Hermann J. Abs und der Kreisauer Kreis

silesia

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Hermann Josef Abs ? Wikipedia

traf angeblich "regelmäßig" mit Mitglieder des späteren Widerstandes 20. Juli zusammen, zB Moltke und Wartenburg. Das habe ich mit Erstaunen im Buch von Steinberg (Die Deutsche Bank und ihre Goldtransaktionen während des Zweiten Weltkrieges) gelesen (S. 86/87).

Abs war im Vorstand der Deutschen Bank ua. mit der Arisierung jüdischen Vermögens befasst.

Gibt es dazu in der Literatur zum Widerstand weitere Einzelheiten? In der erwähnten Schrift sind vergebliche Kontaktaufnahmen von Adam v. Trott zu Solz nach seiner USA-Mission 1940 erwähnt.
 
Konkret zu Yorck von Wartenburg ja, da wird eine Freundschaft zu Abs erwähnt, die angeblich sogar so weit ging, dass Peter Yorck von Wartenburg Hermann Abs zum Widerstand aufforderte er dies aber ablehnte. Abs selbst hat es u.a. der Aussage von Marion Yorck von Wartenburg zu verdanken, dass er nicht in Nürnberg angeklagt wurde. Soweit zumindest das, was ich auf die Schnelle in Brakelmann "Die Kreisauer - folgenreiche Begegnungen" gefunden habe.

Es gibt doch auch eine verhältnismäißig aktuelle Biografie zu Hermann Abs, die u.a. die Erkentnisse der Historikerkommission der deutschen Bank mit aufgenommen hat. Vielleicht gibt die ja was her.
 
Ich schaue in der Biographie über Adam v. Trott zu Solz nach. Kann jetzt nicht genau sagen ob Abs dort vorkommt, müsste aber.

Werde auch in der Biographie über Molke nachsehen.
 
Es gibt doch auch eine verhältnismäißig aktuelle Biografie zu Hermann Abs, die u.a. die Erkentnisse der Historikerkommission der deutschen Bank mit aufgenommen hat. Vielleicht gibt die ja was her.
Wer suchet, der findet und zwar die Abs-Biografie bei googlebooks:
Der Bankier Hermann Josef Abs: eine ... - Google Bücher

Und jetzt wirds klarer. Die Yorcks von Wartburg waren bereits seit den 20er Jahren mit Abs befreundet, Hermann Abs und Freya von Moltke waren weitläufig verwandt.
 
So ich habe in der Biographie über Helmuth James von Moltke1 nachgesehen. Darin steht folgendes:

Peter Yorck war mit zwei Finanzexperten gut bekannt: Herman Josef Abs und Karl Blessing S. 141

Dann aus einem Brief von Moltke an seine Frau, aus dem Jahr 1941:

"Wir besprachen die Themenstellung für das Wochenende im Februar und für Ostern. Wir sind jetzt so weit vorgedrungen, dass es uns möglich ist, zu schriftlichen Fixierungen zu gelangen, um dann die Beteiligten auf die Themen einzufuchsen. Am Sonntagabend setzen wir dann die Unterhaltung bei Yorck mit Abs, Mierendorff und Einsiedel. - Danach müssen wir uns der Vorbereitung der Pfingstdiskussion in Kreisau widmen". S. 172

Es ist nicht bekannt um welches Wochenende es im Februar geht, auch über das Ostertreffen gibt es keine Belege. Bekannt ist, dass es eine Fülle von Einzel- und Gruppengespräche gab.

Am 4. Dezember 1941 trafen sie sich in einer grösseren Runde. Mit dabei waren Yorck, Einsiedel und Abs. S. 190

Dann habe ich noch im Dossier Kreisauer Kreis 2 folgendes gefunden:

Und zwar bei der Fragestellung zur Wirtschaftspolitik und ihrer Beziehung zur Aussenpolitik unter Punkt 4.c. S. 276

Welche Parallelinstitutionen zu einer internationalen Bank - Keynes bzw. White Plan - erscheine auf dem Gebiete des Güteraustusches und Kapitalverkehr erforderlich?

Dazu schreibt der Historiker G. van Roon: Der Bankier Hermann Josef Abs habe sich im Rahmen der Kreisauer Arbeit "mit dem Thema Währungsordnung für die Nachkriegszeit eingehend beschäftigt. Ausgangspunkt war ein Artikel in der englischen Times im Herbst 1939 von Keynes, dessen Arbeit zusammen mit der des Amerikaners White zu den Währungsgedanken Bretton Woods geführt hatte. Die Frage der Einordnung Deutschlands in das Bretton Wood-Abkommen stand öfters zur Debatte. S. 277 Fussnote

In der Biographie über Adam von Trott zu Solz 3, habe ich Abs nicht gefunden.


1 Günter Brakelmann: Helmuth James von Moltke,1907 - 1945, Eine Biographie, C.H. Beck, 2007

2 Roman Bleistein (Hrsg.) Dossier: Kreisauer Kreis, Dokumente aus dem Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Knecht Verlag 1987

3 Clarita von Trott zu Solz: Adam von Trott zu Solz, eine Lebensbeschreibung, Lukas Verlag 2009
 
Gibt es dazu in der Literatur zum Widerstand weitere Einzelheiten? In der erwähnten Schrift sind vergebliche Kontaktaufnahmen von Adam v. Trott zu Solz nach seiner USA-Mission 1940 erwähnt.

Hast du da noch mehr Einzelheiten? Vielleicht finde ich noch mehr bei Adam v. Trott zu Solz.
 
Wer suchet, der findet und zwar die Abs-Biografie bei googlebooks:
Der Bankier Hermann Josef Abs: eine ... - Google Bücher

Und jetzt wirds klarer. Die Yorcks von Wartburg waren bereits seit den 20er Jahren mit Abs befreundet, Hermann Abs und Freya von Moltke waren weitläufig verwandt.

Ich präzisiere hier einwenig.

Freya war über ihren Vater Karl Theodor Deichmann mit Inez Hermann, der Ehefrau von Herman Abs, weitläufig verwandt. S. 28 der oben erwähnten Biographie.

Inez war eine geborene Schnitzler. Hier findet man in der neuen Biographie über Freya von Moltke 1 eine Stammtafel der Schnitzlers.

Der Vater von Freya, Carl Theodor Deichmann war mit Ada von Schnitzler verheiratet. Leider findet man in dieser Stammtafel Inez nicht.

1 Fauke Geyen: Freya von Moltke. Ein Jahrhundertleben 1911 - 2010. C.H. Beck. 2011

Diese Biographie ist sehr lesenswert.
 
Danke für die Details.

v.Trott zu Solz soll 1940 unter recht riskanten Umständen in die USA gereist sein, um mit der Roosevelt-Administration zu sprechen und Kontakt zum Widerstand herzustellen.

Nach Rückkehr hat er bzgl. dieser Reise (Aussage der Sekretärin von Abs) mehrfach Mitte 1940 versucht, mit Abs Kontakt über diesen Draht nach Washington zu bekommen. Diese Kontaktaufnahmen - Abs dürfte gewusst haben, worum es geht - wurden nicht beantwortet.

Steinberg schließt daraus, dass Abs die Nähe zum Kreis dort gesteuert hat, wo sie für ihn potenziell gefährlich werden würde. Er ist sozusagen "in Deckung" geblieben.
 
Danke für die Details.

v.Trott zu Solz soll 1940 unter recht riskanten Umständen in die USA gereist sein, um mit der Roosevelt-Administration zu sprechen und Kontakt zum Widerstand herzustellen.

Das stimmt v. Trott zu Solz war nach Kriegsaubrauch in den USA.

Er bekam im August 1939 die Genehmigung zu seiner zweiten Amerikareise. Er sollte an der Konferenz des "Institute of Pacific Realation vom 18. November bis 2. Dezember 1939 teilnehmen.

Er verliess Berlin am 19. September 1939 und schiffte am 22. September in Genau nach New York ein. Auf dieser Reise wurde es für Trott gefährlich, weil er als Parteifunktionär reiste. Die Engländer wollten das Schiff kontrollieren, doch der italiensche Kapitän steuerte dann in spanische Gewässer. (Kurzfassung)

Während seines Aufenthaltes in den USA wurde er rund um die Uhr von zwei Beamten des FBIs beobachtet. Er blieb drei Monate in den USA und traff sich mit verschiedenen Leuten (einige von ihnen wurden nach dem Angriff auf Peral Harbor verhaftet). Für die Amerikaner war Adam v. Trott zu Solz ein verdächtiger Ausländer und Nazi.

Es lohnt sich die Biographie über ihn zu lesen.

Nach Rückkehr hat er bzgl. dieser Reise (Aussage der Sekretärin von Abs) mehrfach Mitte 1940 versucht, mit Abs Kontakt über diesen Draht nach Washington zu bekommen. Diese Kontaktaufnahmen - Abs dürfte gewusst haben, worum es geht - wurden nicht beantwortet.

Wie gesagt in der von mir erwähnten Biographie steht da nichts drin. Aber das muss ja auch nichts heissen.
 
So ich habe in der Biographie über Helmuth James von Moltke1 nachgesehen. Darin steht folgendes:

Peter Yorck war mit zwei Finanzexperten gut bekannt: Herman Josef Abs und Karl Blessing S. 141

Dann aus einem Brief von Moltke an seine Frau, aus dem Jahr 1941:

"Wir besprachen die Themenstellung für das Wochenende im Februar und für Ostern. Wir sind jetzt so weit vorgedrungen, dass es uns möglich ist, zu schriftlichen Fixierungen zu gelangen, um dann die Beteiligten auf die Themen einzufuchsen. Am Sonntagabend setzen wir dann die Unterhaltung bei Yorck mit Abs, Mierendorff und Einsiedel. - Danach müssen wir uns der Vorbereitung der Pfingstdiskussion in Kreisau widmen". S. 172

Es ist nicht bekannt um welches Wochenende es im Februar geht, auch über das Ostertreffen gibt es keine Belege. Bekannt ist, dass es eine Fülle von Einzel- und Gruppengespräche gab.

Am 4. Dezember 1941 trafen sie sich in einer grösseren Runde. Mit dabei waren Yorck, Einsiedel und Abs. S. 190

Dann habe ich noch im Dossier Kreisauer Kreis 2 folgendes gefunden:

Und zwar bei der Fragestellung zur Wirtschaftspolitik und ihrer Beziehung zur Aussenpolitik unter Punkt 4.c. S. 276

Welche Parallelinstitutionen zu einer internationalen Bank - Keynes bzw. White Plan - erscheine auf dem Gebiete des Güteraustusches und Kapitalverkehr erforderlich?

Dazu schreibt der Historiker G. van Roon: Der Bankier Hermann Josef Abs habe sich im Rahmen der Kreisauer Arbeit "mit dem Thema Währungsordnung für die Nachkriegszeit eingehend beschäftigt. Ausgangspunkt war ein Artikel in der englischen Times im Herbst 1939 von Keynes, dessen Arbeit zusammen mit der des Amerikaners White zu den Währungsgedanken Bretton Woods geführt hatte. Die Frage der Einordnung Deutschlands in das Bretton Wood-Abkommen stand öfters zur Debatte. S. 277 Fussnote

In der Biographie über Adam von Trott zu Solz 3, habe ich Abs nicht gefunden.


1 Günter Brakelmann: Helmuth James von Moltke,1907 - 1945, Eine Biographie, C.H. Beck, 2007

2 Roman Bleistein (Hrsg.) Dossier: Kreisauer Kreis, Dokumente aus dem Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Knecht Verlag 1987

3 Clarita von Trott zu Solz: Adam von Trott zu Solz, eine Lebensbeschreibung, Lukas Verlag 2009

zu Karl Blessing, Berichterstattung über die Aufbereitung der Nachkriegszeit in der Bundesbank
 
zu Karl Blessing, Berichterstattung über die Aufbereitung der Nachkriegszeit in der Bundesbank

hier noch ein Artikel dazu (ohne Paywall):


Die Historikergruppe hat eine Handvoll Männer um Reichsbankpräsident Schacht identifiziert, die über Jahrzehnte die deutsche Geldpolitik bestimmten. Das Fachpersonal habe "engagiert funktioniert" beschrieb Brechtken - egal, ob in der Weimarer Republik, im Nazistaat oder in der Bundesrepublik. "Die Ära dieses kleinen Klubs reicht von 1923 bis 1968", sagte Ritschl. 1968 ging Blessing in Pension.​
 
Interessant ist der offene Protest gegen die NS-Finanzpolitik wegen der Aufrüstung, weswegen etliche relativ mild betrachtet in „Ungnade“ fielen, also Karriereknicke erlitten.

Später in der jungen BRD galt es geradezu als Referenz, unter Schacht gewerkelt zu haben.
 
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