Kreuzigung

Tiberius Caesar schrieb:
Meinst du so nach dem Motto: Wo ist Brian aus Nazareth, nehmt ihn runter.
Ich bin nicht Brian, kommt Jungs bringt mich wieder hoch - diese Römer können keinen Scherz ertragen.???

Also mir wäre da kein Fall bekannt, wahrscheinlich ist auch keiner überliefert.
Das heißt jedoch nicht, dass es dies niemals gegeben hat...

s.d.caes.

Na, ja. So in etwa meinte ich es.:rotwerd:

Hab Dank für die Antwort.
 
Joinville schrieb:
Eine etwas naive Frage:

Konnte man von der Kreuzigung begnadigt werden?

Das heißt gab es Fälle wo ein bereits Gekreuzigter wieder lebend vom Kreuz genommen wurde oder galt das Urteil als entgültig bis zum Eintretten des Todes?

Dazu wüßte ich auch keine Beispiele und kann mich auch nicht daran erinnern so etwas jemals gelesen zu haben ( was nichts heißen muss:D ).
Vom rein rechtlichen Standpunkt her, ist das wohl eher schwierig zu betrachten. Während der Zeit des Prizipats/Kaiserreichs war es wohl am ehesten möglich, wenn man vom Princeps/Kaiser begnadigt wurde, der die universelle Macht hatte. Rein logisch ist das aber eher skeptisch zu betrachten, denn warum sollte eine Begnadigung erfolgen, außer es war ein ziemlich makabrer Scherz, obwohl das wohl zu so manchem Tyrranen späterer Jahre passen würde.
Zur Zeit der Republik: Schwierig ist hier nach der Frage der Machtbefugnisse. Da Urteile vom Prätor gefällt wurden, konnten sie meiner Meinung nach auch nur von ebendiesem wieder rückgängig gemacht werden. Ein Vetorecht hatte in diesem Fall wohl kein anderer Magistrat?!

Dazu muss man sagen, dass das römische Rechtswesen weniger präzise war als das heutige und das fehlen einer- im heutigen Sinne- Polizei, machte es selten, dass ein Fall ausführlich geprüft wurde, geschweige denn nach der Verurteilung.

Möglich erscheint es mir eigentlich nur für "Prominente", Senatoren, den Adel, eine Begnadigung zu erhalten, denn für die niederen Schichten interessierte man sich denke ich nach der Verurteilung weniger.

Auch gab es keine Bittschriften, wie im Mittelalter, bei dem Angehörige oder Freunde ein Gnadengesuch für einen Verurteilten einreichen konnten, dass am Besten durch Unterschriften Prominenter unterstützt wurde, so zum Beispiel Adel oder Vetreter der Kirche...
 
Gaius Marius schrieb:
Möglich erscheint es mir eigentlich nur für "Prominente", Senatoren, den Adel, eine Begnadigung zu erhalten, denn für die niederen Schichten interessierte man sich denke ich nach der Verurteilung weniger.

Wurden Adelige denn überhaupt gekreuzigt? ich kann mir vorstellen dass man sie "humaner" umgebracht hat, durch erdolchen oder ähnliches. So war es doch später auch.
 
Bürger Roms (Bürgerrecht, nicht jeder Römer war Bürger), Ritter (kleine Adlige) und aufwärts waren "befreit" von bestimmten Todesarten. Meistens wurde die Todestrafe durch Enthaupten oder Gift vollzogen.

Ein gutes Beispiel ist Paulus. Wie der das römische Bürgerrecht wohl bekommen hat?
 
in dem er zu einem Municipium/ einer Colonia gehörte?

Meines Wissens nach waren zumindest die Oberschicht ganz von der Todesstrafe "befreit", für sie gab es nur die Verbannung wie man bei Ovid sieht.
 
Roxie-Hart schrieb:
Wurden Adelige denn überhaupt gekreuzigt? ich kann mir vorstellen dass man sie "humaner" umgebracht hat, durch erdolchen oder ähnliches. So war es doch später auch.

Nein, Adelige konnten nicht gekreuzigt werden, denn sie waren römische Bürger. Kein Bürger, der die Bürgerrecht besa´konnte gekreuzigt werden, diese Strafe war nur Sklaven und Ausländern vorbehalten. In meinem Beitrag meinte ich eigentlich, dass vom Princeps verurteilte Adelige wieder von diesem begnadigt werden konnten, denn der stand natürlich über den Gesetzen. Allerdings ist mir kein Beispiel einer Kreuzigung eines Patriziers oder pleeijischen Adligen bekannt:grübel: .

@Sheik: Normalerweise erhielten Adlige auch selten die Todesstrafe, es gab sie aber sehr wohl. Ein gutes Beispiel ist die Hinrichtung der catilinarischen Verschwörer durch Cicero. Obwohl er damit gegen die Verfassung verstieß, wären sie doch auch so hingerichtet worden, denn auf Verrat stand der Tod.
 
derigon schrieb:
Ein gutes Beispiel ist Paulus. Wie der das römische Bürgerrecht wohl bekommen hat?

Ich dachte immer, dass Jünger Jesu nicht ausgenommen wurden, wie zum Bleistift Simon Petrus. Die genauen Umstände seines Märthyrertods sind nicht bekannt, aber der Legende nach, soll er mit dem Kopf nach unten gekreuzigt worden sein. Weis jemand, ob Petrus Römischer Bürger war?
 
SRuehlow schrieb:
Die genauen Umstände seines Märthyrertods sind nicht bekannt, aber der Legende nach, soll er mit dem Kopf nach unten gekreuzigt worden sein. Weis jemand, ob Petrus Römischer Bürger war?

Das ist genau das, was Gaius Marius wohl ausdrücken wollte: Paulus war römischer Bürger bzw. besaß er das römische Bürgerrecht, weswegen er nicht gekreuzigt wurde, sondern das "Privileg" hatte, durch das Schwert enthauptet zu werden - zumindest der Legende nach.

Petrus war jedoch Jude ohne römisches Bürgerrecht, weswegen er gekreuzigt wurde.
Der Legende nach aber bat er darum, kopfabwärts diesen Tod zu erleiden, weil er sich als nicht würdig sah, "wie der Herr selbst" zu sterben.

Zum schnellen Nachschlagen:
http://www.heiligenlexikon.de/BiographienP/Paulus.htm
http://www.heiligenlexikon.de/BiographienP/Petrus.htm
 
timotheus schrieb:
Der Legende nach aber bat er darum, kopfabwärts diesen Tod zu erleiden, weil er sich als nicht würdig sah, "wie der Herr selbst" zu sterben.

So kenne ich das auch. Aber ist es nicht so, dass die genauen Umstände von des Himmelschlüsselwächters Tod nur eine Legende ist? In den heiligen Schriften steht nicht darüber vermerkt - ist das ein Beitrag von Josephus?
 
SRuehlow schrieb:
Ich dachte immer, dass Jünger Jesu nicht ausgenommen wurden, wie zum Bleistift Simon Petrus. Die genauen Umstände seines Märthyrertods sind nicht bekannt, aber der Legende nach, soll er mit dem Kopf nach unten gekreuzigt worden sein. Weis jemand, ob Petrus Römischer Bürger war?

Das Thema hatten wir glaube ich schon mal irgendwann:grübel: .
Hab mal kurz bei Wikipedia nachgeschaut:
http://de.wikipedia.org/wiki/Simon_Petrus Hier der Link

Indem dem Beitrag steht so ziemlich folgendes: Paulus, als römischer Bürger starb durch das Schwert, Petrus jedoch, als Jude ( stammend aus Galiläa) soll kopfüber gekreuzigt worden sein, was jedoch im Neuen Testament nicht erwähnt wird und erst in späteren Quellen gefunden werden kann.
 
Genau den meine ich... Soweit ich mich erinnere, hat er einiges über die christlichen Urkirchen aufgeschrieben - Ich weis nicht, ob er Jesus oder Jeshua erwähnt hat, aber über die Gemeinden mit ihren Sitten und Gebräuchen schrieb er, also was er an unwahren Gerüchten fand...
 
SRuehlow schrieb:
Genau den meine ich... Soweit ich mich erinnere, hat er einiges über die christlichen Urkirchen aufgeschrieben - Ich weis nicht, ob er Jesus oder Jeshua erwähnt hat, aber über die Gemeinden mit ihren Sitten und Gebräuchen schrieb er, also was er an unwahren Gerüchten fand...

Jesus hat er erwähnt, allerdings ist die einzige ausführliche Stelle so "christenfreundlich" geschrieben, daß man allgemein davon ausgeht, daß diese Stelle christlich überarbeitet ist.
So weit ich mich erinnere (ich kann mich irren), erwähnt er die Hinrichtung des Jakobus, über Petrus schreibt er nichts.
 
SRuehlow schrieb:
Aber ist es nicht so, dass die genauen Umstände von des Himmelschlüsselwächters Tod nur eine Legende ist?

Deswegen hatte ich auch in beiden Fällen - Petrus und Paulus - geschrieben "der Legende nach"; steht so übrigens auch auf den verlinkten Seiten des Ökumensichen Heiligenlexikons... :fs:
 
Mal ein anderer Gedanke: Gab es nach dem Toleranzedikt 313 von Mailand wirklich keine Kreuzigungen mehr???
Offiziell wurde die Kreuzigung da zwar von Kaiser Konstantin abgeschafft, doch wie lang dauerte es, bis sich dies im ganzen Reich durchgesetzt hatte?

Hier mal ein Versuch von mir für mögliche Antworten:

Konstantins Einfluss, speziell in "seinem" Ostteil des Reiches ist derart groß, dass seine neue Politik sofort greift. Zudem wäre eine solche Entwicklung auch dort wohl allgemein begrüßt worden, da der Osten am stärksten christianisiert war.

Was ist aber mit dem Westen?
Nun, die Kreuzigung war im Westteil des Reiches ohnehin nicht weit verbreitet (Ausnahme: Provinz Africa). Ob überhaupt in den westlichen Provinzen (Ausnahme wieder Africa) Kreuzigungen durchgeführt worden sind, ist mir unbekannt. (Ich zähle die Kreuzigungen nach dem Spartakus-Aufstand im italienischen Kernland bewusst nicht dazu, da das ein Ausnahmefall von extremer Schwere ist)

Demnach wäre es meiner Meinung nach am realistischsten Kreuzigungen nach 313 noch in Africa für möglich zu halten.

Für andere Meinungen, Bestätigungen oder genaue Kenntnisse über die damaligen Entwicklung sowie eine eventuelle Diskussion wäre ich wie immer sehr dankbar.

s.d.caes.
 
Konstantins Einfluss, speziell in "seinem" Ostteil des Reiches ist derart groß, dass seine neue Politik sofort greift. Zudem wäre eine solche Entwicklung auch dort wohl allgemein begrüßt worden, da der Osten am stärksten christianisiert war.

Was ist aber mit dem Westen?
Nun, die Kreuzigung war im Westteil des Reiches ohnehin nicht weit verbreitet (Ausnahme: Provinz Africa). Ob überhaupt in den westlichen Provinzen (Ausnahme wieder Africa) Kreuzigungen durchgeführt worden sind, ist mir unbekannt. (Ich zähle die Kreuzigungen nach dem Spartakus-Aufstand im italienischen Kernland bewusst nicht dazu, da das ein Ausnahmefall von extremer Schwere ist)

Demnach wäre es meiner Meinung nach am realistischsten Kreuzigungen nach 313 noch in Africa für möglich zu halten.


Erst einmal zur Klarstellung: 313 war Konstantin der Kaiser des Westens, Kaiser des Ostens war Licinius.
 
Erst einmal zur Klarstellung: 313 war Konstantin der Kaiser des Westens, Kaiser des Ostens war Licinius.

Da hab ich mich ein bisschen blöd ausgedrückt. Ich meinte mit "seinem" Ostteil nicht den faktischen Herrschaftsbereich, sondern (nach dem er dann ja auch Alleinherrscher war) sein gefühltes Zuhause. Konstantin zog es dann nämlich sehr schnell in den Osten, wo er ja auch 330 die nach ihm benannte und weltberühmte Stadt, die sich später zur zweiten Hauptstadt entwickelte, gründete.

Ich wolte sagen, dass speziell der Osten dann auch in dieser Zeit sich wohl sehr schnell gemäß den Entscheidungen Konstantins veränderte.

s.d.caes.
 
Eine aktuelle Publikation befasst sich mit dem archäologischen Nachweis einer Kreuzigung in Italien, was wohl bislang sehr selten ist:

A multidisciplinary study of calcaneal trauma in Roman Italy: a possible case of crucifixion?
A multidisciplinary study of calcaneal trauma in Roman Italy: a possible case of crucifixion?

Hinweis: der Aufsatz kann in einer Vorfassung hier im open access gefunden werden:
A multidisciplinary study of calcaneal trauma in Roman Italy: a... (PDF Download Available)
 
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