dx361

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Hallo, ich schreibe leider am Freitag eine Klausur und kann mir eine Frage leider nicht beantworten. Warum finanzierte Jakob Fugger die Wahl von Albrechts von Brandenburg? Warum hat er nicht mit seinen anderen Geschäften weitergemacht wie z.B. Mit seinen Bergwerksgeschäften wo er wesentlich mehr Gewinn erzielen konnte?
 
Das Ablassgeschäft war tatsächlich rein finanziell gesehen ein bescheidenes Geschäft verglichen mit manch anderen Transaktionen der Fugger. Jedenfalls war der Deal keine Kirchenspaltung wert. Jakob Fugger hat wohl auch total unterschätzt, dass die Sache mit Albrecht zum Tropfen werden würde, der das Fass zum überlaufen bringen würde. Fugger selbst kaufte für sich und seine Frau Sibylle Ablassbriefe.
Albrecht von Brandenburg war ein potenter Kunde, einem solchen gibt eine Bank Kredit. Über Bargeld verfügte er zwar nicht, aber Albrecht war mit gerade mal 27 Jahren gegen kanonisches Recht Erzbischof von Mainz, Magdeburg und Administrator von Halberstadt geworden. Gegen kanonisches Recht, dass eine solche Ämterkummulation verbot, hatte Albrecht sich gegen weit verdientere Kleriker durchgesetzt und sich die reichste Pfründe im Heiligen Römischen Reich gesichert. Möglich gemacht hatte das Johannes Zink, Fuggers Cheflobbyist im Vatikan. Für die Ämterhäufung war eine Ausnahmegenehmigung nötig, außerdem musste Albrecht dafür Annatengelder nach Rom abführen. Insgesamt kostete der Deal Albrecht insgesamt 24.000 Dukaten in Gold, eine ungeheure Summe. Diese Summe hatte Albrecht natürlich nicht in bar, und die Fugger hatten das Geld gegen entsprechende Zinsen vorgestreckt. Insgesamt hatte Albrecht mit Zinsen mindestens 50.000 Fl aufzubringen. Rom und Mainz einigten sich darauf, dass über Ablässe das Geld wieder herein kommen sollte. Albrecht wurde zum Ablasskommissar für das Reich ernannt und von den einkommenden Ablässen sollte er die Hälfte behalten dürfen.

Diese Hintergründe waren Martin Luther nicht bekannt. Entgegen der Legende begann die Reformation nicht mit wuchtigen Hammerschlägen eines Revolutionärs, denn das war Luther nicht. Mit großer Wahrscheinlichkeit hat Luther nicht 95 Thesen an die Tür der Wittenberger Schlosskirche genagelt. Luther war zwar sehr von sich überzeugt, hatte aber anfangs noch großen Respekt vor Würdenträgern der Kirche. Er war ein Theologe, der in aller Bescheidenheit seine Kirche auf Missstände aufmerksam machen wollte. Die knallharten äußerst zynischen Transaktionen die mit Albrechts Wahl zusammenhingen waren Luther, man könnte fast sagen in seiner Einfalt überhaupt nicht bekannt. Mit etwas Entgegenkommen und Kulanz hätte man die Streitpunkte innerkirchlich regeln können, dass es nicht dazu kam, war nicht Luthers Schuld. Es zeigte sich dann in der Folge, dass sich die drängenden Fragen nicht länger unterdrücken ließen, und die Ereignisse um Albrechts Pontifikat wurden zum Tropfen, der das Fass überlaufen ließ. Das ließ sich aber zu Beginn nicht absehen. Es vorauszusehen hätte geradezu prophetische Qualitäten vorausgesetzt. Vom rein ökonomischen Standpunkt aus war die Kreditvergabe an Albrecht von Brandenburg keine Fehlinvestition das Geld kam retour und auf die Angst der Gläubigen konnte man sich verlassen. Dass das alles mit einer Kirchenspaltung und den Verwerfungen enden würde, die Reformation und Gegenreformation dann schließlich mit sich brachten, konnte kaum jemand 1517 absehen.
 
Geschäfte mit dem Adel zu machen, war eine gefährliche Sache. Schwierig, einen Mahnbescheid gegen einen Kaiser zu erlangen.
Dies bekam der Familienzweig "Fugger vom Reh" zu spüren. Uneinbringliche Kredite an den Hochadel führten zum eigenen Ruin. Da war das Wappen mit dem Reh doch arg teuer erkauft.
Auch andere Kaufleute - zum Beispiel der Hanse - mussten diese Erfahrung machen.

Die "Fugger von der Lilie" ritten auch auf dieser Rasierklinge. Dem Kaiser oder einem Erzherzog den Geldhahn zuzudrehen, wäre ein großes Wagnis gewesen. Da warf man immer neues Geld dem schon ausstehenden hinterher.
Die Lilien-Fugger schichteten immerhin ihr Vermögen teilweise in Grundbesitz um und stiegen in den Grafenstand auf. Dies war ein wichtiges Pfund um die Finanzkrisen des 16. und 17. Jahrhunderts zu überstehen.
 
Geschäfte mit dem Adel zu machen, war eine gefährliche Sache. Schwierig, einen Mahnbescheid gegen einen Kaiser zu erlangen.
Dies bekam der Familienzweig "Fugger vom Reh" zu spüren. Uneinbringliche Kredite an den Hochadel führten zum eigenen Ruin. Da war das Wappen mit dem Reh doch arg teuer erkauft.
Auch andere Kaufleute - zum Beispiel der Hanse - mussten diese Erfahrung machen.

Die "Fugger von der Lilie" ritten auch auf dieser Rasierklinge. Dem Kaiser oder einem Erzherzog den Geldhahn zuzudrehen, wäre ein großes Wagnis gewesen. Da warf man immer neues Geld dem schon ausstehenden hinterher.
Die Lilien-Fugger schichteten immerhin ihr Vermögen teilweise in Grundbesitz um und stiegen in den Grafenstand auf. Dies war ein wichtiges Pfund um die Finanzkrisen des 16. und 17. Jahrhunderts zu überstehen.

Wie man mit Fürsten und Großen Herren umgeht, dazu hatte Jakob schon als junger Mann ein Gesellenstück abgeliefert, als er Sigismund den Münzreichen von Tirol über den Löffel balbierte. Gegen Kredite hatte er Sigismund dazu gebracht, ihm Kuxe zu überschreiben, Rechte Edelmetalle abzubauen.

Maximilian hat auch bei Jakob hin und wieder mal ein etwas linkes Ding abgezogen, eigentlich hatte der aber immer den längeren Atem und ließ sich Kredite meist durch Kuxe, Landüberschreibungen oder andere solide Sicherheiten absichern. Problematisch wurden die Habsburger als Großschuldner dann aber erst wirklich unter Karl V. Maximillian war verglichen mit ihm weitaus pflegeleichter. Karl wusste das und ließ es häufiger auf eine Konfrontation ankommen. Vor allem aber war der Konzern noch zu Jakobs Lebzeiten schon zu groß geworden, Die vielverzweigten Geschäfte brauchten Kapital, und durch Karls V. ständige Kreditwünsche für Kriegszüge drohten immer mehr Firmenkapital abzuziehen, und die Schulden waren inzwischen so immens, dass eine Rückzahlung fraglich war. Schon Karls Krönung war sehr teuer. Der junge spanische Karl machte sich anfangs kaum Vorstellungen wie sehr er Fugger brauchte. Andererseits hätte die Wahl etwa von Karls Konkurrenten Franz I. eine Neuorientierung der Fugger an das Haus Valois erfordert, und man hätte einen Großteil der Schuldenmasse abschreiben können.
 
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