Indogermanen, Konstrukt oder Wirklichkeit?

ZVAB - Zeiten und Menschen. Ausg. G 1. Band 1. Der geschichtliche [...]

Über 35 Jahre alt! Ist das das Einzige was du anbieten kannst? Dann schau ruhig auch mal in Wikipedia vorbei, da wird wesentlich mehr geboten, auch was die verschiedenen Theorien betrifft.
Mir ging es übrigens um die Domestikation (Haustierwerdung) des Pferdes. Und die kann nur dort erfolgt sein, wo es WILDPFERDE gab.
Also nicht im Vorderen Orient, sondern im eurasischen Steppengürtel.
 
Zuletzt bearbeitet:
Aber gerne, Du wirst hiermit eines Besseren belehrt: Die Pferde spielten damals keine so große Rolle, wie Du denkst. Es ging um eine viel bahnbrechendere Erfindung, nämlich das Telefon.

Troja war die erste Telefonzentrale der Welt, von dort aus wurde das gesamte Telekommunikationsnetz der damaligen Welt kontrolliert. Das reichte im Osten bis Nordindien (Indoarier!) und Westchina (Tocharer!) und im Westen bis zu den Kelten. Das ist auch die einzige plausible Erklärung, wieso sich eine einzige Sprache, das Indogermanische, über einen so riesigen Raum ausdehnen konnte: Alle Ferngespräche mußten auf Indogermanisch geführt werden.
Nebenbei erklären sich auf diese Weise einige bislang äußerst rätselhafte hethitische ("Telepinu") oder griechische ("Telemachos") Namen.

Logisch, daß die Griechen scharf darauf waren, dieses weltweite Telekommunikationszentrum zu kontrollieren und zehn Jahre lang Troja belagerten.


Woher ich das weiß?

Bleibt mein Geheimnis.

ähem, interessant, doch einfach gesagt, ziemlich weit hergeholt

sicher, das mit den pferden auch, aber seit ich vor ca.10-12 jahren mal in einem buch gelesen habe, das überdurchscnittlich viel pferdeknochen in diesem gebiet, rund um troja, gefunden wurde , lässt mich diese theorie nicht mehr los

vielleicht trifft auch beides ( tele-zentrum, kontrolle pferdehandel ), mehr oder weniger zu

indoeuropäischer sprachstamm verbreitet sich gleichzeitig mit (pferde)handel vom norden und osten des schwarzen meeres über dem hellespont bis nach portugal und indien

zeitlich gesehen würde das hinhauen:grübel:
 
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Über 35 Jahre alt! Ist das das Einzige was du anbieten kannst? Dann schau ruhig auch mal in Wikipedia vorbei, da wird wesentlich mehr geboten, auch was die verschiedenen Theorien betrifft.
Mir ging es übrigens um die Domestikation (Haustierwerdung) des Pferdes. Und die kann nur dort erfolgt sein, wo es WILDPFERDE gab.
Also nicht im Vorderen Orient, sondern im eurasischen Steppengürtel.

das und mein wissen, zur domestikation: das ist ja wohl sonnenklar und mir keine diskussion werd

steppengürtel, nördlich des schwarzen meeres
 
Also, nicht, dass ich das Thema irgendwie tot schlagen will, aber mir erschließt sich momentan immer noch nicht so ganz, wie man aus einer hypothetischen Ursprache auch automatisch ein "Urvolk" ableiten kann.

Ich habe im Zuge meines Studiums nun auch Linguistikkurse besucht und mir ist bewusst, dass Versuche unternommen worden sind - und immer noch werden - die Sprachfamilien miteinander in Beziehung zu setzen und zu ergründen, von wo aus sich welche Sprache in wieviele Richtungen entwickelt hat... aber daraus gleich ein ganzes Volk der Indogermanen "aus dem Hut zu zaubern" (sry für den Ausdruck), die dann natürlich Indogermanisch gesprochen haben müssen, sonst würde es ja keinen Sinn machen, na, ich weiß nicht, ob da nicht wieder Forschungsgelder in den Wind geworfen werden.

Es ist ja nicht so, dass die Indogermanische "Ursprache" irgendwo niedergelegt ist. Man hat keine Hinweise darauf, dass die heute hypothetische Sprache tatsächlich so existiert hat und nicht doch anders war.

Das ist ungefähr so sinnvoll wie die Frage, ob es Jesus wirklich gegeben hat... nur eben auf die Linguisten bezogen. Ich möchte damit niemandem auf den Schlips treten, ich lese auch gern weiter mit, aber ich konnte/wollte euch meine Gedanken dazu nicht vorenthalten :devil: Bitte um Entschuldigung, wenn sich jetzt jemand entmutigt fühlt, das lag nicht in meiner Absicht.

LG Foxy :winke:
 
Wenn wir eine hypothetische Ursprache annehmen, dann muß sie auch von jemanden gesprochen worden sein, also einem hypothetische Urvolk. Die Frage ist nur wann, wo und wie groß war diese Gruppe. Hat sich dieses Urvolk erobernd ausgebreitet oder was waren die Gründe für die Ausbreitung dieser Ursprache. Auf der anderen Seite könnte es natürlich auch möglich sein, daß sich unterschiedliche Sprachen angenähert haben und in einem Prozeß zu einer Ursprache verschmolzen. Auch dann hätten wir ein Urvolk in weiterem Sinne. Natürlich wäre die ethnische Zusammensetzung beider hypothetischen Urvölker völlig unterschiedlich. Viel wichtiger als sich über das Ergebnis zu ereifern ist bei solchen Themen die richtigen Fragen zu stellen, Denkansätze zu erarbeiten etc. Die Wahrheit können wir eh nicht wissen, nur das Wahrscheinlichste herausarbeiten.
 
Wenn wir eine hypothetische Ursprache annehmen, dann muß sie auch von jemanden gesprochen worden sein, also einem hypothetische Urvolk.


Nein, die Gesamtheit der Sprecher eine Sprache muß keineswegs identisch mit einem Volk sein.

Angenommen, aus dem Englisch der Gegenwart würde sich im Lauf der nächsten Jahrtausende eine weitverzweigte Sprachfamilie entwickeln - und angenommen, die heutigen Schrift- und Tondokumente wären alle verschollen, dann wären die Sprachwissenschaftler der Zukunft sehr wohl in der Lage, aus den Tochtersprachen das heutige Englisch einigermaßen zuverlässig zu rekonstruieren.

Es wären auch einige Aussagen möglich, welche kulturellen Errungenschaften die Sprecher der rekonstruierten Ursprache bereits gekannt haben müßten, z. B. im Fall, daß sich ein Wort wie "internet" in den Tochtersprachen erhalten hätte.

Doch Aussagen über ein "Urvolk" oder gar dessen "Urheimat" lassen sich aus der so rekonstruierten Sprache nicht gewinnen.

Zwar wissen wir, daß das "Ur-Urvolk" einst auf der britischen Insel (bzw. ganz ursprünglich im heutigen Dänemark/Norddeutschland) beheimatet war, doch derlei Erkenntnisse würden den Sprachwissenschaftlern der Zukunft völlig verschlossen bleiben.
 
@hyo: Zwar wissen wir, daß das "Ur-Urvolk" einst auf der britischen Insel (bzw. ganz ursprünglich im heutigen Dänemark/Norddeutschland) beheimatet war, doch derlei Erkenntnisse würden den Sprachwissenschaftlern der Zukunft völlig verschlossen bleiben.

Vorausgesetzt, die anderen germanischen Sprachen existieren dann nicht mehr...
 
Es ist gerade das Verdienst der Indogermanistik, dass sie auf der Basis der indoeuropäischen Gemeinsprache wesentliche kulturelle, gesellschaftliche und religiöse Erkenntnisse erarbeitet hat, die für alle Indoeuropäer Gültigkeit besitzen. dazu zählt unter anderem auch ein Himmelsgott, der in "Zeus", "Ziu", Dyaus pitar, Jupiter usw. aufscheint.


Nun ist das Vorhandensein eines Himmelsgottes (und daneben anscheinend noch einer Donnergottheit, litauisch "Perkunas", altnordisch "Fyörgynn") auch schon nahezu die einzige handfeste Erkenntnis, die wir über die Religion besitzen.

Gemessen an den reichhaltigen Pantheons der bekannten indoeuropäischen Völker ist das eine dürftige Erkenntnis.

Und wenn man in Betracht zieht, daß auch Türken, Chinesen und zahlreiche nichtindoeuropäische Völker seit alters her einen Himmelsgott verehren, nimmt sich diese Erkenntnis noch dürftiger aus.







Abgesehen von Renfrew und Cavalli-Sforza hat es in den letzten Jahrzehnten kaum Untersuchungen über die Indoeuropäer gegeben.

Ich glaube, ich lese nicht richtig.
Was ist - um nur ein paar Namen zu nennen - mit Thomas V. Gamkrelidze und Vjaceslav V. Ivanov, die ja nun wirklich sehr fleißig waren? Mit Igor Diakonoff oder Kalevi Wiik?

Indo-European Origins in Southeast Europe



Ich kenne keinen, der eine Einwanderung der Hethiter aus dem Süden postulieren würde.

Die Überlieferung der Hethiter selber besagt, daß sie von Süden her nach Norden bis nach Zalpa an der Südküste des Schwarzen Meeres vorgedrungen seien. Das stimmt auch mit der Lage ihrer Urheimat Nesa überein, die südlich von Hattusa liegt, also des ursprünglich hattischen Gebiets, wo sich später das hethitische Machtzentrum befand.


Die Mehrzahl geht von einer Einwanderung von Norden über den Kaukasus aus, eine Minderheit erwägt eine Einwanderung von Westen über die Ägäis.

Diese Hypothese ist eine äußerst scharfsinnige Schlußfolgerung aus der unreflektierten Grundannahme, daß die Hethiter ursprünglich außerhalb Anatoliens ansässig gewesen sein müssen. Dann müssen sie natürlich irgendwie eingewandert sein.
Nur sind weder die Urheimat außerhalb Anatoliens noch Spuren einer Einwanderung durch irgendwelche Fakten zu belegen.


Einige Forscher betrachten die Schnurkeramik als autochthone Entwicklung in Zentraleuropa, andere vermuten eine Expansion aus dem Osten:

Eine Expansion der Schnurkeramik aus dem Osten ist nun wirklich jahrzehntealter Kaffee. Wer behauptet das denn heute noch?

Um mich nicht immer wiederholen zu müssen:

http://www.geschichtsforum.de/156843-post77.html
http://www.geschichtsforum.de/159485-post134.html
 
Das hängt von der Größe des diese Sprache sprechenden Urvolkes ab und von unserer Definition von Volk. Im Großen und Ganzen kann ich dir aber zustimmen, daß wir voraussichtlich kein indogermanisches Urvolk entdecken werden und schon gar nicht mit Sicherheit lokalisieren können. In deinem Beispiel könnte man dann vermutlich Neuhochenglisch (wenn's so heißt) wiederherstellen. Nicht ohne weiteres erschließen könnte man Altsächsisch z.B. Aber dies hieße ja auch die Vorfahren der Engländer zu erschließen.
 
Wenn wir eine hypothetische Ursprache annehmen, dann muß sie auch von jemanden gesprochen worden sein, also einem hypothetische Urvolk. Die Frage ist nur wann, wo und wie groß war diese Gruppe...
Nein. Von einem "Urvolk" im Sinne von "einer zusammenhängenden Gruppe" von Menschen würde ich auf keinen Fall ausgehen, sondern vielmehr von einer heute nicht mehr zu bestimmenden Anzahl von Stämmen, die diese Indoeuropäische Sprache sprachen. Die "Germanen" bildeten ja ebenso kein einheitliches "Volk", sondern sie sprachen lediglich alle die gleiche Sprache - nämlich germanisch. Weiterhin darf man auch davon ausgehen, daß es innerhalb dieser Gruppe von indoeuropäischen Stämmen noch verschiedene Dialekte gab - das ist eigentlich bei jeder Sprache so.
 
Genau. Ich war hier vielleicht ein wenig zu spitzfindig. Haben wir eine Ursprache haben wir ein Urvolk. Finden wir kein Urvolk, dann ist die hypothetische Ursprache vielleicht nur ein gelehrtes Konstrukt.
 
Meine Güte, kaum wird man ein wenig nachlässig in der Ausdrucksweise und schon stehen die Dämonen auf!

Zitat:"Was für eine Landbrücke denn?

Australien war nie durch eine Landbrücke mit dem asiatischen Festland verbunden.

Daher hat sich ja auch z. B. die gesamte Säugerwelt (Beuteltiere) dort ganz anders entwickelt als auf dem Rest der Welt."

Ich meine, die Landbrücke zur Torresinsel. Es gibt Überlieferungen von den Torresinseln und vom Festland die sich auf das Verschwinden von Wandergebieten beziehen. Die Abo. orientierten sich anhand gesungener Landkarten, die Evolution sorgte sicher dafür das sich keiner der Sänger Fehler oder Abweichungen in den Gesängen zuliess, denn die Wüste kennt mit Sicherheit kein Mitleid für "schlechte Sänger".
 
JIch bin mir jetzt nicht ganz sicher, welche Wörter der Ursprache die Kurgantheorie stützen sollen (Dieter hat einmal ein paar aufgezählt, wie Wagen usw. und dass es kein gemeinsames Wort für Getreide oder so gäbe), aber diese könnten , falls sie auch wirklich in allen und nicht nur in den großen bekannten Sprachen verwendet werden, durch Übernahme der Wörte geschehen sein.

Ich habe in der letzten Indogermanen-Diskussion danach gesucht, aber eine solche Aussage nur in einem Beitrag von Balticbirdy gefunden:


Im rekonstruierten Urindogermanischen (UIG) gibt es gemeinsame Wörter für Pferd, Joch, und Rad, deren "Erfindung" um 3000 v. Chr. stattfand. Alles Dinge, die den Bandkeramikern unbekannt waren, die Jahrtausende früher Europa erreichten. Eigenartigerweise aber gibt es im UIG keine Bezeichnungen für Kulturpflanzen.

Diese Aussage ist so nicht richtig. Das ur-indoeuropäische Vokabular weist u. a. Bezeichnungen für Wein (aus Trauben), Weizen und Flachs auf.


Daraus kann man folgern, dass die Sprecher des UIG in erster Linie Hirten, weniger Bauern waren.
Sogar wenn die obige Aussage richtig wäre, muß man mit solchen Folgerungen immer sehr vorsichtig sein.
Wenn sich bestimmte Wörter nicht rekonstruieren lassen, dann heißt das keineswegs, daß diese Wörter in der Ursprache nicht vorhanden waren! Oder gar, daß der zugehörige Gegenstand dem "Urvolk" unbekannt war.

Wenn sich z. B. kein Wort für "Ohrläpchen" rekonstruieren läßt, heißt das nicht, daß die Ur-Indoeuropäer keine Bezeichnung für das Ohrläppchen hatten. Und die Schlußfolgerung, daß die Ur-Indoeuropäer größtenteils keine Ohrläppchen besaßen, wäre völlig verfehlt.


Übrigens, von den heutigen lebendigen Sprachen entspricht das Litauische am ehesten dem UIG und es gibt Lehnworte zum Finno-Ugrischen hin. Alles Indizien, die nicht zu Anatolien passen.
Gerade die Randdialekte bzw. Randsprachen einer Sprach(grupp)e sind oft besonders konservativ. Als Beispiel wurde bereits das Isländische genannt, derartige Beispiele ließen sich nach Belieben vermehren.

Wenn Lehnbeziehungen zum Finno-Ugrischen als Indiz gewertet werden, sollte man die Beziehungen zum Semitischen oder gar Sumerischen nicht außer Acht lassen. Gamkrelidze & Ivanov bringen dafür eine Reihe von Beispielen, von denen ich einige zitieren möchte:

Stier: Indoeuropäisch *thauro, Semitisch *tawr
Ziege: Indoeuropäisch *ghait, Semitisch *gady
Lamm: Indoeuropäisch *aghono, Semitisch *'igl (Akkadisch: "agalu")
Getreide: Indoeuropäisch *bhar(s), Semitisch *burr/*barr
Axt: Indoeuropäisch *phelekhu, Semitisch *p-l-k (Akkadisch: "pillakku"). Ein anderes Wort für Axt läßt sich als IE *sekhur rekonstruieren, vgl. Hebräisch "segor".

Ein Beispiel für eine mögliche sumerisch-indoeuropäische Beziehung wäre das Wort für "Acker" (sumerisch "agar").
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
@hyo: Das ur-indoeuropäische Vokabular weist u. a. Bezeichnungen für Wein (aus Trauben), Weizen und Flachs auf.
Schön dass du uns mit deiner Detailkenntnis wieder auf den rechten Pfad bringst.

Aber "Wein" kann man aus allem Möglichen machen, Flachs und andere Faserpflanzen wachsen wild in Flussnähe in Mengen. Bleibt Weizen...?

Ich hatte an anderer Stelle schon mal geschrieben, der gemeinsame Gebrauch von "Slon" (slawisch: Elefant) bringt auch niemanden auf die Idee einer gemeinsamen Urheimat der Slawen in Afrika oder Indien.

Daher sollten wir vorsichtig mit Interpretationen sein, sie werden schnell zu Spekulationen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Stier: Indoeuropäisch *thauro, Semitisch *tawr
Ziege: Indoeuropäisch *ghait, Semitisch *gady
Lamm: Indoeuropäisch *aghono, Semitisch *'igl (Akkadisch: "agalu")
Getreide: Indoeuropäisch *bhar(s), Semitisch *burr/*barr
Axt: Indoeuropäisch *phelekhu, Semitisch *p-l-k (Akkadisch: "pillakku"). Ein anderes Wort für Axt läßt sich als IE *sekhur rekonstruieren, vgl. Hebräisch "segor".

Ein Beispiel für eine mögliche sumerisch-indoeuropäische Beziehung wäre das Wort für "Acker" (sumerisch "agar").
So wie wir heute für neue, unbekannte Dinge das Originalwort übernehmen ("Internet"), wird es auch früher gewesen sein. Die aus dem Lateinischen übernommenen Bezeichnungen sind Legion (murus - Mauer). Ich denke, die Vorfahren der frühen Indogermanen haben diese Wörter von den Sumerern und Semiten gelernt und nicht umgekehrt.
 
Aber "Wein" kann man aus allem Möglichem machen

Nun ja, die entsprechenden Wörter in den Einzelsprachen (griechisch "oinos", lateinisch "vinum", deutsch "Wein") bezeichnen in aller Regel den Traubenwein oder sogar die Weinpflanze als solche. Ein "oino-pedon", eine "vinea" oder ein "Weingarten" ist nichts anderes als ein Ort, wo Weintrauben gezüchtet und geerntet werden.

Dazu kommen die etymologisch verwandten Wörter: Das lateinische Wort "vitis" für die Weinrebe ist sicher nicht direkt von dem Wort "vinum" abgeleitet, geht aber allem Anschein nach auf dieselbe alte Wurzel zurück.

Zu beachten sind auch bei diesem Wort die außerindoeuropäischen Beziehungen: Ägyptisch wnš, Semitisch *wayn, Hattisch "windu", Proto-Kartwelisch *γwino.

(Thomas V. Gamkrelidze und Vjačelsav V. Ivanov, Indo-European and the Indo-Europeans, Berlin/New York 1995, Band I, S.557-561)
 
So wie wir heute für neue, unbekannte Dinge das Originalwort übernehmen ("Internet"), wird es auch früher gewesen sein. Die aus dem Lateinischen übernommenen Bezeichnungen sind Legion (murus - Mauer). Ich denke, die Vorfahren der frühen Indogermanen haben diese Wörter von den Sumerern und Semiten gelernt und nicht umgekehrt.

Genauso sehen es auch Gamkrelidze & Ivanov. Es gibt allerdings auch einige wenige Beispiele für Lehnbeziehungen in umgekehrter Richtung, so kann das Wort für das "Horn" (IE"*khrn, Semitisch *karn) nicht vom Semitischen ins Indoeuropäische gekommen sein, da es seinerseits von einer indoeuropäischen Wurzel abgeleitet ist.

Wie auch immer: Für Gamkrelidze & Ivanov, die eine Urheimat zwischen Tigris und dem Kaukasus postulieren, sind solche Beziehungen leicht zu erklären. Anhänger der Kurgan-Hypothese dürften größere Mühen haben, plausibel zu machen, warum ein Hirtenvolk in der eurasischen Steppe so alltägliche Wörter wie die für "Stier", "Ziege" oder "Lamm" ausgerechnet aus dem fernen Mesopotamien importieren mußte.
 
Interessanterweise ist Wein im Persischen Šarāb, was vom arabischen šariba 'trinken' abgeleitet ist. Von demselben Wort kommt unser Sirup.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Hyo: Anhänger der Kurgan-Hypothese dürften größere Mühen haben, plausibel zu machen, warum ein Hirtenvolk in der eurasischen Steppe so alltägliche Wörter wie die für "Stier", "Ziege" oder "Lamm" ausgerechnet aus dem fernen Mesopotamien importieren mußte.
Als "Anhänger der Kurgan-Hypothese":
Weil diese Tiere (anders als das Pferd) in der Steppe nicht wild vorkamen und in Vorderasien domestiziert wurden. Die Übernahme in den UIG-Wortschatz erfordert nicht einmal benachbarte Wohnsitze, abenteuerlustige Einzelpersonen oder Gruppen können es vermittelt haben.

Wir alle kennen doch auch "Kajak" und "Anorak", aber wer war schon mal auf Grönland...
 
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Vorausgesetzt, die anderen germanischen Sprachen existieren dann nicht mehr...

Das bringt mich noch auf ein anderes Gedankenspiel: Angenommen, wir hätten keinerlei historischen Kenntnisse über die alten Germanen, sondern müßten einzig aufgrund der heutigen Verteilung der germanischen Sprachen versuchen, eine mögliche Urheimat der Germanen einzugrenzen, nach welcher Logik würden wir dann vorgehen?

Germanische Muttersprachler gibt es ja auf allen Kontinenten, das größte germanische Gebiet wäre in Nordamerika zu finden. Wir würden das jedoch kaum als Argument werten, sondern eher danach schauen, wo sich möglichst viele verschiedene germanische Sprachen auf einem möglichst kleinen Gebiet tummeln. Da fällt die Wahl nicht schwer. Außer in Südafrika (wo Englisch und Afrikaans auf engem Gebiet von einer größeren Zahl alteingesessener Muttersprachler gesprochen werden) werden wir da nur in Europa fündig. Am engsten sitzen die Sprachen an der Nord- und Ostseeküste aufeinander, da finden wir alle paar hundert Kilometer eine andere germanische Sprache: Niederländisch, Deutsch, Friesisch, Dänisch, Norwegisch, Schwedisch.
Ich denke, mit dem Raum zwischen der norddeutschen Tiefebene und Südskandinavien läge man auf der Suche nach der Urheimat der Germanen nicht ganz falsch.



Wie sieht es nun mit der (nicht heutigen, sondern historischen) Verteilung der indoeuropäischen Sprachen aus?

Hier ist es nicht ganz so eindeutig wie bei den germanischen Sprachen, aber es gibt zwei Regionen, die sich sehr gut als Kandidaten eignen würden:

1. Der "Balkan" (etwas großzügig gerechnet, bis zu den Alpen und der Donau)

Hier finden wir auf verhältnismäßig kleinem Raum Vertreter von sechs Zweigen: Albanisch, Griechisch, Illyrisch, Thrakisch, Slawisch und Venetisch. (Zieht man Slawisch als relativ späten "Import" ab und rechnet Illyrisch und Albanisch zum selben Zweig, wären es immerhin noch vier.


2. "Anatolien" (ebenfalls etwas großzügig gerechnet: das Gebiet zwischen Ägäis, Kaukasus und Mesopotamien)

Hier finden wir ebenfalls auf verhältnismäßig engem Raum Vertreter von fünf Zweigen: Anatolisch, Armenisch, Griechisch, Indoiranisch, Phrygisch.


Wie gesagt, ein eindeutiges Bild ergibt sich nicht, aber immerhin ein Indiz, das zur Bewertung der Plausibilität der einzelnen Theorien herangezogen werden kann.
 
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