Kaspar Hauser und die Genanalysen

andreassolar

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Im Spätjahr 2013 hatte ich mich näher mit dem Kaspar-Hauser-Mythos eingelassen, besonders in Perspektive auf meinen Wohnort Karlsruhe. Die DNA-Analysen waren ein Teilbereich der Reflektion, Suche und Recherche im Hauser-Komplex.



Der DNA-Analyse von 1996 im Auftrag des SPIEGEL folgte eine Genanalyse im Auftrag von ZDF/ARTE im Jahre 2002. Da das 1996 analysierte Blut der vermeintlichen Hauser-Unterhose nicht mit den 2002 vorgenommenen verschiedenen Genproben von Hauser-Gegenständen überein stimmte, gilt die Analyse von 1996 nicht mehr als aussagekräftig. Die Genanalyse des Rechtsmedizinischen Instituts der Uni Münster unter Prof. Dr. Bernd Brinkmann von 2002 sollte – entlang der damaligen Pressemitteilung von ARTE /ZDF und ihrer Reportage sowie anderen Veröffentlichungen – scheinbar mit sehr großer Wahrscheinlichkeit erwiesen haben, dass Hauser der badische Erbprinz gewesen wäre.

Bis in die Gegenwart wird mit dieser Behauptung die Wieder-Ausstrahlung der ARTE/ZDF-Sendung von 2002, zuletzt 2012 bei Phoenix gesendet, begleitet.​

Prof. Brinkmann selber hat allerdings in einem Ende Dezember 2002 geführten „Experten-Chat“, welches das ZDF - in Auszügen - im Internet veröffentlicht hat (siehe Link zur Seite: Sphinx: Mordfall Kaspar Hauser: Kaspar Hauser - ZDF.de), anders zur Genanalyse 2002 seines Instituts Stellung genommen.
Eingangs erwiderte er auf eine frühe Frage, ob seine Gen-Analyse klare Antworten zur Verwandtschaft Hausers mit der badischen Herrscherfamilie liefern könne oder nicht, sie könne es nicht.

Weiter antwortet Brinkmann auf entsprechende Nachfrage, dass für die Gen-Analyse 2002 die mitochondriale DNA (mtDNA) im Vergleich von Hauser und einer Nachfahrin von Hausers angeblicher Mutter Stephanie von Baden untersucht worden wäre. Brinkmann weiter: "mtDNA wird unverändert von der Mutter an die Nachkommen vererbt und von den weiblichen Nachkommen weiter".

Da vom heutigen badischen Adelshaus kein Genspender bereit stand, spendete eine Nachfahrin aus der weiblichen Linie von Hausers angeblicher Mutter Stephanie von Baden Genmaterial.
Entsprechend hätte die mtDNA der Nachfahrin aus der weiblichen Linie von Hausers angeblicher Mutter Stephanie mit Kaspar Hausers mtDNA - als Sohn Stefanies - zu 100% übereinstimmen müssen, doch war das nicht der Fall.

Prof. Brinkmann antwortete auf die Chat-Frage, was es bedeute, dass die Genanalyse nur an einem Ort nicht übereinstimme, entsprechend mit: „''Eine Unterschiedlichkeit an nur einem Ort kommt bei verschiedenen Menschen häufig vor. Sie kann aber auch durch eine Mutation zwischen Mutter und Kind entstehen''.“
Die Unterschiedlichkeit nur an einem einzigen Ort der mtDNA kann demnach häufig auch zwischen nicht verwandten Menschen auftreten, doch ebenso zwischen Mutter und Kind aufgrund eventuell möglicher Mutationen der mtDNA. Die Genanalyse des Rechtsmedizinischen Instituts der Uni Münster hat folglich gezeigt, dass man die Verwandtschaft Hausers mit Stephanie von Baden aufgrund möglicher Mutationen nicht ganz ausschließen kann, doch belegt ist sie damit ebenso wenig, da genauso ein echter mtDNA-Unterschied, aufgrund von Nichtverwandtschaft, ohne Mutationen vorliegen könnte.

Viele Grüße,

Andreas
 
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