Hinrichtung durch Gladiatoren

Hannes

Aktives Mitglied
Hallo liebes Forum,

Ich hätte wieder eine Frage.
Mir geht es vorallem um die Zeit, der späten Republik.
Im alten Rom war es ja so, das Menschen zum Tod in der Arena verurteilt wurden.
Zum Beispiel mussten manche gegen wilde Tiere kämpfen.

Meines Wissens gab es aber auch den Kampf gegen einen Gladiator, als Hinrichtung.

Das traf ja meist wahrscheinlich Verbrecher, aber wenn es jetzt jemanden traf, der mit Waffen umzugehen wusste, wie einen ex Legionär oder einen Hilfstruppen Soldat oder jemanden der aus der Unterwelt Roms kam, was wäre passiert wenn es einem Verurteilten gelang den Gladiator zu besiegen.
Was passierte dann mit dem zum Tode verurteilten?

Danke danke für Hilfe
LG Hannes
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn jemand zur Gladiator verurteilt wurde und er den Kampf gewann wurde er wohl meist nicht umgebracht, sondern in anderen Gefechte geschickt. Schließlich war man ja als Gladiator kein Bürger Roms mehr, sondern Sklave. Und ob ein verurteilter Soldat immer einen Gladiator besiegen kann, wage ich zu bezweifeln, da der typische Soldat Roms für Gefechte in Formation ausgebildet waren, während der Gladiator für eine Art Duellsituation ausgebildet war.
 
Ulpian schrieb ca 200 n. Chr.:

est autem differentia inter eos qui ad gladium et eos qui ad ludum damnantur: nam ad gladium damnati confestim consumuntur vel certe intra annum debent consumi: hoc enim mandatis continetur. Enimvero qui in ludum damnantur, non utique consumuntur sed etiam pilleari et rudem accipere possunt post intervallum, siquidem post quinquennium pilleari, post triennium autem rudem inducere eis permittitur. (Coll. 11.7.4)
Nach einem Zeitraum von fünf Jahren konnten zum ludum verurteilte - wenn sie bis dahin überlebt hatten - den rudis (ein Holzstab oder Holzschwert) erwerben, damit waren sie frei. Ist nun nicht späte Republik.
 
Danke für eure Antworten

Das ein Soldat einen Gladiator immer oder oft besiegt glaub ich auch nicht.

Ich meinte einfach nur vielleicht gab es mal den Fall das jemand der von einem Gladiator hingerichtet werden sollte in der Arena, den Gladiator aus welchem Grund auch immer im Zweikampf besiegte. Was geschah dann mit diesem zum Tode verurteilten?
 
Die Wahrscheinlichkeit zu überleben dürfte man als gering einstufen. Wer allerdings überlebte, dürfte ähnlich bekannter regulärer Gladiatoren die Chance gehabt haben, zum Star zu werden. Wenn Ulpian kommentiert, dass es erlaubt sei, sie nach fünf Jahren freizulassen, dann ist anzunehmen, dass das hin und wieder auch vorkam.
 
Bei der damnatio ad ferrum scheinen Verurteilte in Zweikämpfe gegeneinander gekämpft zu haben. Es gab keinerlei Körperschutz. Der Überlebende wurde in den nächsten Zweikampf geschickt. Der letzte Überlebende wurde dann hingerichtet.

Bei einer Verurteilung zu einer damnatio ad ludum gladiatorum gab es eine Überlebenschance. Durch eine Ausbildung zu einem Gladiatorentypus war auch eine gewisse Schutzausrüstung in den Kämpfen gegeben.

wiki erwähnt noch die damnatio ad gladium. Ich vermute, dass der Verurteilte hier unbewaffnet einem Gladiator gegenüber stand.

Kann man diese Bestrafungsarten so auseinanderhalten? Oder täuscht sich wiki hier?
 
wiki erwähnt noch die damnatio ad gladium. Ich vermute, dass der Verurteilte hier unbewaffnet einem Gladiator gegenüber stand.

Kann man diese Bestrafungsarten so auseinanderhalten? Oder täuscht sich wiki hier?
In den Paulus-Sentenzen (Iulius Paulus) heißt es:

Summa supplicia sunt crux crematio decollatio: mediocrium autem delictorum poenae sunt metallum ludus deportatio: minimae relegatio exilium opus publicum vincula. Sane qui ad gladium dantur, intra annum consumendi sunt.

Die Hauptstrafen sind Kreuzigung, Verbrennung und Enthauptung; aber für mittelschwere Verbrechen sind die Strafen Metall, Spiele und Deportation; die geringsten sind Verbannung, öffentliche Arbeiten und Fesseln. Natürlich müssen diejenigen, die dem Schwert zum Opfer fallen, innerhalb eines Jahres verzehrt werden.​
 
Danke für eure Antworten

Das ein Soldat einen Gladiator immer oder oft besiegt glaub ich auch nicht.

Ich meinte einfach nur vielleicht gab es mal den Fall das jemand der von einem Gladiator hingerichtet werden sollte in der Arena, den Gladiator aus welchem Grund auch immer im Zweikampf besiegte. Was geschah dann mit diesem zum Tode verurteilten?

In den Legionen wurde Einzelkampf Mann gegen Mann trainiert, und in Trainingsmethoden und Ethos gab es durchaus viele Parallelen.

Sueton erwähnt in seiner Caligula-Biographie den Fall eines Primus Pilus der das Missfallen Caligulas erregte. Caligula ließ ihn im Amphitheater von den Zuschauerrängen in die Arena schleppen. Der Mann, der den Spitznamen Kolosseros trug kämpfte erst gegen einen Thraker (thraex) dann gegen einen Hoplomachus kämpfen. Er blieb beide Male Sieger, und er muss in der Ausrüstung eines murmillo gefochten haben. Das war eine schwere Armatur, die mit Ausnahme des Visierhelms mit der gleichen Bewaffnung, Gladius und Scutum, fochten wie die Legionäre.

Kolosseros wurde dann aber trotzdem getötet. Ich bin auch nicht sicher, ich glaube bei Sueton steht, er war Sohn eines Primipilaren, also dem ranghöchsten Centurio einer Kohorte. Immerhin aber zeigt es, dass ein gut trainierter Amateur und auch ein Legionär Chancen auch gegen Profis haben konnte.

Es kam vor, dass im Amphitheater Todesurteile vollstreckt wurden wie auch das Sliten Mosaik zeigt. Es wird aber heute angenommen, dass im Kolosseum weit weniger Hinrichtungen vollstreckt wurden.

Es gab Damnatio ad ludus. Dann hatte der Delinquent 4-5 Jahre zu dienen. Die Chancen für Damnati die Dienstzeit zu überleben, war sehr gering, weit geringer, als die von Sklaven oder Freiwilligen. Er bekam aber eine Ausbildung und focht in der Regel gegen Gegner mit ungefähr dem gleichen Ausbildungsstand.

Es gab damnatio ad ferrum. Dann wurden sie mit dem Schwert hingerichtet. Vermutlich in den meisten Fällen von einem Henker durch Enthauptung. Seneca beschreibt Hinrichtungen der Meridiani. Da kämpfte ein Bewaffneter gegen einen Unbewaffneten. War dieser tot, nahm man ihm die Waffen ab und stellte ihm einen Bewaffneten gegenüber.

Schließlich gab es damnatio ad bestias. Das war nach der Kreuzigung eine der scheußlichsten Hinrichtungsmethoden, und es gibt Quellen, die von Exekutionen im Amphitheater berichten.

Am bekanntesten, auch durch Filme und Romane wie Quo Vadis waren die Christenverfolgungen Neros. Tacitus berichtet, Nero habe Christen in Fälle einnähen lassen und von Hunden zerfleischen lassen. Es gab die Parole Christiani ad leones, u. a. von Tertullian erwähnt. Banditen wurden häufig so hingerichtet, sofern sie kein Bürgerrecht besaßen.

Üblicherweise fochten Gladiatoren gegen andere Fladiatoren, nicht gegen Verurteilte. Was Caligula machte, war ein reiner Willkürakt, aber nicht durch Gesetze gedeckt. Einen ähnlichen Fall überliefert Sueton auch von Domitian. Der bekam mit das ein Zuschauer sagte: Der Murmillo ist dem Thraker gewachsen, aber nicht dem Veranstalter. Damit unterstellte er Domitian, der der editor war, dass der Kampf Schiebung ist und Domitian die gebotene Fairness vermissen lässt. Der ließ ihn ebenfalls in die Arena schleppen und hinrichten.
 
Sueton erwähnt in seiner Caligula-Biographie den Fall eines Primus Pilus der das Missfallen Caligulas erregte. Caligula ließ ihn im Amphitheater von den Zuschauerrängen in die Arena schleppen. Der Mann, der den Spitznamen Kolosseros trug kämpfte erst gegen einen Thraker (thraex) dann gegen einen Hoplomachus kämpfen. Er blieb beide Male Sieger, und er muss in der Ausrüstung eines murmillo gefochten haben. Das war eine schwere Armatur, die mit Ausnahme des Visierhelms mit der gleichen Bewaffnung, Gladius und Scutum, fochten wie die Legionäre.

Kolosseros wurde dann aber trotzdem getötet. Ich bin auch nicht sicher, ich glaube bei Sueton steht, er war Sohn eines Primipilaren, also dem ranghöchsten Centurio einer Kohorte. Immerhin aber zeigt es, dass ein gut trainierter Amateur und auch ein Legionär Chancen auch gegen Profis haben konnte.
In der meines Wissens einzigen Quelle dazu (Sueton, Caligula 35) stehen viel weniger Details: Etwa dass der Mann Esius Proculus hieß, "Colosseros" genannt wurde, Sohn eines Primuspilus war, zuerst gegen einen "Thraker" und dann gegen einen Hoplomachus kämpfen musste. Dass er selbst Soldat gewesen sei und welche Ausrüstung er getragen habe, finde ich nicht. Woher er kämpfen konnte, muss offenbleiben.
 
In der meines Wissens einzigen Quelle dazu (Sueton, Caligula 35) stehen viel weniger Details: Etwa dass der Mann Esius Proculus hieß, "Colosseros" genannt wurde, Sohn eines Primuspilus war, zuerst gegen einen "Thraker" und dann gegen einen Hoplomachus kämpfen musste. Dass er selbst Soldat gewesen sei und welche Ausrüstung er getragen habe, finde ich nicht. Woher er kämpfen konnte, muss offenbleiben.

Ich habe aus dem Gedächtnis zitiert. Mir ist auch nur die Stelle bei Sueton bekannt. Über die Ausrüstung steht auch nichts im Text. Es sind aber die Bewaffnungen der einzelnen Gladiatorengattungen aus Quellen überliefert, und es sind übliche Paarungen der Gladiatorengattungen überliefert.

Der Thraex (Thraker) trug Armbandage, Visierhelm, als Angriffwaffe ein krummes Schwert Sica, zwei hohe Beinschienen und einen Schild (parma). Er kämpfte nur gegen den murmillo, in seltenen Fällen auch gegen den Hopölomachus.

Der Hoplomachus war fast genauso wie der Thraker gerüstet. Allerdings war er mit einer Lanze und einem geraden Kurzschwert bewaffnet und trug einen kleinen gewölbten Rundschild.

Der Murmillo war mit Gladius und Scutum bewaffnet, seine ausschließlichen Gegner waren der Thraker und der Hoplomachus. Da besagter Esius Proculus zuerst gegen einen thraex, dann gegen einen hoplomachus kämpfedn musste, liegt die Vermutung sehr nahe, dass er in der Ausrüstung eines murmillo kämpfte. Es stimmt aber, dass das im Text von Sueton nicht ausdrücklich so steht.
 
Man könnte auch sagen: "Warum hätte sich Caligula ausgerechnet in diesem Fall nicht an die Tradition halten sollen. In der römischen Gladiatur waren die einzelnen Waffengattungen aufeinander abgestimmt, so dass sich die Vor- und Nachteile der Waffen die Waage hielten.

Es kam freilich auch vor, dass bei einzelnen Kampfspielen man sich nicht akurat an die üblichen Paarungen hielt. Es kam z. B. vor, dass statt eines murmillo mal ein provokator gegen den thraex kämpfte.

Der provocator war ähnlich bewaffnet wie der murmillo. Als die Waffengattung retiarius-secutor noch sehr neu war, kam es vor, dass retiarii gelegentlich gegen murmillones oder essedarii gepaart wurden.

Der secutor oder contraretiarius war im Grunde nichts anderes, als ein murmillo, spezialisiert auf den Kampf gegen den "Netzmann".

Solche ungewöhnliche Paarungen kamen gelegentlich vor, wenn bei Veranstaltungen Mangel an einer bestimmten Armatur auftrat, so dass dann auch mal ungewöhnlichere Paarungen vorkamen.
 
Die Frage ist halt, ob sich Caligula ausgerechnet in diesem Fall an Traditionen hielt.

Aus den biographischen Werken, die zu Caligula erhalten sind, gibt es unzählige Beispiele für ein extrem exzentrisches Verhalten, für völlig maßloses Benehmen, für paranoiden Verfolgungswahn und Grausamkeit. Auch, dass Caligula sich mit Vorliebe über Regeln und Traditionen hinwegsetzte.

Sueton berichtet auch, dass Caligula eine Vorliebe für Thraker hatte, dass er einige Gladiatoren dieser Waffengattung in seine Leibwache aufnahm. Wenn ich mich nicht täusche, steht bei Sueton auch, dass er die Bewaffnung der murmillones- des Standardgegners des Thrakers verschlechterte.

Caligula praktizierte selbst Gladiaturfechten in der Armatur eines Thrakers. Bei einem Übungskampf mit Holzwaffen gegen einen Gladiator ließ dieser Caligula gewinnen. Caligula aber ließ sich einen Scharfen Dolch geben und stach den Gladiator ab.

Bei Caligula gibt es also Anzeichen einer fanatischen Parteinahme für eine bestimmte Armatur (Thraker), dass er die Bewaffnung der Gegner verschlechterte, dass er selbst in dieser Armatur trainierte und Gladiatoren dieser Waffengattung in seine Leibwache aufnahm. Dass er sich dabei über den Grundsatz der Fairness und Chancengleichheit hinwegsetzte, dass er bei einem Trainings-Sparring tödliche Waffen einsetzte. #

Kurz und gut- das Psychogramm eines unberechenbaren Psychopathen mit extrem gewalttätigem Verhalten, der sich über Regeln und Traditionen hinwegsetzt.
Bei den Gladiatorenkämpfen spricht aber, meiner Meinung nach alles dafür, dass auch Caligula nicht die üblichen Paarungen veränderte. Die hatten sich aus langen praktischen Erfahrungen so entwickelt wie sie waren. Schwerbewaffnet beweglich (Thraker, Hoplomachus) gegen Schwerbewaffnet statisch, parmularius gegen Scutarius das bot besonders abwechslungsreiche, dynamische Zweikämpfe. Dieses Prinzip wurde praktisch auf die Spitze getrieben mit der Paarung des sehr beweglichen, leichtbewaffneten Retiarius gegen den schwerbewaffneten Secutor, der ja im Grunde nichts anderes war, als ein murmillo spezialisiert auf den Kampf gegen den retiarius.

Wenn gelegentlich mal die übliche Paarung variiert wurde, geschah das meistens aus dem Sachzweck heraus, dass nicht genügend Kämpfer einer Armatur verfügbar waren, so dass man auch mal einen thraex mit einem provocator paarte.

Dafür gibt es bei den Caligula Episoden keine Indizien. Die Paarungen sind die üblichen, nur dass Caligula die Chancen der Scutarii (murmillo) verschlechtert, weil er fanatischer Fan der parmularii ist.

So wie sie waren, boten die Gladiatorenduelle die dynamischsten und spannendsten Kämpfe. Mit völlig neuen Paarungen zu experimentieren, hätte die Dynamik und den Unterhaltungswert der Kämpfe herabgesetzt.

Das tut Caligula auch nicht, er ändert nicht, was sich durch langes experimentieren in der Praxis bewährt hat. Er ändert auch nicht die Paarungen, es verändert lediglich die Chancengleichheit zu Gunsten seiner bevorzugten Armatur.
 
Ich würde, dass Sueton zwar erwähnt gegen welche Typen Esius Proculus kämpfen musste, aber nicht als was, als Indiz dafür werten, dass Caligula sich hier an die Tradition gehalten hat, ergo Esius als Murmillo kämpfen musste. Wir müssen hier einfach als wahrscheinlich voraussetzen, dass Sueton es sonst erwähnt hätte.
 
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