Inquisition/Machtdeckung

Mash

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Hallo Freunde,

weiß jemand von Euch wie die Inquistion ihre Macht deckte? Sie konnte ihre Urteile schließlich nur durchführen, wenn Sie eine millitärische Macht hatte. Wie sah diese aus? Waren die Inquistoren, die durch Europa zogen um [FONT=arial,helvetica,sans-serif]Häretiker vor "Gericht" zu stellen, bewaffnet oder vom bewaffneten Begleitet?
Ein Inquisitor ist ein Klerus, darf also wohl keine Waffe führen. Damit müsste die eigne Bewaffnung weg fallen.

Meine Überlegungen können schlecht sein. Doch das Internet bietet nur schlechte Quellen und Bücher zu dem Thema habe ich noch nicht gesucht.

Wer kennt Bücher, welche das Thema gut zusammen fassen? Oder eine gute Gliederung/ ein gutes Sachwortverzeichnis haben?
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... weiß jemand von Euch wie die Inquistion ihre Macht deckte? Sie konnte ihre Urteile schließlich nur durchführen, wenn Sie eine millitärische Macht hatte. Wie sah diese aus? Waren die Inquistoren, die durch Europa zogen um Häretiker vor "Gericht" zu stellen, bewaffnet oder vom bewaffneten Begleitet?

Natürlich waren Inquisitoren gewöhnlich von Bewaffneten - man brauchte ja zumindest das Wachpersonal, damit ein Delinquent nicht fliehen konnte - begleitet; wichtig waren daneben aber noch andere Kleriker (Beisitzer), ein Schreiber und ein Notar.

Ein Inquisitor ist ein Klerus, darf also wohl keine Waffe führen. Damit müsste die eigne Bewaffnung weg fallen...

Das stimmt so freilich nicht ganz, denn während des Mittelalters gab es für Kleriker nur ein Verbot bzgl. spitzer und scharfer Waffen. Stumpfe Waffen wie bspw. den Streitkolben durften Kleriker führen - allein unter den Erzbischöfen des Heiligen Römischen Reiches (also quasi auf deutschem Boden) finden sich in der Geschichte dafür mehrere Beispiele.

Richtig ist aber, daß Bewaffnete im Umfeld der Inquisitionsprozesse keine Kleriker waren - was man freilich vor dem Hintergrund der Dreiteilung der mittelalterlichen Gesellschaft (Betende, Kämpfende, Arbeitende) verstehen muß.

... das Internet bietet nur schlechte Quellen...

Ich hatte Dir im Parallelthread für einen Grobüberblick Inquisition ? Wikipedia genannt, was ich hiermit bekräftigen möchte.

... Bücher zu dem Thema habe ich noch nicht gesucht.

Wer kennt Bücher, welche das Thema gut zusammen fassen? Oder eine gute Gliederung/ ein gutes Sachwortverzeichnis haben?

Im genannten Artikel gibt es eine ausführliche Literaturliste - siehe dort den Punkt "Literatur" -; wobei natürlich die Frage ist, wie detailliert Du in die Materie einsteigen willst.
Empfehlenswert erscheint mir als solider Einstieg z.B. Jörg Oberste "Ketzerei und Inquisition im Mittelalter" - Geschichte kompakt; Wissenschaftliche Buchgesellschaft - Darmstadt 2007
 
Konrad von Marburg war am 30. Juli 1233 in Begleitung zweier Mönche, als er und diese von sechs Bewaffneten überfallen und erschlagen wurde. Ich weiß jetzt aber nicht weshalb die Überlieferung von sechs Bewaffneten weiß, wenn es keine Überlebenden gab. Die Täter sind auch nie wirklich gefasst worden, man vermutete nur, dass es Heinrich von Sayn mit Gefolgsleuten war.
Seitdem gab es keine keine echte Inquisition mehr in Deutschland. Mal von vereinzelten Prozessen gegen die Beginnen abgesehen.
Hexenprozesse sind da ein anderes Thema.
 
Hallo

weiß jemand von Euch wie die Inquistion ihre Macht deckte? Sie konnte ihre Urteile schließlich nur durchführen, wenn Sie eine millitärische Macht hatte. Wie sah diese aus?

Waren die Inquistoren, die durch Europa zogen um Häretiker vor "Gericht" zu stellen, bewaffnet oder vom bewaffneten Begleitet?
Nun sie selbst brauchte nicht zwangsläufig eigene Truppen um diese Macht zu decken. In der Regel reicht vor Ort ein autorisierter Geistlicher der Inquisition um weltliche Truppen (Stadtgarden, Wachmanschaften etc.) das Festsetzen eines Ketzers zu befehlen.

Die reisenden Tribunale, wie wir sie aus "Der Name der Rose" kennen waren kein wirklicher Machtfaktor und waren teilweise auch nicht immer Truppen der Inquisition selbst, sondern auch von besonders ergebenen Adligen abgestellt oder aus dem Truppenbestand des lokalen Klerus. (Bischof, Erzbischof)

Die eigentliche Macht der Inquisition war ihr Auftrag. Denn wer im Verdacht stand einem Ketzer zu helfen, ihn zu decken oder gar zu beschützen, war letztlich auch ein Ketzer. Und die Exkommunizierung ist als eine der schlimmsten Strafen im Mittelalter zu sehen. Außerhalb des "wahren" Glaubens zu stehen bedeutet ein Geächteter der Gesellschaft zu sein und de facto vogelrei zu sein. So ein Leben konnte vor dem Hintergrund mittealterlicher Religiosität schlimmer sein, als mit dem Tod "erlößt" zu werden.

Aus diesem Grunde hatten die Geistlichen der Inquisition (meist die Dominikaner) auch keine Probleme im Falle von Häresie schnell die Unterstützung zu erhalten, welche sie benötigten. Der eigene Truppenbestand war daher wohl gering und eher von administrativem Charakter.

Das Festsetzen der Templer in Frankreich 1307, macht auch deutlich, das die Inquisition ohne weltlich Hilfe, Unternehmen solcher Größerordnung nie hätte selbst abwickeln können.

Die reisenden Tribunale der Inquisition zogen auch nicht "suchend" durch die Länder, sondern wurden angefordert bzw. waren in besonderem Auftrag Unterwegs. Auch hier ist Eco's "Der Name der Rose" ein gutes Beispiel.

Das Tribunal des Bernado Gui wurde durch den Abt des Klosters gerufen.
Im übrigen eine authentische Figur http://de.wikipedia.org/wiki/Bernard_Gui


Gruß Parcefâl


Buchempfehlungen:

Henry Charles Lea, Die Geschichte der Inquisition im Mittelalter, 3 Bdn - Reprint Frankfurt M. 1997
Arnold Angenendt, Geschichte der Religiosität im Mittelalter, Darmstadt 2000
Jörg Oberste, Ketzerei und Inquisition im Mitelalter, Darmstadt2007



 
Das Festsetzen der Templer in Frankreich 1307, macht auch deutlich, das die Inquisition ohne weltlich Hilfe, Unternehmen solcher Größerordnung nie hätte selbst abwickeln können.
Das Festsetzen der Templer war ja eigentlich auch kein kirchlich-inquisitorisches Unternehmen sondern eine politische Aktion des französischen Königs....der Ketzervorwurf nebst Einschaltung der Inquisition wurde erst nachgeschoben,als die ersten erfolterten Geständnisse vorlagen.Zum Zeitpunkt der Aktion war der Orden noch von Rom/Avignon anerkannt und nicht aufgelöst.
 
die weltlichen Behörden und die kirchlichen Würdenträger haben da Hand-in-Hand gearbeitet: die kirchlichen Würdenträger haben die Kriterien erarbeitet, vollstreckt wurden die Urteile aber meist von den weltlichen Instanzen. So Sachen wie die Trennung von Staat und Kirche waren damals noch nicht sehr verbreitet.

Empfohlene Literatur: Grigulevič, Iosif Romualʹdovič: Ketzer-Hexen-Inquisitoren: Geschichte der Inquisition: 13. - 20. Jahrhundert/ J.R. Grigulevič, Mit einem Vorwort von Hubert Mohr (ein gutes Buch - aber noch im Verkauf erhältlich??). Es gibt zwei Bände.
 
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