Karl Marx / Das kommunistische Manifest

Wieger schrieb:
Eine Friseuse nimmt sich die Schere (Produktionsmittel) und schneidet die Haare (Produkt), dieser Schnitt erhält im Tausch seinen Wert, aber gehören tut die Schere ihr nicht. Es geht ja auch um die Lohnabhängigen und der Dienstleistungssektor war so fitzelfatzel klein zu Marx' Zeiten, aber heute?
Schlechtes Beispiel, Frisösen sind meistens selbstständig. Ich dachte eher an Angestellte in Callcentern und Einrichtungen wie Bereitschaft ("sei von 7 bis 15 Uhr erreichbar. wenn wir anrufen, kommst du und nimmst 8 Stunden ANrufe entgegen")
Aber wir sollten vorsichtig sein, wir stehen praktisch schon direkt in der Gegenwart.
 
volpe schrieb:
Aber wie über Karl Marx reden, ohne den Begriff Proletariat?

Wieso muss und soll man den Begriff "Proletariat" auf heute anwenden, wenn es DAS Proletariat schon lange nicht mehr gibt?

Es ist politische Polemik, wenn man historische Begebenheiten auf heute projiziert ...

Und wenn mir jemand einen Arbeiter in Deutschland zeigt, der EURO 3,50 verdient, kaum Sozialversicherung hat und 5 Km jeden Tag zur Arbeit laufen muss, dann gebe ich mich geschlagen. Guckt euch mal den HDI an und fragt euch mal, von was eure Urgroßeltern geträumt haben, als Marx zu schreiben begann ...
 
Pope schrieb:
Wieso muss und soll man den Begriff "Proletariat" auf heute anwenden, wenn es DAS Proletariat schon lange nicht mehr gibt?

Es ist politische Polemik, wenn man historische Begebenheiten auf heute projiziert ...

Und wenn mir jemand einen Arbeiter in Deutschland zeigt, der EURO 3,50 verdient, kaum Sozialversicherung hat und 5 Km jeden Tag zur Arbeit laufen muss, dann gebe ich mich geschlagen. Guckt euch mal den HDI an und fragt euch mal, von was eure Urgroßeltern geträumt haben, als Marx zu schreiben begann ...

Dann wäre ja jede Sozialtheorie und philosophische Lehre nach kurzer Zeit hinfällig!!
Außerdem soll nicht projiziert werden, sondern überlegt übertragen (also nicht 1:1) und da ist es durchaus legitim zu fragen, was denn bezüglich Sozialismus als Äquivalent zum Proletariat gelten kann.

zu 3,50€:
Geh mal zum nächsten Arbeitsamt! Die haben meist auch eine Abteilung, die sich mit Schwarzarbeit beschäftigt. Wenn du Glück hast nehmen die dich vielleicht mal zu einer Kontrolle (vielleicht nimmt die der BGS oder genauer die Bundespolizei, mittlerweile alleine vor) von einschlägigem Gewerbe wie Bau mit. Dann mach dir selbst ein Bild! Das ist natürlich nicht exemplarisch aber es gibt diese Verhältnisse immer noch, und hier in Deutschland.

weiter zu den 3,50€: Deine Argumentation ist genau die, bei der auch ich sagen würde das Schlagwort wurde missbraucht, weil du die damaligen Arbeitsverhältnisse auf heute projizierst. Daher muss man heutzutage z.B. die Sozialmaßnahmen berücksichtigen um sich mit Marx bezogen auf unsere Zeit beschäftigen zu können.
 
Zuletzt bearbeitet:
volpe schrieb:
Deine Argumentation ist genau die, bei der auch ich sagen würde das Schlagwort wurde missbraucht, weil du die damaligen Arbeitsverhältnisse auf heute projizierst.

Nein, ich vergleiche mit Südafrika heute ;)

Egal, war nur ein Hinweis. Zurück zum Thema ...
 
Zitat:Und wenn mir jemand einen Arbeiter in Deutschland zeigt, der EURO 3,50 verdient, kaum Sozialversicherung hat und 5 Km jeden Tag zur Arbeit laufen muss, dann gebe ich mich geschlagen."

Willkommen in der wirklichen Welt, Neo....ahem Pope!
Davon gibts doch mittelerweile wohl genug in Deutschland.
 
Ach so, ich dachte schon wo denn das sensationelle daran ist, aber 3,50 pro Tag ist schon etwas anderes.
 
Zitat:"Was heißt hier nähern, 6,50?
Es geht um Tariflohn."

Ja, das ist ein schöner Papiertiger.

Ich selbst (nicht nur studiert, sondern auch vorher gelernter Metallfacharbeiter) habe schon für 4,50€ brutto arbeiten müssen (inkl. kombi 4 Schicht & Akkord).
 
Oh, Mercy für so einen Spruch würdest du bei uns an der Arbeitsagentur haarscharf vor einer Sperre stehen.


Ich hatte die Wahl, ich brauchte nur Geld für meine Monatsmiete.

Aber es gibt sehr viele die nur eine einzelne Ausbildung haben und evtl. eine Familie zu versorgen haben. Die müssen für diesen beleidigenden Lohn arbeiten, neuerdings ist es sogar rechtstens vom Arbeitsamt sanktionert zu werden, wenn man der Meinung ist das man für so wenig Geld seine Rechnungen nicht bezahlen kann.
Die moderne Thematik der "nicht-existenzsichernden Vollbeschäftigung" kann man nun bald wirklich mit dem klassischen Proletariat vergleichen.
 
Ich als Außenstehender muss aber da schonmal nachfragen (vielleicht bin ich nur zu weit weg von der Realität und seh vieles nicht):

- Arbeitet jemand heute 16 Stunden am Tag, 6-7 Tage die Woche?
- Arbeitet jemand in lauten Fabrikhallen ohne Lärmschutz? In der Lackiererei ohne Atemmaske?
- Gibt es Betriebe/Arbeitsstellen, bei denen eine Kündigung aus nichtigen Gründen von heute auf morgen ausgesprochen werden kann, ohne Abfindung, ohne dass man sich wehren kann?
- Gibt es Arbeiterfamilien, wo Eltern und 2-3 Kinder in einem Raum Leben, Essen, Kochen, Schlafen etc? und dazu noch vielleicht ein oder zwei "Schlafburschen"?
- Ist unser "Sozialsystem" (Krankenversicherung, Arbeitslosenversicherung, Rentenversicherung, Unfallversicherung etc) trotz aller Kürzungen und Unzulänglichkeiten nicht doch besser als N I C H T S?
- Haben Arbeiterkinder heute nicht einmal die Chance, die Volksschule zu besuchen, weil sie mitarbeiten müssen?
- Sind wir wirklich schon so weit, dass Menschen auf der Strasse verhungern?

Dass die Situation der Arbeiterschaft und der Arbeitslosen schonmal besser war, bestreite ich nicht - den Begriff "Proletariat" zu verwenden, halte ich solange nicht mehrere Punkte oben tatsächlich mit "ja" beantwortet werden, für etwas übertrieben (ich lass mich da aber gern auch eines Besseren belehren).
 
askan schrieb:
Oh, Mercy für so einen Spruch würdest du bei uns an der Arbeitsagentur haarscharf vor einer Sperre stehen.
Ich stehe beruflich, noch, im Kontakt mit den für diesen Bereich zuständigen Arbeitsagenturen (Grenzbereich Bayern / Baden-Würrtemberg).
Bei Rückfragen gebe ich, als Arbeitgebervertreter, Hinweise, auf die Modi einer zugewiesenen Vorstellung.
Damit hatte ich bisher keine Probleme.
Die hatte ich allerdings mit Anbiederungen, die den billigen Jakob spielen wollten.
 
Es sollte eigentlich jedem klar sein, dass, wenn der Verdienst nicht für die Deckung der existentiellen Bedürfnissse ausreicht, andere Wege, ob legal, halb legal oder illegal zur Deckung dieser Bedürfnisse eingeschlagen werden.

Das kann nicht im Interesse der Einwohner unseres Landes, oder des Landes selbst sein.

Wer nicht mehr in der Lage ist, seine Familie auf legale Weise zu ernähren, der kann auch nicht mehr den Gesetzen dieses Landes folgen.
 
Arbeitet jemand heute 16 Stunden am Tag, 6-7 Tage die Woche?
Meinst du jetzt innerhalb eines Jobs oder inklussie der Nebenbeibeschäftigung?

- Arbeitet jemand in lauten Fabrikhallen ohne Lärmschutz? In der Lackiererei ohne Atemmaske?
Ich glaube die Statisken entsprechender Berufgenossenschaften sind voll davon.

- Gibt es Betriebe/Arbeitsstellen, bei denen eine Kündigung aus nichtigen Gründen von heute auf morgen ausgesprochen werden kann, ohne Abfindung, ohne dass man sich wehren kann?
Mit der Begründung das deine Befristung eh schon gestern abgelaufen ist,.. stehen solche Firmen soagr rechtlich auf der sicheren Seite.
Unter Insidern nennt man dies "Vordatieren", Beweise erst erstmal als Arbeitnehmer das es nicht so ist.

@Mercy Ähnliche Erfahrungen habe ich auch, denn ich arbeite im Auftrag einer ziemlich grossen Firma. ´Wenn ich also im Namen der Firma Kontakt diesen....."Leuten" habe, dann läuft alles wie im Bilderbuch, sogar die Existenz und Gültigkeit der Arbeit-und Sozialordnung erkennen sie an und richten sich danach. Aber, ich bin auch ehrenamtlich Tätig und berate Arbeitslose und helfen ihnen bei den Anträgen usw. und habe natürlich auch oft im Auftrag der Arbeitslosen Kontakt zu genau derselben Arbeitsagentur.....was für Märchen die dir auftischen, wenn sie im Glauben sind einen 0815-Arbeitslosen vor sich zu haben!
Gerade wenn man ganz genau weß das die auch anders könnten...dann kann ich nur Wolfgang Neuss ziterien: "ich kann gar nicht so viel fressen, wei ich kotzen möchte."
Gerade im Niedriglohnbereich herrscht Wildwestmentalität, Hire´n´fire, und das teilweise sogar auf Anordnung des Arbeitsamtes.

Das die Leute nicht dagegen aufbegehren, wie in alten Zeiten oder neulich in Frankreich, liegt wohl eher daran das wir zu Couch-Potatoes geworden sind.
 
Seit heute halte ich noch mehr von ihm!
durch Beschäftigung mit "Das Kapital" hab ich im Abi(LK Geschichte, Bayern, 2006) heute bei einer Aufgabe bestimmt volle Punktzahl yeehaaa!
 
Papa_Leo schrieb:
- Arbeitet jemand heute 16 Stunden am Tag, 6-7 Tage die Woche?
ja, kleine selbständige Unternehmer, Freiberufler schon, aber die rechnen wir ja wohl nicht zum Proletariat. Da geht eher das Personal - falls vorhanden - pünktlich nach Hause.

Ansonsten stimme ich dem sonst Gesagten zu.
 
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