es aber das Gesamtbild worauf es am Ende ankommt. Iranische Elemente und türkische Elemente gehören aber beide zum Gesamtbild. Wer eins vom beiden abstreitet ist schlicht naiv. Und tut mir leid aber gerade was die administrativen Titel angeht sind die sprachlischen Parallelen mit den altaisch-türkischen Sprachen direkter und einsichtiger als die hineingequetschten iranischen Deutungen. Obwohl ich zugeben muss, dass bei den Zahlworten das umgekehrte Muster der Fall ist und dort, zumindest an manchen Stellen, die indoeuropäische Bedeutung direkter und einsichtiger sind. Aber nur um ein paar Beispiele zu nennen, neben dem vielzitierten und umstrittenen "Khan" sind auch "Tarkan" und "Boil" zweifellos türkischen Usprungs, vorallem Tarkan lässt sich wortwörtlich mit dem türkischen Wort für "Schmied" übersetzen und ist auch bei Türken und Mongolen ein Titel-Wort und nicht nur eine Berufsbezeichnung gewesen. (Ich belasse es erstmal bei diesem Beispiel). Du kannst mit mir gerne darüber streiten ob diese Titel von den Bulgaren nur übernommen wurden, so wie die Germanen im Mittelalter lateinische Herrschertitel übernahmen, oder ob der protobulgarische Adel tatsächlich selber türkisch war, aber dass die Titel an sich türkisch sind ist ein Faktum, dass für mich ausser Diskussion steht und dass der ehrenwerte Dr.Raschew den du auch gerne hier zitiert hast genauso sieht, wenn er auch sonst eine iranische These vertretet. Die iranischen Elemente, da stimme ich Kiprian eher zu, als den anderen, kommen nicht allein von außen! Die Alano-Sarmaten sind im internen ethnogenetischen Prozess der Protobulgaren inbegriffen, aber die Protobulgaren selber sind dennoch nicht mit den Sarmaten identisch! Selbst Raschew der ein Kontinuum sieht zwischen der materiellen Kultur der Sarmaten und der Protobulgaren, räumt ein, dass es während der Einwanderung der Hunnen und der anderen Turkvölker in Südrussland bedeutende Umwälzungen in eben genannter Kultur gab, sodass die Hunnen und Turkvölker zweiffelos ihren Anteil an der protobulgarischen Ethnogenese gehabt haben, ob es nun zu einer vollständigen Türkisierung der Sarmaten kam oder nicht, die Hunno-Türken gehören einfach dazu! Schließlich, auch wenn man nicht rassisch argumentieren sollte, veränderte sich auch das anthropologische Bild. Vor der Einwanderung der Hunnen fand man nur rein europide Exemplare in den Gräbern, danach war der "Europid mit leicht mongolischen Gesichtzügen" ein gängiger Grabfund. Auch wurden an der Donau Jurten gefunden, typisch turkomongolische Zelt-Häuser! Warum sollte ein Volk, dass Burgen aus Stein bauen konnte, die Jurte übernehmen? Ich bin der Meinung, dass noch zu wenig über die Protobulgaren gewusst wird um sie eindeutig als iranisch oder türkisch zu klassifizieren. Das iranische Element ist sicherlich nicht bloß ein kleiner Einfluss von Außen, aber es beantwortet nicht alle Fragen über Herkunft und Identität derselben, ohne die Berücksichtigung der türkischen und ugrischen Elemente ist das Gesamtbild einfach nicht komplett!
 
Herr Dr. Iotchev, ich nehme an, Du bist interessiert an eine ernsthafte Diskussion. Das freut mich sehr. Endlich hat jemand zu diesem Thema etwas Konkretes und Konstruktives zu sagen.
Für meine Worte von oben würde ich mich gerne entschuldigen, aber trotzdem halte ich Dein Beispiel mit den Frisuren für lächerlich. Warum? Ich kann sofort erklären.
Die arabischen Quellen aus dem 12 - 13 Jahrhundert ganz deutlich erwähnen, dass gerade die iranischsprechenden Alanen und die iranische Bevölkerung im heutigen Gulestan ihre Köpfe rasiert haben.
Das interessanteste - genau die gleiche Sitte wurde zeitweise in Pamir, Nordindien und bei den Kelten im heutigen Irland und Scotland verbreitet.
Ja. Bei den Kelten wurde genau die „Frisur” beobachtet, die auch für manche Protobulgaren typisch war - rasierte Kopf mit einem Haarschopf.

Was die Titel “boil” und “tarkan” angeht, ich möchte Dich informieren, dass sie gar nichts mit den türkischen Sprachen zu tun haben. Warum, werde ich später erklären. Jetzt, leider habe ich keine Zeit mehr.

Grüsse
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich freue mich wenn jetzt eine ernsthafte Diskussion, ohne persönliche Angriffe entstehen sollte, damit dass aber der Fall bleibt, dürfen wir natürlich auch nichts persönlich nehmen ;) :)
Während du noch die iranischen Analogien zu den protobulgarischen Titeln suchst, werde ich eben die türkisch-mongolischen auflisten...
Wir können dann am Ende vergleichen welsche Analogien mehr Sinn machen. Wie ich sagte ist es für mich persönlich so, dass manche Wörter des protobulgarischen geschickter hergeleitet sind als andere, dass aber nicht davon abhängt ob sie vom iranischen oder türkischen abgeleitet sind, sondern wie sie abgeleitet sind(!). Bei den Zahlwörtern mögen einige stärkere Analogien zum iranischen vorhanden sein, aber wer den Umweg macht und Tangra mit Tan Nak Ra übersetzt, wenn Tengri (türk.: Himmelsgott) als ins Auge stechende Analogie besteht... tut mir Leid, was soll ich davon halten??

BOIL soll sich vom türkischen Boi (Sippe) ableiten und Haupt der Sippe bedeuten, ähnlich wie das slawische Zhupan Haupt der Zhupa (Sippe) bedeutet. Aus dem Pluralwort Boilar (Adlige) entwickelt sich dann das später in den slawischen Sprachen gebräuchliche Boliarin (den Adligen angehörend).

ICHIRGU BOIL soll innerer Sippenführer bedeuten. In alten türkischen Staaten war es gebräuchlich die Hauptstadt mit dem "Inneren" anzudeuten und dort agierende Adlige als "innere" Personen zu bezeichnen. Im Khanat der Jenissei-Türken war die selbige Bezeichnung für die Hauptstadt, nämlich das "Innere" gebräuchlich und auch die Vorsilbe Ic- oder Icrägi- wurde den dort agierenden Adligen vorgesetzt. Man vergleiche nun Icrägi und Icirgu und vergegenwärtige sich den Fakt, dass sowohl in Bulgarien als auch im Gök-türkischen Khanat ein Teil des Landes als Inneres bezeichnet wurde. Zusätzlich: Der Ichirgu Boil ist auch als Ic-Boil überliefert, dies vergleiche man mit dem jenisseischen Ic-Usbashi (Innerer Führer).

KAVKHAN ein hoher Titel bei den Protobulgaren, genaue Funktion mir unbekannt, zum ersten Mal erwähnt bei Khan Krum. Analog zum türkischen Khagan. Kavkhan=>Khagan

KOLOBER vergleiche mit dem osmanisch-türkischen Kolous, bedeutend "Führer", "Anführer"

BAGATUR dieser Titel bedeutet schwergepanzerter Reiter und findet sich sowohl bei den in Asien lebenden Indogermanen, als auch bei allen Turkvölkern. Exakte Herkunft mir unbekannt.

OLGU BAGATUR vergleiche Olgu mit dem türkischen Oglan = Haupt-, Groß-, also Olgu Bagatur = Hauptmann der schweren Kavallerie, wobei olgu ein türkisches Wort ist.

TARKAN dieser Titel findet sich bei den Jenissei-Türken und Chazaren ebenso. Tarkan ist auch bei den Mongolen ein Titel. Das Wort bedeutete ursprünglich vermutlich "Schmied". Schmiede hatten früher in den türkischen Gesellschaften eine hohe Stellung.

Ein weiterer Fakt am Rande: In Stein gemetzte Überschriften die vom Tod berühmter Hauptmänner berichten wie man sie im ersten bulgarischen Reich findet sind auch von den Jenissei-Türken bekannt.
 
Hi, ich freue mich auch über eine ernsthafte Diskussion... ;)

Vielleicht hat der eine oder andere meinen Hinweis auf der dritten (?) Seite hier überlesen?
Dann möchte ich mal einiges hier nochmals zitieren und das Text-Attachment unten auf der Seite anfügen

Hieraus: http://www.geschichtsforum.de/f42/ethnogenese-der-tuerken-15756/index10.html


9. DIE WESTTÜRKISCHEN REICHE: CHASAREN UND BOLGAREN

siehe dazu auch diesen Thread:

http://www.geschichtsforum.de/f56/he...bulgaren-11554


"Im Zuge der Westwanderung der Awaren erschienen um die Mitte des fünften Jahrhunderts verschiedene Stämme oder Formationen in Südwesteuropa, von denen einige wahrscheinlich türkische Stammes*namen trugen. Ihre Namen sind uns in der Hauptsache in leicht schwankender Form in byzantinischen Quellen überliefert. Da wir keine Reste ihrer Sprache oder Sprachen haben, wurden allein ihre griechischen Bezeichnungen zur Grundlage ihrer ethnischen Zuordnung genommen. So finden sich in den Namen der Saraguren, Oguren und Onoguren, die auf der Flucht vor den Sabiren aus ihrem Wohnsitz östlich des Urals sich um 463 mit Gesandtschaften an den byzantinischen Hof wandten, die Bestandteile -gur/ bzw. -ogur. Ebenso die etwas später auftauchenden Kutriguren und Utiguren, die möglicherweise aus einer Spaltung der Saraguren hervorgegangen sind.
Es wird heute weitgehend akzeptiert, daß der Bestandteil ‑ogur ihrer Namen dem osttürkischen oguz entspricht, wobei es sich bei dem um die lautliche Entwicklung des alttürkischen z > r handeln soll. Dieses Lautgesetz ist eines der grundlegenden Kriterien zur Unterscheidung der westtürkischen oder bolgarischen Sprachgruppe ‑ deren einzigen Vertreter heute das Tschuwaschische darstellt ‑ von den anderen türkischen Sprachgruppen. "

"Es muß allerdings erwähnt werden, daß die Bedeutung „Stamm“ für oġuz keineswegs als gesichert betrachtet werden kann. Der Versuch, darin eine Derivation von ok zu sehen, ist meines Erachtens nicht überzeugend, da das Suffix ‑uz uns ausschließlich bekannt ist in der Funktion der Bezeichnung von Dingen, die zweifach vorhanden sind. Wahrscheinlicher aber ist, daß das Wort bisher nicht etymologisierbar ist. Fragwürdig ist auch die Identifizierung der Onoguren mit den Stammesverbänden des westtürkischen Kaġanats, die in den Inschriften on ok bezeichnet werden, von denen angeblich eine der zwei Gruppen, die uns aus den chinesischen Quellen als T'u‑lu bekannt ist, in den Westen gewandert sein kann.
Manche Wissenschaftler nehmen an, daß diese Bezeichnung identisch ist mit dem Namen des späteren bolgarischen Herrscherstammes der Tulo."

"
Während die türkische Identität der bisher genannten ogurischen Stämme nur aus ihren Bezeichnungen gefolgert werden kann ‑ und ansonsten nur aus den Behauptungen der byzantinischen Quellen, daß die Bolgaren mit ogurischen Stämmen identisch seien ‑, haben wir von eben diesen Bolgaren Sprachreste vorliegen, die zwar nicht so umfangreich sind, daß man ihre Sprache vollständig beschreiben könnte, aber doch ausreichen, um mit Sicherheit sagen zu können, daß es sich um eine türkische Sprache handelt."

"Diese sogenannten Donaubulgaren finden in ihrem neuen Siedlungsgebiet eine slavische Bevölkerung vor, mit der sie sich im Laufe der Zeit assimilieren und deren Sprache sie annehmen."

"Etwa zeitgleich mit der Schaffung des bolgarischen Reiches am Asowschen Meer konsolidieren die Chasaren ihre Macht im Transkaukasus. Es ist anzunehmen, daß sie bis zu dieser Zeit, also um 630, Untertanen des westtürkischen Herrschers waren. Es darf aber als er*wiesen gelten, daß sie sich auch vor 552 zumindest zeitweise nördlich des Kaukasus aufhielten, da arabische Quellen über diese Zeit von Auseinandersetzungen zwischen Chasaren und Persern berichten."

"Einmal waren die Araber nicht zahlreich und stark genug, im Pontusgebiet eine Kontrollmacht zu hinterlassen angesichts des mehrseitigen militärischen Engagements, zumal in Zentralasien und gegen Byzanz. Weiterhin schienen die positiven Kontakte zwischen Chasaren und Byzantinern ‑ wenn auch nicht ganz unbeschwert ‑ angedauert zu haben, da es mehrfach zu Heiraten zwischen Angehörigen der beiden Herrscherhäuser kam. So heiratete im Jahre 698 Justinian II. eine Schwester des chasarischen Herrschers. Und 733 heiratete Konstantin V. eine chasarische Prinzessin.
Aus dieser Verbindung ging sogar ein byzantinischer Herrscher, nämlich Leo IV. der Chasar, hervor. Es ist erstaunlich, daß bei diesen engen Verbindungen und der doch wohl vorauszusetzenden guten Kenntnis der Verhältnisse des jeweils anderen, sich keine byzantinische Quelle zur Hinwendung des chasarischen Herrscherhauses zum Judaismus äußert. Erst zum Anfang des zehnten Jahrhunderts erfahren wir davon durch arabische Autoren."

Mehr Auszüge aus dem Standardwerk im Attachment hier:

DIE WESTTÜRKISCHEN REICHE CHASAREN UND BOLGAREN.doc

Viel Spass noch. :yes:

Cheers, LG lynxxx
 
Hallo!

Als estes möchte ich meine Freude kundtun, dass ich hier in diesem wunderbaren Forum sein darf. Ich habe hier das Thema bzgl. der Protobulgaren und deren Herkunft mit großem Interesse gelesen und da haben sich bei mir einige Fragen ergeben:

Welche Historiker unterstützen eigentlich die These das die Protobulgaren indo-europäischer Abstammung sind?

Durch meine eigenen Recherchen habe ich festgestellt das (ich hoffe ich schreibe das hier korrekt) der Name Onogure (die ja öfters mir im Ohr lagen als zumindest ein Teil der Ethnogenese der Protobulgaren) "Zehn" (-On) und "Pfeile" (-gur) bedeutet. Da ich mich für die Skythen besonders interessiere, weiß ich auch, dass der Köcher, in dem man auch den Bogen "verstauen" konnte, "gorytos" hieß. Ist diese Ähnlichkeit ein Zufall?

Gibt es genetische (DNA) Untersuchungen bezüglich der heutigen Bulgaren?

Ich hoffe man kann mir diese Fragen beantworten.

Grüße

SK

PS: Ich halte sowohl Kiprians Argumente als auch Dr. Iontchevs Theorie für sehr glaubwürdig.
 
Hi, Willkommen. :yes:
Der erste Teil deiner Frage ist doch genau ein Post über dir beantwortet? Mindestens im Link am Ende des Post? (Wolfgangs Scharlipp: Ausschnitte aus seinem Standardwerk)
Ciao, LG lynxxx
 
Erstmals Danke für das Willkommenheißen ;-)

Entschuldigung (ich weiss wie nervig das sein kann, wenn ein neuer im Forum blöde Fragen stellt), aber ich sehe vor lauter Bäumen den Wald nicht. Könntest du mir vllt. bitte den nochmals reinschreiben, das wäre ganz toll.

Grüße

SK
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Danke dir! Ich habe anscheinend sehr wohl die gleiche Einstellung wie du, nur wusste ich nicht, ob das war, was du meinst.
 
Ich habe die Karte beim Googeln gefunden:

Bulgaria in Europe since 300 AD

Die Karte ist allerdings garantiert nicht aus dem 4. Jahrhundert, sondern aus dem Mittelalter, das sieht man schon auf den ersten Blick an der Minuskelschrift.

Wenn das der "handfeste Beweis" sein soll, dann kann man die Theorie gleich vergessen.

Die Karte liegt im Britischen Museum und stammt aus dem 12.Jahrhundert. Es ist nicht mal sicher, ob diese Karte eine Kopie ist und bereits als Vorlage seit dem 4. Jhd bestand oder ob es eine mittelalterliche Neuschöpfung handelt.

Ich hatte mich während meines Studiums kurz mit den Bulgaren beschäftigt. Ist aber lange her. Ich habe mich daher mal eingehender mit ihrer Geschichte beschäftigt. Ich bin immer wieder verwundert, wie auf dem Balkan so viele abstruse Ideen und Theorie in einer anscheinend breiten Masse kursieren können. Die Hypothese, daß die Bulgaren indo-iranische Eroberer waren, ist nun wirklich noch die harmloseste. Wenn man es genau betrachtet ist diese These gar nicht mal so verkehrt. Dieter und Dr. Iotchev haben schon darauf hingewiesen, daß man von einem, wie auch immer ethnisch geartetem Invasionsvolk gar nicht sprechen kann. Noch wilder ist die Herleitung der Bulgaren von den Thrakern, Genanalysen sollen dies bestätigen. Niemand würde seriöser Weise bestreiten, daß die ehemals Thrakische Urbevölkerung hinweggefegt und ausradiert wurde. Doch für die Herkunft der Bulgaren sagt das nichts. Noch wilder sind Theorien, deren Wiedergabe mich an meine geistige Leistungsfähigkeit bringen, weil sie so hirnrissig sind, daß kein halbwegs normaler Mensch sie wirklich verstehen kann oder will. Die Bulgaren sollen demnach schon von Sumerern und Akkadiern abstammen, aber auch von Cimmeriern, Skythen, Thrakern und was auch immer noch. Hergewandert sind sie von hier nach da, nach dort und wieder zurück. Das Ganze endet letztlich darin, daß die Zuordnung des Bulgarischen zum Slawischen bestritten wird.
Im allgemeinen gilt eine ethnische Zuordnung der Bulgaren zu den Turkvölkern. Für den Kern der Proto-Bulgaren würde ich das unterschreiben. An diesen Kern bzw. um ihn herum haben sich aber sicherlich viele andere nichttürkische Gruppen angeschlossen. In wie weit die protobulgarische Turksprache Verkehrssprache war kann ich nicht sagen. Da sie im heutigen Bulgarisch kaum Spuren hinterlassen hat, würde ich eher dazu tendieren sie als nur eine von mehreren Verkehrssprachen anzunehmen. Sie wird wohl lediglich in der Führungselite so etwas wie eine "Amtssprache" gewesen sein. Diese Situation scheint beim Eindringen in den slawisch besiedelten Raum südlich der Donau mitverantwortlich zu sein, daß sich die Turksprache nicht durchsetzte.
 
heutige Sprachen des Balkans wurden im 19./20. stark "purifiziert", also von türkischen Elementen "gesäubert". Wer sich interessiert, was noch immer übrig ist, und mal übrig war, kann sich mal hier einige Artikel zu durchlesen.
Ihr Suchergebnis
z.B. von Reinkowski auf Seite 3 ist da eine Untersuchung. Irgendwo hab ich noch weitere gesehen, aber vergessen wo. Vielleicht hier im Forum unter "Osmanisches Erbe in SO-Europa"?
 
Danke für die Information. Ich habe das Gefühl diese Enttürkisierung der Bulgaren geht manchen noch nicht weit genug. Schon das Wort "Turk" scheint viele Bulgaren zu Herzrasen zu verleiten. Dabei spricht niemand davon, daß die heutigen Bulgaren Türken seien oder Türkisch sprächen oder sonst irgendetwas. Das erscheint mir so, als müßten wir Deutschen dann dementsprechen alles tilgen, was nur den Anschein macht als wäre es Römisch, als hätte es die Bezeichnung HRR niemals gegeben etc. Wenn ich bedenke, aus welch winziger Gruppe von Worten diese Leute einen Bezug zu Indo-Iranern oder Thrakern herstellen. Dann wären wir Deutschen bei unseren Latinismen und Graecismen alles andere als Germanen und Deutsch ein romanischer Dialekt. Wobei ich persönlich ja von zwei Ursprungseinwanderungen nach Deutschland ausgehe. Als erste eine sehr frühe Einwanderung des Homo erectus aus Indonesien. Diese Welle ist bezeugt durch das Wort "Amok" und eine jüngere zur Zeit des Diluviums aus dem Norden, als die Eskimos vor dem Eis flüchteten und uns Worte wie Iglu, Kajak und Anorak hinterließen:winke:.
 
Es gibt da im Smalltalk einen lustigen Thread "Japanisch ist eigentlich türkisch", oder so. Die Ethnogenese-Forscherei treibt schon merkwürdige Blüten. Wobei in Foren und Wiki meistens Laien unterwegs sind. Z.B. habe ich mal etliche Ungarn getroffen, die wollten unbedingt, dass die Magyaren zu 100% ein Turkvolk seien. Also hier mal andersrum. Statt Turkophobie, Turanismus. Und natürlich wollten diese Ungarn auch von den Sumerern abstammen. Du siehst, diese Thesen sagen weniger über die Historie was aus, als über die Friktionen in der Identität im 20./21. Jh. Aber das ist ein anderes Thema.
 
Also ich habe auch öfters die "Thrakertheorie" gehört, und ich halte sie für absurd. Allerdings stimmt es mich etwas in bedenklich, wonach angeblich keine Slawische Siedlung auf Bulgarischem Territorium gefunden wurde (keine Ahnung ob das stimmt).
Ich persönlich verstehe sehr, warum man sich so sehr von den Türken distanzieren möchte (immerhin 500 Jahre Sklaverei der schlimmsten Sorte. Ich bin da ,entgegen dem Trend, sehr vorsichtig mit dem Wort "Genozid".) Auch ist die Distanzierung von den Slawen verständlich, da ja das sowjetische Joch auch gerade ausgestanden ist. Für mich persönlich scheint Dr. Iotchevs These sehr plausibel, aber Kiprians Argumente sind auch nicht zu vernachlässigen.
Ehrlich gesagt, habe ich (bis vor kurzem) Bojidar Dimitrov (der ja bekanntlich auch die These von Dobrew unterstützt) für seriös gehalten, doch wenn ich sehe, dass er sich als Bulgarischen Nationalisten sieht, verliert er sehr schnell seine seriösität in meinen Augen.

Ich wollte noch Fragen, ob man die Begräbnisrituale der Protobulgaren kennt.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ich kann nachvollziehen, warum die eine oder andere Abneigung her kommt. Aber seine offensichtlich starken slawischen Wurzeln zu verleugnen wäre so, als wenn Dänen und Holländer plötzlich von den Chinesen abstammen wollten, bloß weil sie nach dem 2.Weltkrieg keine germanischen Wurzeln mehr leiden könnten.
 
Ich kann nachvollziehen, warum die eine oder andere Abneigung her kommt. Aber seine offensichtlich starken slawischen Wurzeln zu verleugnen wäre so, als wenn Dänen und Holländer plötzlich von den Chinesen abstammen wollten, bloß weil sie nach dem 2.Weltkrieg keine germanischen Wurzeln mehr leiden könnten.


Du hast da leider ein schlechtes Beispiel gegeben, weil es bei Dänen und den Niederländern keinerlei plausible Möglichkeiten gibt, auf etwas anderes auszuweichen. Bei den Bulgaren ist es da schon leichter, da man ja angeblich (Ich habe noch nichts von euch mitbekommen) man keiner Slawische Siedlung auf bulgarischem Territorium gefunden hat, und so stark sind die slawischen Wurzeln nun auch nicht.
 
Ich hätte noch ne' Frage (wenn wir schon bei den Slawen sind): Hatten eigentlich Slawen auch berittene Bogeschützen?
 
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